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insbesondere, weil ein sehr vornehmer ans Fürsten, hohen MM WM Zuckergehalt erhoffen. Am günstigsten lauten die Berichte über den Stand deSStoppelkleeS, Der bereit» im letzten Monatsberichte erwähnte Raupenfraß hat die Krauternte sehr beeinträchtigt, und auch dir Obsternte war, wie voranSzusehen war, mit Ausnahme der Pflaumen eine sehr geringe. Neue st e Nachrichten. Berlin, 22. October. (Telegr. des „siichs. Erz.") Heute Dienstag wurde die letzte Session des am 21. Februar 1887 gewählten deutschen Reichstages im Weißen Saale des Berliner Schlosses eröffnet. Die Thronrede kündigt ein neues Militär gesetz an, betreffend die Bildung zweier neuer Armeecorps, sowie Mehrausgaben für Armee und Marine behufs Erhöhung der Schlagfertigkeit und im Interesse der Erhaltung des Friedens. Angekündigt werden ferner die Erhöhung der Matri- cularbeiträge, ein neues Bankgesetz, So- cialistengesetz, Errichtung einer Colonial- abtheilung des Auswärtigen Amtes, weiterer Credit für Ostafrika. Die Rede betont schließlich die Erhöhung der Friedens sicherung durch die jüngsten fürstlichen Be suche und hält den Frieden auch im be vorstehenden Jahre gesichert. chrfft wird sich entschieden Zuckergehalt erhoffen. Am günstigst, ' ge» die Berichte über den Stand de» Stoppettlees, ndt der vielfach einen reichen Herbstschnitt ergab. Vermischtes. — (Eine Episode aus dem Leben des Czaaren als Großfürst - Thronfolger.) Daß der Czaar ein Feind alles deutschen Wesens, ja selbst der deutschen Sprache ist, dessen werden sich wohl manche unscrerLeser aus den Zeiten her, wo er noch der Großfürst-Thronfolger war, erinnern. Schon damals war er an der Spitze . der volksthümlichen russischen GegnerschaftDeutsch- lands, während er 1870/71 nicht zögerte, bei ge eigneter Gelegenheit sie offen mit einer gewissen Vorliebe für Frankreich hervorzukehren. Einen concreten Fall seiner Deutschseindlichkeit wollen wir jedoch nicht verfehlen, hier von Neuem an's Tageslicht zu ziehen, insbesondere, weil er mit einem gewissen Humor umgeben ist. In Petersburg bestand Club, dessen Mitglieder Generalen und hohem Adel sich zusammensetzten. Der Großfürst-Thronfolger war der Vorstand dieses Clubs. Ein besonderes Statut dieser exclusiven Gesellschaft stellte die Bedingung auf, daß kein Theilnehmer an demselben sich der deutsche» Sprache, bei Zahlung einer Strafe von 25 Rubel, bedienen durfte. Da begab es sich eines Abends, daß der Kaiser Alexander II. den Club besuchte. Er redete einzelne Mitglieder in deutscher Sprache an und unterhielt sich auch, da er sich derselben gern bediente, in derselben, während die Ent gegnungen auf Russisch erfolgten. Im Weggehen begriffen, wendete sich der Czaar noch einmal an die Herren mit folgenden Worten: „Da fällt mir eben noch ein, daß ich hier im Club Deutsch gesprochen und aus diesem Grunde mich nach den Statuten straffällig gemacht habe. Hier sind die 25 Rubel. — Reichenbachs. Schl., 20. October. (Be gnadigung.) Im Jahre 1860 ermordete der Schuhmacher Kierstein auf der Wanderschaft seinen Reisegefährten, um sich in den Besitz seines Wanderscheines zu setzen. Der Thäter wurde vom Schwurgericht zum Tode verurtheilt; im Gnadenwege wurde dieses Urtheil in lebensläng liche Zuchthausstrafe umgewandelt. Dem 57° jährigen Manne ist jetzt durch Erlaß des Kaisers die weitere Strafe erlassen worden. — Eisenach, 18.October. Auf einer heute bei Sontra (Herzogthum Gotha) stattgefundenen Jqgd entlud sich da» Gewehr eines Jagdgenossen aus Gotha so unglücklich, daß die Ladung dessen jungen Schwager durch den Kopf ging. Der Tod de» Getroffenen trat sofort ein. — Eisenach, 21. October. Gestern Mittag brach in einer Gutsscheune in Völkershausen bei Salzungen Feuer aus. Bon sieben darin befindlichen Knaben sind fünf verbrannt; einer liegt im Sterben und einer ist gerettet worden. — Halle, a. S., 21. October. Bei Ströbeck fand heute Mittag der Zusammenstoß eine» Güterzuges mit einem Personenzug statt. Der Zugführer und zwei Personen trugen Verletzungen davon. — Kalk bei Köln o. Rh., 17. Oktober. In einem hiesigen Walzwerke flog gestern ein Puddel ¬ ofen «»»einander, wobei Personen theilS theilS minder gefährliche Verletzungen t .... DaS Unglück soll durch Unvorsichtigkeit beim Abkühle» jenes Ofens entstanden fein. — Hamburg, 18. Oktober. Da» hiesige Schwurgericht verurtheille heute den Schuhmacher Benthien wegen de» Morde», welchen derselbe seiner Zeit an dem zehnjährigen Knaben Steinsatt begangen hatte, zum Tode. — Die gerichtliche Besichtigung der Leiche der verschütteten Anua Petersen au» Flensburg ergab, daß kein Mord vorliegt. — Hirschberg, 20. Oct. Auf der Eisen bahnstrecke Frllhaminer-Friedland lösten sich gestern ztvei mit Steine» beladene Wagen vom Arbeitszuge ab, rasten durch die Station Fried land hindurch 10 Kilometer weit bis zur öster reichischen Station Halbstadt und zertrümmerten hier fünf österreichische Wagen. Personen wurden nicht verletzt. — Gotha, 18. October. Der Vorsitzende deS GesammtausschusseS des deutschen Schützen bundes, Herr LandgerichtSdirector A. Sterzmg, ist heute hier gestorben. Sterzina war der Gründer des deutschen Schützenbunves, stand während der ganzen Zeit seines Bestehens an dessen Spitze und hat mit geradezu bewunderungs würdiger Aufopferung und Treue für das Blühen und Gedeihen des Schützenwesens gewirkt. — Aachen, 19. Oktober. Die hiesige Straf kammer vcrurtheilte 13 Personen aus dem Kreis Heinsberg wegen gemeinschaftlichen Schmuggels von 11,742 Kilo Roggen zu je 1390 Mark Geldstrafe, sowie zwei Monaten Gefängniß und erkannte ferner auf Einziehung deS beschlag nahmten Getreides. — Die Anzahl der Geisteskranken in den Irrenanstalten Preußens, die im Jahre 1875 18,267, darunter 9356 männlichen und 8411 weiblichen Geschlechts, betragen hatte, war im Jahre 1887 auf mehr als das Doppelte, auf 36,989, darunter 19,963 männlichen und 17,026 weiblichen Geschlechts, gestiegen. Unter 100 Geisteskranken, welche 1887 in den preußischen Irrenanstalten Aufnahme gefunden hatten, be fanden sich demnach 59 Männer und 41 Frauen, gegen 58 Männer und 42 Frauen im Jahre 1875. — (Was für die Volksschule gethan wird.) Die Volksschulausgaben berechnen sich für den Schüler in Preußen auf 24 Mk. 10 Pf., in Baiern 17 Mk. 5 Pf., Sachsen 34 Mk. 58 Pf., Hessen 50 Mk. 34 Pf., Sachsen-Weimar 10 Mk. 2 Pf., Ungarn 11 Mk. 28 Pf., in der Schweiz 27 Mk. 61 Pf., Frankreich 14 Mk 61 Pf., Belgien 35 Mk. 43 Pf., in den Niederlanden 41 Mk. 90 Pf., England und Wales 29 Mk. 82 Pf., Schottland 33 Mk. 45 Pf., Irland 17 Mk. 32 Pf., Rußland mit Finnland 14 Mf67 Pf. — Ein beredtes Zeugniß von dem Segen des UnfallversicherungSgesrtzes giebt nachstehender Fall. Wie bei jedem Eisenbahnbau, so kam auch bei dem Bahnbau Ronneburg-Meuselwitz „aller lei Volks" zusammen, um seine Dienste anzu bieten. Unter Anderem trat ein Fuhrknecht Jüdisch ein, der seit 15 Jahren Frau und Kinder verlassen hatte, in der Welt herumgezoaen war, der Stromerei obgelegen und sich nie wieder um seine Familie bekümmert hatte. Durch eigene Unvorsichtigkeit wurde er im Juli 1886 über fahren und starb infolge der Verletzungen mehrere Tage darauf. Ob und wo seine Frau, die wahr scheinlich von ihm geschieden sei, und Kinder leben, wußte er nicht. Nach nahezu 3 Jahren hört zufällig die hinterlassene Frau in weiter Ferne von dem Vorkommniß und da die Ehe nicht getrennt war, erhielt dieselbe für sich und ihre Kinder ca. 1000 M. rückständige Rente vor wenigen Tagen von der Thüringischen Bau gewerks-Berufsgenossenschaft ausgezahlt und wird ihr ferner jährlich 300 M. Rente gewährt werden. Die UnterhaltungS- und Erziehungs pflicht, deren sich der umherstromernde Vater entzogen hatte, erfüllt nun in ausgiebigster Weise die Baugewerks-BerufSgenossenschast auf Grund des Unfallversicherungs-Gesetzes. — Ueber die deutsche Auswanderung im Jahre 1888 werden der neuesten Ausgabe de» statistischen Jahrbuches für das Deutsche Reich die wichtigsten Zahlen rntnommmen. Die AuS- . Wanderung ist um 1200 Personen geringer ge wesen, wie im Vorjahr«, aber doch noch um 18,640 Personen höher wie im Aus deutschen Häfen wanderten au»H Personen, au» belgischen Häfen 14,057 ck holländischen Häfen 3787 Personen. Z Auswanderung au» französischen Häfen, die Angaben, jedenfalls kann diese Au»w»« „ aber auf rund 5000 Personen veraiffchlagt werden, wie im Jahre 1887, so daß die-efammt» summe der AuSwanderuttg tuüd 10SM) betrW. gegen da» zur Unsitte Großer wie Kleiner ge wordene Verbrennen de» Kartoffelkrautes gewanl und zwar theilS wegen der Belästigung durch den Rauch der Kartoffelkraut-Feuer, theilS aber auch ultd hauptsächlich weaen der Nachtheile für die Landwirtschaft. Da» Kartoffelkraut habe mindestens den Werth deS Strohe». ES düngt, wenn «S unterpflügt wird, giebt ein gutes Lager für das Vieh, lockert die Kompost haufen, ja es kann in knappen Jahren sogar als Futter für das Bieh benützt werden. Der Werth des CentnerS Kartoffelkraut wird auf 2 Mk. 56 Pf. beziffert. Kartoffelkraut mit Ackererde vermischt, giebt einen guten Kompost. Nur die Bequemlichkeit sei es, daß die Ausnützung deS Kartoffelkrautes nicht geschehe. Chemnitz, 20. October. Nachdem schon seit einiger Zeit die Arbeiter der grüßten hiesigen Strumpffabrik streiken, ist nun auch, trotz der bereits erfolgten nicht unerheblichen Erhöhung der Löhne, in mehreren Wirkwaarenfabriken der Umgegend die Arbeit eingestellt worden Li mb ach, 20. October. Ein in der Strumpf fabrik der Herren Conradi u. Friedemann aus gebrochener Streik hat leider den streikenden, sowie den in anderen, namentlich auswärtigen Fabriken beschäftigten Arbeitern Anfangs der vergangenen Woche Veranlassung zu zahlreichen Ausschreitungen gegeben. Bewegten sich die am Dienstag und Mittwoch vor dem Fabrikgebäude der genannten Firma stattgefu»denen Versamm lungen immer noch in de» Schranken, die mit Störung der öffentlichen Ruhe nichts zu thun hatten, so steigerten sich jedoch die Skandale am Freitag derart, daß die gcsammte Polizei sich der Bewegung nicht mehr mächtig zeigen konnte. Es wurde deshalb, Angesichts der Zusammen rottungen, die sich am Sonnabend zu mehren schienen, die Hilfe dcS Militärs herbeigerufen, welches denn auch in der Stärke von einer Com pagnie aus Chemnitz Abends V-7 Uhr einrückte und alsbald die die Fabrik begrenzende» Straßen absperrte, außerdem durch Patrouillen die nach derselben führenden Straßen säuberte. Die Auf regung hier hat den höchsten Grad erreicht, da man nunmehr größeren Zuzug von streikenden Arbeitern aus den Gebirgsdörfern für die nächsten Abende erwartet. Zahlreiche Verhaftungen sind vorgenommen worden, da bedauerlicher Weise Steinwürfe den Militärs gegenüber nicht aus blieben und dazu das Schreien, Singen, Pfeifen einer in ihrer Wuth blinden Volksmasse zu größeren Unruhen Veranlassung gaben. Die durch Zeugenschaft bestätigte Lohnliste, welche die Chefs veröffentlicht haben, wies Löhne nach, die durchaus nicht zu einem Ausstande Veran lassung geben sollten. Chemnitz, 21. October. Der Streik der Arbeiter der größten hiesigen Strumpfwaaren- fabrik von Esche ist beendet; in Limbach und Thalheim dauerte der Streik noch fort. Die 5. Classe der 116. Königl. sächs. Landes lotterie wird vom 4. bis 25. November d. I. gezogen. Die Erneuerung der Loose ist nach 8 5 der dem Plane zu dieser Lotterie ange fügten allgemeinen Bestimmungen vor Ablauf des 26. October 1889 bei dem Collecteur, dessen Name und Wohnort auf dem Loose aufgedruckt und aufgestempelt ist, zu bewirken. Für die Kgl. sächsischen Staatsforstcn wurde ein Capitalwerth von 292 Millionen Mark ermittelt. Ueber den Saatenstand und die Ernte im Königreich Sachsen Ende September entnehmen wir dem Berichte des Landesculturraths folgende allgemeine Uebersicht: der HauptwitterungScharacter des Monats August, große Trockenheit, behauptete sich bis Mitte September, von wo ab dann zu meist kühle Witterung mit vielfachen Nieder schlägen eintrat. Beide Witterungsperioden waren der Herbstbestellung wenig günstig, so daß letztere sehr verzögert wurde; nur da, wo infolge günstigerer Boden-Verhältnisse die Wintersaaten eingebracht werden konnten, sind dieselben in der Regenperiode schön aufgelau en. Desgleichen ist der Rapsstand zumeist befriedigend. Die Regen periode der zweiten McfnatShälfte erschwerte außerdem da» Einbringen des Hafers und de» Grummet», besonder» auf den Gebirgskämmen, und beeinträchtigte die Güte dieser Früchte. Die Kartoffelernte ist fast allenthalben in vollem Gange; die Berichte lauten aber aus nur wenig Bezirken befriedigend, während zumeist über ge- geringen Ertrag, kleine Knollen, Trocken- und Naßfäule geklagt wird und wäre schon um letzterer willen trockene Witterung sehr erwünscht. Den Futter- und Zuckerrüben kam der Regen schon W^ spät, denn dieselben sind fast überall LWMMWWMoch lassen die letzteren hohen