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Ammoniak — §. 99. 55a und daher auch die Ammoniakmenge, welche durch den Urin aus dem Organismus entfernt wird, in der Regel unbedeutend', wenig mehr als Va Grm. in 24 Stunden. Nach Coranda (Arch. f. exp. Path. XII. p. 76) ist der Ammoniak-Gehalt am grössten bei reichlicher Fleischkost, am geringsten bei vegetabilischer, während gemischte Kost die Mitte einnimmt. Bei einem Hunde, an dem er Fiitterungs- versuche anstellte, fand er das Verhältniss wie 2,4:1,0:1,55. E. Salkowski und J. Munk fanden bei einem mit Speck und Fleisch gefütterten Hund pro Kilo und pro die 0,043 Grm., während 1 Kilo Kaninchen nur 0,0065 Grm. ausscheidet (Arch. f. path. Anat. 1877. 71. p. 500 und Ztschr. f. phys. Chem. I. p. 17). Unter Umständen kann dem Organismus eine ungewöhnlich grosse Menge Ammoniak von Aussen zugeführt werden, so hei Gesunden durch den Aufenthalt in einer mit Tabakrauch erfüllten Atmosphäre, durch den Genuss gewisser Speisen, die reich an Ammoniak sind, wie Rettige etc.; bei Kranken durch Einnehmen von Ammoniakpräparaten, kohlensaurem Ammoniak, Salmiak etc. Neubauer hat gezeigt, dass eingenommener Salmiak grösstentheils durch den Urin wieder weggeht. In allen Fällen, in denen der tägliche Ammoniakgehalt des Urins 1 Grm. übersteigt, wird daher der Arzt zuerst zu untersuchen haben, ob der Ueberscliuss nicht von einer oder mehreren dieser Ursachen abhängt. 2. Die andere Quelle des Ammoniak liegt in dem Ei weisszer fall innerhalb des Organismus. Wie in dem Capitel „Harnstoff“ erwähnt, stellt Schmiedeberg die Hypothese über die Synthese desselben auf, dass der Stickstoff des Eiweisses als kohlensaures Ammoniak abgeschieden wird, worauf durch Wasser-Abspaltung Harnstoff entsteht. Demnach muss im Organismus fortwährend sehr viel kohleusaures Ammoniak ge bildet werden, von dem jedoch der grösste Theil als Harnstoff ausge schieden wird, während nur ein sehr kleiner Bruchtheil als Ammoniak den Körper verlässt; die Menge desselben soll von der Säuremenge ab hängig sein, da beim Menschen und Fleischfresser nach Walter (Arch. f. exp. Path. VII. p. 148) und Hallervorden (Ibid. XII. p. 237) Einführung von Mineralsäuren die Ammoniak-Ausscheidung steigert, wäh rend Alkalien dieselbe herabsetzen (Coranda; Munk u. Salkowski 1. c.). Bei Pflanzenfressern sinkt dagegen bei Säurezufuhr der Ammoniak gehalt des Urins (Salkowski, Virch. Arch. 53. p. 1 u. 58; p. 486), während derjenige der Alkalien (p. 209) steigt. Es giebt wohl noch andere Verhältnisse, welche Ammoniakausscheidung bedingen; bei jenem Dia betiker, dem Hallervorden 35 resp. 42 Grm. Natrium bicarbonicum gab, ist es wohl nicht erlaubt, die trotzdem unverändert bleibende Ammoniakausscheidung auf das Vorhandensein einer Säure zurückzu führen. Näheres darüber ist bis jetzt noch unbekannt. Aus dem Vorhergehenden ergiebt sich von selbst, dass der nor male mens c h liehe Harn immer geringe Mengen Ammoniak enthält; nach Neubauer beträgt dieselbe durchschnittlich pro die 0,7 Grm.,