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10 No. 1. 1896/97. XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ durchfließenden Stromes, wurde schon früher erläutert. Bemerkt sei hier, daß die zuletzt erwähnten Motoren mit 100 Wechseln des Stromes in der Sekunde, also 6000 in der Minute, arbeiten. Der eine Motor ist direk t gekuppelt mit einer patentierten Kunstwollreißmaschine, System Kohllöffel, der andere mit einer Kunstbaumwollreißniaschine. Die beiden Maschinen, deren Bau die Firma seit 1862 als Spezialität betreibt, haben den Zweck, aus Woll- bezw. Baumwollabfällen wieder schöne, spinnfähige Waare herzustellen, indem die Abfälle in mehreren Passagen durch die nach Art eines Wolfes wirkenden Maschinen gehen und in denselben, durch mit zahlreichen Stiften versehenen Walzen aufgelöst, in Fasern zerlegt werden. Wie die ausgestellten Muster beider Stoffe zeigen, erfüllen die Maschinen ihre Aufgabe in vortrefflicher Weise. Mehr als tausend Stück sind schon aus der Fabrik hervorgegangen und haben in allen Ländern Absatz gefunden. Auch das Absatzgebiet für Dampfmaschinen erstreckt sich über die Grenzen unseres engeren Vaterlandes hinaus auf die Schweiz, Oesterreich und Kußland, ein Erfolg den die Firma, wie die vorgeführte Ausstellung ihrer Erzeugnisse beweist, ihrer gediegenen Arbeit, ihren sach kundigen Ausführungen zuverdanken hat. (Schluß folgt.) — W. W. Fr. Henning, Metzingen (Württ.) Maschinenfabrik gegr. 1860. — Press-Sehmiedewerk gegr. 1891. Die Maschinenfabrik Fr. Henning in Metzingen wurde durch den Vater der jetzigen Besitzer im Jahre 1860 gegründet, bis zum Jahre 1884 beschäftigte sie sich neben allgemeinem Maschinenbau, hauptsächlich mit dem Bau von Dampf maschinen. Im genannten Jahr 1884 verlor die Firma durch Brandunglück ihr reich haltiges Modelllager und war dadurch veranlaßt, auf den Bau einiger anderen Spezialmaschinen, insbesondere Transmissions-Regulatoren, zur Erzielung gleichmäßigen Ganges für Dynamomaschinen, Webstühle und sonstige akuraten Lauf erfordernde Maschinen, Pat. Keilnuten-Stoßmaschinen System Weitmann, B i ege m as ch in e n für Geldschrankmäntel, Ha n dl och p r e s s e n, Maschinen für Korkenfabrikation, Ein d e nschnei de r u. s. w. überzu gehen. Da die ihr zu Gebot stehende reichliche Wasserkraft mit dem Betrieb der Maschinenfabrik nicht ganz ausgenützt war, legte sich dieselbe anno 1891 noch ein Preß schmiedewerk bei. Solche Preßschmiedewerke sind in Süddeutschland noch wenig im Betrieb; sie kosten tüchtig Lehrgeld und brauchen — dies mag hier gleich mitbemerkt sein — so viel Kraft, daß die Wasserkraft jetzt nicht nur völlig ausgenützt ist, sondern zu gewissen Zeiten noch Unterstützung durch Dampf erfordert. Die Erzeugnisse der Firma sind sehr mannigfaltig und recht begehrt. Sie dienen als vorzüglicher Ersatz für schmiedbaren Eisen- oder Stahlguß, werden aber irrtümlicherweise noch oft mit derartigen Gußsorten verwechselt. Vor diesen zeichnen sie sich aber durch folgende Vorzüge aus: sie sind zäher, sehniger, zuverlässiger als jeglicher Guß, können also in ihren Abmessungen leichter gehalten werden, was besonders beim Fahrradbau, hei Teilen für ortho pädische wie für Militärzwecke und nicht zum Mindesten beim Export sehr wesentlich in Betracht kommt; ferner sind die schmiedeisernen Preßteile schweiß - und die stählernen ganz nach Belieben härtbar. Blank gemachte Preßteile rosten auf Lager wie im Gebrauch lange nicht so schnell und so intensiv, wie gegossene Sachen, und hinsichtlich des Preises können wirkliche Massenartikel sogar billiger als schmiedbarer oder Stahlguß hergestellt werden, meist sind sie aber von gleichem Preis, in einigen Spezialfällen vielleicht auch noch etwas teurer, wogegen aber auf obengenannte Vorzüge und auf den weiteren sehr wichtigen Umstand zu verweisen ist, daß man bei Bestellung von Preßschmiedestücken nur eine Zeichnung einzusendeu hat, während bei Gußteilen außer der Zeichnung immer noch die Anfertigung und Einsendung von Metall oder Holzmodellen nötig ist. Preßschmiedestücke können, wenn es pressirt, schon in 3—4 Tagen, dagegen schmiedbare- oder Stahlgußteile wegen dem un umgänglich nötigen „Tempern“ nicht vor 3—4 Wochen geliefert werden. Neben allgemeinen Bedarfsartikeln als: schmiedeisernen Drehherzen und Schrauben schlüsseln für große und kleine mechanische Werkstätten, besonders auch für Elektrotechniker werden wie die Ausstellung der Firma zeigt, Massen-Gegen- stände jeder Art von Schmiedeisen oder Stahl für alle Zweige der Industrie gefertigt, z. B. Preßteile für Fahrrad- und Schuhmachermaschinen-Fabriken, für Fabriken chirurgischer Instrumente, für orthopädische Anstalten, für Militär zwecke, für Feuerwehrrequisiten- Geldschrank- Herd- Wagen- und Pumpen fabriken, ferner Spezialteile wie 9- 3- und 4fach gekröpfte Kurbelwellen, stählerne Mähmaschinenfinger, Flügel- und Lappenschrauben aller Art, schmied eiserne Schneidkluppen, Putz- und Mannlochbügel, Handkurbeln, schmiedeiserne Copirpressenstege und Schwengel, Zug- und andere Haken, Teile für Schlacht hauseinrichtungen u. s. w r . Auf Wunsch läßt sich die Firma der Besteller oder sonst eiue Aufschrift an den Preßteilen anbringen. Ursprünglich glaubte man zu den für dieselben nötigen Preßformen Hartguß verwenden zu können; dieser aber sprang aus einander wie Glas, und es hat sich gezeigt, daß nur best geeignete und richtig gehärtete Stahlklötze das gewaltsame Einpressen des glühenden Materials in die zuvor mit vieler Mühe und Sorgfalt eingravirten Figuren aus zuhalten im Stande sind Erwähnt möge zum Schluß noch sein, daß auch die Feuer in denen das zu pressende Eisen- und Stahlmaterial warm gemacht wird, besonderer Art sind, und besonders für Stahlteile nur bester Schmiedekoaks und Holzkohle Verwendung fi det. Die zahlreichen, aus bestem Material und in sachverständiger Weise nach mannigfaltigen Versuchen gefertigten Artikel bieten dem Auge des Beschauers eine ebenso soliden, wie gefälligen Anblick. Reg samkeit und Solidität bei mäßigem Preise sichern der Firma einen immer mehr sich vergrößernden Absatz. Leder- und Treibriemenfabrik von G. D. Bantlin in Reutlingen. Gegründet gegen 1770. Wenn es irgend eine Firma dieser Branche besonders verstanden hat, aus ihrem für ein gefälliges Arrangement etwas schwerfälligen Artikel ein an mutiges Bild zu schaffen und dadurch auch den dafür minder interessierten Beschauer auf ihre Ausstellung aufmerksam zu machen, so ist es diese altbewährte Lederfirma, die Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts gegründet, sich anfänglich nur mit der Gerbung von Sohlleder beschäftigte, später indessen, veranlaßt durch das rasche Aufblühen der Industrie, ihr Hauptaugenmerk auf die Herstellung von Maschinenriemenlcder und der daraus g-efertigten Lederriemen lenkte. — In sinnreicher, klarer Veranschaulichung bringt die Firma Bantlin ihre Erzeugnisse zur Geltung, aus kernigem, eichenloh gegerbtem Leder (2 jähriger Grubengerbung) geschaffen. —