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139 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 10. 1896/97. ohne eine solche würde manches versuchte Gespräch nicht geführt werden können. Weiter möchten wir der Reichspostverwaltung nahe legen, bald die nötigen Schritte für eine direkte Leitung Frankfurt- Paris zu thun. - - f|Und nun noch ein Punkt. Man wird wohl allgemein der Ansicht sein, daß sich in allen den Orten, die mit Frankfurt telephonisch verbunden sind, ebenso wie hier auch öffentliche Fernsprechstellen befinden. Dies ist aber durchaus nicht der Fall, in einer großen Zahl, nämlich in 35 von den im Ganzen 119, findet sieh keine Vaihingen, Weinheim, Wendelstein, Worms, Zehlendorf, Zuffenhausen. Dieser Mangel ist bedauerlich. Die großen Vorteile des Telephons sollten allen Menschen zu Gute kommen und es sollte in jedem Orte, sobald er zum Telephonverkehr zugelassen ist, auch eine öffentliche Sprechstelle eingerichtet werden. Mancher Einwohner wird hie und da in die Lage kommen, sich des Telephons zu bedienen, ohne daß er nötig hätte, sich einen eigenen Apparat anzusehaffen, mancher Reisende möchte gern Nachrichten nach Hause geben — es geht nicht, da eine öffentliche Stelle fehlt und die Benutzung der Apparate öffentliche Stelle und es handelt sich da nicht etwa nur um kleine Orte sondern auch um größere Städte, Industriestädte, Badeorte und um die hessische Residenz. Hier das Verzeichnis der Orte, die keine öffentliche Fernsprechstelle haben: Bingen, Bruchsal, Cassel, Colmar, Cronberg, Darmstadt, Durlach, Ehrenfeld, Ettlingen, Friedberg, Friedenau, Gebweiler, Gießen, Hanau, Kastei, Kehl, Kreuznach, Ludwigsfelde, Marburg, Markirch, Mülhausen, Nauheim, Nordhausen, Nowaines-Neuendorf, Oranienburg, Soden, Stralau, Thann, Tegel, Anderer nicht gestattet ist. Wenn aber die Verwaltung ein solches Verbot erläßt, so sollte sie auch für eine Jedermann zugängliche Sprechstelle sorgen. Der Postverwaltung gebührt gewiß Dank für ihre vielfachen Verbesserungen und Erweiterungen im Fernsprechverkehr, es ist aber, wie aus Vorstehendem ersichtlich, noch immer viel zu thun und wir hoffen, daß hier die nötigen Schritte bald gethan werden. (Frkf. Ztg.) Vom Bodensee. (Telephonie) Konstanz soll demnächst eine telephonische Verbindung mit Stuttgart erhalten. Dieser Tage wurde bereits auf dem Expeditionsbureau der Konstanzer Zeitung ein Sprechversuch mit der Hauptstadt Württembergs gemacht. — W.W. Acetylen ist nicht gefährlich, das ist das Ergebnis der Aus führungen, die Herr Prof. Dr. M. Freund in seinem letzten Vortrage über die vermeintlichen Gefahren der Acetylengasbeleuchtung im Physikalischen Verein machte. Acetylen ist in den Wettkampf zwischen Gas und Elektrizität eingetreten, seitdem seine Herstellung aus dem Calciumcarbid bekannt geworden ist. Wenn man auf Grund früherer Versuche annahm, daß es sehr stärk giftig sei, so ist das, wie neuere, von verschiedenen Forschern vorgenommene Untersuchungen zeigen, unrichtig. Es ist nicht einmal so giftig wie Leuchtgas. Auch was man über die Explosivität gesagt hat, aus Anlaß verschiedener Unglüeksfälle in der letzten Zeit, ist meist übertrieben. Acetylen explodiert nicht in der Hitze, sondern zersetzt sich in Kohle und Wasserstoff. Das sehr explosive Acetylenkupfer bildet sich nicht bei Berührung von Acetylen und Kupfer oder Messing, sondern nur wenn Acetylen in eine ammoniakalische Lösung von Kupferchlorür geleitet wird. Wenn es sich unter Umständen auch im Acetylen entzündet, so ist die Explosion doch rein lokaler Art und sie pflanzt sieh nicht fort. Ebensowenig löst Knallquecksilber eine Explosion aus. Wie Acetylen unter gewöhnlichem Drucke — nur bei einem Drucke von mehr als zwei Atmosphären wird es explosiv — nicht gefährlich ist, so ist auch das flüssige Acetylen ganz ungefährlich. Daß polizeiliche Vorschriften über die Auf bewahrung von Calciumcarbid und Acetylengas erlassen werden, kann so wenig beanstandet werden, wie bei anderen Stoffen, z. B. Ligroin; es ist jedoch falsch, das Acetlylen zu den Sprengstoffen zu zählen. Zu den Demonstrationen wurde ein Apparat der Berliner internationalen Gesellschaft für Beleuchtung, Vertreter H. Lindheimer u. Co. hier, verwendet. Dieser selbstthätige Apparat besteht aus einem Acetylenentwickler, Reservoir und Condensator. Die Ent wickelung des Acetylens geht selbstthätig unter Niederdruck gefahrlo s vor sich; sobald das nach der ersten Eintauchung entwickelte Acetylen verbraucht ist, senken sich die Glocken des Apparats, und das Carbid taucht wieder ein, die Glocken steigen wieder u. s. f. Dieser selbst thätige Vorgang wiederholt sich, bis die Carbidfüllung verbraucht ist. Geschichtliches über Elektrotherapie. Von Prof. W. Weiler in Eßlingen. Die „Frankfurter Zeitung“ schreibt in No. 29: „In hiesigen ärztlichen Kreisen erregt eine wissenschaftliche Entdeckung, deren Grundprinzip aus Amerika über die Schweiz zu uns gekommen, die jedoch erst hier in Frankfurt zu überraschenden Erkenntnissen geführt hat, das größte Interesse. Auf Grund von Informationen, die wir an verschiedenen Stellen eingezogen, sind wir heute in der Lage, Folgendes mitzuteilen : „Es handelt sich um nichts Geringeres als um den direkten Transport von Heilstoffen in den menschlichen Organismus mittels des elektrischen Stromes. An Versuchen, die das Gleiche bezwecken, hat es auch vorher nicht gefehlt, nur arbeiteten Munk, Gärtner, Edison, Kronfeld u. A. mit Induktionsströmen und ihre Resultate fanden bloß beschränkte therapeutische Anwendung.“ — „Den Ausgangspunkt bildet abermals der Wunsch, zunächst für Zahnoperationen ein verläßliches Anästhetikum (Betäubungsmittel) zu finden. Professor Morton in New-York ist der erste, der in einer kürzlich erschienenen Publikation über die elektrische Anwendung von Guajacol-Cocain berichtet u. s. w.“ Daß man aber schon viel früher, schon ums Jahr 1830 Versuche an gestellt hat, mit elektrischem Gleichstrom oder wie man damals sagte, mit Voltascher Elektrizität Heilstoffe in den menschlichen Körper einzuführen, geht aus Folgendem hervor. M. Becquerel schreibt in seiner „Populären Natur lehre mit besonderer Rücksicht auf die Chemie und verwandten Wissenschaften, erschienen 1845, im 3. Teil, im 9. Buch und 11. Kapitel dieses Buches mit der Ueberschrift: „Von der Anwendung der Elektrizität in der Heilkunde:“ „Man kann auch vermittelst der Elektrizität (daß von Gleichstrom die Rede ist ergiebt sich aus dem Vorhergehenden und Nachfolgenden) in das Innere des Körpers ein chemisches Agens schaffen, das die oder die Wirkung auf ein krankes Organ hervorzubringen imstande ist. Als Beispiele führen wir folgende