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XV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU“ No. 2. 1897/98. 13 Drehfeld-Fernzeiger. Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft, Berlin. Die Leichtigkeit und Raschheit, mit welcher die Elektrizität auch die größten Entfernungen überwindet, gab Veranlassung, den elektrischen Betrieb auch für Apparate zur Fernübertragung von Zeigerstellungen zu verwenden. Eine derartige Fern Übertragungs- Anlage besteht aus Geber und Empfänger, welche beliebig weit von einander entfernt, durch elektrische Leitungen miteinander verbunden sind. Bringt man nun den Hebel des Gebers in irgend eine Stellung, so soll sich der Zeiger am Empfänger genau synchron mit dem Ge berhebel bewegen und sofort genau die entsprechende Stellung ein nehmen. Derartige Anlagen finden z. B. vielfach an Bord von größeren Handefsdampfern oder von Kriegsschiffen Anwendung. So haben sie hier unter andern den Zweck, die Befehle des Kommandierenden Fig. 1. über Schnelligkeit und Umdrehungsrichtung der Schiffsmaschine, also über Geschwindigkeit und Fahrrichtung des Schiffes selbst, dem wach habenden Maschinisten im Maschinenraum zu übermitteln. Stellt z. B. der Kommandierende auf der Kommandobrücke den Hebel seines Geberapparates auf das Kommando „Halbe Fahrt voraus“, so stellt sich der Zeiger des Empfängers im Maschinenraum sofort auf das Feld mit demselben Kommando ein. Die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft verwendet-nun für ihre Fernübertragungsapparate die dem Drehstrom bezw. Mehrphasenstrom eigentümliche Stromschaltung, bei welcher mit dem Hebel des Gebers ein Magnetfeld im Empfänger sieh genau synchron dreht, also ein vollkommenes Drehfeld entsteht. Bei diesen Drehfeld-Fernzeigern besteht der Geber aus einer in sich geschlossenen Widerstandsspule a (Fig. 1), welcher letzteren an zwei einander gegenüberliegenden Stellen b mittelst eines beweglichen Hebels c Strom zugeführt wird. An drei, um 120° gegen einander versetzten Stellen d„ d 2 , d 3 wird dieser Strom von der Widerstands spule abgenommen und durch drei Leitungen e dem Empfänger zu geführt. Dieser Empfänger besteht aus einem System von drei, bezw. einer aus einem mehrfachen von drei zusammengesetzten Anzahl von Magnetspulen f„ f,, f 3 , in deren magnetischem Felde ein mit einem Zeiger versehener Magnet g um eine Achse frei drehen kann. Wird nun mittelst der beiden diametral gegenüberliegenden, beweglichen Schleifkontakte b Strom dem Geber zugeführt, so ver teilt sich dieser in der Widerstandsspule a desselben nach den Ab zweigleitungen e zum Empfänger und in dessen Spulen f,, f 2 , f 3 der artig, daß hier ein magnetisches Feld erzeugt wird, dessen Stellung der Richtung des Geberhebels entspricht. Hat z. B. der Geberhebel die in Fig. 2, No. I, dargestellte Stellung, so verteilt sich der Strom derartig, daß die beiden äußeren Fig. 4. Spulen des Empfängers nach innen Nordpole erzeugen, während die mittlere Spule einen nach innen gerichteten Südpol erzeugt. Die Komponenten dieser drei Spulen setzen sich also zu einem magne tischen Felde zusammen, dessen Richtung in der That derjenigen des Geberhebels entspricht. Wird jetzt der Geberhebel um 60’ gedreht, so daß er die in Fig. 2, No. II, gegebene Stellung einnimmt, so ändert sich die Stromver teilung derart, daß die untere und mittlere Spule des Empfängers dieselben Pole, wenn auch in veränderter Stärke beibehält, während die obere Spule ihre Pole geändert hat und einen nach innen ge richteten Südpol erzeugt. Die Komponenten der drei Spillen setzen sich jetzt zu einem magnetischen Felde zusammen, das gegenüber der ursprünglichen Lage genau in derselben Weise um 60" verdreht ist, wie der Hebel des Gebers. In entsprechender Weise zeigen die Abbildungen Fig. 2, No. III, IV, V und VI, die synchrone Bewegung des magnetischen Feldes im Empfänge 1 ’ mit dem Geberhebel bei Weiterbewegung des letz teren immer um 60 ". Eine nochmalige Weiterbewegung des Geber hebels aus Stellung No. VI im gleichen Sinne um weitere 60° er- giebt dann wieder die Anfangsstellung No. I, so daß also mit dem Geberhebel auch das magnetische Feld im Empfänger eine volle Um drehung vollendet hat, Es wird also im Empfänger ein vollkommenes Drehfeld gebildet. Die einzelnen Ströme in den Spulen des Empfängers verlaufen dabei annähernd in einer sinoidalen Form, während sie gleichzeitig um je 120° gegeneinander verschoben sind. Abbildung Fig. 3 zeigt die Verhältnisse dieser Ströme unter be sonderer Hervorhebung der Stellungen No. I bis VI, wie sie Fig. 2 darstellt. Aendert sich nun bei diesen Drehfeld-Fernzeigern die Spannung des zugeführten Stromes, so wird wohl eine Aenderung der Stärke der einzelnen Ströme im Empfänger bewirkt, nicht aber eine Aende rung der Verhältnisse dieser Ströme untereinander. Es bleibt also auch das Verhältnis der einzelnen drei Komponenten, aus welchen sich das magnetische Feld zusammensetzt, in jeder Stellung unab hängig von der Spannung, das gleiche, d. h. die Richtung des mag- Fig. 5.