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58 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 3. 1896/97. Reichornamentierte Bogen verbinden die Nischen und als Schlußsteine gewissermaßen tragen sie in kleineren Nischen die Halbfiguren der drei Dichter Scheffel, Kleist und Hauff. — Trotz des überreichen Stoffes wirkt das ganze Stück einheitlich und erhebt sich in drei Partien flott und auch schön in der Kontur. Die Gruppen, von denen jede peinlich durchgeführt und wie Monumente für sich behandelt sind, ordnen sich doch dem Ganzen wirksam unter und erhöhen seinen künstlerischen Wert. Das ganze Werk ist mattgold gehalten, alles Figür liche oxydiert, außerdem ist glückliche Farbenwirkung durch das Email der Wappen und Nischen und das tiefe Blau des Lapis erreicht. Der Entwurf zu diesem Stück, das zwei Zentner Silber und 8 Monate Arbeit erforderte, stammt von Herrn Peter Bruck mann junior, alle Modelle sind von Herrn A. Amberg geschaffen. Mitarbeiter sind noch Herr Bildhauer Weltring in Karlsruhe und Herr Professor Weib len in Pforzheim, der die Reliefs und Figuren ziselierte. Diesem Meisterstück deutscher Silberschmiedekunst reihen sich in würdig ster Weise die sonstigen interessanten Ausstellungsobjekte an, die zum Teil mehr für den täglichen Gebrauch berechnet sind. An die erste Zeit der Fabrik erinnern uns eine ganze Reihe von jenen steifen, aber immerhin praktischen und viel vorstellenden Empiregegenständen, wie sie damals der Bildhauer Konrad Weitbrecht, der bei Bruckmann seine Sporen verdiente, entwarf und modellierte. Interessant ist, daß die Firma diese Gegenstände .heute noch ebenso wie anno 1805 fabrizieren kann, da sämtliche Matrizen etc. noch erhalten sind. Ein Tafelaufsatz von vier Altas - Figuren getragen, Leuchter, Körbe, Zuckerschalen, Essig- und Oelg-estelle etc. bilden den im Empirestil streng durchgeführten Tafelschmuck, der ganz in weiß Silber mit Politur strahlt. Den denkbar größten Gegensatz zu diesen rein maschinell hergestellten Gegenständen bilden die reich getriebenen Platten mit Jagdscenen, die gothischen Becher, die Obstteller, die denselben Schrank füllen. Eine eigentümliche Technik sehen wir an einem in der Form sehr praktischen Kaffee-Service, es ist das schwarz auf weiß gepunztem Grund wirkende Niello. Eine Auswahl Schützen becher zeigt, wie weit die Erzeugnisse einer solchen Fabrik sich verbreiten. In zwei Schränken sehen wir dann in reichster Auswahl und in der verschiedensten Technik und Dekoration moderne Gegenstände des Tafelschmucks. Eine große Aufsatzgarnitur mit Faunen und Nixen, mächtige Girondolen, zahlreiche Kaffee- Service, davon eines im Stil Louis XVI., das ganz vergoldet einen vornehmen Charakter zeigt, Jardinieren aller Stilarten, meist mit figürlichem Schmuck, Trinkg-efäße, vielfach mit großen Blumen oder mit gothischen Motiven geschmückt, Weim kühler, Schreibgarnituren u. s w. u. s. w. zeigen den großartigen Schatz von Modellen, über den die Firma verfügen muß, um allen Anforderungen zu ge nügen. Besonders fällt noch ein Elfenbein-Humpen auf, eine schön komponierte Uhr und eine von Schwänen gezogene Jardiniere. In den die Schränke um gebenden Pultfächern hat Bruckmann jene reizenden Gegenstände untergebracht, die als Geschenke im prachtvollen Etui eine so große Rolle spielen, wie Eis garnituren, Bestecke, Patenbecher, Salzfäßchen, Servietten-Ringe u. s. w. Wir können wohl behaupten, daß jedem dieser Gegenstände ein künstlerisch über legter Entwurf zu Grunde liegt, und daß die Firma, wie sie die größten Stücke herstellt (sie lieferte z. B. vor zwei Jahren einen zwei Meter langen, echt silbernen Altar nach Malta), so auch dem kleinsten ihrer Erzeugnisse ernste Sorgfalt zugewendet. Im Allgemeinen herrscht bei den ausgestellten Sachen noch das Rokkokko vor, wie auch die große für 12 Personen gedeckte Tafel im ruhigen Rokkokko gehalten ist. Ein Mitteltück von 160 Centimeter Länge beherrscht die Tafel (s. Abbild.). Aus dem reichverzierten Spiegeluntersatz entwickeln sich Rosenranken, mit elektrischen Lampen montiert, zwei männliche Gestalten halten ebenfalls Zweige mit leuchtenden Blüten. Auf dem Untersatz steht eine mächtige Jardiniere mit großen Muschelschalen und einer bedeutenden figürlichen Gruppe. Die Hauptfigur, schön und flott modelliert, hält einen Lilienkranz, dem 6 elektrisch strahlende Lilien entwachsen. Zwei Wassergötter sehen staunend zur Lichtfigur empor, während sorglose Putten sich lustig da zwischen umhertreiben. Zu dem in seiner Ausdehnung und Großzügigkeit fest lich wirkenden Mittelstück gehört nun eine vollständige Tafelgarnitur. Wein krüge, Kompotschalen, Saucieren, Teller, Blumenvasen, Sektbecher, 9 teilige Bestecke, Salzfäßchen etc. Alles ist in gediegenster Ausführung in hell oxy diertem Silber erstellt. (Diese Garnitur bildet auch den ersten Hauptg ewinn der Ausstellungslotterie.) Alle die ausgestellten Einzelgeräte sind für den Gebrauch bei der Tafel, bei der Toilette etc. gearbeitet, und entsprechen den im Allgemeinen herrschenden Geschmacksrichtungen Die Firma P. Bruckmann & Söhne darf aber stolz sein auf das, was sie zur Schau gebracht, auf die künstlerische Leistungsfähigkeit, welche dem Hause einen Weltruf erobert hat und die es, zurückgreifend in den Anfang dieses Jahrhunderts, sich bewahren und ausbauen möge in weite, ferne Zeiten zum eigenen und zum Ruhm des engeren Vaterlandes, das in seiner Gesamtheit einen so hervorragenden Platz im deutschen Kunstgewerbe einnimmt. — L. Burkhardt & Weber, Eeutlingen. Fabrik für Werkzeugmaschinen. Diese Firma, welche sich seit mehreren Jahren dem Werkzeugmaschinen- Die von der Firma ausgestellte Universalfraismaschine zeigt, daß sie für alle in einer besseren Werkstatt vorkommenden Arbeiten g'ebaut und ihre sinnreiche Ausführung für größte Leistungsfähigkeit berechnet ist. Auch ihre Schnellbohrmaschinen machen durch ihre gefällige Form und saubere bau widmet, hat durch ihre Ausstellung bewiesen, daß sie jeder Anforderung gerecht werden kann, die man an .eine gute Werkzeugmaschine sowohl in Bezug auf genaue Ausführung, als auf sachgemäße Konstruktion nach neuesten Systemen stellen darf. Arbeit guten Eindruck. Der große Absatz namentlich an größere Etablissement be weist, daß die Maschinen sich durch große Vorzüge auszeichnen. Es ist deßhalb mit Bestimmtheit anzunehmen, daß diese Maschinen, nachdem sie einmal in weiteren Kreisen bekannt geworden, immer mehr in den Maschinenfabriken ein geführt werden.