Semiotischer Theil Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns, sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes
Harnstoff. — §. 95. 537 1882. p. 361) gefunden; ebenso in einigen Fällen von Lepra und Pem phigus, vgl. Kaposi, „Hautkrankheiten“ p, 481. Beneke (Arch. f. wiss. Hlk. II. p. 36) fand bei Impetigo im Anfang vermehrte Harn- stoff-Excretion. Beim chronischen Gelenkrheumatismus findet sich nach Mar rot (Y.-II. Jber. 1879. II. p. 249) geringe Yerminderung. während der acute eine Yermehrung zeigte. Auch alle chronischen stationären Anaemien (bei rapider Zunahme derselben zeigt sich Vermehrung der Harnstoffausfuhr) sind von Yerminderung der Harnstoffmenge im Urin begleitet. 5. Ueber Ausscheidungsabnahme nach Gebrauch von Medika menten, sowie nach Vergiftungen liegen einige Beobachtungen vor. Catillon (Arch. de physiol. 2. Sör. IV. p. 83) constatirte an sich selbst hei täglicher Einfuhr von 30 Grm. Glycerin ein Sinken der Harnstoffmenge, welche jedoch bei grösseren Dosen, seiner Ansicht nach in Folge des stärkeren Appetites, einer Vermehrung Platz machte. Bei Gebrauch von essigsaurem und phosphorsaurem Natron in grösseren Dosen, sowie bei schwefelsaurem Natron, wird der Eiweisszerfall vermindert, jedoch unabhängig von vermehrter Diurese (Mayer, Ztschr. f. kl. Med. III. p. 82), während kohlensaures Natron eine Steigerung des Zerfalls bewirkte. Kalium und Natrium jodatum bedingen mitunter eine Ver minderung des Harnstoffgehaltes des Urins, weil sie die Verdauung des Cirkula- tions-Eiweisses beeinträchtigen; die gewöhnliche Zunahme lässt sich aus der starken Einwirkung dieser Präparate auf die Zersetzung des Organeiweisses er klären, so dass hiedurch die verminderte Absonderung des Cirkulationseiweisses übercompensirt wird: Fiori und Tubini (Ctbl. f. kl. Med. 1881. II. p. 575). Doch sind die Meinungen über die Wirkung dieser Mittel noch sehr getheilt. Natrium bromatum, Kalium bromatum undAmmonium broma- tum in Dosen von 1—4 Grm. vermindern die Harnstoffausscheidung, jedoch stieg bei längerer Darreichung von 4 Grm. Natr. bromat. die Harnstoffmenge wieder (Cheron und Fawknerz, Bair. Intellbl. 1881. p. 521). Bei Schwefelsäure-Vergiftungen ist die relative und absolute Harnstoßmenge vermindert, namentlich am Tage der Intoxikation; man müsste eine noch stärkere absolute Abnahme erwarten, wenn der Inanitionszustand nicht durch stärkeren Gewebszerfall zum Theil compensirt würde. Vgl. Litten (Berl. kl. Ws ehr. 1881. p. 641). Gaucher (Ctbl. f. kl. Med. 1881. II. p. 567) fand bei Blei intoxikation die Harnstoffmenge bis auf den fünften Theil des Normalen reducirt, während dagegen bei gutem Appetit die Vorstufen des Harnstoffes häufig in ab normer Menge ausgeschieden werden. Das Verhältniss der Harnstoffausscheidung zu jener der übrigen Harnbestandtheile wird bei diesen Erwähnung finden. §. 96. Harnsäure. Vgl. Hermann, Handb. d. Physiol. V. — Ebstein, „Beiträge znr Lehre von der Gicht“; D. Archiv f. kl. Med. 27. p. 1 ff. Die Methoden der quantitativen Harnsäurebestimmung wurden in §. 49 angegeben. Ebendaselbst wurde erwähnt, dass man heim Vor handensein von Uratsedimenten — und gerade in diesen Fällen hat die