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105 XV. Jahrgang „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 10. 1897/98. Mill. Hypotheken, Mk. 3,74 Mill. Spareinlagen und Depositen und Mk. 18,45 Mill. sonstige Kreditoren. Dagegen waren bei Schluß des Geschäftsjahrs in haar und Bankguthaben Mk 6,57 Mill, in Guthaben hei den Filialen Mk. 3,12 Mill., in Effekten Mk. 5,54 Mill. und in Ausständen Mk. 22,16 Mill. vorhanden. Die Grundstücke stehen mit Mk. 3,38 Mill., Gebäude mit Mk. 3,23 Mill., Werkzeug maschinen mit Mk. 1,90 Mill., sonstige Maschinen mit Mk. 1,29 Mill, Utensilien und Werkzeuge mit Mk. 1,49 Mill. zu Buch. Die Modelle sind vollständig ab geschrieben. Die Vorräte an angefangenen und fertigen Fabrikaten sind mit Mk. 14,32 Mill und an Rohmaterial mit Mk. 4,58 Mill. bewertet. Die Zentralen im eigenen Betrieb fungieren mit Mk. 1,75 Mill und die Beteiligungen an ver schiedenen Unternehmungen mit Mk. 5,31 Mill. in der Bilanz Eine neue Elektrizitäts-Gesellschaft in Firma Richter, Dr. Weil & Co. ist am 1. Januar 1898 in Frankfurt a. M. gegründet worden, welche sich die Her stellung elektrischer Apparate und Bedarfsartikel zur Aufgabe gemacht hat- Dem Herrn Carl Weil dahier ist Prokura erteilt worden. Die Elektrizitäts - Gesellschaft F. Singer & Co. in Berlin plant den Bau einer schmalspurigen, elektrisch zu betreibenden Kleinbahn für Personen- und Güterverkehr von der Frankenstein- straße in Reichenbach (Schlesien) über Peterswaldau nach Stein- kunzendorf mit Abzweigung von Ober Peterswaldau nach Langen- bielau. Helios, Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, Köln. Nachdem den Aktien dieser Gesellschaft, wie für Berlin und Köln, so nunmehr auch für Frankfurt a. M. und Hamburg die Kotierung bewilligt worden ist, gelangten die Aktien auch an der Frankfurter Börse zur Einführung. Die Dividendenscheine sind künftig auch in Frankfurt a. M. zahlbar und alle Veröffentlichungen haben auch in zwei Frank furter Zeitungen zu erfolgen. Die Gesellschaft ging 1884 aus dem Unternehmen von B. Berghausen u Co. hervor; sie hat ihrer Firma später die jetzige einfachere Fassung gegeben. Das Aktienkapital, 1886 von Mk. 1 Mill. erhöht auf Mk. 1,10 Mill., wurde 1890 durch Aus gabe von Mk. 1,10 Mill. Prioritätsaktien vermehrt, die hei 6 Prozent Vorzugs anspruch zu 100 pCt. ausgegeben wurden; 1894 mußte von den Stammaktien verlangt werden, daß sie zur Gleichstellung 45 pCt. aufzahlten bezw. im Ver hältnis von 4:1 zusammengelegt wurden. Die Aufzahlung betrug Mk. 408,600, das Aktienkapital reduzierte sich auf Mk. 2,06 Mill. Als 1895 die Vermehrung auf Mk. 3 Mill. geschah, wurden die neuen Aktien mit 112,5 pCt. bezahlt. Im Januar 1897 wurden weitere Mk, 1 Million neue Aktien zu 130 pCt. ausgegeben, und für das damit auf Mk. 4 Mill. erhöhte Kapital erfolgte im Juni 1897 die Verdoppelung auf Mk. 8 Mill. unter Ausgabe der neuen Aktien zu 150 pCt. Schon das ist bezeichnend für die Entwicklung dieses Unternehmeps, noch mehr die Veränderungen in den Betriebsresultaten. Der Ueberschuß des Betriebes üatte für 1891 92 bereits Mk. 784,000 betragen, er war im Jahre darauf au^ Mk. 261,000 gesunken, aber für 1895/96 steigerte er sich auf Mk. 928,000, für 1896/97 sogar auf Mk. 1,350,244. Das Reinerträgnis von 1891/92 wurde durch eine vorausgegangene Unterbilanz absorbiert, die Jahre 1892(93 und 1893/94 brachten noch Verluste, sodaß aus dem Gewinn der Jahre 1894/95 und 1895,96 24 pCt. auf die früheren Prioritätsaktien naehbezahlt werden mußten. Die starken Mißerfolge der früheren Jahre standen, wie die „Frankf. Ztg.“ be reits bei Einführung der Aktien in Berlin hervorgehoben hatte, mit dem früh zeitigen Aufblühen anderer Gesellschaften umsomehr in Widerspruch, da gerade der Helios auf Grund der Patente von Ganz u. Co. zuerst in Deutschland den Wechselstrom auszunützen in der Lage war. Dem stellten sich dort anfänglich offenbar Mängel in der Leitung entgegen, in der kaufmännischen und auch in der technischen. Nachdem diese jedoch überwunden worden sind, kam auch Helios in die Lage, von dem Aufschwung der Elektrotechnik wirksam zu .pro fitieren. Für 1896/97 waren aus dem schon erwähnten Betriebsüberschusse für Unkosten Mk. 512,885 zu verwenden (im Vorjahr Mk. 365,084), für Zinsen Mk. 71,785 (im Vorjahr Mk. 10,267), für Abschreibungen Mk. 240,730 (im Vorjahr Mk. 166,768). Der Reingewinn erhöhte sich von Mk. 381,355 auf Mk. 543,36Q. Da die Reserve bereits gefüllt war, so wurden Mk. 100,000 einem Dispositions fonds überwiesen. Tantiemen und Gratifikationen erforderten Mk. 72,031. Die Dividende wurde prozentuell von 8 auf 12 Prozent erhöht, aber der hierfür er forderliche Betrag stieg nur von Mk. 301,240 auf Mk. 360,000, weil im voraus" gegangenen Jahre noch Rückstandsdividenden auszugleichen waren, und weil damals noch nicht volle Mk. 3 Mill. partizipierten. Auch die 12 pCt. verstanden sich erst auf Mk 3 Mill. Aktienkapital, während im laufenden Jahre bereits die ganzen Mk. 8 Mill. voll partizipieren. Das muß natürlich auch hei Beurteilung des Aktienkurses mit in Anschlag gebracht werden; denn für die Zukunft werden die Erträgnisse entsprechend stark sich erhöhen müssen, wenn die Dividende auf dem jetzt erreichten Niveau verbleiben soll. Beim Helios sind im letzten Jahre die Umsätze von Mk. 4,2 Millionen nur auf 5 Millionen gestiegen, aber dies ohne die für den eigenen Fabrikneubau, und diese neuen Werkstätten kommen zumeist erst im laufenden Halbjahre zur völligen Fertigstellung. Die vorliegenden Aufträge wurden zuletzt mit Mk. 16 Mill beziffert gegen nur Mk. 3,60 Mill. des Vorjahres Hierin inbegriffen sind Abschlüsse für eine Licht anlage in Bukarest, für eine elektrische Bahn in Braila, sowie für die vielbe sprochene 40jährige, nicht ausschließliche Konzession zur Beleuchtung und Kraft abgabe in St. Petersburg; präzise Mitteilungen über den Stand dieses letzteren Unternehmens sollen demnächst zur Veröffentlichung kommen Die Bilanz für den 30. Juni dieses Jahres hatte (neben der neugeschaffenen 4 proz., ab 1899 mit 5 pCt p. a. oder rascher rückzuzahlenden Anleihe von Mk. 1 Mill.) an Buch schulden Mk. 8,85 Mill zu verzeichnen. Andererseits waren in Baar und Bank guthaben nur etwa Mk. 0,29 Mill. aufzuweisen, in Effekten Mk. 1,47 Mill., bei Debitoren Mk. 2,69 Mill., in Waren und herzustellenden Anlagen Mk. 4,42 Mill. in den eigenen Werkstätten einschließlich Neubau Mk. 2,28 Mill. Diesem sehr illiquiden Status steht aber die Verdoppelung des Aktienkapitals gegenüber, die der Gesellschaft Mk. 6 Mill. Baargehl zuführt, bestimmt für die Neubauten und Vermehrung der Betriebsmittel. Von den Mk. 4 Mill. neuen Aktien zu 150 pCt. wurde die Hälfte den Besitzern der alten angeboten, die andere Hälfte der neu errichteten Aktiengesellschaft für Elektrizitäts-Anlagen in Köln überlassen. Aus dem Aktienkapital dieser letzteren Gesellschaft übernahm der Helios Mk. 3,80 Mill. mit zunächst 25 pCt. Einzahlung; dagegen hat der Helios auf jene Gesell schaft die Konzessionen für Licht- und Kraftanlagen in Zell i. B., Kandern, Neheim, Zoppot, Rottweil und Klein-Krötz in Bayern mit mäßigem Gewinn über wiesen. Die gesetzliche Reserve der Helios-Gesellschaft figurierte am 30. Juni 1897 erst mit Mk. 446,604, ihr -werden aus der Aktienemission Mk. 2 Mill. ab züglich der Emissionsspesen zufließen, so daß sie damit die statutarische Grenze von 10 pCt. auch für das erhöhte Kapital wesentlich überschritten haben wird (Frkf. Ztg) Elektrizitäts-Aktien Gesellschaft vorm. Sehuekert & Co., Nürnberg. Die Errichtung des städtischen Elektrizitätswerks in Würzburg wurde der Schuckert-Gesellschaft übertragen. Für die Trambahn ist Akkumulatoren betrieb in Aussicht genommen. Zwischen der Stadt Frankfurt a. M. und der Elektrizitäts- Akt.-Gesellsehaft vorm. Lahmeyer ist ein unerquicklicher Streit wegen Erwerb von Grundstücken in der Gemarkung Bockenheim entstanden. Die frühere Stadtgemeinde Bockenheim (jetzt mit Frankfurt vereinigt), hatte der Firma Lahmeyer auf 5 Jahre, vom 7. November 1892 an, das Vorkaufsrecht der erwähnten Grundstücke für einen bestimmten Preis zugestanden. Als nun am 5. Januar 1897 die Firma den Kauf vollziehen wollte, um einen Teil des Geländes zur Vergrößerung ihres Elektrizitätswerkes zu verwenden und auf einem andern einen Fabrikbau zu errichten, der an Stromabnehmer, speziell an Herrn Dr. Liebmann behufs Fabrikation elektrometallur- gischer Produkte verpachtet werden solle, erhoben sich Schwierig keiten wegen der Größe des Geländes, namentlich aber suchte die Stadt die Firma Lahmeyer zum Aufgeben ihres Monopols zu be wegen, innerhalb 10 Jahren, von 1892 bis 1902 allein auf Bocken- heimer Gebiet elektrische Leitungen legen zu dürfen. Hiergegen erhob die Firma Lahmeyer Einsprache. Als am 12. Januar 1898 dieser Gegenstand vor die Stadtverordneten kam, sprachen diese sich zu Gunsten der Firma aus, wobei auch betont wurde, daß das oben genannte Monopol, da es schon im Jahre 1902 erlösche, ohne Be deutung sei; der Magistrat wurde ersucht, die Sache baldigst zu regeln; dieser hat denn auch neuerdings der Stadtverordnetenver sammlung mitgeteilt, daß er den Ansprüchen der Firma Lahmeyer & Co. bedingungslos zustimme. Ein Reis-Denkmal in Frankfurt a. M. Im Hörsaal des Physikalischen Vereins fand kürzlich eine Versammlung statt, die sich auf die Anregung des genannten Vereins mit der Errichtung eines Denkmals für den Erfinder des Telephons, Philipp Reis, beschäftigte. Der Physikalische Verein hält es, wie dessen Vorsitzender, Prof. Dr. Petersen, ausführte, für eine dringende Pflicht, nachdem das Denkmal für den Erfinder der Telegraphie. Sömmerring, errichtet ist, auch dem Erfinder des Telephons ein Monument zu setzen, um ihm endlich die Anerkennung zuteil werden zu lassen, die ihm im Lehen versagt war. Fabrikant E. Hartmann schilderte dann in eingehenden Vortrag Reis’ Leben und Wirken, die Reis’sche Erfindung und deren Folgen. Am 26. Oktober 1861 hielt Reis im Physikalischen Verein den ersten Vortrag über seine Erfindung, dem am 16. November ein zweiter mit Demonstrationen folgte. An der Hand von Abbildungen, die in dem Buche von Prof. Silvanus Thompson in London, eines Ehrenmitgliedes des Physikalischen Vereins, erschienen sind, schilderte der Redner das Wesen der Erfindung, deren Hauptgrundzüge, wie ebenfalls nach gewiesen wurde, heute noch die gleichen wie die von Reis aufgestellten sind. Reis ließ die nötigen Bestandteile der Einrichtung bei dem alten Mechanikus Fritz hier hersteilen; ein fertiggestelltes Modell aus jener Zeit wurde vorge zeigt. Die größte Enttäuschung für Reis war, daß die Wissenschaft seine Erfindung als recht hübsch, aber in der Praxis nicht durchführbar bezeichnete. Poggendorf in Bonn schickte zweimal die von Reis eingesandten wissenschaft lichen Arbeiten zurück. Die Apparate wurden inzwischen von Albert in Frankfurt gebaut, sie gingen meist in’s Ausland, besonders nach Amerika. Von den wissen schaftlichen Instituten Deutschlands hat keines einen der Apparate angekauft. 1876 erschien dann in Amerika die sogenannte Bell’sche Erfindung des Telephons, die allerdings durch ihre Einfachheit die allgemeine Bewunderung erregte und raschen Eingang gewann. Der Redner wies nach, daß Bell, Edison, Gray und Berliner sich auf den Reis’schen Gedanken stützen, sie haben das selbst zuge geben. Geheimer Sanitätsrat Professor Dr. Schmidt-Metzler, der einem der im Jahre 1861 gehaltenen Vorträge beigewohnt hat, teilte mit, daß durch die zwischen dem Saale des Physikalischen Vereins und dem benachbarten Sencken- berg’schen Gebäude hergestellte Verbindung Musik von Violine und Flöte mit aller Genauigkeit zur Uebertragung gelangte, während das mit dem gesproche nen Wort „Frankfurt“ nicht in dem gleichen Maße der Fall war. Prof. Merz machte schließlich noch die Mitteilung, daß er s. Zt. als Lehrling bei dem Mechaniker Fritz an der Herstellung der Apparate zur Reis’schen Erfindung mitgearbeitet habe. Jeden Mittwoch- und Samstag-Nachmittag kam Reis in die Werkstatt. Der Redner kann sich sehr gut erinnern, daß Reis die große Trag weite seiner Erfindung wohl gekannt habe. Er sagte die Netze von Drähtchen voraus und wußte alle Einwände gegen die Zulässigkeit zu widerlegen. Nach der letzten Vorlesung sprach Reis seinen Schmerz darüber aus, daß man in Bonn Gießen, Heidelberg u. s. w. von Seiten der Wissenschaft seiner Erfindung jeden praktischen Wert abgesprochen habe; unter solchen Umständen müsse er die Erfindung schließlich an das Ausland verkaufen. Professor Dr. Petersen er-