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ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. No. 8. 1896/97. 118 XIV. Jahrgang. dem Orte, wo das Gas zum Brennen gebracht werden soll und dem der Herstellung des elektrischen Stromes und seiner Leitung nach dem Punkte, wo die elektrische Beleuchtung stattfinden soll, nicht zu erkennen. Gas und Elektrizität sind gleicher Weise Erzeugnisse menschlicher Arbeitsthätigkeit. In beiderlei Produktionsfällen ist aber nicht die menschliche Arbeit, sondern ihr Produkt Gegenstand des die Möglichkeit der Lichterzeugung bezweckenden Vertrags.“ Es ist zu wünschen, daß sich der 4. Strafsenat des Reichs gerichts inskünftige nach nochmaliger Erwägung dieser Entscheidung des 4. Civilsenats anschheße, daß sich aber überhaupt die Strafsenate des Reichsgerichts mehr als bisher mit dem Geiste erfüllen, welcher in den Entscheidungen der Civilsenate überwiegend waltet. Quod deus bene vertat. Verbesserung der Roentgen-Strahlen Seit der Entdeckung dieser Strahlen ging- das Streben der Gelehrten dahin, sie so zu verbessern, um mit ihrer Hilfe außer dem Knochengerüst auch die anderen Teile im Innern des lebenden Menschen durch Photographie für das Auge sichtbar zu machen. Nunmehr ist auch dieses Problem gelöst, denn nach einer uns kürzlich zugegangenen Mit teilung des Patent- und technischen Bureaus von Richard Lliders in Görlitz ist es der Firma Siemens u. Halske endlich gelungen, die von ihr fabrizierten Roentgen- (Crookeschen) Röhren so zu verbessern, daß mittels derselben Roentgen- Strahlen erzeugt werden, welche bei einer Schlagweite von 15—20 cm gestatten, einen Menschen so zu durchleuchten, daß man Herz, Zwerchfell etc. auf den ge- ' wonnenen Photogrammen deutlich sieht. Trotz dieser ungeheuren Verbesserung- steilen sich die neuen Roentgen-Röhren infolge vereinfachter Fabrikation wesentlich billiger als die bisher erzeugten. —W. W. Neues von den Roentgen-Strahlen. In der Academie de Medeeine stellte Professor Pean ein vierjähriges Mädchen vor, das vor 7 Tagen mit Glück operiert worden war, nachdem es zehn Tage vorher ein Soustück (Kupfermünze in der ungefähren Größe einer Mark) verschluckt hatte. Die Aerzte glaubten erst, dieses sei in den Magen hinabgeglitten; doch wurde mit Hilfe der Roentgen- Strahlen festgestellt, daß es sich in der Speiseröhre eingeklemmt hatte. Die Stralilen-Photographie zeigte mit außerordentlicher Deutlichkeit, daß es sich in der Höhe des Schlüsselbeines befand. Man entschloß sich deshalb zum Speise- röhrensehnitt, den Professor Pean vornahm. — Ueber eine neue Vervollkommnung des Photographierens mit Roentgen-Strahlen berichtete Dr. Levy-Dorn in der Berliner Medizinischen Gesellschaft. Bisher gelang es nicht, von gewissen inneren Körperteilen, namentlich der Nierengegend, genaue Schattenbilder zu erhalten wegen der vielfach sich deckenden Schatten. Herr Levy-Dorn kam nun .auf den Gedanken, gerade so, wie man chirurgische Instrumente in unzugängliche Körperteile einführt, auf Pappe geklebte Stücke des fluoreszierenden Barium- platincyanürschirms einzuführen, den man sonst außen auf die Haut auflegt. Das j Experiment gelang- zur Zufriedenheit. Levin-Dorn machte den Versuch u a. an 1 -sich selbst, indem er einen derartig zugeschnittenen Schirm in Mund und Hals steckte. Das danach aufgenommene Bild zeigte nicht nur den Halswirbel deutlich, sondern auch noch einen Stab, der während des Photographierens hinter dem Genick hin- und herbewegt wurde. —W. W. Wirkung der Kathodenstrahlen. Ueber den Einfluß von Kathodenstrahlen auf die Haut schreibt Dr. Paul Fuchs in Charlottenburg der Deutschen med. Wochenschr.: „Mit der Prüfung der von verschiedenen Orten herstammenden Röhren zur Er“ .zeugung von X-Strahlen, sowie dabei sich anschließenden Untersuchungen be- j schäftigt, kann ich von einer durchgreifenden und merkwürdigen Strukturver- j Änderung der den X-Strahlen ausgesetzten Hautstellen berichten, welche insofern interessant ist, als die Reaktion der Strahlen erst nach längerer Zeit, dann aber in intensivster Weise sich bemerkbar machte. Der zu den Versuchen benutzte Induktionsstrom betrug, dem Funken nach gemessen, 16 cm Länge; in der primären Leitung war eine Intensität von 20 Ampere und eine Spannung von j 12 Volt vorhanden. Vermittelst dieser Versuchsbedingungen wurde in dem be treffenden Rohre sehr viele X-Strahlen frei. Als Versuchsobjekt diente die linke Hand, deren Haut gegen gewisse z. B. chemische Reaktionen sich ziemlich indifferent verhält und im normalen Zustande war. Die Innenfläche der Hand war dem Fluoreszenzschirm zugewandt. Nach einer in Intervallen stattfindenden Bestrahlung von etwa einer Stunde wurde ein stechender Schmerz, namentlich in den Fingerg-elenken, bemerkbar, der späterhin unerträglich wurde, so daß das Versuchsobjekt aus dem Strahlenfelde genommen werden mußte. Folgende Ver änderungen waren nun bemerkbar: 1) Die Haut war, namentlich an den der Kathode direkt gegenüber befindlichen Stellen ganz braun gefärbt. 2) Die Hand war stark geschwollen und in der Haut große Falten, namentlich bei den Gelenken des ersten und zweiten Fingerknochens, in deren Nähe auch ein bläulicher Farbenton zu bemerken war. 3) wurde die Haut z. B. zwischen zwei Fingern gefaßt und gespreizt, so sprang dieselbe mit Leichtigkeit auf; der -Querschnitt der abgesprengten Haut war beträchtlich. 4) Eine nähere Unter suchung mit der Lupe ergab, daß die gesamte, von den Strahlen getroffene Hautfläche mit feinen Rissen versehen ist; überhaupt hatte das Aussehen viel Verwandtes mit dem eines erfrorenen Gliedes. 5) Nach Verlauf einer Viertelstunde wurden an diesen Stellen Blasen, und zwar einige von recht be trächtlichen Dimensionen, sichtbar; das eingeschlossene Sekret wird voraus sichtlich analog dem durch Verbrennungen etc. hervorgebrachten zusammenge setzt sein. Aus alledem ist ersichtlich, wie intensiv die Reaktion auf die be strahlten Körperteile ist; allerdings war die Zeitdauer der Einwirkung eine große und die Menge der X-Strahlen außerordentlich. Sollte sich nicht durch Einschaltung irgend eines Mittels dieser bei normalen Verhältnissen verderbliche Einfluß ohne Beeinträchtigung der Güte des erzeugten Bildes etc. vermeiden lassen. — W. W. Regenerierte galvanische Elemente. Von W. Weiler. Die Gaßnerschen Trocken-Elemente werden, wie alle sogen. Trocken-Elementc, nach dem Verzehren der Salmiaklösung stromlos. Sie arbeiten wieder eine zeitlang, wenn man die Paraffindecke entfernt und den Gips wieder Salmiaklösung einsaugen läßt. Besser aber nimmt man sie auseinander, indem man heißes Wasser einfüllt und mit dem Stichel allmählich die harte Gipsmasse herausarbeitet; sodann reinigt man den Kohlenzylinder außen und den Zinkzylinder innen mit einem rauhen Sandstein, umbindet die Kohle an zwei Stellen mit dicker Schnur oder Gummirohr und füllt mit Salmiak- lösung auf, nachdem man ein Stück Glas auf den Zinkboden gelegt hat. Kräftiger wird das Element, wenn man in die hohle Kohle feine Löcher bohrt, die Höhlung mit einem Gemenge von Braunstein- und Kokskörnern ausfüllt und mit einem Kork verschließt. Die Kohlenzylinder sind porös, man kann daher eine Art Füller-Element herstellen; man füllt sie mit Kristallen von doppelt ehromsaurem Kali auf und schließt mit Kork und Harz; demWasscr setzt man l /.„ bis */ a o Schwefelsäure zu. Ferner kann man den Kohlenzylinder, wenn er gleichmäßig porös ist, mit Asbest- oder Bimssteinpulver füllen, dieses mit Chromsäure sättigen und wieder wohl verschließen; ins Glasgefäß gießt man nur Wasser, weil freie Säure diffundiert. In beiden letzteren Fällen wird Zink auch bei offenem Element verzehrt, es ist aber wirksamer als mit Salmiaklösung. Der Widerstand des Elementes wird etwas vermindert, wenn man auf 100 Teile Salmiak, 25 Teile Kochsalz und 25 Teile Chlor zink zusetzt. Elmsfeuer. Ueber ein merkwürdiges Elmsfeuer, das vom Gutsbesitzer T ö p 1 e r in Jahnsdorf bei Spiller beobachtet wurde, macht Prof. Dr. R e im a n n in der „Meteorolog. Ztseh.“ Mitteilung: „Eines Tages, anfangs März,“ so erzählt Töpfer, hatte sich ein Pferd überfressen. Um es zu bewegen, ritt ich noch abends in der achten Stunde den Gutsweg entlang. Es war bedeckter Himmel und so finster, daß ich den Weg nur mit Mühe sehen konnte. Als ich etwa 600 m weit geritten und auf eine Anhöhe gelangt war, wurde die Umgebung des Kopfes des Pferdes hell, und seine Ohrenspitzen fingen an zu flimmern, sodaß das Pferd stutzte und unsicher im Gange wurde. Ich beugte mich vorn über und strich mit der Hand über die Ohren, welche jedoch im nächsten Augenblick wieder aufflimmerten. Auch die Zipfel meines Pelzkragens begannen zu leuchten. Ich ritt noch ungefähr 400 m weiter, während das Leuchten immer stärker wurde. Das Pferd war immer unsicherer geworden, ging schließlich vom Wege und setzte auf das freie Feld über, sodaß ich abspringen mußte und das Tier am Zügel nahm. Nun sah ich, daß das ganze Tier Elektrizität aus strahlte ; denn jedes vorstehende Haar flimmerte, die Ohren, die Augenbrauen, die Haare und die Nase, die langen Haare an der Brust, kurz jedes Haar, welches nicht glatt anlag Auch mein Pelz leuchtete an verschiedenen Stellen. Das Licht, welches das Pferd verbreitete, war so stark, daß ich auf dem Wege meinen Schatten wahrnehmen konnte. Da ich den Ausbruch eines Gewitters fürchtete, trat ich den Rückweg an und hatte die Stelle, w'O das Leuchten begonnen, w-ieder erreicht, als ein Regenschauer, vermischt mit Schnee, losbrach und die Erscheinung verschwand. Sie hatte 10 Minuten gedauert. — W. W. Fluoroskop. Nach den neuesten Berichten aus Amerika, die der „Nature“ zugegangen sind, hat Th. Alva Edison nunmehr sein neuestes wunder bares Fluoroskop fertiggest eilt, eine Art Stereoskopapparat, der, unmittelbar vor das Auge gehalten, ohne jede weitere Verwendung der etwas umständlichen Photographie und sonstiger komplizierten Manipulationen sofort gestattet, durch den ganzen menschlichen Körper hindurch wie in einem offenen Buche zu lesen. Es genügt hierzu, einfach zwischen das Auge und Objekt, dessen Inneres man studieren will, das neue Instrument so zu placieren, daß letzteres sämtliche fremden Lichtstrahlen von der Netzhaut abhält. Die ausgezeichnete, geradezu ans Wunderbare grenzende Wirksamkeit seines Fluoroskops erhielt Edison durch die Verwendung einer neuen sehr empfindlichen fluoroscierenden Substanz, dem kristallisierten wolframsauren Kalk, dessen geeignete Substitution in dem neuen Apparate es sogar erlauben soll, das ganze menschliche Skelett im lebenden Körper mit einemmal zu überblicken. — W, W, Trockenelement von Renault. Dieses Element besteht aus einem Gefäße von Retortengrapbit, auf dessen Boden sich ein Ge menge von Chromsäure und galertartiger Kieselsäure befindet, welch’ letztere die bemerkenswerte Eigenschaft hat, das sechzigfache ihres Volumens Wasser aufnehmen zu können. Diese Mischung bildet den •wirksamen Teil des Elementes; sie ist mit einer porösen Porzellan platte bedeckt, welche eine hohle Zinkspirale trägt, die mit Kiesel säure allein gefüllt ist. Die Chromsäure wirkt auf das Zink, indem sie die poröse Platte durchdringt und erzeugt so den Strom. Dieses Element hat durch das Kohlengefäß und die Zinkspirale eine große wirksame Oberfläche und bietet möglichst wenig Widerstand. Elektrische Strassenbahn in Karlsruhe. Es soll unterirdische Zuleitung ohne Akkumulatorenbetrieb für die Hauptlinie innerhalb der Stadt, und oberirdische Führung zwischen Karlsruhe und Mühl bürg einerseits, sowie zwischen Karlsruhe und Duriach andererseits angewendet werden. Die früher schon bestandene, aber später wegen mangelnden Verkehrs mit Zustimmung der Stadt seit Jahren einge stellte Linie vom Marktplatz nach dem Bahnhof würde wieder er öffnet, außerdem eine Linie einer Verbindung im Westen der Stadt hinzuge fügt. Eine vollständige Fährverbindung zwischen der Hauptstadt und dem immer mehr anwachsenden Bahnhofsstadtteil kann erst nach erfolgter H öherlegung des Bahnhofs vollständig durchgeführt werden. Ein Vertragsentwurf ist bereits zwischen dem Stadtrat und der Bahn- gesellsehaft gewechselt. Vom Bodensee. Die Bregenzer Aach soll nun auch zur Ge winnung von Kraft für ein in Hard zu erbauendes Elektrizitätswerk nutzbar gemacht werden. Die Aktiengesellschaft Helios in Köln will