Volltext Seite (XML)
XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 15. 1896/97. 188 Kraft im Motor nur langsam gesteigert, denn eine Aenderung des Stromes im Magnetfelde des Generators bewirkt nur eine allmälige aber doch genügend rasche Aenderung der elektromotorischen Kraft in den Generatorbürsten, so daß der Motormesser ebenso allmälig beschleunigt wird und dementsprechend auch nur allmählig seine elektromotorische Gegenkraft entwikelt. S. Eine interessante elektrische Kraftübertragungsanlage für unterirdische Wasserhaltung und Förderung ist seit einiger Zeit auf dem „Fürstin Pauline-Schaeht“ der Hohenlohehütte bei Kattowitz in Betrieb. Von der Primärstation, welche in der Nähe des Schachtes liegt, wird der Strom durch eine oberirdische, 1 km lange Fernleitung, von dem Ende derselben durch ein in einem Bohrloch freihängendes Kabel und in den Sohlen selbst durch isolierte Leitungen den Arbeits maschinen zugeführt. Die elektrische Energie wird dazu verwandt, eine fahrbare Pumpe und einen Förderhaspel anzutreiben. Die fahrbare Pumpe findet Verwendung beim Vortreiben einer schräg einfallenden Strecke. Der Förderhaspel wird dazu benutzt, aus Seitenstrecken und aus der Hauptstrecke das Material heraufzuholen. Die Vorteile, welche der elektrische Antrieb von Bergwerksmaschinen bietet, wie die Verringerung der Hitze und der Feuersgefahr, die Einfachheit der Bedienung u. s. w. haben denn auch zur Folge gehabt, daß der Verwendung’ elektrischer Energie seitens der Bergwerksdirektoren zur Zeit die größte Aufmerksamkeit zugewandt wird. Elektrische Bahn Dresden-Leuben. Die Aktien-Gesellschaft für elektrische Anlagen und Bahnen in Dresden beabsichtigt die Anlage einer elektrischen Straßenbahn von Laubegast nach Leuben und Niedersedlitz in Anschluß an die Dresden- Blasewitzer Linie. R. V. Telephonverkehr. Am 1. April d. Js. ist der Fernsprech verkehr zwischen Frankfurt a. M. und Offenbach einerseits und den Orten Ludwigsburg, Eßlingen, Göppingen, Reut lingen und Tübingen andererseits eröffnet werden. Die Gebühr für ein Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten beträgt 1 Mark. — W. W. Ein neues elektrisches Pflug-system. Die bisher konstruierten elektrischen Pflüge hatten im Grund genommen keinen Erfolg auf weisen können, hauptsächlich da die Anlage zu teuer und zu kom pliziert war, auch von einfachen Arbeitern nicht bedient werden konnten. Auf diesem Gebiete ist nun eine neue Erfindung gemacht worden die insbesondere unsere landwirtschaftlichen Kreise interessieren dürfte. Es handelt sich um den anscheinend voll gelungenen Versuch, die elektrische Kraft zum Pflügen zu benützen, wie er in letzter Zeit im Großen auf der Königl. Domäne Clöden bei Sessen erprobt wurde. Der neue Pflug beruht auf dem Zweimaschinensystem. Die elektrische Kraft wird von einer Dampfmaschine erzeugt, die auf ein in der Mitte der Feldmark gelegenen Vorwerke steht. Vier stabile nach verschiedenen Richtungen laufende Hauptleitungen nehmen die Kraft zunächst auf und von diesen wird sie dann durch mobile, leicht zu legende Leitungen nach dem Felde geführt, das gepflügt werden soll, so zwar, daß nur ein Draht zu jeder Maschine geht. Die Rückleitung wird durch das Drahtseil, das den Pflug zieht, bewirkt. Der elektrische Pflugbetrieb ist vorteilhafter als der Dampf betrieb, weil die elektrischen Pflugapparate bedeutend leichter sind als die Dampfpflüge und auch insofern billiger, als man ein und dieselbe Krafterzeugungsmaschine zu jedem anderen beliebigen Betriebe verwenden kann, während Dampfpflüge ausschließlich zu Pflügen verwendbar sind, so daß sich z. B. zum Dreschen besondere Maschinen benötigen. Das preußische Landwirtschaftsministerium hat der neuen Erfindung, die übrigens von einem Herrn Förster in Gonsdorf bei Sessen (Regbez. Halle) herrührt, eingehende Aufmerksamkeit gewidmet. Herr v. Hammerstein-Loxten hat die Anlage auf der vorgedachten Domäne besichtigt und läßt dort demnächst ein Preispflügen veran stalten, bei dem drei elektrische Pflüge in Wettbewerb treten werden. Den besten von ihnen will das preußische Landwirtschaftsministerium ankaufen. R. V. Den Akkumulatoren-Werken Pollaek & Co. ißt nach langen Verhandlungen mit der Pferdebahn-Gesellschaft und verschiedenen Behörden die Erlaubnis erteilt worden, vom 15. April ab Probe fahrten mit Akkumulatoren-Wagen von der Galluswarte nach dem Hauptbahnhof in Frankfurt a. M. auszuführen. Zur Vornahme der kommissarischen Prüfung- der elek trischen Strassenbahn in Ulm waren am 6. April die Herren Oberbaurat Schad und Obertelegrapheninspektor Ritter von Stuttgart hier an wesend, die ihre Funktionen diesen Vormittag in Begleitung des Herrn Hofrats Dr. Wacker als Vertreter der Stadt Ulm Vornahmen. Um halb 12 Uhr bestieg Oberbürgermeister Wagner mit Mitgliedern der bürgerlichen Kollegien vor der Langmühle den ersten Wagen, der vom Bahnhof her die Fahrt durch die Stadt unternehmen sollte. Nachdem den Herren das Ausschalten des Stromes, das Rückwärts fahren des Wagens und das Passieren der Ausweichungen gezeigt worden war, bewegte sich der Wagen durch die Stadt. Um 2 Uhr wurden die Probefahrten mit mehreren Wagen fortgesetzt. Die Fahrten gingen ruhig und sicher von statten, und das Publikum befreundete sich sichtlich mit der neuen Erscheinung. —W. W. Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft, Berlin. In Ausführung des Beschlusses der neulichen außerordentlichen Generalversammlung der Gesellschaft, das Aktienkapital von 25 Mill. Mk. auf 35 Mill. Mk. zu erhöhen, werden nunmehr die neuen Aktien in der Zeit vom 15. bis einschließlich 28. April den alten Aktionären derart zum Bezüge angeboten, daß auf je 2500 Mk. alte Aktien eine neue Aktie ä 1000 Mk. zu 190 pCt. erhoben werden kann, in i Frankfurt a. M. bei dem Bankhause Gebrüder Sulzbach und der Frankfurter Filiale der Deutschen Bank. Bei Geltendmachung des Bezugsrechtes ist die erste Einzahlung von 25 pCt. und das Agio von 90 pCt. mit zusammen von 1150 Mk. pro Aktie zu leisten; die weiteren Einzahlungen mit je 25 pCt. haben am 10. November d. Js., am 20. Mai 1898 und 15. Juni 1898 zu erfolgen. Vollzahlungen sind unter Vergütung von 4 pCt. Zinsen gestattet. Die neuen Aktien partizipieren für das Geschäftsjahr 1897/98 nur zur Hälfte an der Dividende. Die Gesellschaft beabsichtigt zur Versorgung der ganzen Avestlichen Vororte mit elektrischem Strom für Beleuchtung und Kraftübertragung bei Friedenau ein großes neues Elek- trizitätsAverk zu 1000 Pferdekräften zu errichten und hat bei dem Friedenauer Gemeindevorstand anfragen lassen, wie er sich zu dem Plan einer solchen Anlage in dem dortigen Gemeindebezirk stellen würde. Franz Clouth, Rheinische Gummiwarenfahrik, Köln-Nippes. Eine ganze Anzahl Industrieen haben mit der Elektrotechnik, und durch sie veranlaßt, einen außerordentlichen Aufschwung ge nommen. Dahin gehört namentlich die Gummi-Industrie. Manche kleinere Fabriken dieser Art sind jetzt zu großartigen Betrieben heran gewachsen. Eine der größten und bekanntesten ist die Rheinische Gummiwarenfabrik von Franz Clouth in Köln-Nippes. Schon der große Flächenraum, über den sich das Anwesen erstreckt, läßt die Bedeutung der Fabrik erkennen; er umfaßt mehr als 20 000 qm, wovon der weitaus größere Teil überbaut ist; abgesehen von den Kesselhäusern und Räumen für Betriebsmaschinen, bestehen die Axdagen zumeist aus hohen, hellen Shedbauten. Da gibt es u. a. einen Arbeitssaal von annähernd 3000 qm und zwei andere von mehr als 1500 qm Fläche, die in ihrer weiten Ausdehnung eine leichte Uebersichtlichkeit der darin untergebrachten Betriebe möglich machen. 10 Dampfmaschinen verschiedener Konstruktion, mit zusammen mehr als 800 Pferdekräften, befinden sich in Thätigkeit. Dazu kommen noch 3 Elektromotoren mit zusammen 70, und 2 Gasmotoren mit zusammen 5 Pferdekräften. Die Kesselbatterien umfassen 4 Boullieur- Kessel und 5 Röhrenkessel verschiedener Systeme mit zusammen ca. 1000 qm Heizfläche. Die Arbeiterzahl der Fabrik beziffert sich auf 8—900, das kaufmännische und technische Beamtenpersonal auf mehr als 60 Personen. In einem eignen Konstruktions-Bureau werden alle, sowohl für das Werk selbst, Avie auch für die mit den einlaufenden Aufträgen verknüpften technischen Fragen erledigt und in einer besonderen Reparatur - Werkstätte und Maschinenfabrik werden alle, von der Fabrik benötigten Formen, sowie auch eine große Anzahl von Maschinenteilen und ganzen Maschinen ausgeführt. Bei einem Rundgange durch die Gummi-Waren-Fabrik hatten Avir Gelegenheit, die Fabrikation von Gummiwaren der mannichfaltigsten Art in allen ihren Stadien zu verfolgen, vom unförmlichen rohen Gummi, wie es in den vielfachen Qualitäten aus Amerika, Asien und Afrika bezogen Avird, bis zum fertigen Fabrikat, wie es den ver schiedensten Zwecken der Industrie, der Wissenschaft, dem Haushalte, der Chirurgie und der Krankenpflege zu dienen bestimmt ist. Den Verlauf dieser Fabrikations-Stadien im einzelnen zu beschreiben, würde an dieser Stelle zu weit führen; man müßte dazu ein um fängliches Buch und nicht einen kurzen Zeitungsartikel schreiben. Eine Monographie über die Caoutchouc-Industrie (Weimar, bei Bernh. Friedr. Voigt) mit sehr ausführlichen Angaben über das verschieden artige Vorkommen des Rohgummis und der Gutta-Percha, ihrer Gewinnung und ihre Verarbeitung bis zur fertigen Ware, die den Besitzer der Fabrik, Herrn Franz Clouth zum Verfasser hat, und von Avelcher er die Freundlichkeit besass, uns ein Exemplar zur Erinnerung an unsern Besuch zu verehren, gab uns darüber viel seitigen Aufschluß. Uns interessierte natürlich in erster Linie alles das, was hier für die ZAvecke der Industrie hergestellt wird, neben den allgemein angewandten Gegenständen, als Verdichtungsmaterialien, Buffer, Pumpenklappen, Schläuchen, Walzenüberzügen, Treibriemen und Treibseilen, zunächst natürlich das speziell für Zwecke der Elektrizität Bestimmte. Hierbei handelt es sich vorzugsweise um Fabrikate aus Hartgummi, das in seinen verschiedenen Formen als Platten, Stäbe, Röhren und Scheiben, sowie als Elementkasten, Batteriezellen, Telegraphenisolatoren, Telephon - Mundstücken und Akkumulatoren- Kasten zur Verwendung gelangt. Für die Herstellung der Letzteren, deren Anwendung durch den immer weitere Kreise ziehenden Akkumulatoren-Betrieb ganz be deutende Dimensionen angenommen, hat die Firma sieh bereits einen guten Ruf geschaffen. Sie liefert solche Kästen in größerer Anzahl für die ersten Akkumulatoren-Fabriken des In- und Auslandes; in den Arbeitsräumen sahen wir gerade für diesen Gegenstand sehr be deutende Quantitäten in der Ausführung begriffen. Wir hatten dabei