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47S Niederdorf von Herrenwalde Lei Walter-dorf da« 300jährige Gründungsjubiläum, während da« Ober dorf da« 100 jähr. Bestehung«fest begehen konnte. — Die 21 Sparkassen der Lausitz hatten im Monat Juli 1,121,792 Mark 50 Pf. Ein- und 1,027,920 Mark 41 Pf. Rückzahlungen. Auf Bautzen kamen 189,691 Mk. 14 Pf. Einzahlungen vvd 200,866 Mk. 26 Pf. Rückzahlungen. Auf Bischofswerda 50,906 Mk. 94 Pf. Einzahlungen und 36,445 Mk. 10 Pf. Rückzahlungen. — In Thiermann« Restau ration zu Bautzen ist ein SiemenS'scher Strahlen brenner zur Ansicht ausgestellt, welcher in der Stunde 350 Liter Ga» verbraucht, aber auch 80 Lichtstärken liefert, während die gewöhnlichen Straßenbrenner bei 160 Liter Verbrauch nur 14 bis 15 Lichtstärken geben. — Der 23 jährige Cigarrenreisende A. F. O. Lamprecht au« Bischofs werda wurde in Bautzen zu 9 Monaten Gefängniß und 1 Jahr Ehrenverlust verurtheilt wegen Ver brechen« gegen § 176,3 de« ReichSstrafgesetzbuchS. Mit verflossener Mittwoch erreichten die Gerichts serien, welche nach der neuen Strafproceß-Ordnung im Königreich Sachsen zum ersten Male eine zwei monatige Gesammtdauer hatten, ihr Ende. Vom 16. Sept, ab trat daher wieder der gewöhnliche Geschäftsgang ein, d. h. e« erfolgte wieder die regel mäßige Expedirung der nicht dringlichen Angelegen heiten. Selbstverständlich lösen sich nunmehr auch die bei den verschiedenen Justizbehörden gebildeten Ferien-Strafkammern rc. auf. Die Stadt Riesa wird vom 1. April 1881 ab Garnison für die zur Zeit in Geithain garniso- nirenden 2 reitenden Batterien und für die neu zu beschaffenden 2 Feldbatterien bekommen. Die Stadt gemeinde hat die nothwendigen Baulichkeiten bis I. Juni 1881 herzustellen, vom 1. April bi« dahin aber 2 Batterien in Privatquartieren unterzubringen, die anderen 2 Batterien folgen dann nach. Aus der Herstellung der nothwendigen Baulichkeiten dürfte einen Bauaufwand von nahezu 300,000 M. erwachsen, welche sich durch die vom kgl. Kriegs ministerium zu zahlenden Beiträge an Servisgeldern, Miethen rc. in annähernd genügender Weise ver zinsen würden. Zum Verband der sächsischen Gewerbe vereine gehören gegenwärtig 108 Vereine, im vorigen Jahre zählte er 93 Vereine mit 19,799 Mitgliedern. Auf dem Congreß in Oederan, der vom 5.-7. September abgehalten wurde, waren 62 Vereine durch 105 Personen vertreten; in den letzten 6 Jahreu ist kein Congreß so zahlreich be schickt worden. Diese erfreuliche Hebung der Theil- nahme an den Berathungen über das Wohl de« Gewerbestandes ist, wie das Organ des Verbandes sagt, in erster Linie dem Umstande zuzuschreiben, daß in unserer Zeit die Verhältnisse des Gewerbe standes nach einem anderen Stadium der Ent wickelung hindrängen, dann aber scheint auch da« in Pirna angenommene provisorische Statut doch eine straffere Organisation in den Verband gebracht zu haben, wa« hoffentlich in Zukunft noch weit mehr al« bisher hervortreten wird. Das Concert der Dresdner Liedertafel wird nun bestimmt Freitag, den 24. September, im Saale des Gewerbehauses daselbst stattfinden. Das Programm wird sich ganz besonders interessant ge stalten, denn außer den vom Verein in Köln ge sungenen Preisliedern, denen sich natürlich ein außer gewöhnliche« Interesse zuwendet, und einigen neueren Compositionen auf dem Gebiete de« Männergesange», werden noch drei Soloquartetten durch 12 Mitglieder der Kgl. Hofoper, welche sämmtlich der Liedertafel als Mitglieder angehören, zum Vortrag gelangen. Auch haben die Kgl. Kammersängerin Frau Schuch und der al« Chopin-Interpret rühmlichst bekannte Kammervirtuos Herr Prof. Scholz der Liedertafel ihre künstlerische Mitwirkung in liebenswürdigster Weise zugesagt. Der Liedertafel wurde übrigens am letzten VereiaSabend die Freude zu Theil, nach- träglich von dem Wiener Männergesangvrreill rin Glückwunschtelegramm zu dem in Cöln errungenen doppelten Siege zu erhalten. Da die am 1. und 2. Mai d. I. abgehaltene 1 Mastvieh-Ausstellung in Dresden al« eine sehr gelungene bezeichnet wrrden kann, indem dieselbe mit 159 Rindern, 24 Kälbern, 59 Schweinen und 234 Schafen beschickt war, welche an Geldprämien 4180 Mark und außerdem 36 Stück silberne und 48 Stück bronceoe Medaillen nebst künstlerisch ausgeführten Diplomen erhielten, so beabsichtigt da« Ausstellung«- Comitö auch im nächsten Jahre Anfang« Mat eine II. Schlachtvieh-Ausstellung in den vorzüglich geeig neten Hallen und Stallungen de« Central-Schlacht- viehhose« zu Dresden abzuhalten. Die wetteren Bekanntmachungen, sowie Versendung der Programm« werden demnächst erfolge«. Ueher eine aufregende Scene wird au« Cölln bei Meißen Folgende« berichtet. E« war um die Feierabendstunde, wo Alle« nach Hause eilte uu- viele Menschen au« den verschiedenste« Stände» harrten de« Momente«, wo da« Eisengitter Wirdes auffliegen würde. Schon bog der Zug pustend und keuch nd um den Martin«berg herum und die Lokomotive wurde sichtbar, da plötzlich ein Aufschrei der versammelten Menge! — Dort mitten auf den Schienen steht ruhig und unbefangen ein kaum drei jähriger dicker kleiner Junge! - wie und woher er dahin gekommen sein mochte, ist Allen unbegreiflich p vielleicht war er neben den Eisenstangen durch - gekrochen oder von der Brücke au« auf da« Gelei geschlüpft. Mit Blitzesschnelle stürzte sich ein Bahnbediensteter auf da« Kind, hob e» in seine Arme auf, that einen Schritt und — o Schrecken k — stürzte selbst mit dem Knaben auf die Schienen nieder! der Zug aber raffelte über die Brücke daher» keine Sekunde und er mußte zur Stelle sein. Der Mann hat nicht Zeit zum Aufstehen; mit großer- . Geistesgegenwart wälzt er sich und da« Kind durch einen einzigen Schwung hinüber an dit Barriere, und erst während hinter ihm da» dampfende Ungethüm vorüber donnert, steht er auf, hebt den Knaben hinüber auf die Straße, stäubt sich mir der Hand die Knie ab und eilt schnellen Schritte» dem Bahnhof zu. — Noch nicht haben die Elter» de« glücklich geretteten Kindes erfahren können, Wer der Brave gewesen ist. Eine Vorstellung deö Stadtrath» und der Stadt verordneten von Zittau an das Justizministerium um Erhaltung der Strafkammer ist erfolglos geblieben. Schuldirector Beyer in Reichenbach wurde am Montag vor versammeltem Lehrerkollegium seine» Amtes entsetzt und damit ein immer peinlicher wer dende» Verhältniß gelöst Nicht nur Differenzen mir Vorgesetzten, mit dem ihm unterstellten Lehrerkollegium und mit den Eltern der Kinder waren immer zahl reicher geworden und hatten sich immer mehr ver schärft, auch andere unangenehme Zwischenfälle machten» die Belassung im Amte nachgerade unmöglich. Wie au« Riesa verlautet, soll die Eisenbahnstrecke Lommatzsch-Nossen am 15 October d. I. er öffnet werden. Gegenwärtig ist ter Ban so Weir gefördert, daß die Schienenverbindung mit Nossen- im Laufe dieser Woche hergestellt werden soll. Nach Eröffnung des Betriebes sind drei Züge in der Richtung von Lommatzsch nach Nossen und zurück in Aussicht genommen, zwischen Riesa und Lommatzsch werden auch fernerhin vier Züge hin und zurück, verkehren. Der Spätabendzug wird beibehaltern werden. Die Fahrzeit einschließlich Aufenthalt auf den Zwischenstationen soll zwischen Riesa und Lom matzsch bei 14 Kilometern Entfernung 37—39 Mi nuten, zwischen Lommatzsch und Nossen bei 19 Kilo-- Metern Entfernung 50 bis 58 Minuten betragen. Da nun z. B. die secundär betriebene Strecke DürrröhrSdorf-Neustadt bei nur 16 Kilometern Ent-- fernung eine Fahrzeit von durchschnittlich einer Stunde hat, so kann vorläufig im Ernste nicht davon die Rede sein, daß die gesammte Strecke ebenfalls auf Secundärbetrieb gesetzt werden soll. Der „Pirn. Anz." schreibt unter dem 15. Sept, r Heute Vormittag 11 Uhr wurde da» zweite Opfer der entsetzlichen ThomaS'schen Catastrophe, der vor gestern früh Hingeschiedene 17jährige Sohn Hugo, zur letzten Ruhe bestattet und hatte sich dazu aber mals ein zahlreiches Publikum auf dem Kirchhofe eingefunden. Unter den Klängen eines Chorals trugen BerufSgenoffen des Unglücklichen den Sarg- von der Todteuhalle nach dem Grabe, wo dann Herr Diaconu« Germann die Trauerversammlung» aus deren Mitte wiederholt laute« Schluchzen er tönte, de« Trost der Kirche spendete und zum. Dank gegen Gott aufforderte, der den furchtbaren Schmerzen de- Verletzten rin ruhige« Ende bereitet. — Wa da» Befinden der übrigen schwerverwundeten Ge schwister anlangt, so ist der Zustand heute ein solcher» daß eine baldige Auflösung ebenfalls nur al- eine Wohlthat de« Himmel« erscheinen würde. Weiter berichtet der „Pirnaer Anzeiger" unter« IS. d. M.rr Heute früh in der vierten Stunde ist nun auch der 19jährige Sohn de« Thoma« seinen Wunden erlege» und findet die Beerdigung desselben kommende«- Sonntag 11 Uhr von der Tcdtenhalle unsere- Kirchhofs au« statt. Da« kleine Mädchen, sowie der 12jährige Curt, deren Befinden übrigen« heute wieder ein bessere« ist, sollen morgen zu einer ver wandten Familie überführt werden. Die Riesaer Brücke wird noch den Schmuck von vier Thürmen erhalten, von denen, einer ziemlich fertig ist. Der Thurm steigt sehr schlank in vir Höhr, und schon jetzt ist ersichtlich, daß die Thürme nach ihrer Vollendung der ganzen Gegend und be sonder« auch der Brücke selbst zur Zierde gereiche« werden. Der Betrieb der Köaigl. Sächf. StaatSrisea- bahnr« ergab im August folgende« Resultate Lewe* derte Personen 1,781,633, Einnahmen >a M Wen Obligationen vom Jahre 1830, die 4 § Staat«- x schulde«-Kassenscheine vom Jahre 1847 und die LH Staatsschulden - CaffenschetNe vom Jahre 1855 r betroffen wurden. Die Inhaber von den genannten Staat-vapiereu werden hierauf noch besonder« mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogene« Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer- L Eiunähmen und Gemeindevorständen de« Lande« zu > Jedermann« Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgeloosten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die AuS- loosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich nicht dem Jrrthum hinzugeben, daß, so lange sie Coupons haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Capital ungekündigt sei. Die EtaatScasftn können eine Prü fung der ihnen zur Zahlung präsentirten Coupons nicht vornehmen und lösen jeden ächten Coupon ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster Capital« über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Fälle stattfindet, so werden die von den Bethei- ligten infolge Unkenntniß der AuSloosung zu viel erhobenen Coupons seiner Zeit am Capitale ge kürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. Neustadt b. St, 16. Sept. Am 12. d. wurde allhier das 7. Gauturofest der Turner des Meißner Hochlandes abzehalten, an welchem sich ca. 20 Vereine au« dem Gaue, sowie dem benachbarten Böhmen zahlreich betheiligten. Die Stadt hatte zu Ehren der Gäste Festschmuck angelegt. Früh schon verkündete musikalischer Weckruf da« angehende Fest. Im Laufe des Vormittags wurden die lieben Gäste empfangen und in Freiquartieren untergebracht. Vom Obermarkte, wo sich der Festzug entwickelte, wurde nach der Begrüßung des hiesigen Bürgermeister« an die Turnerschafl, welche in einem dreifachen »Gut Heil!' gipfelte und nach welcher sämmtliche Fahnen durch eine Anzahl Festjungfrauen mit Lor- beerkränzen bedacht wurden, nach der neuerbauten Turnhalle abgerückt. Bei der Einweihung derselben " sprach, nachdem der hiesige Gesangverein die Feier mit einem Liede eröffnet, der hiesige Vorstand, Herr Mißbach, in schwungvollen Worten die Weihe aus, bei welcher Gelegenheit die hiesigen Jungfrauen unter paffender Ansprache dem Vereine eine große Uhr überreichten, welche in der Halle placirt wurde. Von da bewegte sich der Zug mit wehenden Fahnen durch die Stadt nach dem Festplatze, wo Herr Gauvorsteher Mißbach die Festrede hielt. Nach derselben fanden Freiübungen und Schauturnen statt. Abends nach erfolgtem Einzuge herrschte beim allgemeinen Commer« ungetrübte Heiterkeit. Andern Tag» früh fand eine recht gut ausgeführtr Uebung der freiwilligen Turner feuerwehr statt und im Laufe de« Vormittag« wurde ein Ausflug auf die Götzinger Höhe unternommen. Nachmittag« fand Schau- und PreiSturnen statt und Abend« wurde da- schöne Fest durch einen sehr be lebten Ball geschloffen. R Umschau in der Lausitz, 16. September. Durch Feuer wurde am 8. d. das Gebäude der Berg- mann'schen Gartennahrung zu Kottmarsdorf zerstört und wurden dabei u. A. auch 70 Schock Getreide, 150 Ctr. Futter, 2 Schweine und 4 Gänse ver nichtet. 3 Familien verloren ihr Mobiliarvermögen. — Den 31. August pst der 63jährige Fabrikfärber Röthig au« Ger«dorf verschwundeu und war bi« zum 14. September keine Spur von ihm (vorhanden. — Tn der Nacht vom 8. zum 9. ist der Häusler Berndt in Niedercunnersdorf in einem Wasser behälter ertrunken. — Der in der Zittauer Gegend am 1. Sept, im Helmsdorfer Steinbruche verun glückte Arbeiter Hildebrand au« Wittig ist nach schweren Leiden verschieden. — Beim letzten Ge witter wurde eia lOjähr. Knabe au« Wittig beim Ltehhütea erschlagen. — Den 7. wurde in Bautzen rin Schuhmacherlrhrling, welcher in Kamenz zweimal Feuer angelegt, da« jedoch glücklich gelöscht worden, »u t Jahr 2 Monaten Gefängniß verurtheilt. — Der Schneidermeister Mittasch in Bautzen feierte am 11. d. fein LOjähr. VürgrrjubilSum. — Den 15. wurde zu Bautzen zum Vesten de« Albertveretn« rin Gartenfest gefeiert, wobei mehrere Damen ver schied««« geschenkte Speisen, Coafituren, Getränke rc. verkauftea. — Den 12. d. feierte der Gustav- Adolph-Verein von Löbau in Kittlitz rin kirchliche« Fest, Li welchem Herr Kirchenrath vr. Schmidt au« Bautzeu die deutsche und Herr Pastor Rentsch «B Klitten die wendische Festpredigt hielt. Die Cövecte brecht« 250, «in« HauScollecte noch 200 M. d» die Laste der Verein«. — Den 12. feierte da«