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No. 11. 1896/97. 151 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ im Jahre ca. 360000000 W E. bei Tagbetrieb, 720000000 bei Tag- und Nachtbetrieb abgeben, entsprechend einem Kohlenverbrauche von 90000 bezw. 180 000 kg oder Mk. 720 bezw. 1440, wogegen eine vorzügliche Umhüllung nur ca. Mk. 300 kosten würde. Doch außer dieser Kostenersparnis wird häufig bei größeren Anlagen sich der Nutzen durch die Schonung des Heizerpersonals und der Kessel, eventl. auch durch das Entbehrlichwerden eines Heizers oder Kessels sehr bemerklich machen. Z. B.: In einer Färberei, deren drei Dampfkessel zum Betrieb der Anlagen nicht genügten, ließ trotz wiederholten Rates der Besitzer die weitverzweigten Leitungen ohne Isolierung, weil zu theuer, und zog es vor, einen vierten Kessel anzulegen. Doch auch die vier Kessel reichten nicht mehr aus, und nun entschloß er sich endlich, seine Dampfrohre isolieren zu lassen; die drei ersten Kessel lieferten nun zur Genüge Dampf, und hätte die Ausgabe für den vierten Kessel gespart werden können. Bei der großen Auswahl der vorhandenen Wärmeschutzmittel ist es nun oft für den Interessenten schwer, die richtige Wahl zur Umhüllung seiner Leitungen zu treffen, doch kommt hier wohl zu allerletzt der billige Preis in Betracht, und hat hier der alte Grundsatz seine volle Gültigkeit: „Das Billigste ist nicht immer das Beste, „aber das Beste ist das Billigste.“ Sitzung der Elektrotechniker von Paris. In der gewöhnlichen Sitzung der Gesellschaft der Pariser Elektrotechniker am 3. Februar machte Herr Colin eine Mitteilung über die verschiedenen elektrischen Heizapparate, die von der „Societe du familistere“ zu Guise fabriziert werden. .Diese Apparate bestehen aus Widerständen von Neusilber drähten, die manchmal einen Durchmesser von 1 mm haben und in eine aus zerstoßenem Glas bestehende Isolationsmasse gebettet sind. Diese Isolation schmilzt erst bei 800° C. und der Metalldraht an freier Luft bei 390°. Eine Ausgabe von elektrischer Energie im Betrage von 1 Hektowatt-Stunde entspricht einer Entwickelung von 86.5 kg Kalorien per Grad Um die Platte auf die nötige Temperatur zu erhitzen, müssen 6664 Kilogrammkalorien-Grad per Quadratmeter und per Stunde geliefert werden. Zur Ausgabe von 1 Kilowatt- Stunde per Stunde muß die Platte eine Oberfläche von 1 Quadrat- decimeter haben. Eine große Zahl von Apparaten sind nach diesem Prinzip konstruiert worden, wie Kohlenpfannen und Plätteisen, welche 2.5 bis 8 Kilowatt bei 110 Volt verbrauchen. Für Roste, wo die Wirkung sehr schnell erfolgen muß, hat man ausgerechnet, daß eine Oberfläche von 1 qm 12,000 Kalorien per Stunde entwickeln muß. Die Ausgabe von elektrischer Energie erreicht also 140 Wattstunden per Quadratdeeimeter. Man rechnet, daß für ein Beefsteak von 20 cm Länge und 10 cm Breite eine Oberfläche von 3 Quadrat- decimeter notwendig sei. Der Kostenpreis ist sehr niedrig, denn von den Zentralen wird für diese Anwendungen die Hektowatt-Stunde mit ungefähr 0,04 Fres. berechnet. Für Siedekessel muß man erfahrungs gemäß ungefähr 6 Hektowatt-Stunden per Stunde und Quadrat- decimeter ausgeben, was einer Entwickelung von 36 Kalorien per Quadratdeeimeter und per Stunde entspricht. Die erforderliche Zeit beträgt nur 12 Minuten. Herr Colin führt hierauf die Versuche von H. L a 1 a m e über Heizung von Zimmern von 50 cbm mittels Strahlungsplatten an. Ebenso sind verschiedene Widerstände für elektrische Motoren und Tramways kombiniert worden. Hierauf berichtete H. Bonfaute über elektrische Leitungs legung im Innern von Wohnungen. P. N. Der diesjährige Kursus über Blitzableiter an der Elektro technischen Lehranstalt des Physikalischen Vereins in Frankfurt a. M findet in der Woche vom 8.—13. März statt. Diese Kurse werden nun seit acht Jahren im Auftrag des Vereins von Herrn Dr. Nippolt abgehalten und erfreuen sich reger Teilnahme der Kreise für die sie bestimmt sind: selbständige Gewerbetreibende der Blitzableiterbranche (Mechaniker, Schlosser, Dachdecker, Spengler, Installateure, Baube amte u. s. w.) Da der Kursus sich nicht auf Vorträge beschränkt, sondern auch Exkursionen und vor Allem eine Aussprache über das Durchgenommene stattfindet, kann im Interesse des Erfolges nur eine bestimmte Teilnehmerzahl zu jedem Kursus zugelassen werden und empfiehlt sich darum frühzeitige Anmeldung. Das Honor r beträgt 30 Mk. Weiteres ist aus dem Programm zu ersehen, welches die Anstalt kostenlos versendet. Die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbe-Aus- stellung beginnt am 24 April 1897. Namentlich wird die Textil industrie vertreten sein. Die II. Kraft- und Arbeitsmasehinen-Ausstellung München findet vom 11. Juni bis 10. Oktober 1898 statt. Sie umfaßt folgende fünf Gruppen: Gruppe I: Kraftmaschinen, als Gas-, Petroleum-, Benzin-, Dampf-, Heißluft-, Wasser-, Wind- und Elektromotoren bis zu 10 Pferdekräften. Gruppe II: Arbeitsmaschinen, Werkzeuge und Geräte. Gruppe III: Hilfsmaschinen, als Pumpen, Ventilatoren, Pressen, Aufzüge, Uhren, Maschinenteile, elektrische Anlagen, Schutz vorrichtungen, Apparate, Hilfsmaterialien. Gruppe IV: Fabrikationen und Werkstätten im Betriebe. Gruppe V: Technische Fachliteratur. —- Für hervorragende Leistungen werden durch ein von der k. bayer. Staatsregierung eingesetztes Preisgericht Auszeichnungen in Form einer einheitlichen Medaille erteilt. — Der Termin zur provisorischen Anmeldung läuft bis 1. März, der für die definitive Anmeldung bis I. Oktober 1897. — Die Platzmiete beträgt pro Quadratmeter Boden fläche 20 Mk. und Wandfläche 15 Mk. — Sämtliche auf die Aus stellung bezüglichen Drucksachen stellt das Direktorium (München, Färbergraben l'/ 2 ) auf Wunsch gern zur Verfügung, wie es auch zu allen Aufschlüssen stets gern bereit ist. Das Technikum Mittweida, eine unter Staatsaufsicht stehende, höhere technische Fachschule und elektrotechnisches Institut zählt im gegenwärtigen 30. Schuljahre 1698 Besucher, welche die Abteilungen für Maschinen-Ingenieure und Elektrotechniker bezw. die für Werk- meiter frequentieren. Unter den Geburtsländern der Besucher bemerken wir Staaten aller 5 Erdteile, ebenso gehören die Eltern der Studierenden den verschiedensten Ständen, namentlich aber dem der Fabrikanten, Ingenieure, Baugewerke, Beamten und Kaufleute an. Die Anstalt dient zur Ausbildung in der Elektrotechnik und im gesamten Maschinen wesen. Der Unterricht für das nächste Sommerhalbjahr beginnt am 21. April und es finden die Aufnahmen für den am 23. März c. beginnenden, unentgeltlichen Vorunterricht von Mitte Februar bis Mitte März wochentäglich statt. Ausführliches Programm mit Bericht wird kostenlos vom Sekretariat des Technikum Mittweida (Sachsen) abgegeben. — e. Neue Bücher und Flugschriften. Deutsche Elektrizitätswerke zu Aachen: Garbe, Lahmeyer & Co. Album mit Ansichten von Fabrikaten, sowie Anlagen mit Maschinen. Prachtband. Zum Selbstkostenpreis von 10 Mk. durch die Firma zu beziehen. Joly, Hubert. Technisches Auskunftsbuch für das Jahr 1897. Mit 141 in den Text gedruckten Figuren. Vierter Jahrgang. Wittenberg, Verlag des technischen Auskunftsbuches. Preis 4.50 Mk. Annuaire de l’Observatoire Municipal de Montsouris. Pour l’an 1897. (Analyse et travaux de 1895.) Paris, Gauthier et fils. Himmel und Erde. Illustrierte naturwissenschaftliche Monatsschrift. Heraus gegeben von der Gesellschaft Urania. Redakteur Dr. W. Meyer. IX. Jahr gang. Heft 3 und 4. Berlin, H Paetel. Preis vierteljährlich 3.60 Mk. Bücherhesprechung. Miller, Oskar, von. Unter Mitwirkung von Ingenieur A. Hassold. Die Versorgung der Städte mit Elektrizität. Erstes Heft. Mit 90 Textfiguren und 12 Farbendrucktafeln. V. Band des „Der städtische Tiefbau.“ Da r m stadt, Arnold Be rgstr äße r. Preis 10 Mk. In umfassender und leicht verständlicher Darstellung gibt diese Ab handlung (auf 120 Seiten) dem Elektrotechniker vollständigen Ausweis darüber, wie ein Elektrizitätswerk angelegt und betrieben werden muß. Die Einleitung zeigt die rasche Zunahme der elektrischen Beleuchtung auf und legt deren Vorzüge dar. (Als Vorzug des Glühlichts hätte noch erwähnt werden dürfen, daß, weil man ihm jede beliebige Richtung, z. B. nach unten geben kann, drei Glühlichter einen Tisch ebenso gut beleuchten wie sechs Gas flammen von gleicher Kerzenstärke, umsomehr als die Schatten wegfallen, welche die Gasarme werfen.) Ferner werden die Vorzüge der Elektromotoren hervorgehoben und deren geringe Größe gegenüber einem Dampf- und Gasmotor durch eine instruktive Zeichnung versinnlicht. Ebenso wird eiu Vergleich der Kosten zwischen den verschiedenen Motorarten aufgestellt, der sehr zu Gunsten der Elektromotoren ausfällt. Auch die Anwendungen für sonstige Zwecke (ärztliche, elektronische) erweisen sich beim Anschluß an eine Zentrale als vorteilhaft, selbst wenn eine Umwandlung von Wechselstrom in Gleichstrom notwendig wird. Die Anlage von Blockstationen hält der Verfasser für nicht so vorteilhaft wie den Anschluß an eine Zentrale, obwohl man hierüber verschiedener Meinung sein kann. Bei der Anlage von Zentralen ist vor allem eine genaue Erhebung über den Bedarf an elektrischer Energie notwendig; Verfasser gibt über diesen wichtigen Punkt Tabellen (Fragebogen) und sonstige Ausweise. Daraufhin wird ein Konsumplan aufgestellt, der sehr instruktiv ausgeführt ist. Nunmehr folgt eine ausführliche Anweisung über die Berechnung der Leitungsnetze, sowie der Stromverteilung. Zur Veranschaulichung dient ein schön ausgeführter Plan. Bei Besprechung der Stromverteilungssysteme kommen natürlich die verschiedenen Arten der elektrischen Anlagen Zwei- und Dreileitersystem (Gleichstrom,) mit und ohne Akkumulatoren, dann die Wechselstromsysteme mit Transformatoren in Betracht. Eine ganze Reihe von Tabellen und Plänen versinnlichen in deutlichster Weise die Anordnungen unter den verschiedenen Verhältnissen. Jedenfalls hat der Verfasser, dem eine große praktische Erfahrung zur Seite steht, hier eine Anleitung zum Bau und Betrieb von Elektrizitätswerken gegeben, die namentlich jüngeren Elektrotechnikern in hohem Maß willkommen sein wird. Kr.