Volltext Seite (XML)
14 XV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 2. 1897/98 netischen Feldes bleibt dieselbe, während sich nur die Stärke dessel ben entsprechend der Spannung ändert. Die Drehfeld-Fernzeiger sind also in ihrer Wirkungsweise voll kommen unabhängig von Sp a n n u ng s ä n d er un g e n des zu geführten Betriebsstromes. Die Verbindung zwischen Geber und Empfänger erfolgt durch drei Leitungen (Fig. 1), während die Anzahl der zu übertragenden Signale eine sehr große sein kann. So ist es ohne weiteres möglich, den Apparat derartig einzurichten, daß er von Grad zu Grad genau zeigt, so daß also hierbei 360 einzelne " Signale gegeben werden können. Da das magnetische Feld sich sofort, entsprechend der Stellung des Geberhebels bildet, so stellt sich auch der Zeiger des Empfängers sofort unmittelbar in die richtige Stellung ein. Auch ist vor der Inbetriebsetzung keinerlei Einstellung oder Kontrolle erforderlich, da jeder Stellung des Geberhebels immer nur eine einzige Stellung des Drehfeldes entspricht. Die innere Anordnung eines Gebers zeigt die Abbildung Fig. 4 Die Skala ist dabei abgenommen, so daß die Einrichtung des Geber hebels, welcher auf der Geberspule schleift, zu ersehen ist. Die beiden Klemmen auf der linken Seite dienen zu Zuführung des Betriebsstromes, während von den drei Klemmen auf der rechten Seite die Leitungen nach dem Empfänger abgehen. Die innere Einrichtung eines Empfängers, bei welchem ein System von zweimal drei Spulen angewendet ist, zeigt die Abbildung Fig. 5. Zwischen diesen Spulen bewegt sich nun der Magnet mit seinem Zeiger. Die Anordnungsart der Spulen des Empfängers ist jedoch den mannigfachen Zwecken des Apparates entsprechend eine sehr vielfältige. So kann z. B. auch ein konstanter, fest angebrachter Magnet verwendet werden, in dessen Feld die drehbar angeordneten Spulen, welche jetzt ihrerseits den Zeiger tragen, bewegt werden. Das Verwendungsgebiet der Drehfeld-Fernzeiger, deren Grund idee von Herrn Professor Dr. L. Weber in Kiel herrührt und welche der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft patentiert sind, hat eine weite Ausdehnung, und seieü im folgenden einige Anwendungen be sonders hervorgehoben. Fig. 6. Für Fabrikenais W a s s er st an ds-A nz e i g e r. Hierbei wird der Geberhebel (Fig. 6) durch Kette und Kettenräder mit dem Schwimmer im Wasserbassin in direkte Verbindung gebracht, so daß er also, entsprechend den Aenderungen des Wasserstandes, auf der Widerstandsspule des Gebers bewegt wird und so die Empfänger' (Fig. 7) bethätigt. Die Anzahl der Letzteren ist beliebig, und ist je ein Empfänger anzubringen in der Pumpenstation, beim Betriebsin genieur, beim Direktor etc. Es wird hierbei also nicht nur der höchste und der niedrigste zulässige Wasserstand angezeigt, wie es bei den meisten bisher angewendeten derartigen Apparaten der Fall ist, sondern es läßt sich auch jederzeit der jeweilige Wasserstand ohne weiteres vom Empfänger ablesen. Das Schaltungsschema dieser Apparate zeigt die Abbildung Fig. 8. Als Hoteltelcgraph eignet sich der Drehfeld-Fernzeiger in der Weise, daß in jedem Gastzimmer ein Geber aufgestellt wird, während der Empfänger im Raum für die Kellner sich befindet. Die Signale lauten: Kaffee, Kakao, Thee, Seife, Stiefel, Droschke etc., so daß sowohl der Gast Zeit erspart, als auch der Kellner oder Haus diener nicht nötig hat, wegen jeden Wunsches eines Fremden zwei mal auf dessen Zimmer sich zu begeben. Es ist auf diese Weise möglich, nicht unwesentlich an Bedienungspersonal zu sparen, be sonders da eine derartige Anlage vorerst nur für große Hotels anzu wenden sein würde Die Einrichtung wird außerdem derartig ge troffen, daß immer eine größere Anzahl Geber auf einen gemein samen Empfänger arbeiten. Um für ähnliche Zwecke, wie der vorstehend beschriebene, auch gleichzeitig bei jedem neuen Signal eine Weck-Glocke am Em pfänger ertönen zu lassen, kann der Geberhebel mit einem Klingel- Kontakt versehen werden. Sobald nun ein neues Signal gegeben wird, ist es nur erforderlich, beim Umlegen des Geberhebels diesen Klingel-Kontakt zu schließen, was infolge der Anordnung desselben fast unwillkürlich geschieht, um ein Ertönen der Signalglocke am Em pfänger zu veranlassen. Das Schaltungsschema für einen derartigen Drehfeld-Fernzeiger mit Glockensignal zeigt die Abbildung Fig. 9. In ähnlicher Weise wie als Hoteltelegraph ist der Drehfeld- Fernzeiger auch für Krankenhäuser etc. geeignet, um öfter wiederkehrende Meldungen und Anordnungen zu übermitteln. Weiter ist der Drehfeld-Fernzeiger vorgesehen für Eisen bahnen, Personendampfer etc. als S t at i o n s a nz e i g er. Es befindet sich hierbei der Geber z. B. für Eisenbahnbetrieb in dem Abteil des Zugführers und in jedem Wagen eine Anzahl Empfänger. Sobald nun der Zug eine Station verlassen hat, werden durch den Zugführer die Apparate auf die nächstfolgende eingestellt. Es wird hierdurch der Vorteil erzielt, daß das Publikum im Wagen nicht nur im . Winter bei zugefrorenen und undurchsichtigen Fenstern über die jeweilige 'Station immer unterrichtet ist, sondern es wird auch nach Abfahrt von einer jeden Station sofort die nächstfolgende bekannt gemacht. Auch für meteorologische Stationen und physika lische Institute dürfte der Drehfeld-Fernzeiger vielfach Anwen dung finden, z. B. als Windrichtungsanzeiger, Fluthöhen anzeiger etc. Für diese Zwecke wird der Geber, welcher außer halb des Gebäudes sich befindet, ähnlich wie bei Wasserstandsan zeigern, mit der Windfahne bezw. mit dem Schwimmer etc. verbunden, so daß die gewünschten Angaben im Stationsgebäude vom Empfänger jederzeit abgelesen werden können. Ein weites Gebiet steht dem Drehfeld-Fernzeiger offen an Bord von Schiffen als M a s chinen telegr a ph, Ruderan zeiger etc. Schon bei Einführung der ersten größeren Dampfer machte sich eine einfache und sichere Befehlsübermittelung zwischen Kom mandobrücke und Maschinenraum erforderlich, und sind seitdem die verschiedenartigsten Apparate hierfür entworfen und ausgeführt worden. Die Ansprüche, welche an diese Kommandoapparate in Be zug auf unbedingte Genauigkeit und Betriebssicherheit gestellt werden müssen, sind dabei die denkbar größten, da hiervon unter Umständen die Existenz des ganzen Fahrzeuges abhängen kann Besonders bei der Einfahrt in enge Hafeneingänge, sowie um anderen Fahrzeugen leicht ausweichen zu können, muß der Kommandierende die Maschine seines Schiffes unbedingt und sicher in der Gewalt haben. Bei den zuerst verwendeten Maschinentelegraphen, welche auch jetzt noch vielfach im Gebrauch sind, geschah die Befehlsübermitte lung rein mechanisch. Im Geber auf der Kommandobrücke befindet Fig. 7. sich hierbei ein Kettenrad, welches durch Ketten, Zugstangen etc. direkt mit dem Kettenrad des Empfängers im Maschinenraum in Ver bindung steht. Wird nun mittelst eines Hebels das Kettenrad im Geber gedreht, so bewegt dieses unmittelbar das Kettenrad des Em pfängers und den an letzterem angebrachten Zeiger. Diese mecha nischen Maschinentelegraphen erfordern aber zu ihrer Bethätigung einen nicht unerheblichen Kraftaufwand. Ferner müssen dieselben fortdauernd beaufsichtigt und in Stand gehalten werden, um einer seits an den •Zwischengliedern ein Klemmen oder Festsetzen zu ver meiden und andererseits dieselben bei Temperaturunterschieden ge nügend gleichmäßig gespannt zu halten. Diese Uebelstände bewirkten es, daß nach Einführung der elektrischen Beleuchtung an Bord, welche etwa im Jahre 1880 er folgte, auch sofort Versuche mit elektrisch betriebenen Maschinen telegraphen gemacht wurden. Hierbei erwiesen sich die mit Anwendung eines Solenoides nach Art der Voltmeter gebauten Apparate sehr bald als untauglich, da dieselben nur unter der Voraussetzung einer unbedingt gleichmäßigen Spannung des zugeführten Stromes richtig funktionierten, eine Be dingung, die sich aber, wenn nicht eine besondere Stromquelle für die Maschinentelegraphen vorgesehen wird, an Bord nicht erfüllen läßt. Auch die vielen Apparate, welche auf der Anwendung von Sperrklinken beruhen, konnten trotz sorgfältigster Ausführung und bester Konstruktion nicht genügen, da ein Versagen der Sperrklinken niemals mit unbedingter Sicherheit ausgeschlossen ist. Diese Appa rate haben ferner den Nachteil, daß sie vor jeder Inbetriebsetzung auf ihre synchrone Stellung untersucht und eingestellt werden müssen, da andernfalls der Zeiger des Empfängers immer in demselben Zwischenraum sich vor bezw hinter dem Geberhebel herbewegen würde, in welchem er sich vor der Inbetriebsetzung befand. Bei anderen Apparaten enthält der Empfänger ebensoviel Spulen als Kommandos vorgesehen sind, und wird dann durch den Geber immer nur diejenige Spule erregt, welche zu dem gewünschten Kom mando gehört. Dies System hat jedoch den Nachteil, daß ebenso viel Leitungen vorhanden sein müssen, als Kommandos. Es wurde nun versucht, diesem Uebelstände abzuhelfen durch Verminderung der Spulenzahlen auf drei. Hierdurch macht sich jedoch die Einschaltung einer Uebersetzung erforderlich, die zu ähn lichen Störungen Veranlassung geben kann, wie die Sperrklinken. Alle diese Ungenauigkeiten und Fehlerquellen sind nun, wie