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Nummer 274—39. Iahrg Donnerstag. 21. November 1940 «. Pollerstr. 17, Ruf 80711 und S101S: Geschäftsstelle, Druck u. Verlag: Germania Buch, druckerel«. Verlag L. u. G. Winkel, Polierstr. 17, Ruk 81018: Polttcheck: 1025: Etadtbank Dresden 04787. Im Falle von höherer Gewalt, verbot und Betriebs, störungen hat der Bezieher oder Werbungtreibsnde keine Ansprüche, falls die Zeitung in beschränktem Umsangt, verspätet oder nicht erscheint. — Trsüllungsor« Dresden Erscheint.0 Elchen,lich. «onatt. Bezugspreis -IN M M zuzllgl. 88 Psg. Vost-Bestellgeld. Ginzel-Rr Ui Pfg.' " / DMD EDM MM dM MD» »DDDDD DD D< -- - ^D Für Platzwllnsche keine Gewähr leisten Volkszeitung Die Eriche der deutschen Schnellboote in so« Tonnen Kriegsschiff« und 2^2008 BRT feindlicher Handelsschiffraum bisher versenk« Oie Hafenanlagen von Weymouth, Tkorihampion und Bournemouth angegriffen Wieder Vergeltungsangriffe gegen London Berlin, 21. Noo. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Die deutschen Schnellboot« haben in zahlreichen Kämpfen mit überlegenen englischen StreitkrSsten seit Kriegs beginn eine grotze Anzahl feindlicher Kriegsschiffe mit einem Rauminhalt von 11 Sü« Tonnen, darunter 8 Zerstörer und 2 Unterseeboote, versenkt. Der durch Schnellboote versenkt« Handelsschiffsraum beläuft sich seit dem Ein satz der Boote im Westraum auf 212 008 BRT. Erst setzt ging erstmalig ein deutsches Schnellboot bei einem Vorstotz ge gen die englische Ostkvste im Kamps mit mehreren englischen Zerstörern verloren. In der Nacht vom IS. zum 28. November setzte die Luft waffe über den bereits gemeldeten Großangriff auf Birming ham hinaus ihre BergeUungsslüge gegen London fort. Rom, 21. Nov. Wie der heutige italienische Heeresbericht mel det, wurde über Sizilien ein englisches Flugzeug vom Typ Wellington zum Landen gezwungen. Die slebenköpslge Be satzung wurde gefangen genommen. Die Besatzung setzt sich aus dem Vizelustmarschall Boyd Awer Tudor, ein Major und drei anderen Offizieren zusammen. Die Midlands Im Wehrmachtbericht und in sonstigen Meldungen taucht immer wieder die britische Gebietsbezcichnung „Midlands" auf. Die Midlands sind eine Senklandschast in Mittelengland haupt sächlich westlich, aber auch östlich der penninischen Kette. Nörd lich werden sie etwa von der Stadt Leeds, südlich von Bir mingham-Coventry begrenzt, zwischen beiden Punkten beträgt Berlin, 21. Noo. Die deutsche Luftwaffe läßt dem Gegner keine Minute Ruhe. Unaufhörlich prasseln die Bergeltungsschliige sür die Schandtaten der RAF aus die Rüstungszentren der britischen Insel. Trotz der immer schärferen Handhabung der englischen Zensur konnten amerikanische Berichterstatter ihren Blättern bereits Mitteilungen davon machen, daß in der Nacht zum Donnerstag eine weitere wehrwirtschaftltch wichtige Stadl in den Ost Midlands einem sehr schweren An griff deutscher Kampfflieger ausgesetzt war. Wie üblich, wurde es den Berichterstattern verboten, den Namen der Stadt mlt- zuteilen. Daß Churchill aber alle Verschlelerunasversuche niclls nützen, ist ihm gerade in den letzten Tagen besonders deut! ch vor Augen geführt worden. Denn noch immer ist die Presse der ganzen Welt voll von Berichten über die ungeheure Wir kung der deutschen Vergeltungsschläge gegen Coventry und Birmingham. Berlin, 21. November. Die Millionenstadt Birmingham, der Haupt sitz der englischen Metallindustrie, Mittelpunkt des steinkohlen- rclchen „Black Country", wo sich Stahlwerke, Kanonengieße- reien, Munitionsfabriken und andere wichtige Rüstungsanlagen mit Kohlengruben eng zusammenballen, bekam in der Nacht zumMittwoch die deutsche Vergeltung zu spüren. Es war die Strafe für die Anschläge der brlttschen Nachtflieger auf di« Zivilbevölkerung von Hamburg, Kiel und Bremen. K88688 Kilogramm Bombenlast, darunter Bomben des schwersten Kalibers, von Hunderten deutschen Flugzeugen in einer einzigen Nacht über einem Ziel abgewor- fcn, das gibt ein Feuerwerk, welches selbst eine so abgefeimte Piratennatur wie Churchill aus dem Konzept bringt. Er kann einen so massiven Angriff nicht totschweigen lassen, so sehr das auch seiner allgemeinen Taktik entspricht. Zwar hütet er sich wohl, die Stadt selbst zu nennen, aber — eingestreut tn einen allgemeinen Lagebericht, der die umfassende Anlage der deutschen Angriffsaktionen und ihre selbst bei geringerem Ein- sah vernichtende Wucht klar zu erkennen gibt — läßt er Reuter doch zugeben, daß der Feind „nach einem Tag geringerer Tätig keit" seine „Offensive" wiederaufgenommen habe. Weitere Angriffe richteten sich gegen die Hafenanlagen von Weymouth, Northampton, Bournemouth und andere kriegs wichtige Ziele. Im Laufe des Tages beschränkte sich infolge der Wetter lage die Tätigkeit auf bewaffnete Luftaufklärung. In der Nacht vom 28. zum 21. November griffen britische Flugzeuge in West- und Nordfrankreich einige deutsche Flug plätze an. Kein einziges Ziel wurde jedoch getroffen. Auch Angriffe auf einige Orte in Westdeutschland waren ohne nen nenswerten Erfolg. Lediglich in einem Hüttenwerk wurden «in« Werkhalle und eine Gasleitung getroffen. Der entstan dene Schaden wurde in kürzester Zeit durch das Eingreifen des Werkschutzes behoben. 2 eigene Flugzeuge werden vermißt. die ungefähre Lustliniencnisernung 170 Kilometer. Der Teil Englands umfaßt im wesentlichen die Landschaften Derby, Chester, Stafford, Leicester, Warwick. Seit dem Aufbau der englischen Industrie Anfang und Mitte des vorigen Jahrhun derts sind in großem Umfange in diesem Bezirk verschiedenste Industrieanlagen konzentriert. Fast die Hälfte der englische» Kohlcnerzeugung liegt in den Midlands, deshalb sind auch hier die auf Kohle aufgebauten Industrien, insbesondere alle Arten der Eisenindustrie sehr stark vertreten: Leeds im Norden mit ausgedehnter Eisenindustrie, etwa !>0 Kilometer davon südlich Sheffield als Zentrum englischer Stahl- und Eisenindustrie, 40 Kilometer weiter südlich Nottingham. Von hier bis Leeds erstreckt sich ein etwa 30 bis 40 Kilometer breites, sehr ergie biges Kohlcnfcld, das größte Englands, ein anderes westlich davon in der weiteren Umgebung von Manchester, abermals ein anderes weiter südlich in Warwickshire. Der Angriff „gegen die Midlands" habe ein großes Ausmaß angenommen; er habe kurz nach Einbruch der Nacht begonnen und etwa neun Stunden gedauert. Biele Brand- und hochexplosive Bomben seien abgeworfen wor den und hätten ausgedehnte Schäden verursacht. Eine „gewisse Zahl" von Bränden wurde entfacht, sagt Reuter weiter, dar unter einige ernsthafte. Weiteren Angaben über Ausmaß und Art dieser Schäden entzieht sich Reuter mit der bekannten Ausrede, „vollständige Berichte lägen noch nicht vor". Das ist bekanntlich der stereotype Abschluß derartiger Katastrophenmcldungen. Die Mitteilung der angeblich erst später eingehenden „vollständigen Berichte" wird non Churchill einfach „vergessen". Ausführlicher sind aber die Meldungen der amerika nischen Presse, wenn auch diese sich starke Einschränkung gen und wahrfcheinlich auch Streichungen durch die englische Zensur gefallen lassen muß. Der Londoner Korrespondent von „Newyork Herold Tribüne" bezeichnet den deutschen Vergel tungsschlag als einen der heftigsten Angriffe dieses Krieges. Die deutschen Flieger hätten die ganze Nacht über Tausende von Bomben nicht allein auf London, sondern auch auf die Städte der Midlands hcrabregnen lassen. Eine dieser Städte — gemeint ist Birmingham — sei besonders schwer angegriffen worden. Jeder Stadtteil wurde von einem dichten Bombenhagel getroffen, eine große Zahl Brände verursacht. Wie „United Preß" sich aus London melden läßt, gaben die englischen amtlichen Stellen am Mittwoch morgen zu, daß „eine ungenannte Stadt in den Westmidlands (also Birming ham) schwer beschädigt wurde". Auch die Schläge der deutschen Luftwaffe gegen London und die übrigen kriegswichtigen Objekte in England waren von solcher Pucht, daß sie eindringlichen Niederschlag tn den amerikanischen Meldungen finden. Das englische Frohlocken, dem gestern noch die „Times" Ausdruck, gab, indem sie schrieb, „die Deutschen hätten infolge ihrer großen Verluste keine Bom berformationen mehr eingesetzt, sondern nur Jagdflugzeuge und Einmannbomber, die sehr hoch flögen und daher Angriffen weniger ausgesetzt seien, aber auch weniger Schaden anrich teten , hat also nur wenige Stunden gedauert. Es war auch diesen Illustonsmärchen Churchills keine längere Lebensdauer beschieden als allen früheren. O-neEnglan-gegenEnglan- Mitten im Endkampfe gegen England haben die Achsen mächte und das mit ihnen befreundete Japan eine politische Aktion durchgeführt, deren Bedeutung nach der realen wie nach der symbolischen Seite hi» kaum abzuschätzen ist. Noch sind keine zwei Monate seit dem Abschluß des Dreimächte paktes vergangen, da ist es bereits gelungen, die Grundlage dieses weltpolitischen Bündnisses zu verbreitern und durch die Aufnahme Ungarns in den Kreis der Bertragsmächte der Welt den Beweis dafür zu liefern, daß diese junge Schöpfung außer ordentlich lebensfähig und zukunstvcrhcißend ist. Es wär« früher, undenkbar gewesen, daß weltpolitische Bo-gänge von solcher Bedeutung sich ohne die Mitwirkung oder den besinn- wenden Einfluß Englands vollzogen bätten. Heute steht England nicht nur weit abseits von diesem Geschehen, sondern es muß sich von allen Seiten bescheinigen lassen, daß die Ausdehnung des Dreimächtepaktes, die mit dem Beitritt Ungarns ihren Anfang genommen hat. ein Vorgang ist. durch den die Macht Großbritanniens offenkundig geschwächt wird. Hierin liegt das ,über dem Rahmen eines Einzelvorganges hinausreichende Mo ment, welches zugleich den Einfluß dieser Aktion aus die Krieg führung erkennen läßt. Der Dreimächtepakt, der am 27. September in Berlin von Deutschland, Italien und Japan unterzeichnet wurde, ist nach seiner Form ein militärisches Bündnis, in dem die drei Partner einander vollen militärischen Beistand sür den Fall znsichern, daß einer von ihnen von einer fremden Macht an gegriffen wird, die sich zur Zeit noch nicht im Kriege befindet. Es wurde schon bei der Unterzeichnung dieses Paktes dargelegt, daß dieses Schutzbündnis also eine eindringliche Warnung an diejenigen Mächte darstellt. die etwa geneigt sein sollten, mit kriegerischen Mitteln sür die ver lorene Sache Englands Partei zu ergreifen und gewaltsam gegen einen der drei Teilnekmer am Berliner Pakt vorzugehen, lieber diese aktuelle militärische Bedeutung hin aus hat der Pakt jedoch eine politische Auswirkung, die weit in die Zukunft weist. Es wird dadurch ein gewaltiger Block zwischen Atlantik und Stillem Ozean geschaffen, der die Grund lage für eine Neuordnung bilde« und der zugleich eine Siche rung des künftigen Friedens gewährleistet. Weil dieser Frieden erst durch die Ueberwindung des englischen Widerstandes er rungen werden kann, ist England in der Praris der einzige Gegner des Dreimächtepaktes, der somit selbstverständlich ohne England und gegen England abgeschlossen werden mußte. Wenn jetzt Ungarn sich dem Dreimächtepakt angeschlossen hat, so verfolgt es damit einmal den traditionellen Weg seiner Freundschaft zu den Achsenmächten und beschreitet ferner als erster Staat des Kontinents die Bahn zur aktiven Mitarbeit an der Neuordnung, die unter der Führung der Achsenmächte in Europa vor sich geht. In der Regierungserklärung, die von den Ungarn bei der Unterzeichnung des Dreimächlcpaktes gestern in Wien abgegeben wurde, spricht die ungarische Regie rung hie Absicht aus, zu einer besseren und glücklicheren poli tischen und wirtschaftlichen Neuordnung Europas nack Maß gabe seiner Kräfte beizutragcn. Damit ist der Kern der gemein samen Bestrebungen berührt, die von den nunmehr vier Part nern des Paktes verfolgt werden und die eine neue Epoche und ein „Zeitalter der Politik des Verständnisses und der Ein sicht" eröffnen sollen. Mitten im Kriege hat der Dreimächtepakt seine werbende Kraft erwiesen, und das ordnende Prinzip, das ihm mit der Einteilung der curopäisckpasiatilchen Groß räume zugrunde liegt, wird sich — dafür ist der Beitritt Un garns ein erstes Anzeichen — siegreich gegen Eng land durchsetzen. Der italienische Außenminister Graf Ciano wurde bet seiner Ankunft in Wien von Relchanuntster des Auswärtigen von Ribbentrop begrüßt. (Presse-Hofsmann, M.) Englischer Mzelnstmarschall gefangen Das britische Flugzeug von den Italienern über Sizilien zum Landen gezwungen 9 Stunden lang Vvmben ans Birmingham