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Der L a l o n. ^34. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. K - Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1840. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 13. August 1840. Paris, das nimmer satte Modenparis, hat sich diese Woche mit einem eignen Wechsel der Farbe beschäftigt, es hat das Roth fast aus allen Trachten verscheuchen wollen und wissen Sie, meine lieben Mitschwestcrn, man sagt blos deßhalb, weil dicß die Hauptfarbe der Engländer sein soll, die „den kleinen Mann mit dem großen Kopfe" so schmählich cingeschnürt ha ben. Wie kriegslustig Alles in unserm schönen Paris-Frank reich ist, sogar die Mode soll politisch agiren, aber sic paßt gar nicht dafür, das zeigt sie ja, indem sie gerade die bezeichnendste Farbe des Krieges verbannt. Was geht uns, Modenmenschen, in aller Welt an, daß Lord Palmerston die Farbe der Liebe so schmählich zur Farbe des Kampfes stempeln will! Roth ist auch seit je in Frankreich beliebt und nur die Damen sollen es hassen? Vorgestern sah ich zum ersten Male einen ganz eignen Schnitt einer neuen Robe, von der man in den ersten Reunions der Hauptstadt schon viel gesprochen. Sie wies eine sehr lange Taille nach, hatte ein rundgeschncpptcs Leibchen mit sehr tiefem Halsausschnitt, daß noch außerdem schräg heruntcrlaufend, Knöpfchen von der elegantesten Art in gelber Seide besaß. An diesem Leibchen waren oben ganz abgcflachte Schultern bemerkbar, welche mit zwiefachen Kuppeln von „englischen" Points besetzt waren. Die Acrmel waren ganz knapp und hatten am enganschließenden Handendc quer zusam- menlaufende feine Fältchen. Der Rocktheil der Robe war aus gezeichnet weit, hatte zahlreiche Falten und vier Volants aus schweren brüffelcr Spitzen. Das Zeug zur Robe sah lillafar- bcn aus und war eine Art Mouffelin, die man Illssn <I« ttarögs" nennt. Dazu gehörte ein Hütchen von Crüpe mit herabfallen den Bandfcdern (die hier ungemein in Mode kommen), von gelber Farbe. Das Hütchen hatte einen recht ausgeschweiften Bug, aber von nicht sehr bedeutendem Umfange. Eine andere Robe zum Stadtnegligv war von 8atin Zirin, von silbergrauer Farbe -benfalls knappe Aer- mel, die oben auf dcn S^-En drei schmale «a»uiuc,... »»..en und sich sehr gut ausnahmen. Das Leibchen daran war nicht insonders lang und gerade geschnitten-, auch war es mit schräg ' hinaufstcigenden Rosabandschlcifen der kleinsten Art besetzt. Der < Rocktheil war nur mäßig gefaltet. Die Besitzerin der Robe > trug ein weißes Basthütchen mit Rosabandbesatz und einem < kleinen Blumensträuße unter dem Schirme desselben. Der ' Eindruck war sehr «»genehm. Coiffuren haben wir in letzterer Zeit nur bei dem rek- r chen Fürsten A—r zu bewundern Gelegenheit gehabt. Viel, s ungemein viel Band wird jetzt zu dem Haar verwendet. Alle d Flechten sind mit Band der verschiedensten Farben durchschlungen. So hatte unter Anderm die schöne Gräfin von Feleppio , ihr Haar terrassenförmig hknausflechten und reich mit grün- c und weißunterbrochcncm Seidcnbande verzieren lassen. Vorn s an der schönen Stirn trug sie ein sehr kostbares Diadem. — n Die Marquise de —i hatte dagegen das dunkle Haar knäucl- artig frifiren lassen und oben wogte eine violette Ncgerschlcifc, gehalten von einer Diamantnadel; so einfach wie diese Com- pofition war, so vielen Beifall fand sie. — Bei der Ma dame W—eau... war das Haar in zwei feingeflochtenen Strah len erst bis zum Scheitel neben einander laufend in die Höhe gesteckt und dann bog es sich wieder, etwas von einander wei chend, nach den Seltengegenden und endete auch da in eine aus- ' gezeichnet liebliche Schleife von blaßblaucm Seidenflor. Zwi- sehen diesen hinauf- und hinabsteigenden Strahlen liefen feine Goldfädchen und hoben gleichsam die Farbe. Diese sinnreiche und gewiß en voZue bleibende Coiffure hat der berühmte Coif feur Cha liegest, in der Rue St. Honorv Nr. 220, compo- nirt und selbst ausgcführt. Schleier an den Hüten werden jetzt zumeist nur von mittler Größe und in milchblauer Farbe oder auch ganz weiß getragen. Die baute voles scheint indeß die g rü n e n S ch leicr sehr in Schutz genommen zu haben. Mir scheinen sie auch wirklich der ihnen gewordenen Anerkennung werth zu sein. Damenschuhe aus dem berühmten Magazine der Ge brüder Vitalin, im Palais Royal, sind besonders in Satin von aschgrauer und schwarzblauer Farbe beliebt. Sie gehen etwas hoch hinauf und haben gar keine Ledersektenwände, auch sind sie ungemein leicht und deßhalb schon lobenswerth. Die Pariser Damen lieben einmal nur das Leichte. Für das Land leben eignen sich die Leinwandsandalen, welche der Damcnfuß- bckleider Nott 6 lin, in der Rue de Rivoli 408 bis, anfertigt. Sie sind von gelblicher Farbe mit etwas dicken Sohlen und sehr flachem Oberzeuge, indem dieß ungemein weit ausgeschnit ten ist. — — In neuester Zeit schein--» ' ' - - v - ... unterer und Sonnenschirme einnehmen zu wollen. Man sagt, daß die Königin von Spanien, so lange sie in Barcellona weile, diesen wichtigen Einfluß auf den Pa riser Sonnenschirmcours ausgeübt habe. Ein geistreicher Fä chermacher dahier hat seine Produkte deßhalb auch Barccllo- netten genannt. Die dunkle Farbe ist die bcvorzugt.ste. Ihre Größe ist ziemlich bedeutend. Charaktere sind zumeist aus der neuern Geschichte darauf gemalt. — Es ist merkwürdig, daß man diesen Sommer nur wenig von neuen Fichus hört; da war das vorigen Sommer anders der Fall. Die Shawls, namentlich die ewig Mode bleibenden in dischen, haben unsere ganze Aufmerksamkeit absorbirt. Daher