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Ratio» sic!» außerhalb Europas ansicdle, der Spanier zuerst ein Kloster, der Italiener eine Kirche, der Holländer eine Börse, der Engländer ein Fort, der Franzose ein Theater und der Deutsche zuerst ein Wirths Haus anlcgt. Prüfungen. Das Gold prüft man durch das Feuer; das Frauenzimmer durch das Gold und den Mann durch die Frau. K Entstehung^des Buchhandels. Die ersten Buch drucker druckten-Vic Eucher auf cigcne Rechnung und verkauf ten sie auch selbst,^avezu ein großes Capital gehörte, weil damals Papi« und Es. Material sehr theucr waren. Biele Buchdrucker verarmter daher, weil die Anzahl der Käufer nicht groß war. Mit der Zeit endlich entstanden die Buch händler, welche damals Buchsührer hießen. So entstand aus der Buchdruckern ein neuer wichtiger Gcwcrbszweig, der sich zuerst nach Frankfurt am Main zog, später aber Leipzig zu , seinem Hauptsitz aueerkor. Die verkehrte Welt. In Ncuholland ist eine wahre verkehrte Welt. Dort ist Sommer, wenn wir in Europa Winter haben und umgekehrt, dort gibt es Vögel, welche Haare und keine Federn haben, Säugckhierc mit Vogelschnäbeln, weiße Adler und schwarze Schwäne. Die Bäume sind niedrig, .das Gras hoch, die Birnen haben den Stiel am dicken Ende .und sind von Holz, der Stein der Kirschen ist auf der Außen seite; kurz eine total verkehrte Welt. Die Farbe» der Blnmen. Sie sind sehr verschieden und um so lebhafter, je warmer der Himmelsstrich, worunter sie wachsen. In den kalten Gegenden haben die meisten Blumen eine weiße Farbe, in den gemäßigten eine gclve und blaue und in den heißen eine blaue und rothe. Derselbe Unterschied zeigt sich in Betreff der Jahreszeiten, in welcher die Blüthen hervor brechen. Die Herbst - und Winterblumen sind weiß und blaß, die Sommcrblumen blau und roth. 'der bald und so gab cs eine glückliche Ehe mehr aus der Welt. Heirathsbazar. Auf dem linken Ufer der Newa bei crsburg befindet sich ein prachtvoller von Peter dem Großen elegler Garten. Ein prächtiges Geländer mit sechs und ng Lranitsäulcn führt auf die Flußseite hinein. Das Innere nct sich nur durch einige PappelaUcen aus, in welchen hier da marmorne Stalucn und Büsten stehen. Hier und nicht immel werden die meisten Petersburger Ehen geschlossen doch wenigstens eingclcitct. An dem Tage dieser merkwürdigen Zeremonie, die sich in nichts von den orientalischen Bazar unterscheidet, sind alle Kaufläden geschlossen, die Geldliche macht einem andern Ge fühle Platz und die ganze HandelSwclt scheint ein anderes Aussehen zu gewinnen. Die Mütter heben die Reize ihrer Töchter so viel als möglich heraus, schmücken sich selbst mit Perlen und Diamanten, so wie die Wittwen, welche an eine neue Verbindung denken, und alle begeben sich mit Schmuck überladen in den Sommergarten. Hier in diesem Elisium, wo sich so viele Geschicke entscheiden sollen, stellen sie sich in eine Reihe und erwarten die Ankunft der Männer. Diese haben sich ihrerseits ihre Toilette gleichfalls etwas kosten lassen; der flohfarbene Rock, den der russische Kaufmann in der Regel zu tragen pflegt, macht einem apfclgrüncn; oder himmelblauen Platz und der große Bart duftet von wohlriechen den-Salben. Sie schlendern langsam durch die Reihe ausge stellter heiralhslustigcr Frauen und lassen ihre Blicke auf der' schweigenden Menge junger Mädchen hinglcitcn, welche eben falls verstohlen hierhin und dorthin schielen, und haben die Männer eine Wahl getroffen, so wenden sie sich an alte Wei ber, welche ein Geschäft daraus machen, die gewünschte Aus kunft über den Gegenstand der Wahl zu-geben und sie in die Familie einzuführen. Die Tschcrkesfinen, deren Ehchcrrcn und Bätcr den Russen in einem wahren Hcldcnkampfc so viel zu schaffen machen, sind sehr hübsch, habUi große ausdrucksvolle schwarze Augen, einen kleinen Mund, der zum Kusse einladet und sammctweiche, schöngewölbtc Augenbrauen. Schon in früher Jugend gewöhnt man sic an ein Schnürlcib. Nur der Bräutigam befreit mit seinem Dolche, den er stets bei sich führt, die Mädchen von der engen Hülle. Die Tschcrkessinen sind schlank wie die Pappeln und den entblößten schwanenweißen Hals und Nacken ziert eine Schnur Korallen. Auf dem Kopse glänzt eine mit Perlen be setzte Binde und der kleine Fuß steckt in einem Sticfelchen, der reich mit Silbcrarbeit verziert ist. Frankreichs Weine. Ein Weinkundiger hat ausge rechnet, daß in Frankreich 1400 Sorten verschiedene Weine wachsen. Witzige Antwort. Ein einfältiger Mensch fragte un- „Was ist denn wohl ein Lropfbadl". „Jedes Bad," war die Antwort, „in das Sie gehen." Nordamerikanische Milizen. Man sicht in Nord-» amcrika bei einer Milizparade fast nichts als Obristcn und Majors. Vier Mann im Glicde, auf beiden Flügeln ein Offi- cier, voran der Hauptmann; das ist die ganze Compagnie, welche demnach einen ziemlich lächerlichen Anblick gewährt. In doppelten Distanzen folgen nun nacheinander drei bis vier solcher Glieder und dieses gilt für ein Bataillon, vor dem die Fahne, von zwei Ofsicieren begleitet, getragen wird. Ein Obrist oder Major commandirt zu Pferde die Schaar, welche nun ohne Janilscharcnmusik aufzicht. Die Musikbande besteht aus acht Mohren in weißen Beinkleidern, hochrothcn Aermel» westen und mit beliebiger Kopfbedeckung. Zwei derselben blasen gellende Clarinctten, drei stoßen unaufhörlich in die Trompeten, einer pauckt die große Trommel und zwei Tai wirbeln Merkwürdige Brautwerbung. Ein junger Mann, der Sohn eines reichen Juden in London, wurde zufällig Zeuge einer Rohheit, womit ein Mann seine Tochter auf öffentlicher Straße behandelte. Er nahm Parthie für die Gcmißhandelte und kämpfte mit Faustschlägen für sie. Er siegte. Das dank bare Medchcn warf sich ihm in die Arme. Das versammelte Volk schre Bravo und eine Stimme rief: „Hcirathen Sie sie!" und bald stimmten alle Anwesende in den Ruf ein. Den jungen Mann gefiel der Einfall und er sagte zu dem Mädchen: „Ich bin bereit." „Ich auch," erwiderte diese. Man traf Anstalten, um die Hochzeit sogleich den nächsten Taz zu feiern. Der Papa wollte anläßlich Einwendungen machen, ergab sich längst Jemanden: