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48 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 3. 1896/97. Kleine Mitteilungen. Elektrizitätswerk in Wiesbaden. In einer der letzten Stadt verordnetensitzungen stand als erster Punkt der Tagesordnung die E r- bauungundderBetrieb eines städtischen Elektrizitäts- werkes zur Beratung. Namens der zur Prüfung dieser Frage eingesetzten Deputation berichtete nach dem „Rhein.-Kur. 11 Herr Holthaus, daß die Deputation beschlossen habe, von verschiedenen Blockstationen abzusehen und eine Centralstation zu errichten. Die Kommission rechnet auf einen Anschluß von 300 Häusern mit etwa 6900 gleichzeitig brennenden Lampen. Dazu seien 600 Pferdekräfte nötig. Die Kommission beantragt die Errichtung einer solchen An lage mit Dampfbetrieb, wobei die Vergrößerung auf 1200 Pferde kräfte vorgesehen werden soll. Was den Bau und Betrieb anbelangt, so empfahl die Kommission Erbauung der Gebäude durch die Stadt und Lieferung des maschinellen Teils durch eine der drei konkur- rirenden Elektrizitäts-Gesellschaften, ferner Ueberlassung des Betriebs an diese Gesellschaft auf 20 Jahre, doch so, daß die Stadt nach einem Jahre das Verhältnis kündigen kann, die Firma aber erst nach 19 Jahren. Die Versammlung beschloß die Errichtung einer Centrale von 600 Pferdekräften, mit Dampfbetrieb, entschied sich aber, ent gegen der Kommission, die Wechselstrom vorgeschlagen hatte, für das Drehstrom-System, denn in geheimer Sitzung wurde die maschinelle Einrichtung des Werkes der Firma Lahmeyer u. Co. in Frankfurt a. M. übertragen. Herr Oskar von Miller hatte nach längeren Aus führungen Wechsel- oder Drehstrom empfohlen. Die Centrale wird in der Nähe der Gasfabrik errichtet werden. Die Hochbauten ein schließlich der Arbeiten in den Straßen übernimmt die Stadt in eigene Regie. Stuttgarter Elektrizitätswerke. Die Direktion der Stuttgarter Elektrizitätswerke der Kontinentalen Gesellschaft für elektrische Unternehmungen hat beschlossen, gegen eine einmalige Zahlung von 70 Pf. pro installierte Glühlampe eine stäte Erneuerung der Lampen zu übernehmen. Die Erneuerung erfolgt, wenn der Kohlen faden durchgebrannt ist oder 20°/o seiner ursprünglichen Leuchtkraft verloren hat. Aeußerlich beschädigte Lampen werden nicht unent geltlich ausgewechselt, dagegen ist der Tausch niederkerziger Lampen in solche höherer Leuchtkraft oder umgekehrt von 5—50 Normalkerzen gestattet. —W. W. Elektrizitätswerk in Mundelsheim. In der hiesigen .Josen- hannssehen Schloßbrauerei wird in aller nächsterZeit ein Elektrizitätswerk erbaut werden, das einesteils zur Beleuchtung der Brauerei selbst (ca. 120 Glühlampen), andernteils zur Abgabe von Strom für Licht und Kraft und Private, Geschäftsleute etc. für vorläufig 200 Lampen dient. Die Ausführung der Anlage wurde der elektrotechnischen Fabrik von C. und E. Fein in Stuttgart übertragen. — W. W. Elektrizitätswerk in Oberndorf. Die Grundlagen zur Errichtung eines Elektrizitätswerkes für die hiesige Stadt sind durch Herrn Paul Reißer (Firma Wilhelm Reißer) hier festgestellt worden. Genannte Firma hat mit dem Mühlenbesitzer Vollmer in Aistaig einen Vertrag abgeschlossen, wonach dessen Wasserkraft für den Betrieb des Elektrizitätswerkes zur Verfügung gestellt wird. Der elektrische Strom wird durch Kraftübertragung nach Oberndorf geführt, um dort zu Beleuchtungszwecken oder beim gewerblichen Betriebe Verwendung zu finden. Der Betrieb soll im Juli 1897 eröffnet werden. — W. W. Vom Frankfurter Elektrizitätswerk. Soeben genau zwei Jahre nach der Inbetriebsetzung des städtischen Elektrizitätswerkes, ist der Schlußbericht über den Bau des Werkes und über das er ste Be tri eb s j ahr, von Herrn W. H. L indl ey erstattet, er schienen. Es ist ein stattlicher Folio-Band von 80 Seiten, dem eine Anzahl Lichtdruck-Abbildungen der Zentrale (auch während des Baues), der Maschinen, Schaltbretter, Kabel u. s. w., sowie im Anhang u. a. Lageplan und Grundrisse der Zentrale, Uebersichtsplan des Kabelnetzes, graphische Darstellungen der Kabelverlegung, der Lampen- und Motoren-Installation, sowie der Stromerzeugung, ferner Be dingungen und Tarif für den Bezug elektrischer Energie, Bau- und Pachtverträge beigefügt sind. Der Bericht bringt zunächst eine Geschichte unseres Elektrizitätswerkes seit dem Jahre 1883 und alle hierauf bezüglichen Verhandlungen der Behörden, woran sich aus führliche Mitteilungen über den Bau der Zentrale, die Kabel verlegung etc. und eine Beschreibung des ganzen Werkes schließen. Die gesamten Baukosten für den ersten Ausbau stellen sich auf 1,998,536.26 Mk., sodaß also, da 2,00,436.02 Mk. zur Verfügung standen, Ende Juni d. J. noch ein Restbetrag von 1899.76 Mk. vorhanden war, während alle Arbeiten fertiggestellt und abgerechnet, alle Baurechnungen bezahlt und nur noch ein Sachverständigen-Honorar und die Druekkosten des Sehlußberichtes zu begleichen waren. Für Ausdehnungen der Anlage (Erweiterung des Kabelnetzes, Beschaffung einer vierten Maschine nebst Kesseln und Zubehör) sind inzwischen weitere 555,000 Mk. bewilligt worden, von denen nach Fertigstellung sämtlicher Arbeiten 21,984.54 Mk. erspart sind. Von den Baukosten entfallen in runden Ziffern 52 pCt. auf die Zentrale, 42 pCt. auf das Kabelnetz nebst Zubehör und 6 pCt. auf Verschiedenes, Bau leitung etc. Die Abnahme-Versuche haben vom 29. September bis zum 1. November 1895 stattgefunden und ergeben, daß das Werk in der vom Bauvertrag vorgeschriebenen Leistungsfähigkeit Voll kommenheit und Güte geliefert und hergestellt worden ist, und daß die Uebernahms-Verpflichtungen der Unternehmer, sobald einzelne untergeordnete Abänderungen an den Dampfmaschinen-Regulatoren durchgeführt sind, in Uebereinstimmung mit dem Vertrage erfüllt sein werden. Geringe Abweichungen, welche hier und da in den Wirkungsgraden einzelner Bestandteile der Anlage gegenüber den Vertragsziffern Vorkommen, werden mehr wie ausgeglichen durch das höhere Güteverhältnis, welches andere Bestandteile der Anlage besitzen. Herr Lindley kann deshalb das Werk, mit dem alleinigen Vorbehalt bezüglich der Dampfmaschinen-Regulatoren (in dieser Beziehung sind bereits vor einiger Zeit vor Ablauf der zweijährigen Garantiefrist die nötigen Schritte gethan) für ahnahmefähig erklären. Dem Abschnitte über die Garantie- und Abnahme-Versuche folgen Mitteilungen über den Betrieb, die Stromerzeugung, die installierten Lampen und Motoren etc., sowie über die finanziellen Ergebnisse, die die „Frkf. Ztg.“ nach dem Betriebsberichte schon vor einiger Zeit veröffentlicht hat. Bemerken wollen wir nur noch, daß die un mittelbare und mittelbare Einnahme der Stadt aus dem Werk im ersten Betriebsjahre rund 235,000 Mk. ausmacht. Am Schluß bemerkt Herr Lindley, es müsse als zweifellos fest stehend angesehen werden, daß die Ergebnisse im zweiten Betriebs jahre sich nach jeder Richtung günstiger stellen werden, und zwar erstens durch die Verringerung der Betriebskosten in der Zentrale und im Kabelnetz selbst, durch den Wegfall der Probeheizungen und Versuche und durch die Verwertung aller im ersten Betriebsjahr gemachten Erfahrungen, dann durch den Wegfall der mangels der Elektrizitätszähler in der ersten Betriebszeit entstandenen ungünstigen Verhältnisse in Bezug auf die Kontrolle der Energieabgabe an die Konsumenten und vor Allem durch die Verteilung der Stammkosten der Verwaltung und des Betriebes auf eine größere Produktion und auf einen größeren Absatz. „Die vor der Bewilligung der Kredite, zur Begründung der Anträge auf Schaffung einer städtischen Zentrale nach dem Wechselstrom-Transformatoren-System mehrfach aufgestellten Berechnungen über die Kosten der Herstellung und Verteilung der elektrischen Energie in hiesiger Stadt, und die daraus abgeleiteten Preise, zu welchen der elektrische Strom an die Konsumenten geliefert werden könnte, sind nunmehr durch die Thatsachen bestätigt. Die rasche Ausdehnung, gedeihliche Fortentwickelung und finanziellen Erfolge, welche einem solchen, auf dem günstigen Frankfurter Boden arbeitenden Werke vorausgesagt werden konnten, sind zum Teil schon verwirklicht und stehen zum Teil unmittelbar bevor. Eine wesentliche Bedingung für dieselben ist jedoch nunmehr die Revision und Er mäßigung der für die erste Betriebszeit vorläufig aufgestellten Strom preise ; die Grundlagen hierzu sind durch die Art und Beschaffenheit des Werkes und durch die Verhältnisse seines Absatzgebietes gegeben und es kann jetzt schon als erwiesen erachtet werden, daß das Frankfurter Werk unter jene Elektrizitätswerke sich wird reihen können, die den Strom zu den billigsten Preisen abgeben und dabei noch immer eine große und sich stets vermehrende Einnahme für die Stadt abwerfen. Ein solcher Erfolg ist der Stadt nach den lang jährigen gewissenhaften Prüfungen und Beratungen, welche ihre Behörden dieser Frage angedeihen ließen und nach den schweren Kämpfen, welche dieselbe verursacht hat, von Herzen zu wünschen.“ Die Umwandlung der obersehlesisehen Dampfstrassenbahn in elektrischen Betrieb seitens der Firma Felix Singer & Co. Berlin. Die oberschlesisehe Dampfstraßenbahn, welche den ganzen oberschlesischen Industriebezirk durchzieht, hat die Umwandlung ihres Dampfbetriebes in solchen mittels Elektromotoren beschlossen. Der elektrische Betrieb wird zunächst auf der Linie Gleiwitz, Zabrze, Königshütte, Beuthen, Deutsch Piekar und der Linie Königs hütte, Kattowitz, Laurahütte, Königshütte eingeführt; 30 Motorwagen und eine entsprechende Anzahl von Anhängewagen sind dafür vorgesehen. Es soll auf diesen Strecken auch Lasten-Verkehr stattfinden. Die Motorwagen werden 18 Sitzplätze und 5 Stehplätze zweiter Klasse und 20 Sitzplätze und 5 Stehplätze dritter Klasse er halten, und außerdem auf den Perrons noch Raum für 12 Steh plätze bieten. Dieselben ruhen auf zwei Drehgestellen von 785 mm. Spur weite. Jede der 4 Achsen wird von einem Straßenbahn-Motor von 18—20 PS Leistung angetrieben. Die elektrische Ausrüstung der Wagen, bestehend aus 120 Straßenbahn-Motoren nehst den erforderlichen Regulier- und Sicher heits-Apparaten und Verbindungs-Kabeln wurde der Firma „Elektri zitätsgesellschaft Felix Singer & Co. in Berlin“ übertragen. Die Spurweite dürfte die kleinste sein, welche von elektrischen Straßenbahnen mit in normaler Weise aufgehängten Motoren befahren wird. Dieselbe war durch die lokalen Verhältnisse bedingt und bot dem Einbau der Motoren recht erhebliche Konstruktions-Schwierigkeiten, deren Ueberwindung jedoch der genannten Firma i. V. der Walker Co. in Cleveland durch die Konstruktion einer besonderen Motor- Type gelungen ist. Ebenso dürfte dies die erste Bahn in Europa sein, auf welcher 4achsige, elektrisch auf allen 4 Achsen betriebene Wagen zur Verwendung gelangen. Die Gesammtlänge der beiden Strecken beträgt ca. 33 km. Sehleusenanlage in Ymuden. Die Elektrizitäts-Gesellschaft vormals Schuckert & Co. hat die Einrichtung des elektrischen Betriebes