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verfall« warm, zu acht bi» vierzehn Tag« Festungs haft vernrtheilt. Damit ist übrig«« der Monstre- proceß noch nicht beendigt, da noch wettere zwanzig Geist liche angeklagt sind,, gegen die da« Strafverfahren erst in» Gange ist. Die Abgrenzung der deutsch« französischen Diöcesen, welche selbst die französische Regierung In Rom anstrebt, wird di« Abnormität beseitigen, daß deutsche LandeStheile unter einem französischen, den fanatischen Haß gegen Deutschland offen predigenden Bischof steh«. Gegen diejenigen 24 ultramontanen Wähler au» der Ortschaft Rexin im Danziger Landkreise, welche bei den letzten RcichStagSwahlen den Wahlvorstand vertrieb«, die Urne öffneten, und sämmtliche, nicht auf den ultramontanen Candidaten lautende Stimm zettel vernichteten, ist jetzt Anklage wegen Landfriedens bruchs erhoben. Sie befinden sich sämmtlich in Haft. Der socialdemokratische Agitator Schreiber in Königsberg, welcher bei einer Wahlversammlung auSgerufen hatte: „Nieder mit der Armee! Nieder mit der Dynastie!" ist dort am 11. März wegen Majestätsbeleidigung zu 1 Jahr Gefängniß verur- theilt und sofort verhaftet worden. Bonn, 19. März. Das hiesige Zuchtpolizei- grricht hat heute den Redacteur der „Deutschen Reichszeitung", Schuhmachermeister EmonS, wegen össerttlicher Verleumdung und Beleidigung des Bischofs vr. ReinkenS zu fünf Monaten Gefängniß verurteilt. Der Verleger der „Reichszeitung", Hauptmann, er hielt 500 Thlr. Geldbuße ev. 4 Monate Gefängniß. Prinz Leopold von Baiern und Prinzessin Gisela bereisen jetzt im strengsten Jncognito Italien. Am 18. März trafen sie in Venedig ein. Oesterreich. Die in der am 17. März stattgehabten Sitzung des Wiener Herrenhauses fast vollzählig erschienenen Kirchcnfürsten überreichten eine Zuschrift des In halts , daß sie an der im Jahre 1868 über den Rechtsbestand des Concordates ausgesprochen« Ueber- zeugung frsthalten und nur so lange an den Ver handlungen de» Herrenhauses theilnehmen würden, als dasselbe nicht in die Spccialberathung der neuen Confessionsgesetze eintreten werde. Das Herrenhaus nah« Kenntniß von dieser Zuschrift. — In dem zur Borberathung der confessionellen Gesetzesvorlage gewählten Ausschüsse haben die Mitglieder der ver fassungstreuen Partei die Majorität. Im österreichischen Abgeordnetenhause wurde am 17. März die DiScussion über die zweite konfessionelle Vorlage betreffend die Regelung der Beiträge de« Pfründen-Vermögens zum Religionsfond fortgesetzt. Der Cultusminister v. Stremayr gab die Erklärung ab, es sei nicht die Aufgabe der Regierung, sich , in «iyen theoretischen Kampf einzulaffen, sondern nur die praktischen Consequenzen bestimmter Grundsätze im Auge zu behalten. Das Princip und der Zweck der Regierungs-Vorlage sei, eine Abgabe auf die Pfründen und auf das Einkommen der Klöster, nicht aber eine Auflage auf das Vermögen der letzteren «vzuführen. Der Ertrag solle zu ausschließlich kirchlichen Zwecken, namentlich zur Verbesserung der Lage des nieder« Clerus, verwandt werden. Zur Regelung de» letzteren Angelegenheit habe da« Epis- copat seit Langem Anlaß und Gelegenheit gehabt, allein abgesehen von einem vom Cardinal Rauscher- zu diesem Zwecke gespendet« Beitrage von 80,00l> fl. sei darin durch freiwillige Beisteuern nichts Nennenswerthrs geschehen. Die Regierung habe deshalb endlich selbst zur Regelung derselben schreite« müssen. Nach dem Cultusminister ergriff alsbald der Minister des Innern da» Wort. Derselbe wandte sich gegen die gestrigen Ausführungen de» Grafen Hohenwart und hob hervor, daß die gegen wärtige Regierung da« von Hohenwart gewünschte Mittel, die Völker Oesterreichs dadurch zum Frieden zu bringen, daß die Rechte des grsammten Reiche den Ansprüchen der einzelnen Ländern geopfert wür den — nie acceptiren werde. Hohenwart's Jdee^ eine Art allgemeinen „VerfaffungsconcordatS" zu Stande zu bringen, sei ein politisches Ideal, dem ein reeller Politiker nie anhäng« werde. Nach Schluß der Generaldebatte beschloß da« Haus mit allen gegen 38 Stimmen in die Specialdebatte ein zutreten, und wurde alsdann 8 1 unverändert, 8 2° mit einem vom Cultusminister amendirten Antrags Brestl's angenommen, daß Kunst- und wissenschaft liche Sammlungen von ver Besteuerung ausgeschlossen sind. Die Specialdebatte wird in nächster Sitzung fortgesetzt. Wien, 18. März. In der heutig« Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde die zweite Lesung de» Gesetzentwurfes, betreffend die Beiträge des Pfründen vermögens zum Religionsfonds, gemäß den Anträgen des Ausschusses erledigt und ein Amendement, nach welchem das für die Krankenpflege verwendete Ein kommen von BeitragSleistuog« befreit sein soll, angenommen. Die nächste Sitzung findet am Frei tag statt. In derselben soll das Budget zur Be- rathung kommen. Pest, 18. März. Die „Pestcr Correspondenz" berichtet: Ghhczh verweigert sein« Eintritt in da» Ministerium wegen des Mißlingens der Coalition der Parteien; die Mitglieder der Centrumspartei billigten das Vorgehen desselben. — Sennyey gab- auf Befragen des Ministerpräsident« von Szlavy die Erklärung ab, er beabsichtige weder in da» jetzige Ministerium einzutreten, noch ein neue» Ministerium zu bilden und Szlavy erbat darauf wegen der Resultatlosigkeit der Bildung eines neuen CabinetS vom Kaiser leine Entlassung, die ihm ge währt wurde. Zugleich machte der Ministerpräsident dem Kaiser Vorschläge über Persönlichkeiten, welch» geeignet wären, die Neubildung des CabinetS zn übernehmen. Der Kaiser ließ den Präsidenten de« Unterhauses, Bitto, rufen und conferirte mit dem-- selben. Bitto ist indessen vor der Hand noch nicht: mit der Bildung eine« neuen CabinetS betrau» worden. Im Lause des Vormittags hatte auch de» Cultusminister Trefort Audienz beim Kaiser. Schweiz. Bern, 17. März. Der große Rath de» Canton« Appenzell Außer-Nhodm, welcher bisher gegen die Revision der Bundesverfassung gestimmt hatte, hat sich jetzt einstimmig für die Annahm» derselben erklärt. Rußland. Petersburg, 18.März. DerzumBotschafter ernannte österreichifche Gesandte am hftsigm Hof»