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XV. Jahrgang. No. 3. 1897/98. 27 „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ befindlichen elektrischen Stadtbahn Halle infolge des Einspruchs der I Verwaltung des Physikalischen Instituts, der den beabsichtigten ge meinschaftlichen elektrischen Betrieb unmöglich machte, endgiltig aufgegeben ist, beabsichtigt die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft anscheinend einen anderweiten Verkauf ihres hallischen Unternehmens hezw. die Bildung einer selbständigen Gesellschaft für dasselbe. Als Aequivalent für die Zustimmung der städtischen Behörden zu dem Eintritt eines anderen Kontrahenten in das Vertrags Verhältnis hat die Elektrizitäts-Gesellschaft eine Reihe neuer Betriebszugeständnisse an- geboten, die nach Beendigung des gegenwärtigen Erweiterungsbaues in Kraft treten würden, das Anerbieten unterliegt noch näherer Prüfung, ist aber vom Magistrat mit Geneigtheit auf genommen worden. Nach der jetzt im Werke befindlichen Erweiterung des Liniennetzes ge winnt das hiesige Unternehmen ziemliche Bedeutung, selbst in dem großen Verwaltungsbetriebe der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft. Wenn wir recht unterrichtet sind, war s. Z mit der Halleschen Straßenbahn ein Kaufpreis von 1,5 Millionen Mark vereinbart; seit dem hat das Unternehmen noch mehrfache Erweiterungen erfahren. Die in stetem Steigen begriffenen Betriebseinnahmen betrugen 1896 354,332 Mk., 1895 335,380 Mk., 1897 bis Ende September 287,903 Mk. (gegen denselben Zeitraum in l8'.'6 m. Mk. 17,829). In Kürze treten die neuen Linien in Betrieb; die Einnahmeziffern werden sich danach wesentlich weiter erhöhen. Der Bahnkörper, sowie die Kraftstation des Unternehmens sind städtisches Eigentum.“ Elektrische Bahn in Schellenberg. Hier wird die Erbauung einer normalspurigen Eisenbahn mit elektrischem Betriebe von Schellen berg nach Flöhr geplant und wurde mit den betreffenden Erörterungen bereits begonnen. R. V. Elektrischer Betrieb für Schiffe mittelst Akkumulatoren wird wohl stets für kleinere Fahrzeuge praktisch erscheinen, bei größeren aber nicht anwendbar sein. Indirekt hat man jedoch auch schon die Elektrizität anderweitig für die Schifffahrt, und zwar für die Kanalschifffahrt, nutzbar gemacht, indem man dem Kanal entlang eine elektrische Stromleitung, wie für den Straßenbahnbetrieb legte, und durch einen ähnlichen Kontakt wie bei diesem den Strom in eine Dynamomaschine des Schiffes leitete, die denn die Schraube oder Schaufelräder betreibt; eine solche Schifffahrt wird z. B. auf einem Kanal in der französischen Schweiz nunmehr seit mehreren Jahren geübt Daß hierbei jedoch große Kraft- Verluste durch die mehrfache Umgestaltung der Kraftmodifikation entstehen müssen, ist klar. — Vorteilhafter erscheint daher ein Vorschlag des Amerikaners Schatz in New-York, welcher (nach einer Mitteilung vom Patentbureau Carl Fr. Beichelt, Berlin) vorschlägt, neben dem Kanal ein Schmalspurgeleise zu legen, und darauf eine durch direkte Stromzuführung oder durch Akkumulatoren be triebene Lokomotive laufen zu lassen, welche mittelst Drahtseil die Schiffe zieht, wobei zur Erzielung eines guten Nutz-Effektes die Bahn als Zahnradbahn zu konstruieren wäre. Dabei könnten, Akkumulatorenbetrieb vorausgesetzt, die Sammler auch vorteilhaft im Schiffe untergebracht, und der Strom von diesem in die Lokomotive geleitet werden, so daß die Schiffe ganz unabhängig vom Lande würden; Lade-Stationen an gewissen Stellen ließen denn eine Regene rierung der Kraft zu. Jedenfalls käme der Betrieb wohl kaum teurer, wie jener durch Schleppdampfer, indem deren Kosten und das Personal derselben schon ganz zweifellos durch die viel einfachere, keine besondere Bedienung verlangende elektrische Einrichtung überwogen würden, und der solide Zahnradbahn-Betrieb einen viel besseren Effekt, wie die Schiffsschraube ergeben dürfte. Elektrisch betriebene Krahnen in Dresden. Die Firma Siemens & Halske gehört zu den ersten, die das Problem der elek trisch betriebenen Krahnen zur befriedigenden Lösung brachte und so auch bei den Krahnenbetrieb den Vorteil eines für alle Belastungen nahezu gleich bleibenden Wirkungsgrad einführte Die größten von der Firma ausgeführten elektrisch betriebenen Krahnen befinden sich in den Hafenanlagen zu Mannheim, Düsseldorf und Rotterdam. Gegenwärtig stellt die genannte Firma im Dresdener Verkehrs- und Winterhafen eine Anzahl elektrisch betriebener Krahnen auf. Bis jetzt konnten 4 Vollportalkrahne und 4 Winkelportalkrahne von je 1500 kg Tragfähigkeit dem Betrieb übergeben werden. Ein fest stehender Drehkrahn von 5000 kg Tragfähigkeit und eine Reihe kleinerer Drehkrahnen sind noch in der Ausführung begriffen. Zum Betrieb der Krahne kommt Drehstrom zur Verwendung; derselbe wird von der Zentralstation der Dresdener Bahnhofsanlagen geliefert. R. V. Telegraphie. Die Gesamtlänge sämtlicher Telegraphen der Erde erreicht gegenwärtig nach der schweizerischen Bauzeitung 7,90 ',000 km. Diese Linienlänge verteilt sich auf die verschiedenen Erdteile wie folgt: Europa z,840,000, Asien 500,' ( 0, Afrika 160,000, Australien 350,000 und Amerika 4,050,0'0 km. Danach besitzt Amerika das umfangreichste Telegraphennetz, während Europa, trotz der stetigen Ausdehnung seines Netzes, erst an zweiter Stelle kommt. — W. W. Telegraphenanstalt. Die Errichtung einer Telegraphenanstalt in Weil im Dorf, OA Leonberg, Württemberg, wurde verfügt. Dieselbe erhält Telephonbetrieb und wurde am 30. September d. J. mit beschränktem Tagesdienst für den öffentlichen Verkehr eröffnet Der Bestellbezirk besteht aus den folgenden Wohnplätzen: Berkheim, Gemeinde Weil im Dorf, und Härdtle (Fasanengarten). Zwischen der für Telephonbetrieb eingerichteten Telegraphenanstalt Weil im Dorf einerseits und den ebenfalls mit Telephon betriebenen Tele graphenanstalten Kornthal, Münchingen, Hemmingen und Heimer dingen andererseits kommt beim unmittelbaren telephonischen Verkehr des Publikums die Gebühr von 25 Pfg. für je 5 Minuten Sprechzeit zur Anwendung. —W. W. Telephonleitung in neuen Häusern. Eine amerikanisch® Zeitschrift tritt dafür ein, daß schon bei der Herstellung neuer Ge bäude eine weitergehende Rücksicht auf die Telephonleitung ge nommen werde. Jeder zu Bureauzweeken hergestellte Neubau sollte mit allen behufs Leitung notwendigen Einrichtungen versehen sein, denn die Telephonverbindung ist heute notwendig wie Tinte und Papier und ein modernes Gebäude kann keinen Anspruch auf Voll kommenheit erheben, wenn nicht für den telephonischen Anschluß jedes einzelnen Raumes vorgesorgt ist. Gegenwärtig ist das bei den bestehenden Gebäuden bei weitem nicht der Fall und da immer weitere Kreise in das Telephonnetz einbezogen zu werden wünschen, so sind die Bewohner dieser Häuser in die unangenehme Lage ver setzt, bei jedem Neuanschluß die mit der Legung der Leitung ver bundenen Belästigungen zu tragen. Ein solches System für die im Hause selbst befindliche Leitung hat drei Anforderungen zu entsprechen: 1. Die Drähte sollen für Telephonleitung brauchbar sein. 2. Die Drähte müssen zwecks Reparatur zugänglich sein und den Anschluß an die Straßenleitung gestatten. 3 Die Drähte müssen alle an einem Zentralpunkte endigen. Die Erfordernisse des 1. Punktes sind leicht zu erfüllen Zu diesem Zwecke ist nur metallische Leitung notwendig, die beiden Seiten des Stromlaufes sollten umeinander gewunden werden und zwar so, daß auf den Fuß Drahtlänge vier Windungen entfallen, hierdurch werden die Einwirkungen von Strömen, die durch in der Nähe befindliche Drähte gehen, neutralisiert. Die Drähte müssen mit einer haltbaren Isoliermasse überzogen sein. Der Punkt 2 erfordert, daß die Drähte überall zugänglich seien, zu diesem Zwecke und auch um die Biegsamkeit der Leitung nicht zu behindern, müssen sie in Führungsschläuchen laufen, so daß man ohne die Wände, den Boden oder sonst feste Teile zu beschädigen, alle notwendigen Reparaturen, Aenderungen etc. vornehmen kann. Das Zusammenführen aller Drähte im Hause auf einen Punkt zwecks Anschluß an die Hauptleitung ist selbstverständlich von Wichtigkeit und bedarf keiner näheren Erläuterung Jedenfalls ist ein solches System von Telephonleitung für jedes neu zu erbauende und hauptsächlich Bureauzwecken dienende Gebäude von großem Vorteil. (Pat.-Bur. J. Fischer, Wien) Die Telephonie in Spanien.*) Jenseits der Pyrenäen liegt die Telephonie zwischen den Städten vollständig in den Händen der Privatgesellschaften. Die Regierung bewilligt in der That durch Submissions-Ausschreibungen die Ein richtung und Ausbeutung dieses Betriebs. Sie hat zu diesem Zweck das Land in 4 Zonen eingeteilt. Die Nordost-Zone, in einen Winkel eingeschlossen, dessen Spitze Madrid bildet und dessen Seiten durch Bilbao und Valencia gehen, wurde allein verpachtet. Die Dauer der Konzession ist 18 Jahre, und wurde sie der Handels-Kredit-Gesellschaft von Barcelona am 5. April 1892 bewilligt. Der Betrieb ist vollständig unabhängig von dem der Staatstelegraphie. Er nimmt Gespräche an, welche von öffentlichen Fernsprechzellen ausgehen und die Ab sendung von Telephondepeschen in denselben Taxverhältnissen und Verbindungen wie der Telegraph. Die Konzession gestattet auch das Recht, Teilnehmerstationen zu errichten und die Leitungen mit denen der Stadt-Telephonnetze zu verbinden, damit die Abonnenten mit ihren resp. Wohnsitzen verkehren können, wie man es in Frankreich, Belgien etc. eingeführt hat, aber dies wurde nocli nicht praktisch versucht. Bis jetzt geschehen die Verbindungen mittels öffentlicher Fernsprechzellen, welche an die Zentralstation angeschlossen sind. Der angenommene Tarif hängt von den zwischen den Büraux der Gesellschaft existierenden Entfernungen ab Er bezieht sich auf eine Mitteilung von 3 Minuten; diese 3 Minuten können bis auf 6 nach dem Verlangen des Korrespondenten verlängert werden. Die Taxe variert zwischen 0,535 Centime pro km für die großen Distanzen 1700 km) und 2 Centimes pro km für die kurzen (25 km). Die Leitungen sind in Haupt- und Sekundärlinien eingeteilt. Die ersteren bestehen aus einem doppelten Leiter aus Telegraphenbronze von 3,5 mm Durchmesser, welcher den Gesprächsstromkreis bildet und einem andern aus galvanisiertem Eisen von 4 mm Durchmesser für die Apparate. Die Sekundärleitungen haben einen doppelten Leiter aus Telegraphen bronze von 1,5 oder 1,8 mm Durchmesser, je nachdem die Entfernung kleiner oder größer wie 60 km ist. Die Hauptlänge ist 2258 km und die der Sekundärlinien 249, die Gesamt ausdehnung der Leitungen 6928 km. Die benutzten Materialien sind Bronzedraht von 96 -98°/ 0 Leitungsfähigkeit und 45-46 kg Bruchbelastung pro mm 5 bei 3,5, 1,5 und 1,8 mm Durchmesser. Bronzedraht von 60 70’/ 0 Leitungsfähigkeit, 65 70 kg pro mm 2 Bruch belastung, für die exponierten Leitungen; Galvanisirter Eisendraht von 4 mm Durchmesser mit 12 137„ Leitungs fähigkeit und 46 kg Bruchbelastung pro mm 1 Kabel zu 3 Leitern mit Papier- und Luftisolation, für die die Tunnels durchschreitenden Linien; Kabel derselben Klasse und zu 4 Paar Leitern, welche in ein Bleirohr eingeschlossen und beim Eingang der Städte benutzt werden ; Porzellanisolatoren mit weißlackirter Oberflä he im Inneren und äußerlich kastanienbraun; Kieferstangen mit Schwefelkupfer und Kreosot imprägniert, und andern Weißanstrich und außerdem Kastanienbaumstangen, ebenfalls weiß gestrichen; Endlich Träger verschiedener Art, alle aus galvanisirtem Eisen. Die Verbindungen sind nach dem Britannia-System hergestellt. Man benutzt * L’Electrieien.