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für den Se;irk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Abonnement merielj. l M. 25 Pf. einschließl. c-eS .Jllustr. Unterhaltungsbl' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen"' in der Expedition, bi' unseren Boten sowie bei allen Neichspostanstalten. Lrlrgr.-Adrcstc: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich 'drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile l2 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. /ernsprrcher Nr. Litt. —54. Jahrgang. Dienstag, den 19. Februar An Beiträgen der Besitzer von Pferden und Rindern zur Deckung der im Jahre 1906 aus der Staatskasse bestrittenen Verlage an Viehseuchenentfchädiaungen re. sind für jedes der am l. Dezember 1906 ausgezeichneten a) Pferde - M. 96 Pf., d) für Rinder im Alter von sechs Wochen und darüber - M. 2l Pf. und e) Kälber im Alter von weniger als sechs Wochen ebenfalls — M. 21 Pf. zu leisten. Die zur Einhebung dieser Jahresbeiträge berufenen Polizeibehörden (Stadträte, Bürger meister, Gemeindevorstände) werden angewiesen, auf Grund der von den Kreis- bez. Amts hauptmannschaften an sie zurückgelangten Verzeichnisse die oben ausgeschriebenen Beiträge von den betreffenden Viehbesitzern unverzüglich einzuheben und bis spätestens den 2. April 1907 unter Beischluß der Verzeichnisse an die Kreis- bez. Amtshauptmannschaften abzuliefern. Dresden, am 7. Februar 1907. Ministerium des Innern. Wegen Reinigung bleiben die Geschäftsräume am 2 2. und 23. Aeöruar 1907 für nicht dringliche Angelegenheiten geschlossen. Königliches Amtsgericht Eibenstock, am 15. Februar 1907. Wegen vorzunehmender Reinigung bleiben die Expeditionen der hiesigen Gemeinde verwaltung, des Standesamtes sowie der Sparkasse Donnerstag und Freitag, den 21. und 22. dieses Monats geschlossen. Unaufschiebbare Geschäfte werden an diesen Tagen von Vormittags ll bis 12 Uhr erledigt. Schön Heide, am 18. Februar 1907. Der Gemeindevorstand. Pie sächsischen Landtagswayten. Kaum sind die Reichstagswahlen zum Abschlüsse ge kommen, so lenkt sich der Blick auf die im Herbste dieses Jahres bevorstehenden Wahlen zum sächsischen Landtage, und in den in Frage kommenden Kreisen dürften bereits in Kürze die vorbereitenden Schritte seitens der Parteien beginnen. Es sind diesmal 30 von den 82 be stehenden Wahlkreisen, die neue Abgeordnete zu küren haben, nämlich außer dem verfassungsmäßig an der Reihe befindlichen Dritteile noch der Wahlkreis Dresden I, der 45. ländliche (Oelsnitz-Adorf) und der 39. ländliche Wahlkreis (Meerane- Crimmitschau), wo Ersatzwahlen für die verstorbenen Abge ordneten Handelskammersyndikus Schulze-Dresden (natlib.) und Rittergutsbesitzer Bunde-Erlbach (kons.), sowie für den Regierungsrat Seyfarth (kons.), der sein Mandat niedergelegt hat, vorzunehmen sind. Von den Vertretern städtischer Kreise scheiden aus die Abgeordneten: Behrens, Kauf mann, Dresden II (kons.); Bochmann, Julius, Baumstr., 20., Aue-Schwarzenberg (kons.); Knobloch, Kaufmann, 3., Bischofswerda-Radeberg (kons.); Liebau, Kaufmann, 13., Burgstädt-Rochlitz (kons.); Müller, Fabrikbesitzer, Leipzig IV (natlib.); Reinecker, Maschinenfabrikant, Chemnitz II (kons.); -s- Rollfuß, Syndikus der Handels und Gewerbekammer, Zittau I., Löbau-Zittau (natlib.); Rühlmann, I)r. Rektor, 9., Döbeln-Leisnig-Waldheim (natlib.); Schill, vr. Geh. Justizrat, Rechtsanwalt, Leip zig II (natlib.); Teich mann, Stadtrat und Kaufmann, 16., Crimmitschau-Werdau (natlib.); Vogel, vr., Rentier, Dresden III (natlib.); Wittig, Bürgermeister, 5., Rabenau (kons.). Von denen ländlicher Wahlkreise: Facius, Spinnereibesitzer, 36., Lugau - Meinersdorf - Oelsnitz (kons.); Förster, Guts- und Fabrikbesitzer, 11., Altendorf-Berthels- dorf-Zeschnig (kons.); Goltzsch, Gutsbesitzer und Gemeinde vorstand, 12., Nenntmannsdorf b. Pirna (kons.); Hähnel, Geh. Oekonomierat, 4., Altbernsdorf-Kuppritz (kons.); Held, Gutsbesitzer, 1., Althörnitz - Eckartsberg (kons.); Kluge, Fabrikbesitzer, 14., Berthelsdorf-Deutschneudorf (kons.); RIerkel, Fabrikant, 31., Borna-Rabenstein (kons.); v. Querfurth, Edler, Bergrat, Eisenhüttenwerksbesitzer, 42., Beierfeld-Schön- Heide (kons.); Richter, Fabrikbesitzer, 2., Großschönau- Seifhennersdorf (natlib.); Schneider, Fabrikbesitzer und Gemeindeältester, 41., Aschern - Oberreichenbach (kons.); Schubart, Oekonomierat, 32., Euba (kons.); Sobe, Guts besitzer und Gemeindevorstand, 5., Pommritz (kons.); Steyer, Oekonomierat, 15., Bräunsdorf-Neundorf (kons.); Trüber, Gemeindevorstand, 9., Arnsdorf-Zaschendorf (kons.); Zeid ler, Rittergutsbesitzer, 44., Oberlosa (kons.). Pie Rechnung. Die sozialdemokratischen Führer stecken jetzt in keiner angenehmen Haut. Am Dienstag geht der Reichstag an, und noch haben sie nicht den kleinsten Anfang dazu gemacht, ihren bisher so blind vertrauenden Anhängern im Lande über die Wahlereignisse Rechnung zu legen. Dafür haben sie alle Hände voll zu tun, die Kritiker, die vernehmlich an die Türen pochen, zu beschwichtigen. Der Parteivorstand hat wohl eine lange Erklärung von sich gegeben, aber wer darin irgend einen soliden Gedanken gesucht hat, legt dies Papier ent täuscht aus der Hand. Die Lage ist nicht so, daß sich die 3'/. Millionen sozialdemokratischer Wähler noch länger mit Redensarten abspeisen lassen werden. Nachdem man sie so lange mit .Aussichten' genarrt hat, werden nun endlich die .Einsichten' kommen. Und es wird den Parteiführern nicht gelingen, alle die Fragen, die jetzt nach Antwort verlangen, in einem großen Schweigen zu begraben und ihre Wähler zu überzeugen, daß jetzt nach verlorener Schlacht Ruhe die erste Bürgerpflicht sei. Wir haben schon erwähnt, daß diese Parole nicht mehr zieht. Vor allem ist es Bernstein, der seiner Partei den Spiegel vorhält. Und da steht man denn recht erbauliche Dinge. Daß die Führer sich im Innern über die gutmütige Gefolgschaft, die sie am Seile haben, lustig machen, wußte man ja längst. „Alles durch das Volk, alles für das Volk!" predigt zwar jede sozialdemokratische Zeitung. Und die Par teikongresse werden immer als die höchste Instanz hingestellt, wo das Volk selbst entscheidet. Und nun erklärt Bernstein unumwunden: „Die Kongresse sind Schwindel!" Dies Wort wird man nicht vergessen dürfen; es ist das erste aufrichtige Wort, das von sozialdemokratischer Seite über die Parteikongresse gesprochen worden ist. Es bestätigt allerdings nur, was jeder, der Augen hatte, ja längst sah: daß nämlich die großen öffentlichen Veranstaltungen nichts als Zirkusvor stellungen für die Massen sind, während über die Geschicke der Partei und ihrer vertrauensseligen Anhänger hinter ver schlossenen Türen, in kleinen Konventikeln, von drei bis fünf Tyrannen entschieden wird. Und nun kommt auch für den Gläubigsten die Zeit, wo er nach Rechnunglegung verlangen wird. Warum werden die Arbeitergroschen für Kongreffe verschwendet, wo mehrere hundert Abgeordnete eine Woche lang und länger große Worte machen oder anhören, wenn diese Kongresse nichts als „Schwindel" sind? Wozu alle diese kostspieligen Tagungen, wenn sie nur dazu dienen, der „Masse" eine wohleinftudierte Paradevorstellung zu geben, statt Aufklärung und Anteil an der wirklichen Politik? Und wenn die Kongresse „Schwindel sind, dann ist es am Ende mit den andern Veranstaltungen der Partei ebenso? Sollten nicht die Leser sozialdemokratischer Zeitungen auch dahinter kommen, wie systematisch sie von ihren Blättern an der Nase herumgeführt werden? Wie hinterlistig man ihnen die Wahrheit über unsere Zustände und über das, was dem Lande und den Arbeitern frommt, vorenthält? Wie inan sie immer wieder mit sozialdemokratischen Zukunftsphrasen umnebelt, um die Tyrannei der Führer für die Gegenwart zu befestigen? Mancher deutsche Arbeiter wird sich wohl auch die Frage vorlegen, was ihm denn damit genutzt morden ist, daß die sozialdemokratische Partei von seinem sauren Verdienst 339612,«» Mark nach der letzten Abrechnung des „Vorwärts" den russischen Revolutionären zugeführt hat? Und aus allen diesen Fragen kommt für viele denkende Arbeiter, die bisher auf das Wort der sozialdemokratischen Führer schwuren, am Ende doch die Erkenntnis, daß das Heil nicht bei dieser Partei des Fanatismus und des Um sturzes ist, sondern bei den Parteien der aufbauenden Arbeit und bei dem von sozialem Geiste beherrschten Gegenwarts staate, der trotz des Hohnes und des Widerstandes der So zialdemokratie alles tut, was er vermag, um auch dem Ar beiter das kurze Leben lebenswect zu machen. Tagesgeschichte. — Deutschland. In Berlin hat die politische Polizei gegen die antimilitärische Propaganda der Anarchisten einen empfindlichen Schlag geführt. Sie verhaftete einen Holländer, einen Belgier sowie den früheren Redakteur des „Revolutionär", Sauter, in deren Wohnung im Scheunenviertel 15000 Abzüge einer in Hol land gedruckten antimilitärischen Schrift gefunden wurden, die außer dem Titel „Soldatenbrevier', den preußischen Adler und den Vermerk „Verlag des preußischen Kriegsministeriums' trug und zur Verbreitung unter den Soldaten bestimmt war. — In Freiburg i. Br. ist der frühere preußische Handels minister Brefeld gestorben. Er hat ein Alter von nicht ganz 70 Jahren erreicht. Am 27. Juni 1896 zum Handels minister ernannt, sind ihm das Zustandekommen des neuen Handelskammergesetzes und der Ausbau der Handwerkskammer organisation in Preußen in erster Linie zu danken. — Zur braunschweigischen Thronfolgefrage melden die „Braunschweiger Neuesten Nachrichten': Die drei braunichweiger Reichstagsabgeordneten o. Damm, «.Kaufmann und Langenfeld haben ein Gesuch an den Kaiser eingereicht, in dem um eine Audienz im Interesse der Besteigung des Braunschweiger Herzogthrones durch ein Mitglied des „an gestammten Fürstenhauses" nachgesucht wird. — Die von dem Staatssekretär v. Posadowsky an geregten Beratungen über eine Revision des Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes haben Sonnabend im Reichsamt des Innern begonnen. Den Vorsitz bei den Beratungen führt Ministerialdirektor Jonqui«res, als Referent der Reichsregierung fungiert der Geheime Oberregierungsrat v. Robolski. Zu den Beratungen sind außer mehreren Juristen Vertreter des Handelsstandes, wie des Deutschen Handelstages, mehrerer Handelskammern, des Bundes der Industriellen und des Zenträlverbandes deutscher Kaufleute in Leipzig zugezogen. Die Reichsregierung hat einen Fragebogen ausgearbeilet, der die aus gewerblichen Kreisen bisher hervorgetretenen Vorschläge zur Abänderung des Wettbewerbsgesetzes zusammenfaßt. — Den Auf st and im Süden von Südwest afrika sieht man in Berliner Regierungskreisen als auch beim Gouvernement und dem Truppen - Oberkommando in der Kolonie als beendigt an. Die Aufgabe der Truppe be steht jetzt darin, das Land von kleineren Diebesbanden zu säubern. Diese Tätigkeit wird auch eifrig betrieben. Oberst von Deimling hat sein Hauptquartier jetzt in Kcetmanshoop aufgeschlagen, wo auch Prinz Joachim von Preußen weilt. Die Hauptsorge des Hauptquartiers ist, die Truppen im Süden auf das notwendigste Maß zu vermindern und vor allem die Feldtruppen gegen bisherige Etappenlruppen auszutauschen, damit die ersteren schneller heimtransportiert werden können. Naturgemäß erfordert aber ein solcher Austausch und eine Verminderung der Zahl Zeit. Es steht aber schon jetzt fest, daß die Zahl 8000 bis in den Sommer hinein allmählich auf 60o0 Mann herabgesetzt werden wird. Wieviel Man« dann noch in der Kolonie verbleiben sollen, hängt von den Maßnahmen ab, die das Oberkommando betreffs der Stations besetzungen treffen wird und wie der Reichstag sich zu der Frage stellen wird. Ehe die Bahn nach Keetmanshoop nicht fertiggestellt ist, dürfte an eine größere Truppenverminderung nicht zu denken sein; auch will man, um für spätere Auf standsgelüste gesichert zu sein, nicht auf die kleine Zahl der Truppenstärke herabgehen, die vor Ausbruch des Aufstandes in der Kolonie war. Nach Erlöschen des Aufstandes wird man jetzt das Land in Militärdistrikte teilen, jeder Distrikt erhält eine Station, jede Station eine Besatzung. Die Stärke der Besatzung wird bedingt durch die Lage der Station, ihre Entfernung von den Verbindungswegen und den Hauptorten der Kolonie und die Sicherheit der Gegend. Das Ober kommando in der Kolonie wird hierfür einen genauen Plan aufstellen. — England. In London hat es wieder einmal eine« Skandal der englischen Frauenrechtlerinnen gegeben. Etwa 800 dieser kampfgemuten Damen zogen zu dem Unterhause und versuchten, sich dort gewaltsam Eintritt zu verschaffen. Es kam zu einem Handgemenge zwischen de« Frauen und der Polizei, die genötigt war, scharf vorzugehe«. Berittene Polizei ritt in die Frauen hinein und trieb sie in die Westminster Abtei, es gelang auch schließlich, die Frauen auseinander zu treiben. Nach einiger Zeit kehrten sie wieder zum Unterhause zurück, die Polizei trat ihnen entgegen, und »s kam zu erregten Szenen. Die Abgeordneten mußten beim Verlassen des Hauses durch verstärktes Polizeiaufgebot ge schützt werden. Eine große Anzahl der für das Frauenstimm recht kämpfenden Damen wurde verhaftet. — Amerika. Der Verschleuderung amerikanischer Bodenschätze will Präsident Roosevelt Einhalt gebieten. Er hat dem Kongreß eine Botschaft inbezug auf öffentliche Ländereien zugehen lasten, in der er die Gewinnung von Kohle oder anderen Brennmaterialien auf Ländereien, die noch im Besitz des Staates sind, diesem vorbehalten misten will, und erkärt, das Volk müsse sich sein Recht auf die Bodenschätze an Brennmaterial wahren.