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XV. Jahrgang ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 2. 1897/98. 17 Kleine Mitteilungen. Elektrische Zentrale in Landau (bayer. Pfalz). Der Stadt- magistrat und das Kollegium der Gemeinde-Bevollmächtigten teilen uns mit, daß sie durch einstimmigen Beschluß der Elektrizitäts- Aktiengesellschaft Helios in Köln-Ehrenfeld, nach eingehender Be- rathung und Information über die von der Gesellschaft ausgeführten Anlagen, auf 45 Jahre die alleinige Konzession für elektrische Licht- und Kraftlieferung erteilt haben. Elektrizitätswerk in Markneukirchen i. S. Die Stadtver ordneten haben den vom Rate mit der Firma Louis Dix & Co. in Greiz, Generalvertreter der Firma Siemens & Halske, wegen Er richtung eines städtischen Elektrizitätswerkes abgeschlossenen Vertrag genehmigt. Die Kosten, welche die Stadt für die Ausführung des Elektrizitätswerkes zu zahlen hat, werden einschließlich der Her stellungskosten für die öffentliche Beleuchtung in verschiedenen Straßen 166,500 Mk. betragen. R V. Die elektrische Beleuchtung der Stadt Brüssel. Die Installation zur elek trischen Beleuchtung der Stadt Brüssel wurde nach „L'Electrieien“ am 8. November 1893 in Betrieb gesetzt Am 31 Dezember 1893 betrug die Anzahl der Lampen und installierten Apparate (auf Lampen von 16 NK reduziert) 3665; 1893 1165.); 1895 - 20 003; 1896 - 3 1 739 Glühlampen. Drei Elektrizitätswerke speisen die Anlage. Die Hauptstation in der Melsens-Straße, mit einer Oberfläche von 1405 (Din, deren Maschinensaal 36 m lang, 15,50 in breit und 8,50 m hoch ist, enthält 4 Kompound Dampfmaschinen (wovon eine in Reserve) der Sulzer Type mit Kondensation und veränderlicher Absperrung am kleinen Zylinder, welche durch Riemeaühertragung 8 vierpolige Dynamomaschinen mit Trommelanker, von der Societe Electricite et hydraulique in Charleroi, antreiben, wovon jede 143 Kw bei 130 Volt und 300 Touren pro Minute leisten kann. Der Wirkungsgrad der Dampfmaschinen bei guten Betriebsverhältnissen ist 90,6 °/„ und der industrielle Wirkungsgrad der Dynamos 85,.5 bei voller Belastung. Die Motoren werden von 6 mehrröhrigen, inexplosiblen Babcock und Wilcox-Kesseln mit äußerer Röhrenheizung, gespeist, welche von der Firma Brouton in Lüttich konstruiert sind. Im Jahre 1895 und 1896 mit Coaks von 7762 Calorien Heizkraft (Wasser und Asche abgeleitet) angestellte Versuche haben gezeigt, daß die zu 5 Atmosphären per Kg reinen Coaks gelieferte Dampf menge 9 Kg ist. Es ist ein Green’scher Sparer pro Kesselpaar vorhanden. Dieser Apparat bestellt aus Vertikalröhren von 192 Qm Heizfläche, durch welche das Kessel wasser fließt nnd die durch den Durchgang der sich am Schornstein ergebenden Verbrennungsprodukte erwärmt werden. Aus einer Reihe von Versuchen ergab sich, daß die Temperatur des Speise wassers auf etwa 55° steigt, nachdem es den Green’schen Sparer durchflossen hat Ein Reiniger des Systems Dervaux, welcher auf der gleichzeitigen An wendung des Kalkwassers und des Sodakarbonats basiert ist, bewirkt die Re duktion der schädlichen Salze, welche das Speisewasser enthalten kann. Er ge stattet die Reinigung von 10 000 Liter Wasser pro Stunde. Die Kesselspeisung geschieht durch 3 Worthington’s' he Dampfpumpen (wovon eine in Reserve). Diese Pumpen ergeben 12000 Liter pro Stunde. Jeder Kessel ist außerdem mit einem Giffard-Injektor versehen Eine Batterie’ von 280 Julies-Elementen, zu zweien parallel und zu 70 hintereinander geschaltet, reguliert die Maschinenarbeit. Ihr Gewicht ist 325 Kg für die Platten inkl. der Kontakte. Versuche haben einen mittleren Wirkungsgrad von 82,6°/ 0 bei ihnen ergeben. 24 Speiseleitungen können mit den Hauptschienen des Verteilungstableaux, welches für 12 Dynamos (8 sind aufgestellt) vorgesehen, verbunden werden; die positiven und negativen Leiter jeder Speiseleitung gehen durch einen Sicherheits schalter und Rheostaten, welcher aus Platino'id-Widerständen zusammengesetzt ist- Die Kraftstation B, in der Louvain-Strafie gelegen, enthält 4 Otto'sche Gasmotoren der doppelzylindrischen Horizontaltype, welche 150 Umdrehungen machen und von denen die beiden ersten direkt jeder ein Paar Dynamos von 310 A und 125 V antreiben ; die beiden andern je eine Dynamo von 310 A und 250 V. Die Dynamos sind 10 polig und im Nebenschluß erregt Man läßt sie wie Motoren für das Ingangsetzen der Gasmotoren funktionieren. Eine Batterie von 132 Julien-Akkumulatoren mit 235 Kg schweren Platten, welche 2 Reihen von 68 Elementen bilden, vervollständigt die Installation. Die in der Vanne-Straße gelegene Kraftstation C speist ein selbstständiges Netz von zwei anderen mittels zweier Otto'scher Gasmotoren, welche 8 polige Dynamos mit 130 A und 130 V bei 150 Touren pro Minute in Betrieb setzen. 140 Julien-Elemente von 120 Kg regulieren die Maschinenleistung. Die Karalisation ist nach dem Dreileitersystem mit einer Spannung von 110 V auf jeder Brücke für die Verteilungscentren konstruiert. Die Kabel sind aus Kupfer von mindestens 100°/„ Kupferleitungsfähigkeit nach Matthiesen'sehen Normalmaß gebildet; die Drähte sind verzinnt, dann mit einer Lage von reinem Kautschuk, einer Lage von vulkanisiertem Kautschuk, einer Umspinnung von Kautschukband und einer Flechtschnur von imprägniertem Hanf umgeben. Der Isolationswiderstand darf nicht geringer als 2500 Megohm pro Km im Wasser bei 15“ C, nach 24 ständiger Eintauchung, bei mindestens 500 V Spannung sein Die Kabel sind in gußeisernen Röhren gezogen, welche mit Kautschuk verbindungen in einander gefügt sind. Die Kabel von 387 - 710 (2mm Querschnitt sind in Röhren von 75 mm innerem Durchmesser gezogen; die von 193—322 Qmm in Röhren von 60 mm und die von 32—169 in Röhren von 50 mm innerem Durchmesser. Die Verbindungskästen sind in den Straßenecken oder in Abständen von mindestens 80 m angeordnet. Die ganze Kanalisation ist unter den Trottoirs verlegt; die Verbindungskasten-Deckel sind aus Gußeisen und mit'Asphalt umgeben Die Kraftstation A versorgt 14 Speiseleitungen; die Station B 9; die Station C 4; das sind im Ganzen 27 Speiseleitungen, welche zugleich den Ge genwert von 48 250 Lampen ä 16 NK versorgen können. Die Gesamtausdehnung dieser Speiseleitungen ist 80182 m. Die Ausdehnung der kanalisierten Straßen ist 35 670 m, was 131601 m verlegte Kabel (einzelne Straßen haben doppelte Kanalisation) repräsentiert, das sind mit den Kabeln der Speiseleitungen im Ganzen 212 Km verlegte Kabel. Die Anzahl der Lampen und verbundenen Apparate) auf Lampen von 16 NK reduziert) war am 31. März 1897 36137 Stück. (F. v. S.) Wuoxen, Elektrizitäs-Gesellsehaft St. Petersburg 1 . Unter dieser Firma ist mit vorwiegend ausländischem Kapital die Errichtung einer Aktiengesellschaft erfolgt, welche die Wasserkraft des Flusses Wuoxen in Finland zur Gewinnung elektrischer Kraft auszubeuten beabsichtigt. Das Grundkapital beträgt 3 1 v Millionen Goldrubel, eingeteilt in 28,0 0 Aktien von 125 Rubel. Zu den Gründern gehört nach der „Köln. Ztg.“ auch die Firma Brown, Boveri & Co. in Baden (Schweiz), ferner der englische Ingenieur Alfred Finn, sowie mehrere russische Kapitalisten. Elektrische Bahn Sebnitz-Warnsdorf. In Sebnitz hat sich eine Gesellschaft gebildet zum Bau einer elektrischen Schmalspur bahn von Sebnitz über Nixdorf und Rumburg nach Warns dorf. R. V. Elektrische Strassenbahn in Meissen. Die hiesige Straßen bahnangelegenheit ist nun nach langem scheinbaren Stillstand wieder in ein lebhafteres Flußwasser gekommen. Die Straßenbahngesell schaft hat in den letzten Tagen den endgiltigen Kaufvertrag wegen des Baulandes (etwa 9000 m 1 ) für die Kraftstation am Jakobiwerk abgeschlossen. Dieser Vertragsabschluß weist darauf hin, daß man für die nächsten Tage auf das Eintreffen der Baugenehmigung seitens der Regierung rechnet. Auch sonst sind alle Vorfragen mit den Behörden zumeist erledigt und die Planungen soweit gediehen, daß ein Zeitraum von 5 Monaten vom Baubeginne, Unterbrechungen durch die Witterung abgerechnet, für die Bauvollendung' als hin reichend angesehen sind. - Was nun die geplante elektrische Bahn Wein bö hla-Me isse n betrifft, so ist zu melden, daß nach längeren Verhandlungen der Vertrag des Herrn Ing. Konrad abge schlossen und einstimmig genehmigt wurde. R. V. Neue elektrische Bahnlinie in Halle. Die Genehmigungs urkunde für den Bau neuer Linien sowie zum Betriebe des Gesamt netzes der elektrischen Stadtbahn hierselbst wird jetzt im Amtsblatt der Kgl. Regierung zu Merseburg veröffentlicht. Danach wird der Allgemeinen E1 ek tr iz i t ä t s - G e s eil s e h a f t in Berlin zum Betriebe der bereits vorhandenen schmalspurigen, in gleicher Weise elektrisch zu betreibenden Schienenverbindung und zwar a) von der Dreyhauptstraße abzweigend durch die Gerbersalleestraße und Moritz zwinger bis zum Franckeplatz; b) vom Riebeckplatz durch die Land wehr-, Linden-, Thorstraße und Büllbergerweg bis zu dessen Kreuzung durch die Hafenbahn; c) eine Verlängerung der Merse burgerstraßenlinie von der Schmiedstraßc bis zum Eingang am Bergmannstrost, sämtlich für Personenverkehr, auf Grund des Klein bahnnetzes im Einvernehmen mit der vom Herrn Minister der öffent lichen Arbeiten bezeichneten königlichen Eisenbahndirektion in Halle a. S., vorbehaltlich der Rechte dritter auf die Zeitdauer bis zum 30. September 1929 die Genehmigung erteilt. Elektrische Strassenbahn in Rheydt. Die hiesigen Stadtverordneten, ebenso die Stadtverordneten in M.-Gladbach, ge nehmigten einstimmig den Ankauf der von M.-Gladbach nach Rheydt führenden Pferdebahn von der Allgemeinen Lokal- und Straßenbahngesellschaft in Berlin. Die Städte M.-Gladbach und Reydt haben insgesamt rund 510,000 Mk. und zwar im Verhältnis von zwei zu eins zu zahlen. Der Pferdebetrieb der Straßenbahn soll baldmöglichst in einen elektrischen Betrieb umgewandelt werden; zu diesem Behufe werden beide Städte Elektrizitäts werke bauen, welche auch für die zu errichtenden Kleinbahnen den elektrischen Strom liefern sollen. Letztere Kleinbahnen, die durch den ganzen Industriebezirk führen und die kleinen Orte mit dem Industriezentrum verbinden sollen, werden sich an die Straßen bahn angliedern. Die Städte bilden ein aus 7 Mitgliedern bestehendes Betriebsamt, das die Geschäftsführung des Unternehmens übernimmt. Anwendung der zweiphasigen Ströme in der Industrie. Nach Van der Watten und Mavroidis, welche unter obigem Titel in dem „Bulletin de TAssociation des ingenieurs electriciens“, welches aus dem Institut Montefiore in Lüttich hervor gegangen, eine wichtige Studie veröffentlichen, sind die Gründe, welche hei der größeren Zahl der bisher ausgeführten Anlagen die zweiphasigen Ströme mit Ausschluß der anderen wählen ließen, die folgenden: 1. Die Generatoren und zweiphasigen Motoren haben eine specifisch größere Kraft und einen höheren Nutzeffekt als die Generatoren und Motoren mit ein fachem Wechselstrom 2. Die zweiphasigen Motoren haben einen viel leichteren Gang als die einfachen Motoren. 3. Die Generatoren und zweiphasigen Motoren sind viel einfacher konstruiert als die dreiphasigen Wechselstrommaschinen. 4. Die Installationen mit zweiphasigen Strömen eignen sich besser zu gemischten Kraft- und Luttverteilnng’en als die mit dreiphasigen Strömen. Im Verhältnis zum Gleichstrom: Die zweiphasigen Wechselstrommaschinen haben einen Nutzeffekt und eine identische Ankerreaktion wie die der Gleichstrommaschinen; die Parallel schaltung geschieht so zu sagen mit derselben Leichtigkeit.