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6. festig« durch die Redueiruyg ^rer Arme auf Frieden-füß und durch die Au«Mcnng der Refor men. Fall» sie sich in der Hoffnung auf die Ver sprechungen der Pforte getäuscht sehen sollten, so glauben die Mächte erklären zu müssen, daß dir« unverträglich mit den Interessen Europa» sei, und behalten sich dann vor, die gemeinsamen Mittel zu bezeichnen, welche sie für geeignet halten, den Frieden sicher zu stellen. Graf Schuwaloff gab die Er klärung ab, die Pforte möge nach dem Frieden-schluß mit Montenegro einen Abgesandten nach Peter-burg schicken zur Verhandlung über die Demobilisirung, die Wiederholung der bulgarischen Greuel würde die Demobilisirung Rußland- sistiren. Derby ver las eine Declaration, in der gesagt ist, England halte da» Protocoll für null und nichtig, fall» der Zweck de» Protocoll», die Abrüstung Rußland» und der Türkei und die Erhaltung de» Frieden» zwischen beiden, nicht erreicht oder nicht sicher gestellt werde. In der politischen Welt beschäftigt man sich nun mit der Frage, was die Türkei zu dem Protocoll sagen wird. Consequenter Weise müßte sie sich ab lehnend verhalten. Aber e» ist möglich, daß England endlich der Pforte einen entgegenkommenden Schritt erlaubt und daß Edhem Pascha zum Nachgeben ge neigt ist. — Die Rundreise des General» Jgna- tieff und die Besprechungen desselben mit dem italienischen Botschafter in Wien, Grafen Robilant, haben der Wiener „Neuen Freien Presse" Anlaß gegeben, Befürchtungen über einen geheimen rus sisch-italienischen Vertrag laut werden zu lassen, namentlich im Hinblick auf da» Trentino. Der „Popolo Romano" schreibt hierüber: „Die langen Unterredungen, welche General Jgnatieff in Wien mit dem Grafen Robilant gepflogen hat, sind für un» ein sicheres Zeugniß, daß die italienische Politik nicht so leicht aus dem Geleise geführt werden kann von der Ungeduld oder vom Grolle der inneren politischen Parteien, noch von den, wenn gleich edele Utopien, die für sich da» Ansehen de» Unglücks und der Vergangenheit haben. Die österreichische Presse ist sehr aufmerksam und miß trauisch diesen Unterredungen gefolgt und hat unter Erneuerung aller in den letzten Monaten verbreiteten Gerüchte über da» Trentino die Entdeckung eine geheimen Vertrag« zwischen Rußland und Italien gemacht. Italien zeigte ohne Zweifel in dieser schweren Lage der orientalischen Verwickelungen viel Verstand in seinen öffentlichen Manifestationen. Ita lien hat gezeigt, daß e» die wahren Tendenzen der slavischen Welt begreift und würdigt. Die Zeit der Phrasen und politischen Utopien ist vorüber und Rußland ist nicht mehr für un» da- barbarische MoSkowien, sondern ein großer und mächtiger Staat, der trotz gewisser Fehler seiner inneren Con stitution eine große Arbeit der Civilisation und de» Fortschritts vollendet. Dieses practische Urtheil, welche» bei dieser Gelegenheit durchschlug, macht nicht nur dem politischen Verstände Ehre, sondern beweist auch, daß die historische und ethnographische Keontniß in unserm Laude vorgeschritten ist. Aber der geheime Vertrag zwischen Rußland und Italien ist eine Erfindung der österreichisch«» Prrste. Vom Augenblicke au, da General 3-natirff auf seiner dipvmatischea Reise nicht ht» berühren konnte, war e« nothweadig, daß M W lange mit unserem Gesavdteu ia Wien «üqrchO^ Diese Unterredungen werden eine Reihe van Dyyv» menten, die jetzt in den Händen unsere» WnfM» de» Aeußern sind, zur Folge gehabt hahen. ,-,Mr dringen inzwischen nochmal» auf die Bcröffrntsichn— de» Grünbuchs, damit die von verschieb Seiten angemeldeten Interpellationen sofort st finden können, wenn da» Parlament wieder Sitzuy hält. So werden alle absurden Gerüchte über ms Politik dementirt werden und da» Ministerium seine Pflicht der Verantwortlichkeit gegen da« Lcqid erfüllt haben." Eine Entscheidung in Bezug auf da-Entlastung»« gesuch de» Fürsten Bismarck ist noch nicht erfosgt. Bei Cerreto (Provinz Benevento in Italien) ist ein Trupp von etwa 30 bewaffneten Angehörigen der Internationalen aufgetreten und hat die gegen ihn auSgesendete Truppenabtheilung mit Schüssen empfangen ; eia Carabiniere wurde verwundet. Die Internationalisten ergriffen darauf die Flucht; mehrere derselben wurden indeß ergriffen und verhaftet, die übrigen verfolgt. Da» Militär hat den Aufrührern 30 Gewehre und Munition abgevommen. Da» Mi nisterium hat weitere Vorsichtsmaßregeln al^eordnit; der Vorfall scheint indeß ein vollständig isolirter zu sein. Reuter'» Bureau zugegaagenen Privatoachrichteu zufolge hat der große Rath der Pforte am vorigen Sonnabend da» Londoner Protocoll erörtert^ ohne einen endgiltigen Beschluß zu fasten. Die Pforte beanstandet in heftiger Weise die Ueberwachung der Reformen durch Localagenten, weil die- einer end losen Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Türkei die Thür öffne. Ebenso sei die Erklä rung de» Grafen Schuwaloff demüthigend und un annehmbar und der Paffu« über den Frieden-schluß mit Montenegro unzulässig. Die Abrüstungsfrage müsse durch einen ordentlichen Botschafter gelöst werden. Amtliche Nachrichten über die Entschließung der Pforte liegen noch nicht vor. (Da« neue 50-Pfennigstück.) DieMidlz« direction in Berlin, welche aufgefordert worden »ar, Vorschläge wegen Abänderung de« 50-Pfennigstück« zu machen, hat sich ihre Aufgabe leicht gemacht. Die Münzdirection hat nur auf eine andere Prägung Rücksicht genommen, die Größe diese- Müazstücke«, welche eben zu häufigen Verwechselungen mit hem 10-Pfennigstück Veranlassung giebt, aber belasten wie bisher. Da» neue 50-Pfennigstück soll ww folgende Gestalt erhalten: Auf der Adlerseite he» Geldstück» soll der Adler nahezu um die Hälfte ver kleinert und mit einem Eichenkranz verziert werden. Da« Münzzeichen, da» jetzt doppelt sich vorfindet, soll nur einmal angebracht werden. Die Schrift- feite soll der de» Einmarkstück« nachgebildet wprtzm. Sachse n. Der Bundesrath hat in seiner S d. M. da« Gesetz über den Sitz de in Leipzig angenommen. Hiermit sst hi land wie für Leipzig iuSvesorchere sp endgiltig gelöst. Leipzig, schrnbt da»