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246 XV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 22. 1897/98. gehoben, der Apparat schon zum größten Teile auseinander genommen, uns zugesandt worden war, Derselbe machte vollends den Eindruck, als sei er von seinem Gasinhalte fachgemäß entleert. Der Entwickler enthielt kein Carbid mehr, der Behälter für das Ent wickelungswasser war abgenommen, der Gasbehälter mit der Glocke wasserfrei und die Mündungen der Gasleitungen standen offen. Einer unserer Meister glaubte sich nun eines Feuerzeuges bedienen zu dürfen, um das verdeckt liegende Bückschlagsventil zu öffnen und anzusehen. Hierbei muß die Entzündung von Knallgas stattgefunden haben, welches in dem U Bohr sich gebildet hatte. Die explodierte Gasmenge reichte gerade hin, um die Glocke aufwärts zu treiben und gegen das Führungsgestänge zu schleudern. Eine Deformation der Glocke oder des Behälters wurde durch die expansierenden Gase nicht verursacht. Die todbringenden Verletzungen erhielt unser Meister dadurch, daß er sich im Moment der Aufwärtsbewegung der Glocke mit dem Oberkörper über die Glocke hinweggebeugt hatte; so wurde er mit emporgerissen und gegen das Führungsgestänge gequetscht. Es lehrt dieser bedauerliche Unfall, daß in Acetylenröhren, speziell wenn sie Biegungen in der Vertikalebene haben, erst dann [jede Möglichkeit von Knallgasbildung ausgeschlossen ist, wenn diese Bohre durch Druck (.Wasser oder Luft) gänzlich acetylenleer gemacht sind. Da das Acetylen kaum ’/io leichter ist, wie Luft, und sein Auftrieb sehr gering, so entweicht es nur schwer dem offenen Bohre. Aber gerade die offenen Bohre im Betriebe gewesener demontierter Apparate können bei unvollkommener Entleerung leicht die Ursache von Explosionen werden. Dieselbe Gefahr liegt in den Kondenswasser-Ableitern und Beinigern, sobald nicht der Gasaustritt am höchsten Punkte angebracht wurde wie bei dem fraglichen Apparate. Ist derselbe unterhalb des höchsten Punktes angebracht, dann kann sich bei lässiger Entleerung über den Stutzen Gas halten, Knallgasbildung geht vor sich und eine Entzündung desselben von außen durch die offenen Stutzen des leer vermuteten Gefäßes die Explosion einleiten. Hat man jedoch bei der Entleerung die übliche Vorsicht walten lassen, dann ist das Demontieren gebrauchter Acetylen-Apparate völlig gefahrlos. G. Goliasch & Co. X-Strahlen. Stabsarzt Dr. Sehrwald zu Freiburg i. Br. hat eingehende Untersuchungen darüber angestellt, ob eine in Form eines Blitzes auf tretende elektrische Entladung von hoher Spannung Ver anlassung zur Bildung von X-Strahlen gebe. Bekanntlich steigern die Röntgenstrahlen die Kondensation in einem Dampfstrahl; sie würden also in der Natur bei ihrem Auftreten die Wolkenbildung befördern. Das Patentbureau Carl Fr. Reichelt, Berlin, maeht uns über die an- gestellten Versuche Sehrwalds folgende nähere Angaben: Photo graphische Platten wurden mit mehreren Lagen dichten, schwarzen Papieres, welches das Licht nicht durchläßt, umgeben. Auf die Gelatineseite jeder Platte wurde in der Mitte mittelst Papierstreifen je eine dicke Silbermünze befestigt, aber an der direkten Berührung der Bromsilberschicht gehindert durch ein zwisehengelegtes Papierblatt, da durch die direkte Berührung mit dem Metall das Bromsilber ver ändert worden wäre. — Bei jedem Gewitter oder Wetterleuchten wurden nun diese Platten derartig aufgestellt, daß das Licht der Blitze auf sie fallen mußte Mehr als 300 Blitzschläge haben ihr Licht auf sie geworfen. — Beim Entwickeln der Platten war in keinem Falle eine, wenn auch noch so geringe Lichtwirkung nach zuweisen, und keinerlei Konturen der Münze waren abgedrückt. Es läge nun der Schluß nahe, daß durch den Blitz keine Röntgen strahlen erzeugt würden; man muß aber bedenken, daß die Be lichtung bei einem Blitzschlag weniger als Vmo Sek. dauert. Für 300 Blitze würde unter dieser Voraussetzung erst eine Exposition von V 3 Sek. sich ergeben. Nun erfordern aber X-Strahlen-Auf- nahmen mit gewöhnlichen Platten eine Belichtungsdauer von min destens 30 Sek.; man darf also bis zum Beweise des Gegenteils ruhig annehmen, daß die Belichtungsdauer der Platten ungenügend war, um eine Einwirkung auf die Platten hervorzurufen, daß aber bei genügend langer Exponierung jedenfalls X-Strahlen nachzu weisen sein werden. Städtisches Elektrizitätswerk zu Frankfurt a. M. Der Be- triebsberieht für das dritte Geschäftsjahr des städtischen Elektrizitäts werkes vom J. April 1897 bis 31. März 1898 ist soeben erschienen. Das Werk hat sich darnach in erfreulicher Weise weiter entwickelt und die Direktion erhofft von der ab 1. April d. Js eingetretenen weiteren Ermäßigung des Lichtpreises, der Hausanschluß- und Abnahmegebühren und der Zählermiete gute Resultate. Zu den vor handenen Maschinen kam im Laufe des Jahres eine solche von l.'OO Pferdekräften und eine zweite Maschine dieser Größe wird, mit Rücksicht auf den elektrischen Straßenbahnbetreb, nächstens aufge stellt werden. Es wurde auch mit dem Bau eines zweiten Schorn steins begonnen. Die Zahl der Transformatoren stieg von 159 auf 193 Stück in 173 Stationen. Das Kabelnetz hat wieder eine große Erweiterung erfahren; seine Gesamtlänge war am Ende des Betriebsjahres 122,098 Meter gegen 107,890 im Vorjahre, wovon lty>37 auf die Speisekabel, 44,529 auf die primären und 59,023 auf die sekundären Verteilungsleitungen entfallen. Das primäre Netz vermag nun 80,000 Latnpen ä 16 Kerzen gleichzeitig zu speisen gegen 67,000 im Vorjahre das sekundäre 63,000 gegen 54,000. Die Zahl der im Betriebsjahre motivierten Hausanschlüsse betrug 199, sodaß zum Jahresschluß insgesamt 797 vorhanden waren. Außerdem wurden für größere Konsumstellen zwölf Stationen mit direkter pri märer Einführung und besonderen Transformatoren errichtet. Die Zahl der Lichtzähler stieg von 850 auf 1128 Stück, die der Kraft zähler von 120 auf 183 Stück. Die 976 (Vorjahr 712) Licht-Abnehmer mit zusammen 55,133 (40,825) Glühlampen und 658 (624) Bogenlampen verteilen sich wie folgt: Bahnhöfe und Postämter 1 (Vorjahr 1), Ladengeschäfte 319 (296), Wohnungen 438 (258), Banken und Bureaux 83 (58), Fabriken, Werkstätten, Lager 52 (36), Schulen, Kirchen, Museen 15 (13), Spitäler 7 (4), Hotels, Restaurants Cafes 36 (28), Behörden, öffent liche Gebäude, Straßen und Plätze 13 (8), Gesellschaftliche Ver gnügungen 11 (10), Brauereien 1 (0). Die Zunahme der Motoren beträgt 41 pCt., ihre Zahl stieg von 133 mit 1063.5 HP im Vorjahr auf 185 mit 1499.5 HP, die sich auf 49 verschiedenartige Betriebe verteilen. Die meisten Motoren entfallen auf Druckereien, nämlich 25, dann kommen mechanische Werkstätten 20, Aufzüge 13, Metz gereien und Ventilatoren je 12, Elektrolyse 11 u. s. w. Ein neues Absatzgebiet wurde geschaffen durch Abgabe elektrischer Energie für Schmelzofen-Betriebe (Herstellung technischer Kohlen und Ver suchsstation zur Carbiddarstellung). Angeschlossen waren am 31. März ds. Js. 91,>79 Glühlampen k 16 Kerzen oder deren Aequivalent gegen 64,983 im Vorjahre. Die durchschnittliche jährliche Be nutzungsdauer einer lßkerzigen Glühlampe betrug 337 Stunden, diejenige einer Pferdekraft 1178 Stunden. Der Gesamtkohlenver brauch war 8,112,701 (Vorjahre 5,808,144) Kilogramm. Es wurden erzeugt 3,544,"73, nutzbar abgegeben 2,695,945 (1,988,966) Kilowatt stunden. Die Ausgaben für Kohlen und Holz stellten sich auf Mk. 147,153 (Mk. 105,024), für Wasser Mk. 12,083 (Mark 10,754), Oel-, Putz- und Schmiermateralien Mk. 8005 (Mark 5592), verschiedene Materalien Mk. 13,908 (Mk. 4320). Die Gehälter und Löhne er höhten sich um rund Mk. 10,000 auf Mk. 103,432. Die Handlungs-, Betriebs- und allgemeinen Unkosten reduzierten sich von Mk. 37,028 auf Mk. 22,020. Im Ganzen stellten sich die Betriebs- und General unkosten einschließlich Zählerinstandhaltung auf Mk. 323,224 gegen Mk. 269,914 im Vorjahr und Mk. 267,635 im ersten Jahre. Für Lichtangabe wurden vereinnahmt nach Abzug des Rabattes Mk. 564,564 (Mk. 464,322), Kraftabgabe Mk 153,060 (Mk.. 101,014), Abnahmegebühren Mk. 16,490 (Mk. 10,614), Zählermiete Mk. 36,622 (Mk. 27,546), zusammen Mk 779,113 gegen Mk. 607,307 im Vorjahr und Mk. 573,147 vor zwei Jahren. An Pachtzins und Amortisation wurden an die Stadtkasse gezahlt Mk. 292,953 (Mk. 210,137), an Zählerpacht Mk. 7482 (Mk. 6095). Von dem verbleibenden Rein gewinn von Mk. 158,373 (Mk. 122,596), über dessen Verteilung der Bericht diesmal keine Angaben enthält, bekommen die Betriebs pächter eine im Vertrag festgesetzte Vergütung für Verwaltungskosten und es ist dem Erneuerungs- und Reservefonds eine ebenfalls ver traglich bestimmte Summe zuzuführen. Diese beiden Beträge werden sich auf etwa Mk. 48,500 und Mk. 65,000 stellen, sodaß ein Netto- Ueberschuß von Mk. 44,873 bleibt. Derselbe fließt je zur Hälfte der Stadt und den Betriebspächtern zu. Der Gesamtanschaffungs wert stellt sich jetzt auf Mk. 3,696,141 gegen Mk. 2,897,142 im Vorjahr. (Frkf. Ztg.) Fünf neue elektrische Verkehrsverbindungen in Berlin werden seitens des Konsortiums für die südlichen Vorortsbahnen ge plant, und hat dasselbe die Konzessionserteilung für folgende Linien bereits nachgesucht: 1. Eichhornstraße—Schöneberg, 2. Hallesches Thor—Schöneberg, 3. Hallesches Thor —Schöneberg—Britz—Rixdorf— Hallesches Thor, 5. Eichhornstraße—Schöneberg—Tempelhof—'Südende —Langwitz—Lichterfelde, 5. Hallesches Thor—Rixdorf—Treptow. (Kl. B. Ztg.) Elektrische Strassenbahnen in Württemberg - . In der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien gelangte eine Eingabe des Elektrizitätswerkes Wandruszka & Cie. in Berlin zur Kenntnis, welches sich erboten hat, eine elektrische Straßenbahn von Stuttgart über Zuffenhausen nach Ludwigsburg mit Abzweigungen nach Cannstatt und Feuerbach zu erbauen; außerdem soll das für diesen Zweck zu erstellende Elektrizitätswerk elektrische Kraft zur Beleuchtung und zum Betrieb von Motoren an die an der Linie liegenden Städte bezw. Ortschaften abgeben. Die Firma würde den Bau und Betrieb der Bahn auf eigene Kosten übernehmen, wenn ihr die öffentlichen Straßen zur Benützung überlassen werden. Der Oberingenieur der Firma war kürzlich hier anwesend, um die Verhältnisse an Ort und Stelle zu studieren. Die bürgerlichen Kollegien nahmen vorläufig keine Stellung zu dem Projekt, bis über die der Ständekammer vor liegenden Eisenbahnprojekte Ludwigsburg—Vaihingen a. E.—Mark gröningen—Eberdingen entschieden ist. Wenn die Verwirklichung dieses Bahnprojekts in absehbarer Zeit nicht zu erhoffen ist, würde der Sache nähergetreten, und es käme dann die Errichtung einer größeren elektrischen Zentrale in Ludwigsburg in Betracht, welche neben der Abgabe von Licht und Kraft an Private den Strom zu liefern hätte für ein strahlenförmig von hier ausgehendes Straßen bahnnetz Ludwigsburg-Markgröningen, Ludwigsburg-Oßweil, Ludwigs burg-Neckarweihingen, Ludwigsburg-Pflugfelden-Möglingen, Schwieber dingen. —W.W. Elektrische Kleinbahnen in der Umgegend von M.-Gladbach. Der hiesige Industriebezirk soll mit einem Netz von elektrischen Kleinbahnen durchzogen werden. Die Unternehmer sind die Städte M.-Gladbach und Rheydt. Offerten für das bedeutende Projekt sind von folgenden sechs Firmen eingesandt worden: Siemens & Halske in Berlin, Elektr. Ges Union in Berlin, Schuckert & Co. in Nürnberg, Elektr. Aktiengesellschaft vormals W. Lahmeyer & Co. in Frankfurt a. M., Wandruszka & Co. in Berlin und Felix Singer & Co. in Berlin. Die von den Städten bestellten Sachverständigen beschlossen,