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36 Vergnügen daran, ihr zuweilen seltsame Fragen vorzulezcn. Einst verlangte er Antwort und Erklärung auf folgende An frage: „Woher kommt es, daß zwei an einander gestoßene Champagnergläser keinen so Hellen Klang geben, als zwei mit anderm Wein angefüllte?" Die Akademiker gaben zur Ant wort: Da sie nicht Gelegenheit hätten, Champagner zu trinken, könnten sie die Aufgabe nicht lösen. Der König schickte der physikalischen Classe zwölf Flaschen Champagner. Sie wurden auf seine Gesundheit getrunken; aber die Auflösung blieb aus. Zwei irländische Offeriere wetteten einst, wer von ihnen den andern unter den Tisch trinken würde. Am fol genden Morgen fand man beide auf dem Boden liegend. Nach dem Erwachen konnte sich keiner besinnen, wer zuerst vom Stuhle gefallen. Sie stritten lange und einigten sich zuletzt, da jeder verloren und gewonnen haben könne, auf folgende wahrhaft irländische Weise. Jeder zahlte als Verlierender die besprochene Summe auf den Tisch und jeder strich als Gewin ner das gegenüberliegende Geld ein. Gute Titte und gutes Gebet. Zur Zeit Karls des Zweiten von England speisten seine Kaplane täglich bei Hofe an einer bcsondcrn Tafel. Der König war Willens, den Ge brauch abzuschaffen. Um dieser Einschränkung einen Theil ihrer Härte zu nehmen, entschloß er sich, zu guter letzt an der Tafel der Kaplane zu erscheinen. Das gewöhnliche Gratias, wenn der König speiste, lautete: Gott erhalte den König und segne die Mahlzeit. — vr. South sollte diese Worte sprechen, kehrte sie aber absichtlich um, und betete: Golt segne den König und erhalle die Mahlzeit. — Der König sagte: „Also sei es," und die Sitte ward beibehalten. Die curiose Repetiruhr. Herr von Villayer, Mit glied der französischen Akademie der Wissenschaften — im sieb zehnten Jahrhundert, vor Gründung der Rcpckiruhrcn — verfiel auf ein sond-eb».es Mittel, in finstrer Nacht durch den Ge schmackssinn die Stunden zu erfahren. Er ließ eine große Uhr machen und auf dem Zifferblatt- statt der Zahlen kleine Gläser mit verschiedenem flüssigen Confcct anbringcn. So oft er wissen wollte, wie hoch cs an der Zeit sei, tappte er nach dem Zeiger, tunkte den Finger in das Gläschen und schmeckte nun, was es geschlagen hatte. Schlangcnbändigcr. Das Geheimniß, Schlangen zu zähmen und selbst die giftigsten ohne Gefahr mit den Händen zu greifen und zu behandeln — sonst lange im Besitz der Ein- geborncn Westindiens — ist in China nicht unbekannt. Man bemerkte, daß die Chinesen, ehe sie nach den Schlangen griffen, sich die Hände mit dem Safte gewisser gepreßter Kräuter ein rieben. Die Kraft dieses Gegenmittels ist so stark, daß sie mit bloßen Armen und Händen furchtlos die schreckliche Brillen schlange zwick.n und necken, ein Gethicr, das, nebst der Klapper schlange Nordamerikas, das tödklichste aus dem Erdboden ist. Nicht ungewöhnlich ist es, solche Schlangen mit anderen ähn licher Natur im Besitz dieser Leute zu finden, die für ein Ge ringes dieselben und ihre Gewalt über diese gefährlichen Un- geheue dem neugierigen Zuschauer vorzeigcn. Wie kann man nur.Napoleon einen p,rosten Mann nennen? Der Haushofmeister des Fürsten Berthicr sagte von Napoleon, als dieser einmal bei seinem Herrn ge frühstückt hatte: „Die ganze Welt nennt Napoleon einen großen Mann. Er muß es wohl auch sein, da es die ganze Welt sagt. Nur kann ich nicht recht begreifen, wie man einen Kaiser bewundern und einen großen Mann nennen kann, der junge Schoten mit der Messerspitze ißt." Türkische Genauigkeit. Hafiz Ali, Pascha von Piddir, zur Zeit der Regierung Selims des Dritten, besiegte maho- medanische Rebellen und ließ einige Säcke mit ihren Köpfen ansüllen, um sie dem Sultan zu überschickcn. Aus Versehen hatte sein Geheimschreiben in dem Bericht, welcher dicß kostbare Geschenk begleiten sollte, mehr Köpfe angegeben, als die Säcke enthielten. Man sollte denken, daß dem Versehen leicht durch das Umschreiben des Berichts hätte abgcholfen werden können. Aber solch ein türkischer Bericht ist eine Arbeit, die man nicht gern zweimal macht. Ali beorderte seine Offiziere, auf der Straße so viel Köpfe aufzugreifen, als zur Ergänzung des Berichts noch mangelten. Seinen Befehlen wurde genaue Folge geleistet und vierzig der ersten besten Christenköpfe, die sich auf der Straße finden ließen, mußten in besagten Säcken mit den geschorenen Söhnen des Propheten nach Stambul wandern. Predigten nach alter Manier. Vor ekwa hundert Jahren suchten die guten Pastoren durch barokke Titel auf ihr Publikum Eindruck zu machen. So schilderte ein Prediger in Danzig das Leben als einen Jahrmarkt, den der Tod durch das Abbrechen der Buden endigt. Ein andrer ließ daselbst „bewährtesten Schlagbalsam gegen die Sünde" drucken und hielt beim Tode eines Candidalcn eine Preoigt, in der er von „dem mit weißen Kleidern geschmückten Himmclscandidatcn" sprach. Der Tängling als TabakSrauchcr. Ein englischer Reisender sah in Indien einen Knaben, der noch nicht ent wöhnt war und, nachdem er an der Mutterbrust getrunken, mit vieler Behaglichkeit eine Cigarre rauchte. Erklärung der Modenkupfer. 1. Herren-Anzug. Rock mit einer Reihe Knöpfe. Kurzer - Ueberrock mit rundem Kragen und carrirtem Futter. 2. Hut von Atlas mit Blonden und Federn, unter dem Sckjrrm Dlondenhaubchen mit Blumen verziert, Robe von Poult de Soie, mit doppeltem von der Taille ausgehenden Spitzen-Vesatz. 3. Sammethut mit einer herabhangenden lFeder. Tunicarock von Atlas mit Jobel besetzt. Weite Aermel, oben zweimal abge- nahet und mit Jobel besetzt. 4. Spitzenhaubchen mit Blumen. Hausrock von Fourlard mit breitem Ueberschlagkragen, weiten gerafften Aermeln und gezo gener Taille, die eine mit Quasten versehene Schnur Zusammen halt. Robe von Mousselin. Hierzu eine literarische Beilage von der I. Tchcible'schcn Buchhandlung in Stuttgart.