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268 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 22. 1896/97. Ueber die Erdleitungen geben uns die statistischen Angaben nur wenige Anhaltspunkte, eben weil sie nur von wenigen Blitzableitern berichten konnten. Es scheint also, daß sämmtliche, auch die weniger vollkommenen Ableiter in diesem gewitterreichen Sommer ihren Dienst gethan haben. Der kalte Schlag in einen der Kirchtürme mit Blitzableiter hat einen Schaden von 8 Mk. ver ursacht. Der Berichterstatter schreibt dazu: die Bodenleitung war nicht ganz gut, der starke Regen scheint die Erdleitung verbessert zu haben. Diese Be merkung giebt einen Fingerzeig, daß die Ableitung in der Erde nicht nur, wie man bisher meistens annahm, in der Tiefe zu suchen ist, in Gas- und Wasser leitungssystemen, in stehenden und fließenden Gewässern, in metallenen Rohr brunnen, im Grundwasser, in Jauchen u. s. w., sondern auch an Abflußstellen von Regenrinnen und sonst von Regenwasser vorzugsweise getränkten Stellen nnd in grundfeuchten Erdschichten von geringer Tiefe. Wo man also besonders ausgeprägte Entladungsstellen, wie auf kalkigem Boden, nicht finden und schaffen kann, wird man zum symmetrischen System (S. Anleitung. Friedens- Pulvermagazine) übergehen, die Erdleitungen unter sich verbinden und die Ver bindungen so nahe an die Oberfläche fühlen, daß der Regen leicht zu ihnen eindringen kann. Man wird damit zwar nicht immer eine Bodenleitung von ge ringem Ohm’schen Widerstand erreichen, aber doch einen Widerstand, der gegen die Umgebung relativ die geringste ist; der Blitzstrahl wird dann auch diesen Weg noch den andern vorziehen. Die Anleitung für die Anlage von Blitzableitern sagt über die Führung unter die oberen Erdschichten: Erscheint die Verbindung der Abfallrohre mit den Ableitungen nicht angängig, so ist der Anschluß der Ausgußstutzen der Abfallrohre mittels einer entsprechenden Erdleitung an die oberen Erdschichten um so gebotener, je entfernter die Erdleitungen der nächsten Ableitungen liegen. Unsere Folgerungen aus der württembergischen Blitzstatistik, besonders vom Jahr 189(1, lassen sich so zusammenfassen: 1. Der erste Zweck einer Blitzanlage besteht in der Ableitung des Strahls, so daß dieser mit dem Gebäude nicht in irgend welche Berührung kommt; 2. Wo zahlreiche Spitzen vorhanden sind, mögen sie in manchen Fällen präventiv wirken, d. h. den schwachen Blitzstrahl gar nicht zustande kommen lassen; 3. Brandversicherungskosten und Anlagekosten für einen Blitzableiter müssen in einem bestimmten Verhältnis stehen; 4. Zündungen in Wohnhäusern kommen relativ wenig vor, der meiste Schaden entsteht durch Schläge in gefüllte Scheunen und in Oekonomiegebäude oder Wohnhäuser mit Scheunen 5. Für Scheunen sind die gewöhnlich angewendeten Blitzableitersysteme zu teuer; das eine System wegen den hohen Auffangstangen, das andere wegen zu viel Materialverbrauch für Verteilung des Schlages; 6. Zur Verhinderung von Zündungen genügen Blechstreifen und Draht seile und, wenn vorhanden, Anschluß derselben an Rinnen und Abfallröhren ; 7. Die Führung der Luftleitungen und die Anordnung der Bodenleitung ist dem Sachverständnis und der Lokalkenntnis anheimzugeben; 8. Man wird mit den vorgeschlagenen Mitteln einen wirksamen Blitzab leiter für ein mittelgroßes Gebäude um 20 bis 30 Mk. hersteilen und somit die Anbringung zur Vorschrift machen können. Folgerungen aus der genannten Statistik über Blitzschlag und Nähe von Gewässern, Wäldern, Telegraphen und Telephondrähten, über Blitzschlag und Stand des Gebäudes auf lehmigem, sandigem oder kalkigem Boden, über Blitz schlag und Lage des Gebäudes auf Berg, Hochebene, am östlichen, westlichen Abhang, im Thal oder isoliert, sind hier nicht berührt worden ; nur so viel mag bemerkt werden, daß durch die württembergische Karte, auf welche alle seit 20 Jahren berichteten Blitzschläge, zündende wie kalte, eingetragen sind, gar viele Sätze, die man aus einzelnen Fällen zu allgemeinen Wahrheiten formuliert hat, in Zweifel gezogen, wo nicht selbst geradezu umgestoßen werden. — Herr Baurat Findeisen und nach ihm der Verfasser sind durch die Eingangs angegebene Blitzstatistik auf dieselben Ideen über Blitzabeiteranlagen gekommen ; Herr Baurat Findeisen hat die Seinigen seitdem in Berlin vertreten und wird sie ausführlich in der Elektrotechnischen Zeitschrift oder einer Broschüre dar- thun. — Auch des Verfassers Artikel „The Coherer“ kommt an manchen Stellen auf Vorgänge in Blitzableitern zn sprechen. Einen bemerkenswerten Beitrag über Konstruktion von Blitzableitern und Erscheinungen an denselben hat Herr Prof. K. R. Koch in der Elektrotechnischen Zeitschrift veröffentlicht. Kleine Mitteilungen. Die neue Glühlampe von Francesco de Vita. Die italienische Zeitschrift „Elettricitä“ giebt über diese Glühlampe folgenden Bericht: Bekanntlich ist die Leuchtkraft einer Glühlampe von der Größe der Oberfläche und der Beschaffenheit des Glühfadens, sowie von dessen Glühtemperatur abhängig. Bei einem vollständigen homogenen Kohlen faden und bei gegebener Glühtemperatur giebt jeder Quadratmilli meter Oberfläche des Kohlenfadens eine bestimmte Lichtstärke ab, gleichviel, ob der Faden dick oder dünn, lang oder kurz ist. Die Ausstrahlung der vom elektrischen Strom erzeugten Wärme ist unter denselben Voraussetzungen der Oberfläche proportional. Unsere Glühlampen haben gewöhnlich einen Stromverbrauch von 2,25—3,5 Watt pro Normalkerze, während die Bogenlampen im Durchschnitt eine Leuchtkraft von 2 Normalkerzen pro Watt ergeben. Diese un günstige Oekonomie der Glühlampen erklärt sich dadurch, daß man ausschließlich Kohle zur Erzeugurg des Glühfadens verwendet, welche erst nach sehr starker Erwärmung Licht ausstrahlt. De Vita nimmt nun statt Kohle eine andere Substanz, „Fulgor“ genannt, deren Zu sammensetzung er vorerst noch geheim hält, und setzt diese der Glühwirkung des elektrischen Stromes aus. Um der Glühmasse die nötige Festigkeit zu geben und um ihr die Elektrizität leichter zu führen zu können, windet er mehrere dünne Platinfäden von 'In mm zu einem Faden und bestreicht ihn mit der Masse. Bei einer Er wärmung auf etwa 1000° strahlen diese präparierten Faden intensiv weißes Licht aus. Es ist nicht nötig, diese Fäden in einer luftleeren Glasbirne einzuschließen, sondern sie erglühen schon in freier Luft oder besser in Glasbirnen, welche mit trockener Luft erfüllt sind. Wählt man statt letzterer verschiedene Gasarten, so kann man jede beliebige Färbung des Lichtes erreichen. Der größte Vorzug der neuen Glühlampe besteht jedoch darin, daß sie im Verhältnis zu unsern gebräuchlichen Glühlampen sehr wenig Strom verbraucht. De Vita hat photometrische Messungen an einer Lampe, deren Faden aus vier Plattindrähten von je h'ao mm Durchmesser bestand, ange stellt. Die Lampe war verbunden mit einer Batterie von 9 Elementen und die Versuche währten ununterbrochen 480 Stunden oder 20 Tage. Zeit Klemm spannung; in Volt Strom stärke in Ampere Kerzen stärke Stromve in V der Lampe rbraucli I att pro Kerze 1. u. 2. Tag 8,04 0,9 17,3 7,24 0,41 2.-5. V „ 0,89 17,2 7,15 0,41 6—10. ?? 0.88 17,0 7,7 0,41 11. ?? 0,86 16,2 6,91 0,426 12.—13. ?? 0,86 16,1 6,91 0,429 14.—18. )) 0,85 15,9 6,83 0,43 19. 0,84 15,5 6,75 0,435 20. V 0,84 15,4 6,75 0,435 Die Lichtemission des Glühfadens hat also nur um ll°/o während der Brenndauer von 480 Stunden abgenommen, Die Sub stanz Fulgor verbraucht, wie das Resultat zeigt, noch' nicht die Hälfte eines Watts pro Kerzenstärke. Die mikroskopische Unter suchung der Glühfäden ergab nicht die geringste Aenderung in Struktur und Farbe. Der Erfinder der Lampe ist gegenwärtig damit beschäftigt, Untersuchungen mit Maschinenstrom anzustellen, der nicht die absolute Beständigkeit des Batteriestromes besitzt. Elektrischer Beleuchtungswagen mit Zweitakt - Petroleummotor System Güldner, in Firma Lüdeke & Güldner, Magdeburg—Sudenburg. Nach mehrjährigen praktischen Versuchen und wiederholtem Umarbeiten ist vor einiger Zeit vonseiten der Firma ein neues Motor system an die Oeffentlichkeit gebracht worden, welches vor "den bisher gehräuchlichen Kraftmaschinen-Arten sehr wesentliche kon-