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Dies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, MtttwnchO und Eaima-eÄbS, und kostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden „bettetrifttschrrr Beilage^ vierteljöhrlich 1 Mark SO Pf. Einzelne Rümmer 10 Pf. des deui Bekanntmachung Der erste diesjährige Bezirkstag der Amtshauptmannschaft Bautzen findet Dienstag, den 24. Februar dss. Js., Bormittags 11 Uhr, im Gasthof zur goldenen Weintraube Hierselbst statt. Bautzen, am 13. Februar 1891. Der Königliche AmtShauptmann Ul', von Borberg. Montag, den 16. Februar 1891, Vormittags 10 Uhr, kommen in der Hausflur de» hiesigen Königlichen Amtsgerichts 13'/, Centner Weizenmehl gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Bischofswerda, am 12. Februar 1891. Der Gerichts-Vollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Taupe eine Tarifmaßregel der eigenen oder einer aus ländischen Regierung plötzlich in ihren Berech nungen gekreuzt werden könnte, die nicht der Gefahr ausgesetzt wären, von einer philanthropi schen Gesetzgebung zu finanziell schädlichen Ein richtungen gezwungen oder mit neuen Lasten be schwert gegen günstiger situirte Auswärtige konkurriren zu müssen. Dazu kommt die allen Fabriken und Bergwerken, zum Theil auch den Transportgewerben gemeinsame Gefahr der Streiks, die zwar nicht erst im Jahre 1890 zum ersten Male hervorgetreten ist, aber doch sich wiederum höchst drohend bemerklich gemacht und wahrlich nicht dazu beigetragen hat, Lust und Vertrauen zu neuen Unternehmungen und zur Erweiterung bestehender Etablissements zu erwecken. Kein Wunder, wenn bedächtige Kapitalisten ihre Vorliebe den industriellen Papieren entziehen und den eine feste Rente gewährenden Effekten zuwenden. Die Unerquicklichkeit der Beziehungen zwischen Unternehmern und Arbeitern war im Laufe des verflossenen Jahres dem öffentlichen Bewußtsein besonders nahe gerückt durch zwei bedeutsame Daten, an die sich große Besorgnisse knüpften. Der erste Mai, der eine Riesen demonstration des Proletariats aller Länder bringen sollte, und der erste Oktober, an dem die deutsche Socialdemokratie aus der Polizei hast entlasfm wurde, sind zwar ruhig und harm los vorübergegangen, aber die Stimmung des Unbehagens verflüchtigt sich nicht so schnell, die Quelle, aus der sie floß, ist nicht verstopft worden. Auch hat das Jahr keine Eindrücke gebracht, die der Sorge und dem Gefühl der Unsicherheit entgegenwirken konnten, keinen Auf schwung auf irgend einem anderen Gebiete, keine neuen Hoffnungen und Erfolge, die den Blick auf erfreulichere Seiten des Daseins gerichtet hätten. Im Gegentheil, wohin auch die leitenden Köpfe des wirthschaftlichen Leben» sich wenden mochten, überall traten ihnen ungelöste Probleme ernsthaften Antlitzes entgegen, nicht gerade me- dusenhaft, aber noch weniger tröstlich. Es ist kein Geheimniß, daß die kaiserlichen Erlasse vom 4. Februar «ine große Beunruhigung in den industriellen Kreisen hervorgerusen haben, weniger durch ihren unmittelbaren Inhalt als durch die Aussicht, die sie eröffneten, eine Aussicht, die wohl die Richtung, nicht aber die Folgen einer „arbeiterfreundlichen", muthmaßlich also die Pro« duktionSbedingungrn abermals erschwerenden Staatsintervention auf gewerblichem »«biete er« kennen ließ.- Zur Wirthschaftlichen Lage. Dresdner Blätter brachten dieser Tage die Mittheilung, daß in der Residenz die Bau- thätigkeit während des verflossenen Jahres um etwa den dritten Theil hinter dem Ergebnisse des Jahres 1889 zurückgeblieben sei. Dabei ist in diesem Zeitraum kein Arbeiterausstand zu ver zeichnen gewesen, dem man eine Beeinträchtigung der baugewerblichen Thätigkeit hätte zuschreiben können. Aehnliche Meldungen liegen aus zahl reichen anderen größeren Städten des Reiches vor. Ueberall klagt man, daß die Unter nehmungslust zurückgegangen sei — nicht nur aus dem Gebiete des Bauwesens: In den meisten Zweigen des gewerblichen Lebens hat eine Un sicherheit Platz gegriffen, die einestheils die Be sitzer flüssiger Kapitalien abhält, ihre Gelder ge werblichen Unternehmungen zuzuführen, und anderntheils den Industriellen den Muth nimmt zur Verfolgung weitgehender Pläne. Will man die Börse als Barometer unserer wirthschaftlichen Lage galten lassen, so kommen wir ebenfalls zu dem Ergrbniß, daß wir uns auf abfälliger Bahn bewegen, denn wenn man die Liquidations- kourse der Börse während der letzte» Wochen mit denen des gleichen Zeitraumes des ver gangenen Jahres vergleicht, so erblickt man überall tiefe Senkungen, wenigstens bei allen den Effekten, die mit der Industrie, dem Bergbau und internationalen Handelsunternehmungen in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Eine Reihe heftigster Aufregungen verschiedenster Art hat die Sicherheit, mit der die Industrie zu arbeiten wünscht, erschüttert, nicht allein Nach« ivehen vorausgegangener Überproduktion und allzu sanguinischer Preisbildungen, sondern auch -allerlei Ereignisse allgemeineren Charakters, die das Vertrauen zu ruhiger und gedeihlicher Ent wickelung des gewerblichen Lebens in eine bäng liche und gedrückt« Stimmung verwandelt haben. Ein Blatt, welches von jeher zu der Händels- Welt wie zu industriellen Kreisen in enger Fühlung gestanden hat, die „Weserzeitung-, faßt sein Urcherl über die wirthschastliche Lage in die folgenden, wenig tröstlichen Sätze zusammen: "Der Unternehmer und in noch höherem Grade des Publikum» hat sich da» Gefühl bemächtigt, daß der Boden, auf dem man steht, nicht ganz -fest ist, und die Fofge ist, daß letztere» sich scheut, seine Ersparungen denjenigen Instituten muzuoertrauen, deren Schicksal von sozialen, tzttitischm und namentlich handelspolitischen Hattoren stark beeinflußt wird. Heutzutage Bestellungen werden bei asten Postanstalten Jusernt«, welch« in diesem Blatte di« weiteste Verbreitung rutschen Reiche», für Bischofswerda und Umgegend finden, werden bi» Dienstag und Freitag früh S Uhr in ver Expedition diese» Blatte» angenommen. angenommen und kostet dte dreigespaltrne CorpuStrile ld Pf., — — unter „Eingesandt" 20 Ps. Seringster Jnseratenbetrag 2S Ps. Amtsblatt der Kgl. AmtsWPtmannschaft, der Kgl. Schulmspeciiou u. des Kgl. HauMemmmtkS za Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Städtisches zu Bischofswerda. Die Anmeldung der schulpflichtigen Kinder wolle mau Montag, den 18. Februar, nachm. zwischen 2 und 4 Uhr, in der Schulexpedition bewirken. Schulpflichtig werden alle Kinder, welche in der Zeit vom 1. Juli 1884 bis 30. Juni 1885 geboren sind. Für jedes Kind ist ein Impf schein, für diejenigen, welche nicht hier geboren sind, auch ein Geburts- und bez. Taufschein vorzulegen. vr. O. Henze, Dir. ^^m^esiere^^erla^ftm^Erörtttungen zieht das freihändlerische Blatt dann noch die Schutzzollpolitik des Reiches in den Kreis seiner Betrachtungen und kommt zu dem merkwürdigen Schluß, daß auch ihr ein Anttzeil an der all gemeinen Unsicherheit gebührt. Diese Frage bildet jedoch ein Kapitel an sich in unserem wirthschaftlichen Leben, und es würde zu weit abführen, hier näher auf dieselbe einzugehen. Noch ein anderer Umstand kommt aber in Be tracht, wenn von dem Stocken der Unter nehmungslust die Rede ist: Die fortgesetzten Angriffe, die das unternehmende Kapital über sich ergehen lassen muß, können auf die Dauer nur abschreckend wirken. Es wird von mancher Seite geradezu als ein Sport betrieben, zur Auflehnung gegen das Kapital aufzureizen. Man findet in manchen Blättern — nicht allein in socialdemokratischen — fast täglich Hetzartikel gegen die „Kohlenbarone-, gegen die Rentabilität der Bergwerke rc., und vielfach wird die Frage aufgeworfen, „welche Maßnahmen der Staat zu treffen habe, um der Begehrlichkeit der Berg werksbesitzer einen Damm zu setzen-, blos weil dieselben den Vergewaltigungen der Streiks gegenüber durch Zusammenschluß ihr Interesse zu wahren beabsichtigen. Also ein Anrufen der Staatsgewalt gegen Kapital und Unternehmer. Kein Wunder, wenn das Gefühl der Unsicher heit in den Reihen der Industriellen wächst, da sie sich jeden Augenblick von Maßregeln bedroht sehen, die die Basis ihres Schaffens erschüttern, ihre Berechnungen zu Schanden machen, ihre Thätigkeit einschränken und lähmen könnten. Unversehens überträgt sich solche Empfindung des Schwankens auf alle Gebiete des Verkehrs, aus den internationalen Handel, der für die Be rechnung des Erträgnisses, das wegen der Kon kurrenz keine erhebliche Höhe erreicht, eine durch aus sichere Unterlage erfordert, auf die Geld märkte und die Börsen. All diese eben angeführten Gesichtspunkte darf man in keiner Weist in Beziehung bringen mit dem hier und da bemerkbar gewordenen, auf kleinlichen egoistischen Ueberlegungen beruhenden Widerstreben einzelner — erfreulicher PSeise — weniger Industrieller gegen die Einführung eine gewerblichen Arbeiterschutze». Diese Haven in dem allgemeinen socialen Konzert nur eine kaum vrrnchmliche Stimme. Dagegen ist es der Haltung kstr Arbeiter stlbst zuzuschreiben, wenn neuerdings auch im Mittelstand« und bei den kleinen Leuten Bedenken über den jetzigen Kurs laut zu werden beginne«. Solche vedenkp»