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XIV. Jahrgang. .ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 16. 1896/97. 206 Fortschritt in der Weiterentwicklung der Werke. Der Anschluß wert der sämtlichen Stromverbrauchsobjekte hat sich von 10,612 Hektowatt Ende 1895 auf 19,373 Hektowatt erhöht, worin inbegriffen sind 23,998 Glühlampen von 3 bis 100 Normalkerzen, 790 Bogen lampen von 2 bis 40 Ampere, 88 diverse Apparate von 1.5 bis 50 Ampere und 129 Elektromotoren von 0,1 bis 16 H. P. Hieran partizipieren 342 Hausanschlüsse mit 460 Konsumenten und 520 Elektrizitätszählern. Die Lieferung betrug im letzten Jahre 3,523,504 Hektowattstunden für Licht und 931,582 Hektowattstunden für Kraft. Das Kabelnetz umfaßt jetzt 254,965 Meter. Das Bruttoerträgnis beläuft sich auf 266,006 Mk., wovon die Stadt Leipzig 44,334 Mk. erhält. Nach weiterem Abzug von 57,291 Mk. (1895 21,548 Mk.) Abschreibungen, 11,926 Mk. für den Erneuerungsfonds und 35,000 Mk. für den Aktientilgungsfond bleiben 134,486 Mk. Reingewinn. Davon sollen, wie schon früher gemeldet, die Aktionäre 100,000 Mk. als 5 Prozent (1895 5 1 -/* Prozent) Dividende erhalten, die Reserve 6426 Mk., Tantiemen 18,316 Mk. und 9743 Mk. bleiben für neue Rechnung. Die bis jetzt ausgeführten Anlagen haben im Ganzen 2,679,300 Mk. erfordert und standen bei Jahresschluß mit 2,600,460 Mk. zu Buche. Mit der den Betrieb führenden Firma Siemens & Halske ist ein neuer Pachtvertrag vereinbart worden, welcher der General versammlung zur Genehmigung vorgelegt werden wird. („Frkf. Ztg“) Elektrizitätswerk in Nossen. Nachdem schon Anfang dieses Jahres vom Stadtverordneten-Kollegium die Errichtung eines Elek trizitäts-Werkes beschlossen war, wurde in der gemeinschaftlichen Sitzung desselben am 15. dieses Monats die Ausführung des gesamten Werkes inkl. aller Baulichkeiten der Firma Aug. Hopf er & Eisenstuck in Leipzig übertragen und zwar ist bis zum 1. Oktober d. J. der Bau des Werkes soweit fertig zu stellen, daß an diesem Tage mit der Stromlieferung begonnen werden kann. Zur Aufstellung kommen vorläufig eine Dynamo für 65 Kilo watt nebst einer Dampfmaschine von ca. 100 P S., sowie eine Akkumulatoren-Batterie der „Kölner Akkumulatoren-Werke“ für 800 Lampen, während die 2. Dynamo nebst Dampfmaschine erst nach eintretendem Bedarfe zur Aufstellung gelangen soll. Die für Ladung des Akkumulators erforderliche Zusatzmaschine wird lAittels Elektromotor angetrieben. Die Erbauung des gesamten Werkes geschieht nach den Plänen des Herrn Ingenieur Dr. Mai in Frankfurt a. M., welcher auch für die Bauleitung seitens der Stadt Nossen gewonnen ist und ver schiedene derartige Werke nach eigenen Plänen in letzter Zeit in Sachsen errichtet hat. Elektrische Kraftübertragung’ in Fresno (Californien). In Fresno (Californien) ist eine Installation für elektrische Kraftübertragung beendet, welche einige bemerkenswerte Einzelheiten enthält. Die Dynamo maschinen werden durch Pelton’sche Räder angetrieben, welche das Wasser bei 480 m Fallhöhe erhalten, und wird dasselbe mittels Stahlrohren von 1230 m Ge samtlänge zur Kraftstation geleitet. An ihrem äußersten Ende haben diese Röhren einen Durchmesser von 550 mm. Jedes Wasserrad entwickelt bei einer nutzbaren Fallhöhe von 420 m, was einem Druck von 43 Kg per cm 2 entspricht, eine Kraft von 500 PS. Es sind 3 dreiphasige Dynamos der General Electric Comp, aufgestellt, welche 600 V. p. M. machen, und wovon jede 350 Kw. leistet. Die Anker sind direkt mit den Wasserrädern mittels isolierten Muffen gekuppelt. Außer diesen Dynamos enthält die Station mehrphasige Erregermaschinen, welche sich mit mäßiger Geschwindigkeit drehen und gleichfalls durch Wasserräder angetrieben werden. Der von den Dynamos erzeugte Strom geht durch Trans formatoren von 125 Kw., deren Wickelung- auf 11200 V. Spannung berechnet ist; dann wird der Strom weiter geleitet. Die Schalttafel besteht aus 6 Marmor platten. Die 6 Drähte enthaltende Linie überschreitet den San-Jonquin-Fluß, welcher einen Bogen von 825 m Durchmesser macht, um in das Gebirge von 600 m Höhe zu gelangen und durchschreitet eine felsige und mit Schnee bedeckte Gegend auf 16 km Länge; sie ist aber überall für Reparaturen zugänglich. Hierauf steigt die Linie bergab und der Rest läuft durch ein flaches Land bis Fresno; die Gesamtlänge der Linie ist 56 km. Die Drähte ruhen auf Porzellanisolatoren, welche mit einem Wechselstrom von 27000 V. geprüft sind. Die Empfangsstation liegt in der Geschäftsgegend Fresno’s. Der Strom von 11200 V. wird zu 9 Trans formatoren geführt. Drei derselben haben eine Kraft von je 125 Kw. und redu zieren den Strom auf 200 V.; 3 andere haben je 75 Kw. mit einer Sekundär wickelung von 1000 V.; endlich reduzieren die 3 letzten Transformatoren von je 40 Kw. die Spannung auf 3000 V. Außerdem enthält die Empfangsstation 2 Brush-Dynamos für 80 Bogenlampen, welche direkt von 2 dreiphasigen Motoren ä 60 PS angetrieben werden. Der Strom -wird teils zur Stadtbeleuchtnng und der Rest zum Liefern von Kraft und Licht für die umliegenden Weinberge benutzt. Außerdem wird die Energie in mehreren Werkstätten der Stadt durch Motoren von verschiedener Kraft übertragen. F. v. S. Elektrische Strassenbahn in Darmstadt. Der hessen- darmstädtischen Residenz ist nunmehr die landesherrliche Konzession zum Bau und Betrieb einer elektrischen Straßenbahn [ innerhalb der Stadt und ihrer Gemarkung- erteilt worden. Nach den j Konzessionsbedingungen muß der Beginn des Betriebes längstens innerhalb eines Jahres erfolgen. Die Dauer der Konzession ist auf 50 Jahre bestimmt, nach deren Ablauf der Staat die Bahn zu über nehmen befugt ist. Der Bau einer elektrischen Bahn in Bamberg' wird demnächst j in Angriff genommen werden. Krahnanlage in Hamburg. Der Elektrizitäts-Aktien- gesellschaft vorm. Schuckert & Co. in Nürnberg ist in Verbindung mit der Mannheimer Maschinenfabrik Mohr & Federhaff die Ausführung einer großen Krahnanlage am Vers- mannsteg in Hamburg übertragen worden, bei welcher neun durch Elektrizität betriebene Krahne erbaut werden. Gleichzeitig hat die Schuckert-Gesellschaft den Auftrag zur Herstellung der elektrischen Beleuchtung dieser Anlage erhalten. („Kleinbahn-Ztg.“) Hamburger Versuchsstrecke für eine elektrische Strassenbahn mit unterirdischer Stromzuführung auf dem Eisenwerk, vorm. Nagel & Comp. Herr Eduard Fachmann hat nach seinem System bereits vor 9 Monaten eine Versuchsstrecke in Hamburg- fertigstellen lassen, die im Winter gründlich geprüft wurde. Nunmehr hat der bekannte Herr Reg.-Baumeister Heinrich Birnbaum aus Berlin diese Anlage einer Begutachtung unterzogen. Derselbe äußert sich darüber unter anderem wie folgt: „Die Versuchsstrecke ist 160 m lang, norraalspurig, besitzt eine Kurve von 30 m Krümmungshalbmesser und ist mit verschiedenen Neigungen angelegt, welche mehrere Einsenkungen bilden, die es ermöglichen, Teile der Straßenbahn ganz unter Wasser zu setzen. Die Steigungen sind verhältnismäßig stark und dürften an einzelnen Stellen das Verhältnis 1:15 erreichen. Da die Leitung- nur ca. 3 cm unter dem Straßenniveau liegt, so beträgt die Länge des Leiters, die der Ueberschwemmung ausgesetzt ist, in den beiden Senkungen je ungefähr 4 m. Ueber diese Länge hinaus hat das Wasser seinen natürlichen Abfluss. — Eine Dynamomaschine, die für 500 Volt Spannung eingerichtet ist, dient zur Uehertragung- der nötigen Kraft. Die Geleisanlage selbst unterscheidet sich von der üblichen Rillenschienen- Straßenhahnanlage durch nichts. Auf dem Geleise läuft ein von der Schuckert- sohen Elektrizitäts-Gesellschaft in Nürnberg bezogener Straßenbahnwagen, wie er zur Beförderung von 36 Personen durch diese Firma gebaut wird. Die Versuche wurden hei regnerischer unfreundlicher Witterung vorge nommen. Sie erstreckten sich auf Isolationsmessungen an einer einzelnen Luft kammer und auf Versuche an der Probestrecke selbst. A. Isolationsmessungen an einer einzelnen Luftkammer. Es wurde die mit Wasser angefüllte Luftkammer unter Wasser so umge kehrt, daß die Oeffnung der vollständig mit Wasser gefüllten Kammer nach unten wies und etwa in der Kammer sich bildende Gase, die leichter als Wasser waren, nicht entweichen konnten. Die Folge der Gasbildung war, daß der be obachtete Stromverlust sehr bald zurückging, und schon nach Verlauf weniger Minuten war der Zeiger des Ampere-Messers auf Null zurückgekehrt. Auch nachdem die Kammer stark g-eneig-t gestellt war und das eine Ende derselben aus dem Wasser auftauchte, während der größte Teil der Kammer- unter Wasser blieb, war ein erheblicher Verlust an Strom nicht festzustellen. Während die bisherigen Versuche nur mit reinem Wasser ausgeführt waren, wurde nunmehr der Trog mit Straßenschlick, Pferdemist und sonstigem Unrat, wie er sich auf schmutzigen Straßen findet, gefüllt und die Versuche wiederholt; aber auch jetzt ging der Stromverlust sehr bald stark zurück. Die Untersuchung ergab, daß der Strom auch jetzt wieder dem in der Nähe des Leiters befindlichen Pferdemiste etc. den Wassergehalt genommen hatte. B. Versuche an der Probestrecke. Es ist dabei zu bemerken, daß die Strecke seit dem August vorigen Jahres ununterbrochen der Witterung ausgesetzt gewesen ist und daß Auswechselungen von Leitungskammern in dieser Zeit nicht vorgenommen sind, daß aber die Strecke während dieser sieben Monate sehr häufig befahren und mehrfach auf natürlichem und künstlichem Wege unter Wasser gesetzt wurde. Die Fahrt des Wagens ging tadellos nach beiden Richtungen, auch in deu Steigungen. Die drei Stromabnehmer des Wagens bewegen sich sowohl auf geiader Strecke wie in der Curve programmmäßig in dem schmalen Schlitze hei Vor- und Rückfahrt, glitten unter den Keilübergängen hin und waren stets durch die spannnenden Federn mit der oberen Führung in inniger Berührung. Eine Funkenbildung war nicht wahrnehmbar. An dem einen Ende der Strecke ist eine Weiche eingebaut. Da die Geleise von dem Leitungskanale ganz unabhängig sind, so macht auch die Anlage einer Weiche keine besonderen Schwierigkeiten; es ist eine gewöhnliche Straßenbahn stellweiche zur Anwendung gekommen. Der Leitungsschlitz ist nach beiden Geleisrichtungen geöffnet. Nachdem nun diese Versuche in jeder Hinsicht befriedigt hatten, wurde aus der vorhandenen Wasserleitung vermittelst eines Schlauches Wasser in den Kanal gelassen. Nachdem sich der letztere mii Wasser angefüllt hatte, trat dasselbe an den tieferen Stellen der Versuchsstrecke aus dem Kanal heraus und überflutete die Geleise. Die nun vorgenommenen Isolationsmessnngen erwiesen, daß die zusammenhängenden 51 Luftkammern die Leitung vor dem Zutritt des Wassers schützten, denn der Verlust durch Erdschluß war auch nur 2 / 10 bis 3 10 Ampere. Der jetzt in Bewegung gesetzte Motorwagen durchlief die unter Wasser stehenden Strecken ohne irgend welche Störung. Das Wasser wurde durch die drei Stromabnehmer aufgewühlt und spritzte hoch ans dem Kanal heraus. Der Motorw agen wurde im Wasser einige Zeit angehalten und dann wieder in Be wegung gesetzt, ohne daß sich hierbei irgend eine Unzuträglichkeit im Betriebe gezeigt hätte. Funkenbildung oder Kurzschluß wurde nicht bemerkt Die Strecke wurde in dieser Verfassung mehrmals in beiden Richtungen ohne Störung befahren. Isolationsmessungen während dieser Fahrt zeigten einen Erdschluß von etwas über einem Ampere; aber auch dieser Stromverlust ging sofort wieder auf */,„ bis 6 /,„ Ampere zurück, als der Wagen auf dem höher ge legenen Teile der Versuchsstrecke anlangte und so die Stromabnehmer das Wasser nicht mehr aufwühlen konnten. Es liegt dem Verfasser auch eine amtliche Bescheinigung des Physikalischen