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220 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU." No. 18. 1896/97. sieh selbstredend auch ebensogut in vertikaler und in jeder beliebig schrägen Richtung benützen. Die Apparate werden vorerst in 3 verschiedenen Modell-Größen ausgeführt und ist das Gewicht, die Leistung und der zum Betrieb notwendige Kraftaufwand derselben nachfolgend zusammengestellt: Modellgröße Z. P. H. 0 I II Gewicht in Kilogramm 4,0 6,5 10,0 | Größter Durchmesser der Bohrung in Metall in mm 4,0 6,5 9,0 J Kraftbedarf hierbei in AVatt 45 75 100 Bei der Benützung der Vorrichtung für Bohrungen in Holz oder dergl. ist der Stromkonsum ein dementsprechend kleiner. Den gewöhnlichen Drillbohrern gegenüber, wie sie seither für dieselben Zwecke von Hand angetrieben wurden, sind diese neuen Apparate, wie leicht einzusehen, weit überlegen und lassen sich mit ihrer Hilfe ganz mühelos in derselben Zeit mehr als fünfmal soviel Bohrungen ausführen. Kraftübertragung bei den Chambly-Stromschnellen. Die Kraftübertragung, welche unter Aufsicht der Royal Electric Company in Montreal, Canada, bei den Chambly Stromschnellen des Richelieu-Flusses, 16 englische Meilen östlich von Montreal gebaut wird, zeigt mehrere neue Einzelheiten. Der interessanteste Punkt ist die Erzeugung der Uebertragungskraft bei 12 000 V. Spannung ohne Benutzung von aufsteigenden Transformatoren. Jede Einheit dieser Anlage erhält zweiphasige Stanley-Kelly-Chesny Induktor-Generatoren ä 25Ö0 P S. und zwei 48 zöllige Zwillings-Vietoria-Turbinen, alle auf derselben Horizontalachse montiert. Jede AVechselstrommasehine enthält einen großen Schwungradregulator, welche der großen Masse des 12' im Durchmesser habenden Eiseninduktors entspricht, und hat der Generator keine Kompoundwiekelung, um die steigenden Effekte der vagabundierenden Ströme zu erhöhen, sondern eine be sondere Regulierung von 4 Prozent. F. v. S. Vulkanit-Asbest von E. Ladewig & Co., Rathenow. Ein gutes Isoliermaterial ist für die Starkstromtechnik von großer Bedeutung. Verlust an Strom, Zerstörung von Spulen durch Ueberschlgen von Funken und Brandgefahr sind die unausbleiblichen Folgen mangelhafter Isolierung. Unter den verschiedenen Isoliermaterialen: Hartgummi, Vulkan fiber, Ebonit u. s. w. nimmt der Vulkanit-Asbest eine hervor ragende Stelle ein. Der Vulkanit-Asbest besteht der Hauptsache nach aus Asbest, der durch chemische Behandlung von den ihm anhaftenden leitenden und hygroskopischen Stoffen befreit wird. Mit Gummistoffen durch tränkt und gemischt, erhält er nach erfolgter Vulkanisation durch starken hydraulischen Druck ein außerordentlich festes Gefüge. Für alle Zwecke der Starktromteehnik: zu Magnetspulen, AVickeln, Ausschaltwänden, Flammenisolier- und Akkumulatorkasten, zu Ringen, Manschetten, Scheiben, Röhren u. s. w. eignet sich das Material vortrefflich. Die Physikalisch-technische Reichsanstalt hat festgestellt, daß eine 4 mm starke Platte aus A^ulkanit-Asbest einen Isolationswiderstand von 4200 Millionen Ohm besitzt und daß der Durchschlag einer 7 mm dicken Platte erst bei 20000 A r olt einge treten ist. Auch hat das Material, in einem Luftbad bis zu 190° er hitzt, keine Veränderung gezeigt. Ahilkanit-Asbest ist frei von säurehaltigen und ätzenden Sub stanzen, widersteht Säuren und kann starke Stöße vertragen, ohne verbogen zu werden oder zu springen. Auch läßt dieses Isoliermittel die verschiedenartigste Bearbeitung zu, es läßt sich sägen, stanzen, feilen, bohren und wie Metall bearbeiten. Zahlreiche erste Firmen, wie Siemens & Halske, die Allg. Elek trizitäts-Gesellschaft, Schuckert & Go., Ganz & Co., die Maschinen fabrik Oerlikon u. s. w. stellen günstigste Zeugnisse aus. Verfahren zur Beseitigung des Einflusses der Polwechselzahl auf Messgeräte. (Patent-No. 90 165). Von Schuckert u. Co., Nürnberg. Wenn man Wechselstrom auf kurzgeschlossene Spulen von Meßinstrumenten induzierend einwirken läßt, so ist der Ausschlag von der Stromstärke des induzierenden Feldes und von der Polwechselzahl abhängig. Solche Instrumente sind beispielsweise der Phasenmesser, welchen Ferraris in der bekannten Abhandlung über Rotations erscheinungen angegeben hat, und in ähnlicher Anordnung ausgeführte Spannungsmesser, bei welchen auf eine Kupferscheibe durch mehrere Spulen oder eine einzige in Verbindung mit Eisenstücken, ein Dreh feld oder schwebendes Feld, ein Drehmoment ausgeübt wird. (Vergl. z. B. Feldmann, Wechselstromtransformatoren, S. 313). Bei solchen Instrumenten kann es unter Umständen wichtig sein, den Einfluß der Pol wechselzahl zu eliminieren. Dieser Zweck soll durch Vorschalten eines AAhderstandes mit hoher Selbstinduktion erreicht werden. Die Erklärung liegt in folgender Entwickelung: Die Wirkung k eines solchen Instrumentes sei proportional einer Konstanten C, multipliziert mit der Stromstärke i und der Pol- wechelzahl z, so daß die Gleichung besteht: k = C . i. z. Die wirksame Stromstärke ist aber gegeben durch e Vw 1 + (z t: L) 1 wobei L den Selbstinduktionkoeffizienten und w den wahren Wider stand bedeutet, oder falls dieser zu vernachlässigen ist, e * = z . . L ’ also e. C Letztere Formel zeigt die Unabhängigkeit der Größe k von z. Bei solchen Instrumenten genügt es also, eine Induktionsspule mit hoher Selbstinduktion vorzuschalten, um sie gegen Schwankungen der Polwechselzahl unempfindlich zu machen. Telegraphieren ohne Draht. Prof. S 1 a b y von der Technischen Hochschule in Charlotten burg hat vor Kurzem in England Versuchen dieser Art beigewohnt, wie er in seiner Vorlesung über Elektromechanik letzt hin berichtete. Die bisherigen Versuche sind vollständig geglückt, man konnte auf 3 3 /, englische Meilen durch die Luft ohne Draht telegraphieren, und es ist nicht mehr zweifelhaft, daß man auch größere Entfernungen wird überwinden können. Die Versuche finden an der englischen Küste bei Bristol zwischen dem Leuchtturm Flat Holme und dem an der Küste gelegenen Lavernock statt. Beide Punkte waren früher durch ein Kabel verbunden, das aber infolge sehr starker Ebbe und Flut, sowie durch ankerwerfende Schiffe häufig verletzt wurde. Die Einrichtung der neuen Art Telegraphie ist nun ungefähr folgende: An dem einen Punkt wird durch AVeehsel- stromvorrichtungen ein starkes elektrisches Feld erzeugt. Die elek trischen Wellen gehen wie Lichtstrahlen nach allen Richtungen in die umgebende Luft und pflanzen sich mit sehr großer Geschwindig keit fort. Man stellt sich diese Wellen als Schwingungen eines alles durchdringenden, für uns unsichtbaren Stoffes vor. Je nachdem man