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M L UrbL Hie THLngfett, die ly Hen »g a r sstzeK «Ministerien de« Handel» und der Finanzen bezLKlch 'bei dein ungarischen Parlamente zu unterbreitende» Ausgleichsvorlagen herrscht, berichtet die „Pester Correspondenz": „Die auf die Reform der indirekten Steuern bezüglichen Gesetzentwürfe sammt Motivi- rung find bis auf einige geringfügige Detail» beinahe ganz fertig. Aüch die Vorarbeiten zum Quotengesetze sind mit Zuhilfenahme der sorgfältig gesammelten erforderlichen Daten im Wesentlichen nahezu beendet. Behuf» der definitiven Feststellung de« Bankstatut« werden Mitte der nächste Woche zwischen den beider seitigen Finanzministerien Berathungen gepflogen werden. Der Text de« Zoll» und Handelsvertrag««, sowie der Vereinbarung der gegenseitigen Zulassung von Aktiengesellschaften und Versicherungsanstalten sind vorbereitet und endlich ist auch der auf die Aus gleichsverhandlungen bezügliche Motivenbericht so weit vollendet, daß er nur noch der Genehmigung de» Mioisterconseil« bedarf. Es sind somit die ge- sammten Ausgleichsvorlagen soweit fertig, daß deren Einbringung im Parlamente hoffentlich unmittelbar nach Eröffnung der Sommersession erfolgen kann." In Frankreich ist der Rücktritt des Fürsten Bismarck das Ereigniß des Tage«; alle Blätter sind voll davon. Der Eindruck ist ein so gewal- tiger, als hätte Frankreich einen großen Sieg ge wonnen. Der „Moniteur" findet es ganz in der Ordnung , daß-Bismarck nach fünfzehnjähriger Ar beit sich ermüdet fühle ; da dem Organ de- Herzog» DecazeS aber jede Gelegenheit recht ist, um dem Ministerpräsidenten Jule« Simon einen Hieb zu versetzen, so bemerkt es, Simon, der doch sicherlich nicht die Last de« Reichskanzler» zu tragen habe, sei schon so erschöpft, daß er eine Erholungsreise nach Italien angetreten habe. Im Allgemeinen scheint man sich mit einem gewissen Wonnegefühl der Erwartung hinzugeben, daß BiSmarck's Scheiden der Anfang von Deutschland» politischem Verfall sein werde. Im Königreich Dänemark, dessen Reichstag am Mittwoch durch ein königliche» Rescript geschloffen wurde, ist noch immer keine Vereinbarung über da« Finanzgesetz zwischen den gesetzgebenden Factoren zu Stande gekommen: nachdem sich der sogenannte gemeinsame Ausschuß der beiden Thing» nicht ge einigt, haben auch diese selbst ummittelbar vor dem Osterfest widersprechende Beschlüsse über den streitigen Gegenstand gefaßt. Für die Zeit vom 1. bi» zum 15. April, dem letzten Termin für die Berathungen de» Reichstag», hat die Regierung zwar durch Vor lage eine» interimistischen Finanzgesetze», welche» Seiten» der Volksvertretung genehmigt wurde, ge sorgt. Wa» aber nach dem 15. April werden soll, weiß Niemand im Lande. Da- dem englischen Parlament in voriger Woche vorgelegte Protokoll besagt: die Mächte glaubten al- sicherste« Mittel zur Pacification die Aufrechter haltung ihres Einvernehmens und die gemeinsame neue Bekräftigung ihre« Interesses für die zur Ver besserung de« Loose» der Christen einzuführenden Reformen erklären zu müssen. Eine Grenzberich tigung für Mootruegro sei wünschen-werch. Die Mächte fordern di« Pforte auf, dm Frieden zu br- betzalM ibtrd. Mögen lk zusehtz» ; wie sie fertig werden j wenn sie solche iNteßigekz, den umfassenden Geist und da» kräftigste ss Sollen in Pension schicke», um sich mit Größen zweiten Range» zu begnügen. Deutschland ist Heiden- tnäßig reich, Über doch nicht so reich, um dieser Ca- pttaWu entrathen zu können. Die „Times" nennt Mr Rücktritt ein Ereigniß, da» tausend BermuthÜNgen Herausfordere. ES ist wohl bekannt, — bemerkt da« Cithblatt — daß der Pfad de« großen Minister leit vielen Monaten nicht frei von Verlegenheiten grivesen ist und es ist nicht schwierig zu verstehen, daß er wünschen sollte, von der Amtsverantwortlich- keit entbunden zu sein, wo sie nicht mit Gewalt ge paart ist, aber es kann nicht übersehen werden, baß sein Rücktritt gleichzeitig mit der Annahme jenes P«to«ll« erfolgt, da«, so verschiedenartig e« auch iuterpretirt worden, doch als da« MÜrkmal einer neuen Politik in der Geschichte der Beziehungen der Großmächte zur Türkei anerkannt werden muß. Die iUnereu Schwierigkeiten Preußens oder selbst de« Deutschen Reich» müssen im Vergleich mit diesem internationalen Act al» geringfügig angeschlagen werden, und die Hohr Achtung, die Fürst MSmarck'S Gewalt gezollt wird, veranlaßt da» Publikum, seinen Rücktritt mit dem großen Ereigniß zeitgenössischer Geschichte in Verbindung zu bringen. Doch mag dies« Folgerung gänzlich irrig sein. Der Streit mit General Stosch, die thörichte Schwerfälligkeit de« deutschen ParticulariSmuS, geführt von dem Par- ti«lari»mu- preußischer Beamten, mag das Ende sowie der Anfang der ganzen Sache sein. Jeder- mano, der etwas mit dem deutschen Beamtenthum zu thun hatte, hat die furchtbare Kraft von Schiller'- Der» ,,Gegen Dummheit kämpften Götter selbst ver geben»" gefühlt und Fürst Bismarck, der zum min desten ein Titan ist, mag wohl eines augenscheinlich endlostn Krieges müde sein. Nächst der Frage: warum ist er gegangen?" entsteht die wichtige Frage: „wenn wird er zurückkommen?" Die Antwort darauf hängt wahrscheinlich nicht von dem deutschen Kaiser oder von Fürst Bismarck ab. Sie hängt - von den unberechenbaren Elementen der orientalischen Frag« ab: Wird da» Protokoll al» eine Verlängerung der Phase der Thätigkeit, die drohend schien, wirken? ES ist klug, keine Meinung über diesen Punkt auS- A zudrücken. E» genügt, daß Niemand des Frieden» A gewiß sein kann, wenn die feindseligen Elemente so M zahlrrich und so erregbar sind, und wenn trotz Pro- 8 toeollrn im südöstlichen Europa ein Krieg ausbrechen W sockte, muß Fürst Bismarck an da» Staatsruder x zurülSehren. Feldmarschall von Moltke ist ein großer A Stratege, aber wir haben keine Beweise dafür, daß D e» außer Fürst Bismarck einen anderen Staatsmann K in Deutschland aiebt. Er weiß was er wünscht und E wie e» zu erreichen ist. Der Kaiser würde niemals P seine gegenwärtige Erhabenheit ohne seinen Canzler erreicht haben, und c« ist seine große Auszeichnung, daß er die Weisheit hatte, diese Thatsache anzuer- K kennen Wir mögen gewiß sein, daß, sollten sich die eifrigen Versuche, die kriegerische Entwickelung der orientalischen Schwierigkeit zu vertagen, als ver- geboa» erweisen, der Fürst sein Amt al» Canzler wieder aufurhmra wirß.