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Der -8 a i o n . Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von E. P. Melzer in Leipzig. 1840. Neuestes Bulletin -er Moden. Paris, den 20. December I8Z9. Vieles, sehr vieles hat die liebe Weihnachtszeit auf die Flu ren der Mode und des Luxus hcraufbcschworcn und reiche Erndtcn konnte das zarte und tactvolle Kcnncrauge, reiche Ausbeute die Börse halten, aber mit einem gewissen'poetischen und jetzt sehr beliebten Weltschmerz mußte das Innere eines Dandy zu der Ucbcrzcugung gelangen, daß cs nicht viel Groß artiges in der feinern und elegantern Zusammensetzung, und keine kühnen Umstaltungsidcen in der Stoffcrzeugung und Verzierung angetrvffen habe. Schien cs doch, als wolle man auch hier den Status guo der Friedenspolitik beobachtet wis sen und als hinge von den Farben der Zcitenpendel der Mo- dcngcwaltcn ab! In Pelzwerken war manches Nette und Gediegene zu fin den. So sahen wir für Herren Rcdingotes von hellgrauer Farbe, welche sehr faltenlos und kurz, vor» vom Kragen bis zu den Schooßcnden dircct mit Jobclpclzstrcifcn besetzt waren und dicß sich ganz boaartig ausnahm. Quer über die Taille nach vorn zu den Knopftheilcn lief dann noch ein ganz breites. Gürtel von eben solchen Nauchwaarcn. Die Brustthcilc waren ""'t een aus.^breiten gezackten Scidcnlützcn versehen, hcn wir- Kleid rücke hell- und dunkelgrün mit ncn Gkäsurknöpfcn, welche einen sehr säubern auch > a Schnitt, enge Acrmcl hatten und so ziemlich lang tzig ausgeschweift waren. Gilets trug man von selber Farbe, horizontal schwarz durchstreift mit Klapp- und spitzem Zuschnitte, die Knöpfe daran waren von Hornc und meist grün oder schwarz. Wir müssen gcstc- aß diese Gilets einen sehr guten Effect veranlassen. Pan- ' is trägt man jetzt viel von zimmtbraunen oder blau- ^',-rzen Seidenwollstoffen, die der Länge nach relicfartig streift sind. Sie werden meist glatt und unten am Stie- cht einem Hohlschnitte versehen, getragen. — Die bclicb- n Cravattcn sind noch immer die von weißem, übcr- pt hellfarbigem Salin, auf denen in drastischer Weise ' intasieblumen angebracht sind. Jedoch sind hin- tlich der Gilets noch immer die sammtcncn sehr en voxue. Im Anzüge und der Toilette der Damen ist vorzüglich u bemerken, vaß die schon von uns erwähnten Chatelaincs ehr in Mißkredit gekommen und obwohl wir glauben, daß >ics mit Unrecht geschehen, so müssen wir dennoch gern ein- .nen, daß die an ihre Stelle getretenen sehr niedlichen und legantcn Friteusen von Salin oder Rosagaze den Verlust uinder füh.bae machen. Dieselben sind mit schwarzen Spitzen ider paffendem Tülle bedeckt und bilden eine höchst feine Coif- ürc. So fanden wir auch in dem Magazine der hochbcrühmten Modistin Madame Polet, eine Robe vor, die uns hinsichtlich ihrer geschmackvollen Auffassung wahrhaft in Erstaunen ver setzte. Gibt cs denn auch wohl etwas Eleganteres, als eine Robe von, mir kleinen farbigen Bouquets brodirtem Satin und mit Goldfäden durchschlungcn in Bezug auf die Garnitur? Letztere war noch außerdem mit Spitzen oder Blonden ver ziert. — Dann war noch ebenda eine Robe, für eine glückliche dun- keläuige Braut bestimmt, anzutreffen, mit Brüsseler Spitzen und drei Volans garnirt. — Sehr beliebt sind jetzt insonders die griechischen Tunika's und blaue Roben von Moussclinc de laine, mit Scide brodirt und vorn mit einer Guirlande quadratähnlich verziert, welche sehr täuschend eine Schürze nachahmt. Vorzüglich aber werden jetzt wieder die kleinen, jedoch ganz kleinen Hüte in den feinsten Soireen erblickt und man kann in der That kaum genug darüber staunen. Allerdings stehen sie einem jugendlichen Haupte auch weit besser, als jene großen, Matroncngebührliche Kopfschirmc. Jedenfalls komme ich bald wieder auf diesen interessanten und wichtigen Gegen stand zurück und ich werde dann mit aller mir möglichen Gründlichkeit und Beobachtungsgabe dabei erschöpfend zu Werke gehen, der ich die Ehre habe zu sein u. s. w. Ihre Mclani e. Feuilleton. Neiijahrwünsche. Wenn alle die Wünsche, so am ersten Tage eines jeden Jahres dargebracht werden, in Er füllung gingen, sollte man glauben, es müsse die Erde ein Himmelreich werden. Dem ist aber nicht so. Die zahllosen Wünsche würden sich kreuzen; der eine Sonnenschein, der andre Regen verlangen. So wäre z. B. die Erfüllung der car tistischen Reujahrswünsche der Untergang der Ehristinos, und umgekehrt. Mehmed Ali wird andre Neujahrwünsche haben, als des Sultan, und Abdel Kader andre, als Ludwig Philipp. Es ist daher recht weise eingerichtet, daß die Neujahrswünschc nicht immer in Erfüllung gehen. Wir ver schonen dahcr auch unsre Leser mit dergleichen und begnügen uns mit dem einfach christlichen Wunsche, daß im begonnenen Jahre ein Jeder sich bestrebe, das zu thun, was er wünscht, das ihm die Leute thun sollen. Dann wird cs von selbst besser werden auf Erden. DaS Jahr 1840. Die Wetterpropheten verkündigen ein äußerst fruchtbares und gesegnetes Jahr; andre Leute wieder