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XV. Jahrgang. No. 4. 1897/98. 31 „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ Schließungsstrom i, beim Beginn der Oeffnung erreicht hat, und welcher Maximalwert mit J, bezeichnet werden soll. Bei dem Kohl’schen Induktor mußte für die größte Funkenlänge von 30 cm der Wert von J,=5,8 Amp. betragen. Es war ganz gleichgültig, ob die Spannung 4 oder 110 Volt betrug. Es lehrt obige Gleichung, welche Zeit erforderlich ist, damit der primäre Strom die Stärke J, erlangt; ferner gibt die Formel Auskunft darüber, wie hoch man die Spannung E, zu nehmen hat, wenn man bei gegebener Geschwindigkeit des Unterbrechers noch die größte Funkenstrecke erhalten will. Die Konstante R, des Versuchsapparates betrug 0,56 Ohm und L, ist abhängig von J„ wie nachstehende Zahlen zeigen: J, 0,02 0,1 0,35 0,95 2,1 2,85 3,4 6,6 L, 0,076 0,085 0,092 0,108 0,12 0,122 0,123 0,109. Bis zu 4 Amp. nimmt L, zu und dann wieder ab; für J, = 6 Amp. beträgt L, =0,113. Da nun 4:0,56>6 Amp. ist, so genügt nach obiger Formel schon eine Betriebsspannung von 4 Volt, um die größte Funkenlänge zu erzielen. Dieses theoretische Resultat würde durch den Versuch bestätigt. Die Formel für i, lehrt ferner, daß die Anwendung einer so niedrigen Spannung nicht empfehlenswert ist, weil die Maximalstärke J, erst nach 0,36 Sekunden erreicht wird, während die sekundären Funken viel schneller aufeinander folgen sollen. Der Fabrikant hatte für den Versuchsapparat 12 Volt vorgeschrieben. Mit dieser Spannung findet man nach der Formel für i, = 6 Amp., t = 0,064 Sekunden; rechnet man noch 0,33 Sekunden Stromes, während die steil abfallenden Aeste den Oeffnungsstrom darstellen. Fig. 3 zeigt das Aussehen des Oeffnungsstromes ohne Konden sator und die Fig. 4, 5 und 6 bei einer Kapazität von 0,01, 0,22 und 0,9 Mikrofarad, so daß Fig. 5 den Oeffnungsstrom des in normaler Weise geschalteten Apparates darstellt Aus diesen Figuren ergibt sich nicht bloß die Thatsache der durch die Theorie wahrscheinlich gemachten Schwingungen, sondern auch die Erklärung für die Beziehung zwischen Funkenlänge und Kondensatorgröße. Die Braun’sche Röhre zeigt die abgebildeten Erscheinungen nur dann, wenn der sekundäre Stromkreis geöffnet ist, und in demselben kein Funkenübergang stattfindet Dies hat seinen Grund darin, daß die Phase des sekundären Stromes der des primären nahezu entgegen gesetzt ist. Daß aber auch bei Funkenübergang jene Schwingungen vorhanden sind, zeigt die Betrachtung des sekundären Funkens in einem rotierenden Spiegel; er besteht aus ebensoviel Einzelentladungen, wie die Braun’sche Röhre Auf- und Niedergänge der Schwingungs kurve des Oelfnungsstromes zeigt. Für die sekundäre Maximalspannung E 2 erhält Walter durch theoretische Ableitung die Formel: Es ist demnach der Maximalwert der in einem Induktions- für [die Dauer der Oeffnung zu dieser Zeit hinzu, so erhält man 0,1 Sekunde. Der Unterbrecher wurde auf 10 Umdrehungen pro Sekunde eingestellt und der Induktor gab thatsächlich bei jeder Umdrehung die volle Funkenlänge von 30 cm; erhöhte man die Umdrehungszahl oder R,, so setzte der Apparat aus. Die Richtigkeit der Formel wurde noch mit anderen Spannungen und den dazu gehörigen Umdrehungen bestätigt gefunden. Die Gleichung für den Oeffnungsstrom, zu welcher Walter durch theoretische Betrachtungen gelangt, zeigt, daß dieser Strom regelrechte Schwingungen ausführen muß. Aus der Formel folgt ferner, daß man es mit gedämpften Schwingungen zu thun hat, eine Thatsache die selbsverständlich ist, da bei jedem Hin- und Hergang des Stromes ein bestimmter Teil der elektrischen Energie als Joule’sche Strom wärme verloren geht. Der experimentelle Nachweis der durch die Theorie wahrscheinlich gemachten Schwingungen erfolgte mit Hilfe der von F. Braun angegebenen Kathodenstrahlenröhre. Die Wirkungs weise dieser Röhre besteht darin, daß ein durch ein enges Diaphragma abgegrenztes Bündel von Kathodenstrahlen auf einem phosphores zierenden Schirm einen möglichst kleinen und hellen Fleck erzeugt, der den schnellsten Veränderungen eines magnetischen Feldes durch Ablenkung folgt, und daher bei Betrachtung mit einem rotierenden Spiegel die Veränderungen des Feldes eines Stromes erkennen läßt. Nach derselben Methode, aber mit langsam rotierendem Spiegel, wurde auch der Verlauf des Schließungsstromes beobachtet; die Stromkurve des Schließungs- und Oeffnungsstromes zeigt Fig. 2. Die gekrümmten Teile entsprechen dem Anwachsen des Schließungs apparat auftretenden sekundären Spannung direkt proportional der vom primären Schließungsstrom erreichten Maximalstärke J„ ferner direkt proportional der Quadratwurzel aus dem Selbstinduktions koeffizienten der sekundären Rolle und umgekehrt proportional der Quadratwurzel aus der Kapazität des Kondensators. Dagegen ist jene Spannung unabhängig von dem Selbstinduktionskoeffizienten und dem Widerstand der primären, sowie auch dem Widerstand der sekundären Spule. Aus den bisherigen Betrachtungen ergibt sieh, daß zu einem Induktionsapparate, für welchen die Unterbrechung sowohl in Luft als auch in Petroleum eigerichtet ist, auch zwei an Kapazität ganz erheblich verschiedene Kondensatoren gehören, was von den Fabrikanten gewöhnlich nicht bedacht wird. Um L 2 , d. h. den Selbstinduktions koeffizienten des sekundären Stromkreises möglichst groß zu machen, muß man viel Windungen und einen Eisenkern anordnen. Weitere Versuche von Walter ergaben, daß die Schlagweite eines Induktors dem Maximalwerte des primären Schließungsstromes J, vollkommen proportional war. Dieses wurde sowohl mit dem Kohl’schen 30 cm, als auch mit einem 60 cm Induktor gefunden, somit für einen ziemlich großen Funkenbereich. Man ist somit auch zur Folgerung berechtigt, daß auch Schlagweite und Spannung einander proportional sein müssen. Läßt man dieses gelten, so steht nichts im Wege, auch für die längsten Blitze der Atmosphäre die zugehörige Spannung zu berechnen. Walter berechnet die Spannung für eine Funkenlänge von 1 m auf ungefähr 650000, und für einen Blitz von 200 m Länge auf 130 Millionen Volt. R. Einige Versuche über Wechselstrombogen. Von Ch. F. Smith (The Electrician.) Einige Versuche, welche ich mit Wechselstrombogenlampen an zustellen Gelegenheit hatte, gestatteten mir die Kurven der EMK und Stromstärken zwischen den Klemmen von Kohlenstäben verschiedener Beschaffenheit aufzuzeichnen. Da die Apparate, welche angewendet wurden um diese Kurven zu erhalten, sehr einfach sind und sich an jeder Dynamo anbringen lassen, so dürfte eine kurze Beschreibung von Interesse sein. Die Vorrichtung, mittels welcher irgend eine gewünschte Phase I des Wechselstroms zur Bestimmung der EMK oder des Stromes aus- | gewählt werden kann, zeigt Figur 1. Sie besteht aus zwei hölzernen j Scheiben d, und d 2 , durch welche eine Messing-Buchse geht. Die Scheibe d, ist mittels einiger Schrauben auf der Buchse befestigt, während d 2 nur möglichst genau die Buchse berührt, so daß sie von Hand um sie gedreht werden kann. Die Scheibe d, ist auf ihrem ganzen Umfang mit einem Messingring besetzt, während in d 2 nur an einer Stelle ein schmaler Kontaktstreifen eingelegt ist. Ein Vor sprung an diesem Streifen berührt stets den Messingring von d, an einer bestimmten Stelle. Die Buchse steckt lose auf der Spindel s, welche mit ihrer Spitze in den Schaft der Armaturwelle gepreßt wird. Ein kleiner Stift, welcher in einiger Entfernung von dem Mittelpunkt der Welle in diese eingeschraubt ist und in eine Höhlung der Scheibe dj gesteckt werden kann, dient dazu, um die Drehung der Scheiben mit der Armaturwelle herbeizuführen. Zwei hier nicht gezeichnete isolierte Bürsten lassen sich an die Umfänge der Scheiben anpressen. Die Bürsten kommen bei jeder Umdrehung in leidende Verbindung