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Der Salon. -.M 10. Unter Verantwortlichkeit der Redaktion der Eilpost.) Druck von C. P. Melzer in Leipzig. s 1840. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 28. Februar 1840. Heute muß ich Ihnen vor allen Dingen über eine Mas kerade Bericht erstatten, welche in voriger Woche bei dem Marquis de Vivalin Statt gefunden hat. Daß der Salon elegant war, ist keine Frage. Aber das Phantastische, Bedeu tungsvolle, ja wir möchten sagen Mythische in den auf dem Balle erschienenen Figuren, würde eigentlich einen so geistreichen Kommentator wie Jules Janin erfordern. Die ausgezeichnet sten Masken waren folgende: Ein deutscher Student. Polni scher Nock mit Sammet und Schnürwcrk reich verbrämt und steifem Kragen, gcmslederne Beinkleider und Kanonen mit schweren Stahlsporncn. Derselbe trug einen tüchtigen Wallen- steiner und halte in der Hand einen zwar geschmackvoll gear beiteten, aber derb aussehenden Knittel. Aus der Scitcntaschc seiner Kurtka lugten ein Paar Halfterpistolen hervor; zum Ue- berflusse war noch eine Hetzpeitsche an dem obersten Rockknopf befestigt. Auch trug er noch, etwas auf der rechten Kopfseite, vme -rothsammctne Troddclmütze. — Eine Hofdame, aus Louis XVI. Zeiten, mit brillantem Rcifrocke, Schnabelschuhen, gepuderten Haartouren und ausgezeichnet prachtvollem Fächer in der Hand. Ueberhaupt war der Anzug dieser Maske mehr durch Reichthum und Uebcrladung, als durch raffinirten Kunst geschmack Aufsehen erregend. — Eine russische Amme im Na- tionalcostum. Eine rothsammetne, goldvcrbrämte, tonnenartige Kappe, unter der zwei sehr lange Zöpfe sich hervorwanden und an deren Enden gar viele rothe und blaue Bänder flat terten. Kleid von weißem Atlas-Kattun mit knappen Aermeln und enger Taille. Grellrothe, wcißpunktirte Schürze. Weiß- ^idene Schuhe. Um den Hals eine Schnur großer, glänzender Perlen. — Eine Fee. Kleid von rosenrother Gaze, mit wei ßen Silberblumen durchwirkt, und kurzen Aermeln; himmel blaue Schärpe; die in sehr zarten Strahlen bis auf den Fuß yerabwallte; aufgelöstes Haar mit Rosen durchflochten; silbc>- graue Atlasschuhe, deren Sohlenränder mit ächtcm Silber belegt waren. — Herrcnmaskcn waren besonders noch in der Darstellung von historischen Personalitäten, als Napoleon, Talleyrand, Ponjatowsky u. s. w., anzutrcffen, und die Domi- no'S aus 'himmelblauem Sammet übten ebenfalls einen ele ganten und angenehmen Eindruck aus. — Wie wir brieflich aus London erfahren, trug die Ma dame Sebastian: am Vermählungstage der Königin eine pracht volle Robe aus weißem Satin, welche unten und längs des Leibchens mit grünseidenen Blumen durchwirkt war, weite auf geschlitzte Aermcl hatte, welche mit einer neuen Art Umschläge endigten-, die innen mit karmoisinrothcm Sammet doublirt sind. Die Robe hatte außerdem noch zwei Volans von englischen weißen Spitzen. Die Coiffure dieser hohen Gesandtin war übrigens, und wohl aus dem Grunde, da die Königin an die sem Tage einen höchst einfachen Kopfputz trug, ganz einfach. Das Haar war glatt in die Höhe gewunden und nach vorn gebogen und mit zwei kleinen Juwelenröschen auf der linken Seite geziert. In der Tracht der Roben ist außerdem noch der 8tatus gun verblieben, was ich sehr natürlich finde, da cs nach der Earnevalszcit sehr rasch auf den Frühling losgeht und man in unserm so hastiglebcnden Paris schon Monden voraus Kleider schnitte und Stoffe erfindet. Die Damen in Paris haben ei gentlich immerwährend Flitterwochen. — In den Herrenanzügcn bemerkte ich in neuester Zeit einige Veränderungen bezüglich dcs Oberrockcs. Er wird jetzt mit einem sehr schmalen, nach vorn etwas schnabelförmig aus laufendem Kragen und ziemlich runden Revers getragen. Die Aermcl sind meist knapp anliegend und oben glatt cingehcstet. Beliebte Farben sind russischgrün, türkischblau und englisch- bronce. Auf den Bällen gewahrte ich insonders viele rothe Sammetgilcts mit goldenen Knöpfen. Sie zeigten alle einen runden Schnitt. Dazu trug man gewöhnlich eine weiße Atlas- cravatte, die mit grüner Seidcnschnur besetzt war und welche in bester Qualität bei dem Herrn Calmeau im Palais Royale Nr. 20 s. zu haben sind. — — Die schwarzen Ballpantalons, und die werden doch am meisten angctroffcn, werden jetzt wieder ganz enganschließend gefertigt und ich finde diese Mode gar schön. Tcndirt sie doch auf Natürlichkeit und bietet den Hcrrcnklcidcrverfertigcrn ein reiches Feld dar, ihren Schnitt und ihr Talent zu erproben. — Schließlich muß ich Ihnen noch melden, daß man hier in einigen Salons anfängt, weiße Satintaschentücher zu tragen, deren Ecken mit kostbaren Phantasicblumenstücken, ebenfalls aus weißer Seide, versehen sind. Sic sind nicht allzua«-^' und hierzu ein cigcnds leichter Satinstoff vorräkhig. sagt, die Herzogin von N"», eine die Mode selw d ^^schcn e Uno ven rv^...>nnen als sehr intriguant bekannte Dame, habe diese Tücher zuerst gezeigt und einige deutsche Edelfräulcins hätten sie sogleich nachgeahmt und diese sich angcschafft. Doch will ich das nicht verbürgen. — Der ich die Ehre habe zu sein u. s. w. Ihre Melanie. Feuilleton. Untergang crncS Dampfbootes. Das Dampfboot Lerinton ist vor Kurzem auf offner See in Brand grrathcn