Volltext Seite (XML)
spricht beispielsweise die freisinnige „Saale-Ztg." au». E» heißt dort: »Wer auch immer Arbeiter beschüftigt, hat tagtäglich Gelegenheit, den Effekt der neuen Richtung in den stetig wachsenden Lohnankprüchen und der gesteigerten Unbot- Mäßigkeit derselben praktisch zu beobachten. Auch wird er Gelegenheit finden, zwischen der materialen Lage de» Arbeiters und der des sogenannten Mittelstandes recht lohnende Vergleiche zu ziehen. Die heilsame Erkenntniß, daß e- so ohne ernst« liche Gefährdung des sozialen Gleichgewichts auf die Dauer nicht fortgehen kann kommt dann ganz von selbst. Die logischen Verhältnisse sind theilweise geradezu auf den Kops gestellt worden. Heutzutage sind eS nicht mehr die Arbeitgeber, die sich als Herren fühlen. Wehe dem Unvor sichtigen, der unter Wahrnehmung berechtigter Interessen sich unterfängt, dem Letzten seiner Arbeiter auf die Finger zu sehen! Der wenig natürliche Druck von oben und der Gegendruck von unten haben die soziale Maschinerie ganz aus dem Geleise geschleudert." Es ist leider nicht zu leugnen, daß die öffentliche Meinung und die Presse, wie die Gesetzgebung, die sich seit Jahren mit besonderer Vorliebe mit den mannigfachsten auf die Arbeiterverhältnisse be züglichen Fragen beschäftigt hat, in der Arbeiter welt nur wenig Dank und Anerkennung gesunden hat. Der Grund zu dieser Erscheinung ist der Hauptsache nach darin zu suchen, daß durch die Einwirkung der Sozialdemokratie ein großer Theil der Arbeiter sich dem Wahne hingiebt, sie würden von dem Kapital in rücksichtsloser Weise auSgcbeutet, und wenn dieser Ausbeutung ein Ziel gesetzt sei, müßten die Löhne trotz ver ringerter Arbeitszeit weit über den jetzigen Stand sich erheben. Mit wie schweren Sorgen die Unternehmer ost zu kämpfen haben, wie schwer ihnen oft die Erlangung der erforderlichen Beschäftigung, ja die Beschaffung der Löhne wird, und wie oft das in der Industrie an gelegte Kapital ohne genügende Rente bleibt, daran pflegen die Arbeiter nicht zu denken. So lange diese Erkenntniß aber fehlt, wird die Beun ruhigung in Industrie und Gewerbe fortdauern - zum eigenen Schaden der Arbeitnehmer. Deutsches Reich. Leipzig, 11. Februar. Ihre Majestät die Königin ist heute Abend auf dem Dresdner Bahnhofe mit dem um 9 Uhr 25 Minuten ein laufenden Schnellzuge hier eingetroffen, von Ihren König!. Hoheiten den Prinzen Johann Georg und Max empfangen und nach dem Magdeburger Bahnhof begleitet worden. Von dort aus begab sich die hohe Frau mit dem um 9 Uhr 50 Min. abgehenden Schnellzuge über Frankfurt a. M. nach Baden-Baden. Der Dresdner Hofopernsänger Karl Scheide mantel in Dresden ist in Würdigung seiner künstlerischen Thätigkeit von Sr. Majestät dem König zum „Königlich sächsischen Kammersänger" ernannt worden. Bon den sächsischen Handelskammern ist auf Anregung der Chemnitzer Handelskammer Sr. Exzellenz dem Staatsminister von Nostitz- Wallwitz eine künstlerisch ausgeführte Adresse gesandt worden. Das Ministerium des Innern erläßt folgende Bekanntmachung, die diesjährigen Wollmärkte betreffend: Die diesjährigen Wvllmärkte in Sachsen fallen in Kamenz Montag, den 15. Juni, in Dresden Dienstag, den 16. Juni, in Leipzig Mittwoch und Donnerstag, den 17. und 18. Juni. V. Bischofswerda. Nächste Mittwoch, den 18. Februar, ist der Todestag Luthers. Zur Erinnerung an die Bedeutung dieses Tages soll Abends Uhr in den Kaufer'schen Sälen ein sogenannter parochialer Familienabend d. i. ein Gemeinde-Familienabend, eine Versammlung von Familien der ganzen Gemeinde in Stadt und Land gehalten werden. In gewohnter Weise werden gemeinsame Gesänge mit Ansprachen von Geistlichen und musikalischen Vorträgen abwechseln. Die Ansprachen haben die Herren Pfarrer Hiecke von Rammenau und Herrmann von Burkau, die musikalischen Borträge die Musikschule des Herrn Schmidt hier gütig übernommen. Um recht vielen Gemeindegliedern die Thcilnahme an diesem Familienabend zu ermöglichen, ist das Eintritts geld lediglich zur Deckung der Kosten ans 20 Pf. festgesetzt worden. Ein etwaiger Ueberschnß wird zur Deckung der Antijesuitenpetition verwendet werden. Da nicht mehr als 400 Eintrittskarten ausgegeben werden, ist eine Ueberfüllung des SaaleS nicht zu befürchten. Der Zweck dieser Familienabende ist die Bereinigung aller Stände zu gegenseitiger Stärkung und Belebung christlich evangelischen Sinne- in der Kirchengemeinde. ES werden daher auch Hohe und Niedere, Arme und Reiche an diesem Abend gleich herzlich willkommen geheißen. — DaS König!. Sächsische Ministerium d«S Innern hat genehmigt, daß in dem lausenden Jabre 1891 die Brandkassenbeiträge bei der GeväudeversicherungSabtheilung nur mit zwei Pfennigen von jeder Einheit, und zwar mit ie einem Pfennig am 1. April und 1. October d. I. erhoben weriKn. Bischofswerda, 12. Februar. Heute Vor mittag ließ der Himmel ein recht griesgrämiges Gesicht sehen, düster und trüb war die Stimmung in der Natur, wie es nach Aschermittwoch viel fach auch bei allzu lebenslustigen Menschenkindern vorzukommen pflegt. Gegen Mittag zeigte ein leichter Schneefall, daß des Winters anhaltende Macht noch nicht gebrochen ist, vielmehr ein neuer Anlauf von ihm versucht wird. Die leichte Kälte der letzten Tage, zwischen 2—5 Grad unter Null, dürfte bald von stärkerem Fallen des Quecksilbers abgelöst werden. Von seltener Dauer ist diesen Winter die Eisbahn gewesen, Schlittschuhläufer haben sich nach Herzenslust satt fahren können, und noch immer scheint die Dauer des Frostes anzuhalten. — 13. Februar. Der Winter führt sein strenger Regiment fort. Der Schnee füllt erneut Berg und Thal, in Stadt und Dörfern wird mühsam Bahn gebrochen. Wird der gestrenge Herrscher noch lange regieren? Wir wissen es nicht! Jedenfalls aber zeigt uns ein flüchtiger Blick durch'S Fenster, daß er gegenwärtig immer noch im Vollbesitze seiner Macht ist. — 13. Februar. Heute früh halb 8 Uhr wurde in Uhyst a. T. das Holland'sche Bauer gut in kurzer Zeit vollständig in Asche gelegt; außer Futter-, Heu- und Strohvorräthen ist auch div. Federvieh dem Feuer zum Opfer gefallen. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. — Das Osterfest fällt in diesem Jahre auf einen verhältnißmäßig frühen Termin, nämlich den 29. März, was zur Folge hat, daß die Konfirmation der Katechumenen allhier schon am 22. März stattfinden wird. Bekanntlich wird das Osterfest immer an dem Sonntage gefeiert, der zunächst auf den Frühlingsvollmond folgt, und wenn dieser Vollmond selbst auf einen Sonntag fällt, an dem nächstfolgenden Sonntag. Unter dem Frühlingsvollmond aber versteht man denjenigen, welcher entweder am 21. März oder zunächst nach demselben eintritt. Daher kann denn auch das christliche Osterfest nie vor dem 22. März und nie nach dem 25. April Gregori anischen Stils fallen. Auf den 22. März fiel Ostern das letzte Mal im Jahre 1808, das vor letzte Mal im Jahre 1761, aber weder im 19. noch im 20. Jahrhundert wird sich das wieder holen. Auf den 23. März, wie 1845 und 1856, wird Ostern erst wieder 1913 fallen. Auf den spätesten Termin, den 25. April fiel Ostern in diesem Jahrhundert nur einmal, näm lich im Jahre 1886; im 20. Jahrhundert wird sich dieser Fall im Jahre 1943 ereignen. Im Jahre 1859 fiel es auf den 24. April. — (Der Nutzen der Schlupfwespen.) Nach gesetzlicher Vorschrift haben die Besitzer von Gärten und Fruchtbäumen die Letzteren und die denselben zunächst befindlichen Gebäude und Mauern von Raupennestern, Schmetterlingseiern und Puppen zu reinigen. Bei diesem Abraupe» sind jedoch diejenigen gelblichen und weißen Ge- spinnste, von welchen einzelne etwa die halbe Größe eines Roggenkornes haben und sich in länglichen Häufchen an Bäumen und Mauern finden, zu schonen, da diese nicht Schmetterlings eier, sondern die Puppen der kleinen Schlupf wespen enthalten, welch Letztere ein natürliches Vertilgungsmittel der Raupen sind. Diese zum Schutze und Gedeihen der Früchte und Frucht bäume gegebene Vorschrift ist zu Vermeidung von Strafe unbedingt zu beachten. — Am 1. April dss. Js. kommt ein neuer Tarif für den internationalen Rundreise verkehr zwischen Deutschland,Oesterreich-Ungarn, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz einerseits und Italien andererseits zur Einführung. Die Rundreisehefte, welche mit diesem Tarif dem Publikum zur Verfügung ge stellt werden, sind zusammensetzbar, und es er geben sich deshalb daraus Karten für zahllose Fahrten in Italien von dem verschiedensten Umfange und für alle möglichen Richtungen. Die Preisermäßigung, die mit diesem Tarif ge boten wird, beläuft sich auf durchschnittlich 30 v. H. des Schnellzug-Fahrpreises. Die Rund reisehefte sind giltig zu allen Zügen, geben aber kein Anrecht auf Freigepäck. Hauswalde. Durch die am 9. d. Nach mittag» nach beendeter Probe erfolgte Wahl dei^ Herrn Kirchschullehrer Hugo Fürchtegott Reumnth aus Tautenhain (Bezirk Borna) an Stelle de» verstorbenen Herrn Kantor Richter hat die Vakanz der hiesigen Kantor-Stelle ihre Erledigung, gefunden. Die anderen Probe-Kandidaten waren Herr Lehrer Wenzel aus Sohland a. d. Spree und Herr Lehrer Ihle all» HinterhrrmSdorf. *** Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland. 13. Februar. Durch Feuer wurde vernichtet: Der obere Stock des Hotel „zum „Sächs. Hof" in Sebnitz. — Ein 57jähriger Müllermeister in Wilthen kam mit der rechten Hand ins gehende Zeug und wurde dieselbe so beschädigt, daß sie avgelüst werden mußte. — Der Gutsbesitzer Schreier in Groß-Röhrsdorf wurde von dem Hufschlag eine» Pferdes so getroffen, daß er starb. — Der Maschinist Ludwig aus Niedergrund hat einen Hausknecht in WarnSdors erstochen und einen Kutscher arg verwundet. — Ein 26jähriger Ar beiter in der Papierfabrik zu Sebnitz hat sich durch Fall in heißes Wasser lebensgefährlich verbrüht. — Zwischen Bühlau und Weißig kam der 47jährige Fuhrwerksbesitzer Becker au- Loschwitz, verheirathet und Vater von 10 Kindern, beim Durchgehen der Pferde ums Leben. — Die Genossenschaftsbrauerei zu Zittau ist in eine Aktiengesellschaft mit 308,000 Mk. Kapital um gewandelt worden. — Gegen die Mandau- regnlirung agitiren von 220 Betheiligten nur noch 34. — Der 80jährige Heinrich, bedienstet beim Herrn von Mücke auf Rcnnersdorf, erhielt nach 50jährigen treuen Diensten bei 3 Gene rationen die große silberne Medaille. — Der Orts- und Kirchendiener Göbel in Stürza er hielt bei seinem 30jährigen Jubiläum ein Aner kennungsdekret vom Konsistorium. — Das goldene Ehejubiläum feierten die Herren Bleicherei besitzer Endler in Hertigswalde und Gottlob HauSwald in Dobra. Der diesjährige Sämereimarkt in Dresden wird Mittwoch den 25. Februar auf dem Dresdner Neumarktc abgehalten werden. Das Anfahren der Maaren auf dem Marktplatz darf erst von Dienstag den 24. Februar ab erfolgen. Zuwiderhandlungen hiergegen, sowie gegen die sonstigen auf die Regelung des Verkehrs bezüg lichen Anordnungen der Marktbeamten werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. event. Haft ge ahndet werden. Das zu entrichtende Stättegeld ist aus 25 Pfg. für den laufenden Meter des Verkaufsplatzes festgesetzt. Blasewitz. Mit dem Bau der Loschwitz- Blasewitzer Elbbrücke wird in diesem Frühjahre nach Eintritt geeigneter Bauwitternng begonnen werden. Großenhain, 8. Februar. In hochgradiger Aufregung befand sich während der vergangenen Woche die Bewohnerschaft unsexer Stadt, als sich die Kunde verbreitete, daß es nunmehr end lich gelungen sei, Diejenigen zu ermitteln, welche in der Nacht vom 23. zum 24. August 1865 den grauenhaften Doppelmord an den Birnstein- schen Eheleuten, der damals niSt bloß in ganz Sachsen, sondern weit über Sachsens Grenzen hinaus so großes Aufsehen erregte, verübt hätten. Hatte man geglaubt, daß nunmehr die Schuldigen die verdiente Strafe treffen werde, so wurde es wie ein drückender Alp empfunden, als es zur Gewißheit wurde, daß nach den Bestimmungen des Reichsstrafgesetzbuches infolge der inzwischen eingetretenen Verjährung die Strafverfolgung ausgeschlossen sei.' ^Begnadigung.) Die von dem Königlichen Schwurgericht zu Freiberg wegen Vergiftung ihres Kindes zum Tode verurtheilte Stellmacher- Ehesrau Wagner aus Neuhausen bei Sayda ist von Sr. Majestät dem König zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt worden. Leipzig, 10. Februar. Wie die „L. Z." hört, werden Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Johann Georg und Max auch während der beiden nächsten Universitätssemester noch in Leipzig verbleiben, Prinz Johann Georg, um sich hauptsächlich literarischen und Kunststudien zu widmen, Prinz Max, um sich aus da» juristische Doktorexamen vorzubereiten. Gestern Abend leisteten Ihre Kgl. Hoheiten der Einladung de» Rittergutsbesitzers vr. Fiedler zu einer Ballfest lichkeit Folge, die im kaufmännischen Berein»hause abgehalten wurde, während die hohen Herren heute Abend einem Ball im OffizierSkasino de» 7. Infanterie-Regiments Nr. 106 beiwohnen werden. 8 In Schweidnitz wurde eine Person durch- einen vom Dache fallenden Eiszapfen erschlagen. — Ein Kutscher in Dresden kam unter sein Geschirr Und wurde nicht unerheblich verletzt. — Ein junger Mensch dort suchte sich , zu ver-