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XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 17. 1896/97. 212 schon früher aufgenommenen Mühleneinrichtung der Herrenmühle hat die in sie gesetzten Erwartungen übertroffen. Gepflügt wurde nicht, da an den elektrischen Pflügen erst noch einige Abänderungen vor- srenommen werden müssen. R. V. Elektrolytischer Niederschlag von Eisen. Die Bäder für die Elektrolyse des Eisens bestehen aus Lösungen, in denen das Schwefelsäure Eisen die Hauptrolle spielt. Vor etwa 7 Jahren wurde von Prof. Robert Austin ein Verfahren be schrieben, wonach derselbe eiserne Medaillen zum Andenken an das Regierungs jubiläum der Königin Viktoria auf galvanoplastischem Wege hergestellt hatte. Das dazu verwendete Bad bestand aus einer Lösung von Eisensulfat und Magnesiumsulfat (Eisenvitriol und Bittersalz) von 1,155 spez. Gewicht und in Proportion der chemischen Aequivalente d. h. auf 1 kg Eisenvitriol 0,8 kg schwefelsaure Magnesia oder Bittersalz. Die Lösung wird dann mittelst kohlen saurer Magnesia neutralisiert, d. h. unter Umrühren allmählich gepulverte kohlen saure Magnesia hinzugefügt, bis kein Aufbrausen durch Freiwerden von Kohlen säure mehr stattfindet. Der mit Eisen zu überziehende Gegenstand bildet die Kathode oder negative Elektrode, während ein Eisenstück als positive Elektrode dient. Dieses Eisenstück muß dieselbe Flächengröße wie der zu überziehende metallene Gegenstand besitzen. Das auf diese Weise galvanisch niedergeschlagene Eisen ist sehr rein ; dasselbe besitzt sehr geringe Neigung zur Aufnahme von Magnetismus, aber durch Ausglühen wird seine magnetische Kapazität gesteigert. Nach dem Ausglühen besitzt dasselbe eine absolute Festigkeit von 21 kg per tjuadratmillimeter. Unausgeglüht ist dagegen seine absolute Festigkeit fast Null. Früher benutzte man zur elektrolytischen Ausscheidung des Eisens neutrale Bäder von Eisenchlorid ; aber das auf diesem Wege niedergeschlagene Eisen zeigte starke Neigung zum Verrosten. Man bediente sich auch eines Doppelsalzes von Ammoniumeisenchlorür, welches durch Niederschlagen von Eisenchlorid mit Ammoniak erhalten wurde. Um Kupfercliches mit Eisen zu überziehen, wird ein Bad von 16 Prozent kohlensaurem Eisen oder Ammoniumeisenchlorür angewendet und eine Anode aus Eisen benutzt. Es ist ziemlich schwierig, einen dicken Niederschlag zu erhalten. Wesentlich ist, dazu nur einen schwachen Strom zu benutzen und das Bad immer gesättigt zu erhalten. Andererseits hat man Bäder von der folgenden Zusammensetzung vor geschlagen : schwefelsaures Ammonium und Eisen 1 T. „ Natron 1 „ Wasser 2 „ Ferner benutzt man auch eine gesättigte Lösung von schwefelsaurem Eisen und Chlorammonium. Es ist dabei stets darauf zu achten, daß das Bad nicht sauer reagiert und das Eisen stets frei von Oxyd bleibt. H. Chapelle in Paris benutzt zur sogen. Verstählung der Kupfercliches ein Bad aus gleichen Gewichtsteilen reinem Eisenvitriol und Ammoniumeisen sulfat mit Zusatz von etwas schwefelsaurer Magnesia. In dem für Galvanoplastik als Fachblatt anzusehenden Journal des Appli cations electriques werden die folgenden elektrolytischen Bäder zum Nieder schlagen von Eisen empfohlen. Man stellt zwei besondere Lösungen her: I. 600 grin Eisenvitriol in 10 1 Wasser und 2. 280 grm kohlensaures Natron in 10 1 Wasser Man vermischt diese Lösungen bis zur Neutralisation. Winslow in New-York überzieht Kupfer mit Eisen in einem Bad von 20 T. Wasser, worauf er den Ueberzug mit überhitztem Wasserdampf behandelt. Ammo niumeisensulfat in 100 T. Wasser. Hierdurch wird die Eisenschicht in wenigen Minuten in sehr hartes Eisenoxyduloxyd (Magneteisen) verwandelt, welches sich wie hartes Stahl verhält. Um Eisenpulver auf elektrolytischem Wege zu erhalten, benutzt man Lösungen von salpetersaurem Eisen. Unter allen Umständen scheint aber ein Bad von oxalsaurem Eisen vorzüglich zu sein. Ferner ergiebt zitronensaures Eisen, welches man aus einer Lösung von kohlensaurem Eisen durch Zusatz einer Lösung- von Zitronensäure unter gelinder Erwärmung erhält, sehr blanke und gleichmäßige Eisenüberzüge auf elektrolytischem Wege. (Elektrotechniker XIII, 9). Riesenmag'net. Das neueste elektrische Kuriosum der Vereinigten Staaten ist der KingscheRiesen-Magnet. Er wird von zwei parallel neben einander aufgestellten Eisenkanonen-Rohren schwersten Kalibers ge bildet, deren Bodenstüeke mittels Eisenschienen leitend verbunden sind. Dieses Riesen-U erhält eine Umwickelung von mehreren Kilo metern Leitungsdraht und verwandelt sich unter der Wirkung eines elektrischen Stromes von 30 Ampere zu einem gewaltigen Magnet, der spielend auf ihn abgeschossene Kanonenkugeln auffängt. Auf 6 Seemeilen bringt Kings Magnet die Nadel des Seekompasses aus ihrer Richtung. Man denke sich solche Riesenapparate in noch größerer Stärke an der amerikanischen Küste weise verteilt, und Albions Flotte würde, beirrt in ihrem Lauf, an unsichtbaren Klippen elendiglich zerschellen. Billiges Acetylen. Einen bedeutsamen Schritt zur Verbilligung des Calciumcarbids scheint Professor Raoul Pictet gethan zu haben. Es wurde bisher nach dem Vorgang Moissans und Wilsons durch Zusammen schmelzen von Kalk und Koks im elektrischen Ofen erzeugt, und das Erzeugen von Wärme durch Elektrizität ist ein ziemlich kostspieliger Prozeß, selbst wenn Wasserkraft zum Be treiben der Dynamomaschinen zur Verfügung steht. Pictet verfährt nach einem ibm jüngst erteilten Patente etwas anders. Er packt nämlich Kalk und Koks in einen Schachtofen und läßt nur am unteren Ende des Ofens einen elektrischen Lichtbogen wirken. Der Koks in dem Schachtofen fängt an zu brennen, und mit Unterstützung des von einem Gebläse gelieferten Windes erhitzt er die ganze Beschickung schon bis auf eine sehr hohe Temperatur, so daß das dem elektrischen Lichtbogen zu entnehmende Wärmequantum wesentlich verringert wird. Eine Verbilligung des Calciumcarbids und damit des aus ihm gewonnenen Acetylens ist deshalb von großer Bedeutung, weil' es nur einer ziemlich mäßigen Preisreduktion noch bedarf, um dieses Gas, welches die löfache Leuchtkraft unseres Steinkohlen-Leuchtgases be sitzt, zu einer ernsthaften Konkurrenz mit dem letzteren in den Stand zu setzen. — — W. W. Angebliche Gefahren der Röntgen-Strahlen. In einem Aufsatze in der Wiener Medizinischen Wochenschrift: Beobachtungen und Betrachtungen aus dem Röntgen-Kabinett, bespricht Prof. Dr. Moriz Benedikt auch die angeblichen Gefahren bei der Anwendung der Strahlen. Er sagt da; „Einige Zufälle bei der Verwendung der Röntgen-Strahlen haben eine unverdiente Oeffentlichkeit erlangt. Es ist vorgekommen, daß ein Ingenieur, der die Güte der zahlreichen, von ihm konstruierten Röhren an seiner Hand erpropte, eine Haut entzündung bekam, und einmal sollen die Kopfhaare einer Versuchs person ausgefallen sein. Ersteres ist in der That zu befürchten, wenn jemand der Einwirkung der geladenen Lampen woehen- und stunden lang ausgesetzt ist. Die Röntgen-Strahlen sind aber dabei gewiß unschuldig; wirksam ist vielmehr die Spannungs-Elektrizität des Glases, weiches ein empfindliches Prickeln auf der Haut erzeugt. Da jetzt die Lampen durch eine Vorrichtung fortwährend entladen werden, so ist diese Gefahr auch bei der rücksichtslosesten Exposition beseitigt. Was das Ausfallen der Haare betrifft so ist höchstens bei sehr langen und gehäuften Sitzungen eine Wirkung zu erwarten; wenn dies ein mal rasch geschah, lag gewiß ein Zustand des Haarbodens vor, auf dem die Haare bald von selbst zu haften aufgehört hätten. Mehr als von mir und meinem Sohne wurde wohl nirgends ärztlich „geröntgent“, und wir haben nie einen Unfall erlebt. Ich habe mich selbst bis fünf Viertelstunden an einer beharrten Stelle zum Behufe der Photographie ausgesetzt, ohne daß mir „ein Haar gekrümmt“ wurde. Das Ver fahren birgt also bei seiner Verwendung an Kranken nicht die min deste Gefahr in sich.“ — — W. W. Illustrierte Preisliste der „Edison & Swan United Electric Light Company, Limited.“ Eine der glänzendsten und praktisch wichtigsten Erfindungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik ist die Glühlampe. Ohne sie würde die elektrische Beleuchtung einen namhaften Aufschwung nicht haben nehmen können; die Teilung des Lichtes invielekleineFlammen ist allein imstande gewesen, das elektrische Licht in die Wohnhäuser, Bankhäuser, Kaufläden und Theater einzuführen. Edison & Swan teilen sich in den Ruhm, diese ebenso schöne wie in weitem Umfang Fig. 1. anwendbare Lampe hergestellt zu haben. Zudem sind diese Lampen sehr billig, im Verlaufe sogar zu billig geworden, so daß die Klagen über mangelhafte Beschaffenheit der Glühlampen gar mancher Fabriken nicht ganz ungerechtfertigt sind. Zahlreiche, man kann fast sagen