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166 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 13. 1896 07. Straßen durch die oberirdische Leitung von der früher viel die Rede war, ist man auch mehr und mehr zurückgekommen, nachdem man die Einrichtungen , sehr elegant herzustellen ver mocht hat. Die Elektrizitäts-Gesellschaften, die Hauptabnehmer der Zuleitungs-Masten, verlangen in ihren Lieferungsbedingungen die Verwendung eines Flußeisens oder Stahls von mindestens 50 kg a. d. Quadratmillimeter Festigkeit und eine hohe Elastizitätsgrenze, damit die Masten bei ihrer nicht selten sehr starken Beanspruchung durch Seitenzug die notwendige Widerstandsfähigkeit gegen Durchbiegung besitzen. Da diese Masten meist in verkehrs reichen Straßen Aufstellung finden, so ist es selbstverständlich, daß sie in ihrer äußeren Beschaffenheit von allen verunzierenden Fabri kationsfehlern frei, von durchaus sauberer Ausführung sein, außerdem aber noch die Anbringung gewisser schmückender Verzierungen gestatten müssen, um die an sich recht nüchterne Gestalt zu beleben und dem hoehaufragenden schlanken Mast ein gefälligeres Aeußere zu geben. Es ist keine Frage, daß die Erfüllung aller dieser Bedingungen keineswegs eine so leicht zu lösende Aufgabe für die Techniker dar stellt, zumal wenn auch dem Ge wicht desMastes noch enge Grenzen gesteckt werden. Die Art und Weise, wie die Mannesmannwerke an die Lösung dieser Aufgabe herangegangen sind, war die richtige, denn sie haben das ge steckte Ziel mit befriedigendem Erfolg erreicht. Die runden Blöcke aus Stahl oder Flußeisen von der verlangten Festigkeit werden aus anderen Stahlwerken bezogen und, nach dem sie bis zur Hellrotglut er wärmt, mittels des Schrägwalz verfahrens in nur einem Gange zu einem Hohlkörper umgestaltet, der nun in einem besonderen Walzwerk zu einer langen, dünn wandigen Röhre von gleichblei bendem Durchmesser ausgewalzt wird; in einem weiteren Gange ei'hält sie in besonderen Maschinen ihre stufenförmige Gestalt, wie sie aus den Abbildungen ersichtlich ist. Das Herstellen der zwei oder drei Absätze durch Vermindern des Rohrquerschnitts vollzieht sich an der bis zur Hellrotglut er wärmten Röhre derart, daß die Achse aller Rohrteile immer eine einzige gerade Linie bleibt. Hier bei muß naturgemäß ein Ver dichten des Materials stattfinden, so daß die einzelnen Schüße des Mastes mit abnehmendem Durch messer an absoluter Festigkeit des Materials gewinnen, was der Biegungsfestigkeit des Mastes zugute kommt. Der größte Durch messer der gewalzten Röhre, dem des unteren Teiles der fertigen Masten entsprechend, steigt mit der Länge des Mastes bis zu 235 mm Außenmaß, die Länge der Masten, je nach Bestellung, von etwa 6 bis 12 m. Die Herstellungsweise von Telegraphen- u. Telephon stangen ist in allem Wesent lichem dieselbe, wie die der Stromzuf ührungs- und Liehtmasten, nur daß dieselben, ihrem Verwen dungszweck entsprechend, in der Regel viel kleinere Abmessungen und ein erheblich geringeres Ge wicht erhalten. (Figur 3 und 4). Das Remseheider Röhrenwalz- 21j . Fi § ; - 2a< wei’k ist in seiner gegenwärtigen Einrichtung imstande, täglich rund 100 Stück schwere oder bis 200 Stück leichte Masten anzufertigen. Im Geschäftsjahr 1895 wurden bereits mehrere Tausend Masten und Stangen nach verschiedenen europäischen und überseeischen Ländern, zur Ablieferung gebracht. Nur durch die Steigerung seiner Leistungsfähigkeit gelang es dem Werke, den Ansprüchen der Elektrizitätsgesellschaften als Bau unternehmer für elektrische Verkehrs- und Beleuchtungsanlagen zu genügen, da diese bei der sehr regen Konkurrenz nur durch schnelle Bauausführungen zum Mitbewerb befähigt werden und deshalb auch ihrerseits wieder sehr kurze Lieferungstermine zu stellen genötigt sind. Regeln für das Entwerfen von Dynamomaschinen. Von Kennedy sind in Electrical Review in einer Reihe von Artikeln Regeln bezüglich zweipoliger Trommelmaschinen aufgestellt worden. Der in dem Heft vom 11. Dezember 1896 enthaltene Schlußartikel bezieht sich insbesondere auf die Proportionierung des Feldmagnets von Maschinen der Manchester-Type. Von diesen Regeln sind die folgenden besonders bemerkenswert. — Die Dichte der magnetischen Kraftlinien in dem schmiedeisernen Teile des Magnets soll etwa 12 Linien per Quadratzoll engl, und im Gußeisen 6 Linien betragen. Um 1 Zoll Länge Schmiedeisen auf 12 Kraftlinien pro Quadratzoll zu magnetisieren sind 13,5 Amperewindungen erforderlich; um dieselbe Magnetisierung bei weichem Gußeisen zu erreichen, hat man 28,5 Am pere Windungen anzubringen. S. Micanit (Kunstglimmer). Von Meirowsky & Co. in Köln-Ehrenield. Dieses neue höchst wertvolle Isoliermaterial, das zugleich billiger ist als reiner Glimmer, besteht aus 92°/ 0 dünngespaltener Glimmer plättchen und 87.. eines Klebestoffes, der selbst im nassen Zustande nicht leitet. Der zur Verwendung gelangende Glimmer ist in einer Stärke von 0,2 mm auf 25000 Volt Spannung geprüft worden, ohne den Strom zu schliessen. Micanit, welches ebenso wie Glimmer gegen Feuchtigkeit unem pfindlich ist, wird in metallartig harten Platten, ferner die Außen flächen mit Leinwand oder feinstem chinesischen Papier über zogen als Mieanit-Leinwand resp. Micanit-Papier in den Handel gebracht. Die Micanitplatten benutzen die Konstrukteure mit Vor liebe zu Unterlagen, Bandagen, Streifen, Stäben, Ringen etc. Man kann die Platten schneiden, drehen, bohren und sägen und im warmen Zustande zu jeder beliebigen Form biegen; sie gewinnen, wenn er kaltet, ihre ursprüngliche Härte zurück. Obwohl als Zwischenlagen für Kollektorlamellen reiner Glimmer vorzuziehen ist, so kann Micanit doch auch hierzu benutzt werden, wenn man von einem hohen Preise Abstand nehmen will. Derartige Lamellen werden nach einem besondern Verfahren hergestellt, durch welches ein Aussehwitzen des Lackes selbst beim Warmlaufen des Kollektors vermieden wird. Die Micanit-Leinwand ist trotz ihrer großen Geschmeidigkeit außerordentlich zäh und daher sehr geeignet zur Isolation von Ankern und Transformatoren - Kernen, gefährdeten Stellen der Wicklung, Fig. 1. Zahnnuten, Schrauben, Bolzen etc.; die Leinwand wird mit beson derer Rücksicht auf gleichmässige Stärke und Zähigkeit des Stoffes hergestellt, ebenso wie das Micanit-Papier, welches für schwächere Isolationen Verwendung findet. Micanit-Rohre ohne Naht erfreuen sich einer stetig wach senden Beliebtheit als Isolier-Material. Sie werden rund, viereckig Fig-. 2 oval oder in jedem andern Querschnitt auch mit aufgesetzten Flan schen geliefert. Die geringste Wandstärke ist 0,25 mm, die Länge und der Durchmesser unbeschränkt.