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am Freitag aufgetroffenen Gewitter schlug der Blitz ein in Schneeberg, Griesbach, Neustädte!, Weißbach, Zwönitz; in Griesbach und Weißbach tödtete er Vieh und in Dorfzwönitz wurde ein HauS eingeäschert. Da» Unwetter erstreckte sich auch auf «inen großen Theil Thüringens. Pegau, 12. Juli. Am Freitag Nachmittag ging da» Taubert'sche Mühlengrundstück im be nachbarten Greitschütz au» zur Zeit noch unbe kannten Ursachen in Flammen auf. In Auerbach i. B. wurden am vergangenen Dienstag durch ein größeres Schadenfeuer drei Wohnhäuser eingeäschert. Der königliche LandeScnlturrath giebt folgende allgemeine Uebersicht über den Saatenstand im Königreich Sachsen Ende Juni 1889. Die bereits außergewöhnlich warme Mai-Witterung steigerte sich in den beiden ersten Dritttheilen des Juni zu außerordentlicher Hitze und verursachte fast allenthalben große Trockenheit und zum Theil Dürre, da in manchen Gegenden wochen lang die ersehnten Niederschläge auSblieben. RapS-Ernte zumeist beendet und ist deren Er trag, wie zu erwarten war, schlecht ausgefallen. Auch mit dem Roggenschnitt konnte in Gegenden mit leichtem Boden vereinzelt begonnen werden doch erlangte die Frucht theilweise nur Nothreife. Die Weizensaat hat sich zum Theil gebessert, zum Theil wird über viel Rost geklagt. Am schwersten haben unter der Regenarmuth des Monats Juni die Sommerhalmfrüchte, Knollen gewächse und der Nachwuchs von Klee und Grummet gelitten. Auf den leichten Böden kam der zu Ende des Monats eingetretene günstige Witterungswechsel schon zu spät und haben die betreffenden Gegenden im Sommerroggen, Gerste und Hafer theilweise eine Mißernte zu verzeichnen. In den Gegenden, welche im Mai unter Wolkenbrüchen und Ueberschwemmungen zu leiden hatten, sind die Kartoffeln sehr lücken haft und ungleichmäßig aufgegangcn, da die ge steckte Saat zum Theil verfaulte oder wegge schwemmt worden war. Nur in einer Beziehung lauten alle Berichte erfreulich, hinsichtlich des Einbringens und Ertrags des ersten Kleeschnitts und der Heu-Ernte. Mit der Menge und Güte ist man, mit Ausnahme einiger überschwemmt gewesenen Gegenden, wo das Futter verschlammt wurde, sehr zufrieden. Dagegen ist der Nachwuchs auf Wiesen und Kleefeldern infolge Regenmangels fast überall ein spärlicher und wird vielfach Grünfutternoth befürchtet. Allenthalben sehnt man sich nach Regen, ja nach viel Regen. Daß die inzwischen eingetretenen spärlichen Nieder schläge der Noth allenthalben abgeholfen haben, ist kaum anzunehmen. Bon starkem Hagelwetter, theilweise bis zu totalem Schaden, sind besonders heimgesucht worden Fluren der Amtshauptmann schaft Freiberg, des oberen Theils der Amts hauptmannschaft Flöha und mehrere Gemeinden der Amtshauptmannschaften Marienberg, Anna- berg und Schwarzenberg. Soeben erschien eine statistische Uebersicht des sächs. Militär-VcreinSbundes, bearbeitet vom Bundessecretär Uhde. Darnach zählte der Bund am 1. Januar 1889 1101 Vereine mit 124,855 Mitgliedern. Die Einnahme der Vereine im letzten Vereinsjahre aus den Mitgliederbeiträgcn betrug 493,988 Mk. 77 Pfg. Die von den Vereinen im letzten Vereinsjahrc gezahlten Unterstützungen betrugen in Krankheitsfällen 162,780 Mk. 85 Pf., in Sterbefällen 98,785 Mk. 25 Pf., und an sonstigen Unterstützungen 20,889 Mk. 98 Pf., zusammen 282,456 Mk. 08 Pf. Seit der Gründung des Bundes über haupt wurde gezahlt an Unterstützungen 3,683,648 Mk. 83Pf. Das gesammte Vermögen der sämmtlichen Vereine betrug 1,524,190 Mk. 46 Pf. Die Zahl der Vereinsfahnen und Standarten beträgt 761. Auch im laufenden Jahre ist eine Erstarkung des Bundes wieder zu bemerken. Bis 30. April d. I. sind 19 Vereine mit 997 Mitgliedern neu in den Bund ausge nommen worden. Vermischtes. — „Weg mit den Schlangen!" schreibt Brehm in seinem „Thierleben". In unserm Vaterlande kommt es gegenwärtig schwerlich noch vor, daß ein Mensch durch ein Raubthier sein Leben verliert; viele Fälle aber sind in wenigen Jahren verzeichnet worden, daß Menschen an den Folgen des Bisses einer Kreuzotter starben und eben so viele mögen durch Schlangen ihren Tod gefunden haben, ohne daß es zur allge meinen Kunde gelangte. Der Verlauf der durch Schlangenbiß hervorgerufenen Krankbeit ist mehr oder weniger immer derselbe; eS sei aber hier noch ein von Lenz mitgetheilter Fall, der n^Lt mit dem Tode endigte, wiedergeaeben, weil der selbe beweist, daß ein Tropfen Flüssigkeit aus dem Zahne der Otter ein ganze« Leben zu ver- giften vermag. „Martha Jäger au« Walters- Hausen in Thüringen hatte als 19jährige- Mädchen einen Otterbiß in den Fuß erhalten, ward aber sofort ärztlich behandelt und gerettet. DaS ge bissene Bein jedoch blieb bis zum 40. Lebens jahre insofern krank, als eS bald gelbe, bald blaue, bald rothe Flecken zeigte und schmerzte. Plötzlich verschwand die Krankheit aus dem Beine und warf sich auf die Augen, welche, nach dem sie eine Zeit lang sehr gelitten, gänzlich er blindeten und zwei Jahre lang blind blieben Allmälig stellte sich aber die Sehkraft wieder ein, allein dafür trat schließlich vollkommene Taubheit ein. Es ist grauenvoll, ein langes Leben in solcher Weise vertrauern zu müssen, und wer möchte nicht, wenn er solche Unglücks geschichten hört, nur dem Wunsche beistimmen, daß ernstliche Maßregeln zur möglichsten Aus rottung dieses Schlangengezüchtes getroffen werden!" Brehm fügt der Erzählung dieses Ver giftungsfalles Folgendes hinzu: „Gewiß, wer auS übertriebener Thierfreundlichkeit den Schlangen das Wort redet, frevelt an den Menschen. Besser ist es, daß sie alle, die schuldigen, wie die unschuldigen, vernichtet werden, als daß ein ein ziger Mensch durch das höllische Gift in eine ununterbrochene Qual gebracht werde. Daher Schutz den natürlichen Feinden der Ottern, vor Allem dem Iltis, dem Igel und dem Schlangen bussard, aber unnachsichtliche Verfolgung ihrer selbst und ihres ganzen Gezüchtes!" § — Im Bad Schwarzbach stürzte eine junge Dame aus Breslau im Logishause die Treppe hinab und fand ihren Tod. — Zu Gießmanns dorf in Schlesien fiel der 2^/zjährige Sohn des Handelsmannes Anders so unglücklich, daß eben falls der Tod erfolgte. — Zum deutschen Turn fest in München sind von 1283 Vereinen 13,849 Mitglieder angemeldet worden. — Die Vigogne spinnerei von Worf in Katharinenberg b. Reichen berg ist abgebrannt. — Gleiches Loos hatte das große Mühlenwerk von Krause in Alt-Schönau bei Hirschberg. — Beim Abdecken eines Brunnens in Reichenberg stürzten ein Maurer und ein Ar beiter in denselben. Der erstere war sofort todt, der andere schwer verletzt. — Bei einem Fabrik umbau in Habendorf stürzte eine Decke ein und beschädigte einen Tischler so, daß er bald darauf starb. — Am Sonntag Nachmittag gegen 3 Uhr ereignete sich auf dem Saga »er Bahnhofe ein Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge. Der Güterzug Nr. 2011, der eben von Sorau in Sagan eingelaufen, wurde auf das Verbindungs geleise Gassen-Arnsdorf zurückgeschoben, woselbst in demselben Augenblicke der Zug Nr. 2041 vorüberfahren wollte. Das hohe Strauchwerk der auf dem Bahnhofe befindlichen Anlagen machte den Zugführern ein rechtzeitiges Bemerken der Gefahr unmöglich. Mit furchtbarem Krache fuhr die Maschine 1188 auf die Güterwagen. Sieben Wagen und die Maschine wurden zer trümmert und bohrten sich tief in den Bahn körper ein, die Weichenstellungen und Schienen demolirend. Mehrere Wagen wurden eingedrückt, Puffer abgebrochen und verbogen. Die Wagen waren theils mit Bahngütern, theils mit Stück gut, Chili-Salpeter rc. beladen. Ein Bremser wurde von seinem hohen Sitze weit fortgeschleu dert, kam aber mit leichten Verletzungen davon. Sonst sind Personen glücklicher Weise nicht ver letzt worden. Die Unfallstätte bietet einen schreck lichen Anblick. Mit den Abräumungsarbeiten ist sofort begonnen worden. — Viersen, 12. Jnli. Eine wackere That beging der an der Strecke Viersen-Gladbach angestellte Bahnwärter Schuren. Mit eigener Lebensgefahr rettete der im Dienst ergraute Beamte ein auf dem Bahnübergang befindliches Kind vor dem hcranbrausenden Zuge. Er selbst wurde von den Räumern der Maschine erfaßt und an einem Beine so schwer verletzt, daß dieses abgcnommen werden mußte. — München, 11. Juli. Dem amtlichen Obductionsprotocoll zufolge starben die Opfer des Röhrmooser Eisenbahnunglücks an Gehirn erschütterung bezw. Gehirnlähmung. Außerdem wurden an den Todten Unterschenkelbrüche mit Knochenzersplitterungen festgestellt. DaS Befin den der Verletzten ist befriedigend, aber es dürften für später nachtheilige Folgen für die Gehirn- ihätigkeit zu befürchten sein. — Ein schweres Unglück ereignete sich in Wandsbeck auf der Actien-Lederfabrik an der Zollbrücke. Eine etwa 11 Fuß tiefe Grube sollte wieder in Benutzung genommen und des halb von den zurückgebliebenen Gerbstoffen ge» reiniat werden. Nachdem der ... Grube abgenommen und eine LeiKr in dieselbe hinabgelassen worden war, betrat ei» Arbntee die letztere. Er hatte jedoch erst wenig« Schritte abwärts gethan, als er, von den in ver Grube angesammelten Gasen betäubt, hinabstürzte und in der Schlammmasse versank. Ebenso erging: eS drei anderen Arbeitern, die dem Verunglückten zu Hilfe eile» wollten. Der fünfte Arbeiter wurde von einem gleichen Schicksal nur durch rasches Zugreifen der auf sein Hilfeaeschrei herbei geeilten Leute bewahrt. Nachdem die Gase ent wichen, wurden die vier Verunglückten auS der Grube herauSgeschafft. Zwei Aerzte waren, schnell herbeigeeilt, doch war der zuerst hinabge stürzte Arbeiter bereits gestorben. Die anderen drei lebten zwar noch, befanden sich aber sämmt- lich in besorgnißerregendem Zustande, und es ist bis jetzt wenig Hoffnung vorhanden, sie am Leben zu erhalten. - Ratibor, 15. Juli. Der Regierungs assessor Erich v. Selchow, Sohn deS Geheimen Regierungsraths dieses Namens, erschoß auf dem Anstande in Rudnik aus Versehen eine Frauens person, welche sofort todt war. — Die Unsitte, Obstkerne und Obstreste achtlos fortzuwerfen, hatte kürzlich in Berlin wieder einen Unglücksfall herbeigeführt. Die Schlosserwittwe Minna Br. war mit Scheuern der Treppe beschäftigt, als sie plötzlich auf einem Kirschkern ausglitt und über den Scheuereimer hinweg die Treppe hinabstürzte. Hierbei wurde die Bedauernswerthe sehr schwer verletzt. — lStreik der Berliner Bäcker.) Die Berliner Bäcker haben in einer von über 5000 Gesellen besuchten Versammlung für Freitag den 12. Juli den Beginn des allgemeinen Ausstandes erklärt. Die Versammelten haben sich einhellig verpflichtet, von keinen anderen als den vom Verband angestellten Sprechmeistern Arbeit an zunehmen und vierzehn Tage hindurch auf jede Unterstützung zu verzichten. — Von den 4000 Berliner Bäckergesellen streiken seit Freitag etwas über 2000. Die Meister, die nach wie vor fest entschlossen sind, die Forderungen der Geselle» nicht zu bewilligen, zwingen die Arbeit mit den ihnen gebliebenen Kräften. Auch Militärbäcker sind in den Werk stätten thätig. Ebenfalls ist ein Streik unter den Spandauer Bäckern ausgebrochen. — Lübeck, 15. Juli. In Neustrelitz wurden auf dem alten Friedhof sechs Grabgewölbe er brochen. Elf Särge wurden nach Kostbarkeiten und Schmucksachen durchwühlt. — Gera. Bei Abbruch des an den Kauf mann M. Biermann verkauften fürstlichen Palais wurde ein menschliches Scelett aufgefunden, das von festen Mauern eingeschlossen war. Der Schädel ist noch sehr gut erhalten und stammt nach Aussage Sachverständiger von einer ungefähr 40 Jahre alten Frau. Zahlreiche Neugierige umstehen die Fundstätte, und über diese sonder bare Einmauerung eines Leichnams wird natürlich vielerlei gesprochen. — In Langensalza stieß ein Raufbold einem vom Vogelschießen heimkehrenden Ulanen ohne Veranlassung ein Messer in den Rücken und verletzte ihn nicht ungefährlich. Die Kameraden verfolgten den Messerhelden, ergriffen ihn und bearbeiteten ihn allerdings derart mit blanker Waffe, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. — Die durch das Spielen von Kindern mit Streichhölzern verursachten Brände fangen all- mählig an, eine Art Landescalamität zu werden. Nach der Statistik der öffentlichen Feuerver- sicherungsanstaltcn in Deutschland haben diese allein in den acht Jahren 1879—1886 rund- 6000 durch Kinder verursachte Brände zu ver zeichnen gehabt, welche, abgesehen von dem Verluste an Mobiliar — eine Schadenvergütung: von 13,000 Gebäuden in Höhe von etwas über 10 Millionen Mk. erforderten. — Waldenburg in Schl., 12. Juli. Vor etwa einer Stunde ging hier und in der Um gebung ein Schloßenwetter nieder, wie es noch- nie beobachtet worden ist. ES fielen Schloßen von doppelter Eiergröße, so das kein Dach» Fenster oder Dachrinne ganz geblieben ist. — Ratibor, 12. Juli. Ein furchtbarer Orkan verwüstete die Stadt und Umgegend. Ganze Straßen wurden sußhoch überfluthet. Furchtbare Verwüstungen sind in allen Stadt- theilen angerichtet. Der Schaden an Feldern und Obst durch nußgroß« Hagelkörner ist unbe rechenbar. Die Telegraphenlettungen waren zeit weilig unterbrochen, viele Drähte sind durch entwurzelte Bäume zerrissen, die Thurmkrruze verbogen, zahllose Dächer abgetragen. Lt^d« Maschinenfabrik und Eisengießeres^AW M Comp. stürzte ein großer G»M :