Volltext Seite (XML)
Am DienStag ftüh 1>/«Ühr brannten Wohn» Han», Scheune und Gedingehaus des Gutsbesitzers Gustav Adolf Mosig in Ebersdorf nieder. DaS Feuer verbreitete sich so schnell, daß außer dem Viehbestände nur wenig gerettet werden konnte. In Schellenberg sind in der Nacht zum Mittwoch 5 am Gottesacker gelegene Scheunen, welche Ackergeräthe, sowie eine Partie Getreide, Heu rc. enthielten, vollständig niedergebrannt Die Zahl der Herbergen „zur Heimath" ist in Sachsen nunmehr auf 34 gestiegen. Die letzte derselben wurde am 10. Januar in Lausigk er öffnet. Auch im Königreich Sachsen werden bereits Maßnahmen zur Einführung der Armeeverstärk ungen getroffen: die Geschütze für die 24 neuen Feldbatterieen sind bei Herrn Krupp in Essen bereits in Bestellungen gegeben worden. Berlin, 9. Februar. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Allerhöchste Verordnung vom 26. Januar 1887, betreffend die Militärtrans portordnung für die Eisenbahnen im Kriege, welcher der Bundesrath am 13. Januar zugestimmt. Straßburg, 10. Februar. Der Hauptpassus in der gestrigen Rede des Statthalters Fürsten Hohenlohe lautet wie folgt: „Je mehr in mir das Gefühl der Anhänglichkeit an dieses Land erstarkt, um so inniger ist mein Wunsch, daß Gott dasselbe bewahren möge vor jeglicher Trüb sal, insbesondere dasselbe behüten möge vor einem schrecklichen blutigen Kriege. Wenn ich heute das verhängnißvolle Wort aussprechr, so geschieht es nicht, weil ich den Krieg als nahe bevorstehend ansehe, eben darüber dürfen wir uns keiner Täuschung hingeben: die Gefahr besteht und wird so lange bestehen, als unsere westlichen Nachbarn sich nicht an den Gedanken gewöhnen können, daß der durch den Friedens-Vertrag ge schaffene Rechtszustand ein dauernder sei. Die Gefahr wird uns sofort gegenübertreten, wenn es einer unruhigen Minderheit gelingen sollte, das sonst so friedliche und arbeitsame Volk Frankreichs zu Entschlüssen fortzureißen, die uns nöthigen würden, für unser Recht mit aller Energie und mit der ganzen Macht des Reichs in die Schranken zu treten. Ist dem so, dann gewinnt jede öffentliche Kundgebung diesseits der Vogesen, besonders die Wahlen, eine erhöhte Bedeutung, da sie Elsaß-Lothringen Gelegenheit bieten, seine friedliche Gesinnung zu bethätigen und mitzuarbeiten an dem Werke der Erhaltung des Friedens. Nichts wäre geeigneter, die Kampf lust jener erwähnten Minderheit anzusachen, als die Wahl von Männern, welche die Zweifel an der Dauer unseres Rechtszustands theilen oder welche sich weigern, dem deutschen Reiche die Mittel zur dauernden Erhaltung eines starken Heeres zu gewähren." In Straßburg sollen, der „Franks. Ztg." zufolge, sechs neue Proviantmagazine errichtet, das artilleristische Material und die Außenforts verstärkt werden, die letzteren in ihren Case- mattirungen derart, daß sie auch den stärksten neuen Explosivstoffen wiederstehen können. — Die Schweiz soll ihre militärischen Vorbereitungen jetzt so gefördert haben, daß sie in kürzester Zeit 100,000 Mann an die Grenze Wersen kann. Limburg, 9. Februar. Das Amtsblatt des Bisthums Limburg veröffentlicht einen Erlaß des Bischofs, welcher dem Clerus untersagt sich an der Wahlagitation gegen das Septennat zu betheiligen; den neugewählten Mitgliedern des Centrums dürfe nicht erschwert werden, den im Schreiben des Cardinal - Staatssecretärs Jakobini ausgedrückten Wünschen Rechnung zu tragen. München, 9. Februar. Die „Allgemeine Zeitung" veröffentlicht den italienischen Wortlaut des dem bereits bekannten Schreiben des Cardinal- Staatssecretärs Jakobini vom 21. Januar vor ausgegangenen ersten Schreibens Jakobini's an den hiesigen Nuntius vom 3. Januar nebst folgender Uebersetzung: Hochwürdigster Herr! Aus meinem Telegramm vom 1. Januar haben Sie ersehen, daß allernächstens der Entwurf zur schließlichen Revision der preußischen kirchenpoli tischen Gesetze vorgelegt werden wrrd. Man hat darüber ganz kürzlich fbrmale Zusicherungen ge habt, welche die früheren dem Heiligen Stuhl hugeganaenrn Nachrichten bestätigten. Sie können somit Windthorst in dieser Hinsicht berukigcn und die Zweifel, welche derselbe in seinem, Ihrem letzten geschätzten Berichte brigefügten Schreiben ausgesprochen, zurückweisen. Im Hinblick auf diese nahe, bevorstehende Revision der Kirchen gesetze, welche — wie Grund ist anzunehmen — befriedigend ausfallen, wünscht der heilige Vater, daß das Centrum die Vorlage betreff- des militärischen SeptennatS in jeder demselben möglichen Weise begünstige. Es ist hinlänglich bekannt, daß die Regierung auf die Annahme dieses Gesetzes den grüßten Werth legt. Wenn eS nun infolge dessen gelingen sollte, die Gefahr eines nahen Krieges zu beseitigen, würde das Centrum sich sehr verdient gemacht haben um das Vater land, um die Humanität und um Europa. Im entgegengesetzten Falle würde man nicht verfehlen, ein feindseliges Verhalten des Centrums als unpatriotisch zu betrachten; eine Auflösung des Reichstags würde auch dem Centrum nicht un erhebliche Verlegenheiten und Unsicherheiten be reiten. Durch die Zustimmung des Centrums zu der Septennatsvorlage würde aber die Regie rung den Katholiken, wie auch dem heiligen Stuhl immer geneigter werden. Aus die Fort dauer der friedlichen, gegenseitig vertrauensvollen Beziehungen zu der Berliner Regierung legt der heilige Stuhl keinen geringen Werth. Sie wollen daher die Führer des Centrums auf daS Leb hafteste dafür interessiren, daß sie ihren ganzen Einfluß bei ihren College» anwenden und die selben versichern, daß sie durch die Unterstützung des Septennats dem heiligen Vater eine große Freude bereiten und daß das für die Sache der Katholiken sehr vortheilhaft sein wird. Wenn diese' Letzteren auch infolge der neuen Militär gesetze immerhin neuen Lasten und Beschwerlich keiten entgegengehen, so werden sie andererseits entschädigt werden durch den vollständigen religiösen Frieden, welcher doch das Höchste aller Güter ist. Indem ich vorstehende Betrachtungen Ihrem Takte und Ihrer Umsicht anvertraue, bin ich überzeugt, daß die in Betracht zu ziehenden Per sonen den Verhältnissen gegenüber davon Gebrauch machen werden. Gez.: Cardinal Jakobini. Weimar, 10. Febr. Das Staatsministerium hat eine dura- öffentlichen Anschlag zu verbreitende Bekanntmachung erlassen, welche es für gänzlich irrthümlich erklärt, daß die Annahme des Sep tennats die Herbeiführung einer siebenjährigen activenDienstzeit derMilitärdienstpflichtigen bedeute. Ueber blutige Tumulte, welche sich in Stettin ereigneten, wird berichtet: Auf dem „Bock" fand eine focialdemokratische Wahlversammlung statt. Sprechen sollten Herbert-Stettin, Görcki und Schwenhagen aus Berlin. Bei der Rede Herbert's ward die Versammlung polizeilich aufgelöst. Die Aufforderung des Beamten, den Saal zu räumen, ward mit Geheul beantwortet. Die Socialdemo kraten weigerten sich, den Saal zu verlassen, Biergläser in Masse wurden auf die Tribüne geworfen, wo sich die Schutzleute befanden, die mehrfach getroffen, die Tribüne verlassen mußten. Nun drängte die Menge in wilder Hast den Ausgängen zu und gleichzeitig begann das Werk der Zerstörung. Die Außenstehenden bombardirten mit von einem nahen Neubau herbeigeschlcppten Steinen die Saalfenster und rannten mit Brettern und Bohlen die Thürfüllungen und eisernen Fensterkreuze ein. Nach dreiviertel Stunden traf eine Abtheilung des Königsregiments ein. 20 Mann griffen schließlich an, mit aufgestecktem Seitengewehr, da sich die Menge von dem Zer störungswerke nicht abhalten ließ. Hierbei erhielt ein Arbeiter einen tödtlichen Stich in die Brust und starb bald darauf. Auch fonst sind erheb liche Verwundungen vorgekommen. Daß diese Ausschreitungen eine Anzahl Verordnungen und Verfügungen nach sich ziehen werden, gilt als zweifellos; der Stettiner Vorgang hat jedenfalls gezeigt, welche bedenklichen Verwüstungen die socialdemokratischen Irrlehren in den Köpfen un erfahrener Arbeiter angerichtet haben. Man sieht die Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Stettin als unmittelbar bevorstehend an. Bulgarien. Der „Polit. Corr." wird aus Constan- tinopel unterm 10. Februar gemeldet: Zankow verweigere die Annahme des ihm angebotenen Zugeständnisses, wonach ein Regent und zwei Minister aus Mitgliedern der Oppositionspartei entnommen werden sollen, derselbe verlange viel mehr eine größere Vertretung der Opposition in der Regentschaft. Italien. Rom, 9. Februar. Eine amtliche Depesche des Generals GenL an den Kriegsminister über die am 25. und 26. v. M. stattgehabten Kämpfe sagt: Das Verhalten der Truppen war ein glänzendes. Die Zahl der Todten beträgt 23 Offiziere und 407 Soldaten, die Zahl der Ver wundeten 1 Offizier und 81 Soldaten. Alle Verwundeten befinden sich im Hospital von Massauah, der größere Theil derselben wird mitt dem Postdampfer in die Heimath befördert. England. London, 9. Februar. DieSocialistenhattem infolge des Verbot- der Polizei von dem für? gestern beabsichtigten Fackelzug zwar abgesehen^ veranstalteten am Abend aber eine öffentliche- Kundgebung auf Clerkenwell Green. Nach den« Schluffe derselben wurden von einem Volkshaufen,, der seinen Weg nach dem Osten der Stadt nahm^ bei dem Durchziehen der Straßen mehrere Schau fenster cingeschlagen und mehrere Läden geplündert. Durch das Einschreiten der Polizei, welche mehrere Verhaftungen vornahm, wurde dem Unfuge- schließlich ein Ziel gesetzt. Frankreich. Pari«. Die Kammer hat ohne Discusfion nahezu einstimmig das außerordentliche Budget: des Krieges und der Marine angenommen.. Nachdem der Ministerrath beschlossen hat, den Antrag auf Verschiebung der Berathung dieses^ Budgets zu bekämpfen, ist der Antrag gar nicht: eingebracht worden. Lyon, 9. Februar. Gestern Abend platzten hinter dem Justizpalaste zwei gegen ein Gitter des benachbarten Polizeicommissariats geschleuderte Bomben. Es wurden sechs Personen und zwar- ein Pvlizei-Commissar, dessen Secretär und vier? Polizeiagenten verwundet. Die Verletzung des- Polizei-Commissars ist eine erhebliche. Von den Thätern ist bisher noch keine Spur entdeckt. Vermischtes. (Noch ein Wort unseres Kaisers.)- Bor einiger Zeit hatte ein nach Berlin komman- dirter höherer Offizier beim Kaiser eine Audienz. Der Monarch ehrte den Offizier durch eine längere Unterhaltung, bei welcher er auch des verdienten alten Generals H. erwähnte. „Ja,, ein tüchtiger General", sagte der Kaiser, „das ist: wahr: nur schade, daß er nicht mehr reiten kann." Nach einer kleinen Pause fuhr der hohe Herr fort: „Ich kann ja auch nicht mehr reiten, und ich sage Ihnen" — hier neigte er sich dicht an das Ohr des Offiziers — „wenn ich ein gewöhn licher General wäre, so hätte ich schon längst den Abschied bekommen." — Elsaß-Lothringen. In Straßburgwar die Kriegsfurcht so groß, daß nicht weniger als- 120,000 Mark auf der Sparcasse gekündigt und erhobeit worden sind. — In einer fidelen Kneiperei in BerlinS^V wurde ein Theilnehmer verurtheilt, 12 große- Nordhäuser hintereinander auszutrinken. Auf dem Nachhausewege brach er bewußtlos zusammen und Tags darauf ist er gestorben. — Im Salzschacht von Schönebeck ist man bei den Bohrungen auf Steinsalz gestoßen. Nahezu 1 Meter ist der Bohrer eingedrungen- Wenn dieser Salzfund nicht, wie man befürchtet, ein sogenanntes „Nest" gewesen ist, dürfte dieses Ereigniß für den Schacht wie für Schönebeck von größter Bedeutung sein. — Der Hauptausschuß der Altenburger Landesausstellung zeigt den Zeichnern von Anteilscheinen durch Rundschreiben an, daß sich der Fehlbetrag noch um 5000 Mark erhöht hat und also 66,978 Mark beträgt. — Wie streng die französischen Gerichte gegen die bekannte Handlungsweise kleinerer Wem- händlerfirmen, Etiquetten, Stopfenbrand und Verpackung bekannter großer Häuser nachzuahmen,, vorgehen, zeigt ein dieser Tage gefälltes Urtheil des Gerichtshofes in Rheims. Durch dasselbe wurde der Inhaber der Firma O. Maurier L Co., die obigen Betrug in einem Falle sich hatte zu Schulden kommen lassen, zu zwei Jahr Gefänguiß, 10,000 Frcs. Schadenersatz und Veröffentlichung des Urtheils in verschiedenen Zeitungen verurtheilt. -ES wurde.dabei u. A. festgesetzt, daß für letzteren Zweck die Kostensumme bis zu 5000 Frcs. betragen dürfe. — (Achtzehn Personen ertrunken.^- Aus Caglarie wird berichtet: Im nahen Sam- piero stürzte während einer öffentlichen Tombola eine ins Meer hineingebaute Tribüne ein. 57 Personen stürzten in die Fluthen, wobei 18 er tranken. Zwei Personen erlitten Beinbrüche, die anderen wurden gerettet. — San Fracisko, 10. Februar. Während des ConcerteS, welches gestern Abend im hiesigen Opernhause stattfand, wurde von einem Irrsinnigen eine Bombe gegen Adelina Patti geschleudert- Die Bombe platzte jedoch zu früh und verletzte nur den Irrsinnigen. — Ein furchtbares Eisenbahnunglück ereignete sich am 5. Februar Morgen« auf der- Vermont Centralbahn (Vereinigte Staaten). AlS-