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XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 13. 1896/97. medizinischen Apparate, sowie die für Lehrzwecke schon seit längerer Zeit einen großen Ruf erworben; für die auf die Aus stellung zu Frankfurt gebrachten Apparate hat der Inhaber der Firma von dem König von Württemberg die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft erhalten. In einer Abteilung der Stuttgarter Ausstellung waren eine ganze Reihe der verschiedenartigsten Apparate für Lehrzwecke ausgestellt, die in vielen Schulen Deutschlands Eingang gefunden haben. Wir heben darunter auch die Pr ojektion s ap p a r ate hervor, die bei Vorlesungen jetzt sehr viel benutzt werden. Modelle von Transformatoren (Gleichstrom, Wechselstrom und Drehstrom) vervollständigen diese Kollektion von Apparaten. Uebrigens ist noch ein Stromerzeuger mit einer Leistung von 2000 Watt für Motorenantrieb zur Abgabe von Gleich-, Wechsel- und Mehrphasenstrom, sowie ein Gleichstrom-Wechselstrom umformer mit einer Leistung von 2700 Watt ausgestellt gewesen. Vorzüglich konstruierte und künstlerisch ausgeführte Bogen lampen, Scheinwerfer, auch für Bühnenzwecke, Apparate zum Ausleuchten von Geschützen, Ventilatoren, Pumpen u. s. w. vervollständigen diese Ausstellung, welche die großartige Leistungs fähigkeit der Firma über das ganze Gebiet der Elektrotechnik in das hellste Licht stellt. ! Kleine Mitteilungen. Röntgen-Strahlen. Einen sehr interessanten Beitrag zur Ver wertung der Röntgen-Strahlen für die Diagnostik im Gebiete der inneren Medizin lieferte der Spezialarzt für innere Krankheiten, Dr. Vehsemeyer in Stuttgart. In seiner Poliklinik kam einer der seltenen Fälle von angeborener Rechtslagerung des Herzens (Dextro- cardie) zur Beobachtung, welchen Herr Ottomar Anschütz mit Röntgen- Strahlen in seinem Atelier durchleuchtete. Anschütz’ photographische Aufnahme des durchleuchteten Bildes bestätigte vollständig die Diag nose. Statt des Herzmuskels zeigt sich links der helle Schatten der Lunge bis zum Zwerchfell hinab, während derselbe auf der rechten Seite nur bis zur Höhe des fünften Brustwirbels reicht und dann der dunklere Herzschatten sichtbar wird, welcher nach unten in den Leberschatten ausgeht. —W. W. Ueber die Auerbrenner zur Strassenbeleuehtung in Frank furt a. M. bemerkt Herr Stadtrat Riese in der Stadtverordneten versammlung vom 2. März: Allerdings ist durch Einführung der j Auerbrenner an Gas gespart worden, aber auf der anderen Seite sind mehr Ausgaben erforderlich für die Erneuerung der Strümpfe und die vergrößerte Unterhaltungslast. Die Auerbrenner, wenn sie regelmäßig und gut brennen sollen, bedürfen einer ziemlich sorg fältigen Beaufsichtigung. Je nach der Art, wo die Laterne steht, in welchem Maße sie der Erschütterung und dem Staub ausgesetzt ist, ist dieUnterhaltungszeit verschieden. So kommt es, daß man nach den bisherigen Versuchen zu Ersparnissen, die im Etat zum Ausdruck hommen, noch nicht gelangt ist. Diese sind aber zu erwarten, sobald die Preise der Strümpfe noch weiter heruntergehen. Der Hauptvorteil liegt indeß darin, daß wir eine erheblich bessere Be leuchtung haben. Deßhalb habe ich in letzter Zeit die Auerbeleuehtung in größerem Umfange einrichten lassen und werde nunmehr noch weiter damit vorgehen. Die neuesten Versuche mit Acetylen. Seit dem ersten Auftreten des aus dem Calcium-Carbid hergestellten Acetylengases hat sich die namentlich auf dem Gebiete der Eisenbahnwagen- und Seezeichen-Beleuchtung unerreicht dastehende Firma Jul. Pintsch in Berlin für dieses neueste Erzeugnis der Gastechnik lebhaft interessiert, von vornherein jedoch ihre Stellungnahme zu der Frage der Verwendung von dem Ausfall peinlich sorgfältiger Untersuchungen abhängig gemacht, die sie aus eigenen Mitteln in großem Umfange durchgeführt hat. Ueber deren Ergebnis wurde kürzlich in einer Monatssitzung des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure berichtet. *) Der Herstellung des Acetylens aus Calcium-Carbid haben sich in neuerer Zeit verschiedene größere Werke zugewandt; große Wasserkräfte sind gefaßt worden oder sollen gefaßt werden, um ebenfalls der Erzeugung von Calcium- Carbid zu dienen. Die Herstellungskosten pro kg Carbid werden sich bei sehr großen Anlagen und unter allergünstigsten Umständen, — d. h. also bei Vor handensein großer Wasserkräfte und in Gegenden, wo man Koks und Kalk ebenfalls billig erhalten kann, — immerhin nicht unter 15 Pfennig stellen. Zur Zeit ist dasselbe in kleineren Quantitäten noch schwer für den Preis von 60 Pf. zu haben. Der Versand des Calcium-Carbid geschieht wegen der leichten Ansaugung des Wassers aus der Luft in luftdicht verschlossenen Blechbüchsen von ver schiedener Größe. Die Herstellung des Acetylens aus Calcium-Carbid ist äußerst einfach und weil das Licht so außerordentlich schön ist, werden auch von Laien Experimente gemacht, wobei sich leider bereits vielfach Unglücksfälle ereigneten. Diese sind *) Dieser Vortrag ist im Wortlaut in Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen erschienen. zum Teil darauf zurückzuführen, daß hei der Entwickelung des Acetylens durch Uebergießen von Calcium-Carbid mit Wasser in ungeeigneten Apparaten eine so starke Erwärmung eintritt, daß die Zersetzungs- und Explosionstemperatur des Acetylens (etwa 780" C.) erreicht und überschritten wird. Die Firma Pintsch hat deßhalb einen Acetylen-Entwickler konstruiert, bei dem das Calcium-Carbid stets vollständig unter Wasser steht, sodaß eine Er wärmung über 100° C. ausgeschlossen ist. Im Acetylen-Entwickler das Gas auch noch so zu verdichten, wie man es für die Wagenbeleuchtung braucht, ist aus denselben Gründen zu gefährlich. In den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika entstand bei einem derartigen Versuch eine äußerst heftige Explosion, als das Acetylen im Behälter auf einen Ueberdruck von 6 Atm. gestiegen war; die Wirkung dieser Explosion war eine entsetzliche. Wenn andere ähnliche Versuche gut abgelaufen sind, so ist dies eben Zufall und läßt sich dadurch erklären, daß doch nur kleine Apparate für diese Versuche benutzt worden sind, welche vielleicht noch eine genügende Abkühlung während der Entwicklung zuließen. Derartige gewagte Experimente sollten deßhalb unterbleiben. In Paris hat der Gemeinderat den Antrag gestellt, die Herstellung und den Verkauf von Acetylen zu verbieten, weil durch unrichtige Behandlung bereits so viele Unglücksfälle hervorgerufen sind. Auch bei uns werden bedenkliche, leicht Gefahr bringende Entwicklungs-Apparate täglich Angeboten, und würde es wirklich im Interesse der Sache liegen, wenn wir es in Deutschland nicht soweit kommen ließen, wie es in Frankreich gekommen ist, damit eine au sich gute Sache, welche bei richtiger Behandlung ein wichtiger Faktor unseres modernen Kulturlebens und unserer, viel Licht bedürfenden Zeit zu werden berufen ist, nicht in ihrer Entwickelung gehemmt, ja vielleicht für Jahre von der industriellen Benutzung ausgeschlossen ist. Durch sachgemäße Verordnungen bezw. durch Verbreitung des wahren Sachverhalts betreffs der Gefahr muß vor dem unan gemessenen Gebrauch des Acetylens eindringlichst gewarnt werden. Die von Pintsch Angestellten umfangreichen Versuche sollten in erster Linie feststellen, ob das trockene Gas wirklich, wie allgemein behauptet wurde, in Berührung mit metallischen Kupferlegierungen äußerst explosive Verbindungen eingehe. Das hat sich nicht bestätigt, obgleich man die zur Bildung solcher Ver bindungen günstigsten Umstände künstlich herbeigeführt hat. Die Berichte von auswärts bestätigen diese von der Firma Pintsch erzielten Ergebnisse vollauf. Auch die giftigen Eigenschaften des Acetylens sind auf Grund wieder holter Experimente in Abrede zu stellen, insofern es keinesfalls gefährlicher ist, als das gewöhnliche Steinkohlengas. Ein Punkt aber, welchem anfangs am wenigsten Bedeutung beigelegt wurde, ist ein recht unangenehmer und tritt der allgemeinen Verwendung des reinen Acetylengases zu Beleuchtungszwecken am meisten hindernd in den Weg. Das ist die schon erwähnte Zersetzung und Explosionsgefahr bei Erwärmung auf 780° C. Verschiedene Experimente haben nun gezeigt, daß starke Erwärmungen der Acetylen-Behälter diese entweder bei geringer Temperatur an den Lötstellen schmelzen und so das Gas ohne Explosion zur Entzündung bringen, oder aber zur Explosion führen, wenn die Lötstellen nicht nachgeben, also hart gelötet sind. Es wurde dann noch ein weiterer Versuch hinsichtlich der Fortpflanzung der Zersetzung des Acetylens durch Rohrleitungen vorgenommen. Ein Behälter wurde mit 6 Atm. Acetylen angefüllt und mit einer Rohrleitung von 5 mm lichtem Durchmesser und 2 m Länge versehen. An einer Stelle, ca. 1,5 m vom Kessel entfernt, wurde das Rohr durch eine Wassergasflamme angewärmt, und es erfolgte auch hier eine Explosion des Behälters, als das Rohr anfing, rot- warm zu werden, und vom Behälter blieben nur Splitter übrig. Unter solchen Umständen erscheint es der Firma Pintsch bedenklich, reines Acetylen für Leuchtzwecke, ganz besonders aber für Eisenbahn-Waggon beleuchtung, wo dasselbe in komprimiertem Zustande verwendet werden muß, zu empfehlen. Um aber die hohe Leuchtkraft des Acetylens dennoch für diesen Zweck nutzbar zu machen, wurden weitere Versuche angestellt, um zu ermitteln, wie die eben geschilderten Gefahren zu verringern, oder ganz ahzuwenden sind, und es wurde gefunden, daß Acetylen in unkomprimiertem Zustande zwar auch zersetzt wird, dann aber sehr viel weniger heftig explodiert. Auch durch Mischung mit Fettgas wird das Acetylen weniger gefährlich, und so bietet die Verwendung eines Gemisches von 30 pCt. Acetylen mit 70 pCt. Steinkohlen- oder Fettgas für den Eisenbahnbetrieb keine Gefahr mehr, weil die Erhöhung der Temperatur niemals derartig sein kann, daß die Gasbehälter dadurch zertrümmert werden könnten. Die letzteren halten viel mehr aus, als die Spannung im ungünstigsten Falle bei einer Zersetzung der 30 prozentigen Acetylen-Beimischung betragen kann. Selbst 50 pCt. Acetylen, gemischt mit 50 pCt. Fettgas, sind bei weich gelöteten Behältern ungefährlich. Statt des Fettgases kann auch ein Zusatz von Steinkohlengas gewählt werden. Die Anwendung einer Mischung von Acetylen mit Luft bleibt dagegen außer Betracht, weil darin eine noch größere Gefahr liegt, als wenn man reines Acetylen allein verwendet. Acetylen mit Fettgas ergibt schon bei Beimischung bis zu 20 pCt Acetylen eine Zunahme an Leuchtkraft auf etwa das Dreifache, und zwar bei den gewöhnlichen Brennern, was einen enormen Fortschritt be deutet. Vielleicht ist es aber möglich, für die verschiedenen Mischungsarten noch vorteilhaftere Brenner anzufertigen. Rechnet man bei den jetzigen Carbidpreisen ein Kubikmeter Acetylen in komprimiertem Zustande 2 Mk. und ein Kubikmeter Fettgas zu 40 Pfg., so kostet die reine Fettgasflamme pro Kerze und Stunde 0,197 Pfg, mit 20 pCt. Acetylen- Beimischung nur 0,12 Pfg. und auch mit 50 pCt. Acetylen erst 0,174 Pfg. So ist also ein Mittel gegeben, auch selbst in den einfachen Waggon lampen ohne jede Aenderung ein billigeres und vorzüglicheres Licht zu erhalten. Selbstverständlich ist man bei den besseren Laternen imstande, jede gewünschte Leuchtkraft mit Leichtigkeit zu erzielen. Aehnlich, wenn auch weniger finanziell günstig, gestaltet sich die Mischung des Acetylens mit Steinkohlengas. Das reine Steinkohlengas ist im kleinen Fettgasbrenner gar nicht verwendbar, weil es mit blauer Flamme brennt, aber