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474 Hamsedimente. §. 85. Färbung mit der Vergiftung Nichts zu thun, sondern ist eine zufällige. — Auch Gerhardt hat einmal einen grünen Farbstoff im unveränderden Harn angetroffen (Wien. med. Wschr. 1877. 24. p. 577). Er* fand nämlich bei einem stark fiebern den Manne, der Magen - und Lebercarcinom und gleichzeitig auch Leberabscess hatte, am letzten Tage seines Lebens einen braungrünen Ham, der an Chloroform oder Amylalkohol reichlich gelben Farbstoff abgab und darnach eine lebhaft grüne Farbe zeigte. Der Farbstoff war ein Abkömmling des Gallenfarbstoffes. — Urofuscohaematin und Urorubrohaematin nannte Baum stark (vgl. p. 155 d. B.) zwei Körper, welche er im Harne eines Kranken der Greifswalder Klinik mit „Pemphigus leprosus, complicirt durch Lepra visceralis“ (Joh. Heinr. Schultz, Hiss. 1874) entdeckt und analysirt hatte. Der Harn war frisch stets klar und durchsichtig; seine Farbe zu verschiedenen Zeiten bordeauxroth, schön braunroth, braun, dunkel kaffee braun , mitunter fast schwarz; sein Geruch äusserst penetrant, beim Er wärmen wahrhaft fäculent; die Reaktion sauer; Eiweiss, Blut, Hämatin, Hämoglobin, Gallenfarbstoff fehlten. Der Harn enthielt ein eigenthüm- liches amorph - körniges Pigment, übrigens keinerlei abnorme morpholo gische Bestandtheile. Wurden auch bei der Section Reste von Extrava saten in den Nieren gefunden, so schien der Ursprungsort der abnormen Pigmente doch in der Milz, die ganz schwarz beschrieben wird, zu suchen zu sein. Die Krankheit hatte von 1866 bis 1873 gedauert und war mit öfteren von Blaseneruptionen gefolgten Fieberanfällen, schliesslich mit Ascites verlaufen. Die eigenthümlichen Farbstoffe stehen zu dem Hämatin in Beziehung, sind aber keine Zersetzungsprodukte desselben. — Weiter können Pigmentsedimente aus folgenden Substanzen bestehen: Chiari (Ztschr. f. Heilk. IV.) fand bei Chlörom in den Sammel röhren der Nieren, offenbar zur Abfuhr in den Harn bestimmt (in dem selben scheinen sie nicht beobachtet worden zu sein), eigenthümliche grünliche Kügelchen, wie sie auch in den Zellen des Hamkanälchen- epithels gelegen gewesen waren. — Bei ikterischen Neugeborenen zeigt sich gelbes Pigment frei, oder den Harncylindern aufsitzend, oder in ihnen eingeschlossen (H o fm e i e r, Ztschr. f. Gebh. u. Gynäk. VIII. 2. H. 1882, auch Raudnitz, Prag, m. Wschr. 1884. 11; vgl. Martin u. Rüge, Ztschr. f. Gebh. u. Frauenkkh. 1876. I. p. 318). Birch-Hirschfeld (Gerb. Hdbch. d. Kdrkkh. IV. 2. p. 700) fand bei Icterus septicus im Harne Neugebore ner Bilirubinkrystalle. Aehnliche Krystalle, die vielleicht auch mit Gallen - farbstoff gefärbte Fettsäurekrystalle waren, sah Jastrowitz (Deutsch, m. Wschr. 1883. 47. p. 682) bei chronischem Icterus und Pfortader thrombose durch Lues. — Hämatoidin krystalle galten bisher als seltener Harnbestand- theil. Leyden (Ztschr. f. kl. Med. 1880. II. p. 183) sah sie als kleine Nadeln im Innern von Zellen bei Nephritis gravidarum, P. zur Nieden