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XV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 10. 1897/98. 104 Ein kräftig wirkendes Element, das gleichfalls von der Firma hergestellt wird, ist das Starkstrom-Element ohne Säure, dasselbe zeigt eine Spannung von 1,8 Yolt. Der innere Widerstand ist dabei so gering, daß das Element hei Kurzschluß 30 Ampere ergiebt. Bei einer Stromentnahme von 10 Ampere beträgt die Stromspannung noch 1 Yolt. Die Lösung und die Elektrode sind ohne Mühe zu erneuern; dieses Element eignet sich besonders zum Laden kleiner Akkumulatoren, Betrieb kleiner Motoren, Glühwirkungen u. s. w. Zum Schlüsse möchten wir noch eines nassen Elementes Erwähnung thun, welches einen konstanten Strom ohne Oxydierung des Wasserstoffes abgiebt. Der durch die Auflösung des Zinkes entstehende Wasserstoff wird an der besonders zubereiteten Ableitungselektrode erzeugt und in die Luft abgestoßen. Kupfervitriol u. s. w. wird also hei diesem Element überflüssig. Das Element erzeugt einen schwachen, aber sehr konstanten Strom von monatelanger Dauer und dürfte die Meidinger Elemente ersetzen, außerdem zeigt sich das Element als sehr reinlich im Betrieb, ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Platin-Affinerie und -Schmelze von G. Siehert, Hanau a. M. In der gewerbfleifiigen Stadt Hanau bei Frankfurt a. M. haben sich seit einer Beibe von Jahren bedeutende Industriezweige und zwar in den edelsten Stoffen: Gold, Platin und Diamanten, entwickelt. Allerdings sticht wohl Gold und Edelstein dem Laien mehr in die Augen, an Nützlichkeit und Vielseitigkeit der Verwendung aber, besonders in wissenschaftlichen Laboratorien und in mancherlei industriellen Betrieben steht das Platin voran. Das Platin, stahlgrau bis silberweiß, findet sich in Südamerika, vorzugs weise im Ural. In rohem Zustand enthält es eine Anzahl anderer Metalle in geringer Menge: Palladium, Rhodium, Ruthenium, Iridium und Osmium, sowie andere Verunreinigungen an unedlen Metallen, von denen es aber möglichst befreit werden muß, um ihm jene ausgezeichnete Weichheit und Dehnbarkeit zu geben, welche gestattet, es zu dünnsten Blechen und feinstem Draht zu ver arbeiten, es ist in der Geschmeidigkeit dem reinen Golde fast gleich. Mit dem Eisen aber hat es die wichtige Eigenschaft der Schweißbarkeit gemein. Es schmilzt bei ca. 1750° C. und hat ein höheres spezifisches Gewicht als Gold Kontakten, desgleichen werden davon Nieten, Scheibchen, sowie alle möglichen Faconartikel fabriziert In großem Maßstab geschieht die Herstellung von Platinblechen und Folien für elektrolytische Zwecke, dieselben können in jeder beliebigen Dimension und Dicke geliefert werden, bis zu einer Dünne von */ 100 mm, ja selbst noch dünner bis zu dem 200. Teile eines Millimeters. Deßgleichen werden für elektrolytische Arbeiten im Großbetrieb Gewebe aus Platindrähten zur Anwendung gebracht und kann Gewebe jeder Art ge' liefert werden. Zu Laboratoriums-Arbeiten speziell für Elektrolyse haben sich besonders die Apparate des Herrn Geheimen Regierungsrates Prof. Classen eingebürgert und werden die Schalen (Fig. 4) sowie die verschiedenen Elektroden nach dessen speziellen Vorschriften hergestellt. Massive Blitzableiterspitzen zum Aufschrauben und Hütchen zum Auf löten auf Auffangstangen werden in jedem gewünschten Fa^on und Gewicht angefertigt. Die vielen kleinen Artikel aufzuführen, die alle aus Platin für die ver schiedenartigsten Zwecke hergestellt werden, ist unmöglich, wir wollen nur Fig. 4. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 1. 21,4 gegen 19,5). Der Preis des Platins ist etwa J / 3 so hoch wie der des Goldes. Das Platin verändert sich nicht an der Luft, auch nicht bei der höchsten Temperatur und wird nur von Königswasser gelöst, jedoch auch von schmelzenden Alkalien, Phosphor und Arsen angegriffen. Das reine Platin wird vorzüglich zu Schwefelsäure - Konzentrations- Apparaten, chemischen Gerätschaften für Fabriken und Laboratorien, Schalen und Tiegeln verarbeitet. Von besonderer Wichtigkeit für die elektrische Beleuchtungs-Industrie sind die Platindrähte, da es ohne dieselben nicht möglich ist, brauchbare Glühlampen herzustellen. Da reines Platin annähernd denselben Ausdehnungscoefficient be sitzt wie Glas, so benutzt man zwei dünne Platindrähtchen als Stromzuleitung für die Lampe. Jedes andere Metall würde das anliegende Glas sprengen, bezw. würde es feine Risse bekommen und es wäre dann nicht möglich die Lampen luftleer zu pumpen. Dann ist die Unschmelzbarkeit des dünnen Drähtchens beim Einschmelzen in die Birne von wesentlichem Vorteil. Außer den reinen Platin-Blechen und-Drähten werden für elektrotechnische Zwecke Drähte und Bleche aus Platin-Iridium hergestellt, welches härter ist als das reine Metall. Es findet dies namentlich Verwendung zur Herstellung von noch hervorbeben, daß es keinen Artikel in Platin giebt, der in Hanau nicht fabriziert wird. Von Laboratoriums-Utensilien führen wir nur noch einige an, die wir in obenstehenden Skizzen den Lesern vor Augen führen, es sind dies Platinschalen (Fig. 1) Tiegel in beliebigen Formen, auch solche nach Gooch, die gleichzeitig zu Filtrations- und Glühzwecken dienen (Fig. 3) Platinkästchen für Veraschungen (Fig. 2) Schiffchen, Spatel, Messer etc. etc. Außer den Fabrikaten in metallischer Form werden selbstredend auch alle in der Technik Verwendung findende Präparate des Platins und seiner Begleit- inetalle hergestellt, als z. ß. Platinchlorid, alle Doppelsalze des Platins und Verbindungen zum Zwecke der Gas-Selbstzündung; Barium-Platin-Cyanür für Röntgen-Lichtschirme etc. etc. Die Firma unterstützt mit Vergnügen und dem weitgehendsten Entgegen kommen Versuche, die auf eine weitere Verwendung des Platins in der Industrie, für welche Zwecke es auch sei, abzielen. Der rasche Aufschwung der Firma und die vielseitige Anerkennungen legen von der Leistungsfähigkeit und Rührigkeit der Firma ein beredtes Zeugnis ab. Siemens & Halske, Akt.-Ges., Berlin. Der Abschluß für das am 31. Juli 1897 zu Ende gegangene erste volle Geschäftsjahr der Gesellschaft läßt er kennen, daß die Akt.-Ges. Siemens & Halske ebenso wie die meisten übrigen Elektrizitäts-Gesellschaften mit gutem Erfolge gearbeitet hat. Allerdings ge währt der Abschluß keinen Einblick in die Thätigkeit der Gesellschaft; um diesen zu erlangen, wäre es erwünscht, daß die Gesellschaft, obwohl ihre Aktien noch nicht emittiert sind, auch ihren Geschäftsbericht veröffentlichte, der zweifellos wertvolles Material für die Beurteilung der Entwickelung der elek trischen Industrie bietet. Der Geschäftsgewinn der Gesellschaft wird mit Mk. 7,516,690 ausgewiesen, wovon die Unkosten'Mk. 752,176 und die Zinsen Mk. 457,120 erforderten. Von den mit Mk. 1,960,452 vorgenommenen Ab schreibungen stellen Mk. 960,452 die ordentlichen Abschreibungen dar, während Mk. 1 Million zu Extra-Abschreibungen Verwendung fanden. Aus dem Rein gewinn von Mk 4,429,512 beansprucht die Zahlung von 10 pCt Dividende Mk. 3,150,000, da Mk. 28 Mill. Aktien voll und 7 Mill. für sechs Monate am Erträgnis partizipieren. Der Reserve werden Mk. 221,475 zugewiesen, für Gratifikationen, Prämien etc. sowie für einen Dispositionsfonds werden Mk. 325,000 bestimmt, und Mk. 733,036 bleiben für neue Rechnung. Bei Mk. 35 Mill. Aktienkapital sind Mk 1,65 Mill. Reserve vorhanden. Die Ver pflichtungen setzen sich zusammen aus Mk. 9,77 Mill. Anleiheschuld, Mk. 0,40