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237 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 19. 1896/97. Deutschland, Oesterreich-Ungarn. England, Belgien, Rußland, die Schweiz, die Vereinigten Staaten u, s. w. mit der kolossalen Nachfrage auch der Preis gestiegen ist, so geht man in den südlichen Staaten der Union, in Mexiko und in Zentral amerika bereits daran, die Zucht des Gummibaumes und die Ge winnung seines Produktes in großen Plantagen rationell zu betreiben. Am besten eignet sich hierzu Mexiko, wo der Gummibaum in den riesigen Ebenen von Pochutla und Oaxaca, sowie im Thal des Co- palitaflusses wildwachsend noch in bedeutenden Mengen angetroffen wird. Dort befindet sieh bei dem Orte Juquila die bis jetzt größte Gummibaum-Plantage mit 200 000 achtjährigen Bäumen. — W. W. Auf der Wanderversammlung württembergiseher Land wirte sprach Professor Dr. Mac k-Hohenheim über die Bedeutung der Elektrotechnik für die Landwirtschaft. Der Redner macht zu Gunsten der Verwendung der Elektrotechnik auf landwirtschaftlichem Gebiet geltend: 1) die Einfachheit und Sicherheit des Betriebs; 2) die Teilbarkeit der Energie; 3) die Verminderung der Feuersgefahr namentlich bei Verwendung von Glühlieht; 4) die Sauberkeit, welche auch auf das Personal erzieherisch wirkt. In Würdigung dieser Umstände hat der Elektromotor auch schon die mannigfaltigste Ver wendung zum Antrieb von Dreschmaschinen, Sägmühlen etc. ge funden und sich überall bewährt. Nur die Versuche mit elektrischen Pflügen haben bis jetzt zu keinen absolut sicheren Ergebnissen ge führt. Herr Direktor Strebei sprach sich ebenfalls im Vergleich mit dem Lokomobilbetrieb für den elektrotechnischen aus. Letzterer stellt sich billiger, nur fehlt häufig noch die Gelegenheit, Strom zu kaufen, und auch dadurch wird seine Einführung noch hintangehalten, daß man die vielseitige Verwendung nicht genügend kennt. Von be sonderer Bedeutung für die landwirtschaftlichen Arbeiten in Stall und Scheuern ist die Einführung der elektrischen Beleuchtung, namentlich auch wegen der bedeutend verminderten Feuersgefahr. Die Errichtung einer elektrischen Versuchsstation auf Hohenheim denkt Redner sich folgendermaßen: Für die gegenüber dem Bahnhof zu errichtende Primärstation wären zwei öüpferdige Dampfmotoren zu erwerben. Der elektrische Teil der Anlage hätte sich zu teilen in 1) eine Gleich strom-Anlage für die Beleuchtung (200 Glüh- und 6 Bogenlampen) und den Antrieb der kleineren Maschinen und 2) eine Wechselstrom anlage zum Dreschen, Pflügen etc. Die Kosten der Anlage würden ca. 150,000 Mk. betragen, die Bewilligung derselben würde aber das landwirtschaftliche Institut Hohenheim in die Lage versetzen, mit den deutschen Schwesteranstalten jede Konkurrenz aufnehmenzu können. Aber nicht allein das, eine leistungsfähige elektrische Versuchsstation würde auch den einheimischen Landwirten zugut kommen. —W. W. Patentierter selbsterzeugender Gasmotor Benier. Der selbsterzeugende Gasmotor Benier ist schon mehrmals in allen seinen Einzelheiten beschrieben worden, vorerst in einem Rapporte des Herrn Witz, Ingenieurs an der freien Fakultät in Lille (Frankreich) auf Grundlage seiner Experimente mit diesem Motore im November und Dezember 1894, und weiters in verschiedenen reich belegten und ziemlich ausführlichen Broschüren. Seit dem Augenblicke wo die Patente für alle industriellen Länder der Welt genommen und erteilt wurden, hat diese Erfindung große Fortschritte gemacht und zwar namentlich in Frankreich, wo sich eine Aktien-Gesellsehaft mit dem Kapitale von 1250000 Fr. zur Verwertung dieser Patente in Frank reich, in den Kolonien und in den französischen Besitzungen gebildet hat. Obgleich die ersten Betriebsjahre einer solchen Industrie immer ungünstig sind, ist es doch möglich gewesen, in weniger als zwei Jahren mehr als 60 Motore aufzustellen, die ungefähr 1000 Pferdekräfte repräsentieren. Alle diese Motore arbeiten zur größten Zufriedenheit ihrer Erwerber, wie es zahlreiche und schmeichelhafte Zeugnisse beweisen, sowohl in Hinsicht auf den regelmäßigen und geräuschlosen Gang, wie auch in Anbetracht der großen Ersparnis im Vergleiche zu allen anderen Gasmotoren oder Dampfmaschinen. In der That beträgt der Maximal-Verbrauch des Brennstoffes 700 Gr. per Stunde Pferdekraft (Anthrazit, Koks, Holz-, Stein- oder Braunkohle), so daß z. B. in Paris, wo der Brennstoff, infolge der Verzehrungssteuer, bedeutend mehr kostet als überall wo anders, eine Stunde-Pferdekraft auf 3 Centimes zu stehen kommt, was eine Ersparnis ausmacht: Von 80 0 j, gegen die besten Gasmotore oder andere Motore, Von 50 °/ 0 gegen Dampfmaschinen der besten Systeme. Außerhalb Frankreichs ist der selbsterzeugende Gasmotor Benier in mehreren Ländern sehr vorteilhaft bekannt. Vor Kurzem hat sich in Rom eine Kommandit-Gesellschaft mit dem Kapital von 300 000 Fr. zur Verwertung des Patentes Benier im Königreiche Italien gebildet. Außerdem hat eine große Maschinenfabrik in Kopenhagen die Verwertung dieses Patentes in Dänemark, in Schweden und in Norwegen übernommen. In einem Worte ist diese Erfindung, die seit zwei Jahren zweckmäßig umgestaltet und vervollkommnet worden ist, dazu berufen, eine wirkliche Um wälzung in der Gasmotoren- und Dampfmaschinen-Industrie herbeizuführen. Es ist ihr gelungen, auf sich die Aufmerksamkeit von Ingenieren und Industriellen zu lenken, welche eine Bewegkraft benötigen, namentlich da, wo es sich um elektrische Kraft handelt, sowohl für Beleuchtung als auch für Kraftübertragung. Nach den beweisenden Resultaten zu schließen, welche in weniger als zwei Jahren in Frankreich erzielt wurden, ist es ganz offenbar, daß der, mit seinen Vervoll- kommungen, die im Laufe seines Betriebes angebracht wurden, ausgestattete selbsterzeugende Gasmotor Benier der glänzendsten industriellen Zukunft ent gegensieht, deren finanzielles Resultat keinem Zweifel für jene obliegen können, die in der Industrie der Gasmotore und Dampfmaschinen eingeweiht sind. Unter den industriellen Ländern, in welchen die Patente noch zu ver kaufen sind, führen wir die hauptsächlichen an: Auskünfte erteilt der Direktor der „Compagnie Generale des Moteurs- Gazogenes Benier“ (Brevets etrangers), 15, Rue du Louvre, in Paris. Akkumulatorenwerke System Pollak, Frankfurt a. M. Nach dem die Mk. 1 Million Aktien dieses Unternehmens zum Handel und zur Notierung an der Börse zu Frankfurt a. M. zugelassen sind, ver öffentlichen die Bankhäuser J. Dreyfus & Co. und E. Ladenburg den Prospekt, auf Grund dessen an einem noch näher zu bestimmenden Tage, voraussichtlicb im Laufe der nächsten Woche, die Einführung erfolgen soll. Der Prospekt erinnert, daß das am 1. November 1891, anfänglich in der Form der Kommanditgesellschaft, errichtete Unter nehmen seit dem 1. Januar 1894 für Rechnung der jetzigen Aktien gesellschaft betrieben wird. Das Aktienkapital wurde ursprünglich auf nur Mk. 565 000 bemessen, es ist 1895 auf die jetzigen Mk. 1 Million erhöht worden, doch wurde auf die neuen Aktien 1895 erst die Hälfte eingezahlt, der Rest im November 1896. Die Gesellschaft hat in ihrem ersten Betriebsjahre nur etwa Mk. 143 000 Bruttogewinn erzielt; für 1895 hatte sie, gleichzeitig mit der er wähnten Kapital Vermehrung, eine rasche Steigerung des Brutto gewinns auf etwa Mk. 251000 aufzuweisen, der 1896 eine weniger starke bis auf etwa Mk. 281 < 00 gefolgt ist. Zugleich .haben jedoch in 1896 auch die Unkosten sich von Mk. 69043 auf Mk. 92 853 vermehrt, und trat ein neuer Ausgabeposten mit Mk. 26170 für Provisionen hinzu. Erst dadurch, daß für die Abschreibungen im letzten Jahre nur Mk. 98 867 verwendet worden sind, gegen Mk. 136 665 des Vorjahres, konnte der Reingewinn von Mk. 41294 auf Mk. 61634 gesteigert werden. Die Dividende war für das erste Jahr 5 pCt. auf das Anfangskapital gewesen, sie steigerte sich 1895 auf 6 pCt. p. r. t. und blieb 1896 bei diesem Satze stehen, wovon sich damals 5 pCt. erst auf etwa Mk. 0,81 Mill. und nur 1 pCt. auf das volle Kapital verstanden. Hinzuzufügen ist indeß, daß in den erwähnten Abschreibungen die relativ rasche Tilgung des Patent kontos enthalten war, das nunmehr völlig abgesehrieben war. Das ist eine solide Bilanzierung, die der Zukunft zu Statten kommt. Ferner wurden bisher die Prämiengelder für Versicherung von Akkumulatoren-Batterien unverkürzt einem Garantiekonto zugewiesen, das Ende 1896 Mk. 55 226 enthält, bei nur Mk. 315000 Verkaufs preis der versicherten Batterien, während die Kosten für Instand haltung aus dem Betriebe gedeckt wurden. Die Gesellschaft lieferte bisher ausschließlich Akkumulatoren für stationäre Anlagen, sie wendet sich jetzt auch der Herstellung von Akkumulatoren für Bahnbetrieb zu, und sie hat bekanntlich seit 15. v. Mts. in Frank furt a. M. eine erste Versuchsstreeke Hauptbahnhof-Galluswarte in Betrieb gesetzt, die zunächst bis Ende dieses Jahres konzessioniert ist. Wagen und Einrichtung hatte die Gesellschaft für eigene Rechnung zu beschaffen, so daß sie im laufenden Jahre jedenfalls ansehnliche Ausgaben und Absetzungen hierfür zu tragen haben wird. Wie der Erfolg sich gestalten wird, insbesondere die wirt schaftlichen Leistungen dieser Betriebsart, das läßt sich naturgemäß vorerst noch nicht feststellen, weil es im Wesentlichen davon ab hängig bleibt, in welchem Maße die für Traktion verwendeten Akkumulatoren in ihrer Haltbarkeit sieh bewähren werden. Versuche in dieser Richtung wurden bekanntlich anderwärts schon seit einigen Jahren unternommen, ihr völliges Gelingen ist dort mehrfach be hauptet, aber auch bestritten worden. Könnten Akkumulatoren für Bahnbetrieb mit allem gehofften Erfolge durchgeführt werden, so würde das diesem Fabrikationszweige natürlich sehr voranhelfen; das bleibt indeß vorerst noch azuwarten. Immerhin hat die hiesige Gesellschaft unter ihrer tüchtigen Leitung, wie aus dem Prospekte ersichtlich, bisher und somit auch für stationäre Anlagen schon gute Erfolge aufzuweisen. Dessen ungeachtet sollte die Bewertung der Aktien sich zunächst an die wirklich erzielten Resultate halten und nicht etwa die erhofften Zukunfts-Erträge im Voraus übermäßig kapitalisieren. Die Bilanz erscheint liquide; die Mk. 100 000 Passiv hypothek können am 1. Oktober d. J gekündigt werden. Die Ge sellschaft hatte Ende 1896 nur Mk. 55 000 andere Verbindlichkeiten, abgesehen vom auszuschüttenden Gewinne, während sie in Bar, Wechseln, Effekten und Bankguthaben etwa Mk. 270C00 besaß. Die Immobilien und Einrichtungen standen mit etwa Mk. 350000 zu Buche, Vorräte mit etwa Mk. 110000, Debitoren mit Mk. 534000. Aus dem Ueberschusse erhalten, nach der Reserve, die Aktien bis 5 pCt. (daher auch 5 pCt. Stückzinsen gerechnet werden); aus dem Mehrgewinne bekommen der Aufsichtsrat 10 pCt., Direktoren etc. bis 15 pCt. Die Dividenden sind bei den einführenden Häusern zahlbar. Alle Veröffentlichungen haben auch durch eine Frankfurter Zeitung zu erfolgen. (Frkf. Ztg.) Eine neue Aktien-Gesellsehaft. Die Firma Siemens & Halske, Berlin, hat ihren Fabriken Berlin, Charlottenburg u. Wien die Form einer Aktien-Gesellsehaft gegeben. Das Aktien-Kapital is auf 34 Millionen Mark bemessen und unter die Mitglieder der Familie Siemens begeben worden. Den Aufsichtsrat bilden die Herren Carl, Arnold & Wilhelm von Siemens. Als Direktoren verbleiben die Herren Prof. Dr. Budde, Schwieger und Dr. Fellinger. Der seit 40 Jahren thätige Direktor Leugner tritt in den Ruhestand. Letzen Meldungen zufolge soll der Präsident des Reichs-Versicherungs- Amtes Dr. Bödicker vom 1. August ab als Direktor in die neue Aktien-Gesellsehaft eintreten. Falls dem so ist, hätte die A.-G. eine ganz außerordentlich wertvolle Kraft namentlich für die Verwaltung,