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66 XI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 7. 1893/94. digungeu sofort wahrgenommen, so ist die Postverwaltung in der Wiederher stellung des Schadens sehr kulant. Der Hausbesitzer kann doch aber nicht, so oft ein Beamter kommt auf das Dach klettern lassen, um alles zu untersuchen. Ueberdies werden die Telephonarbeiter, selbst wenn sie auf dem Dache etwas beschädigt haben, darüber kaum etwas mitteilen, sondern den Schaden so ober flächlich ausbessern, daß es im Augenblick nicht bemerkt wird. Den Dach deckern dagegen sind solche Telephonarbeiten auf den Dächern nur angenehm, denn erstens werden sie infolge der vermehrten Reparaturen oft in Anspruch genommen und zweitens haben sie Gelegenheit, die auf ihnen ruhende Verant wortlichkeit, auch wo es ungerechtfertigt ist, den Telephonarbeitern zuzu schreiben. Je mehr das Telephonnetz an Ausdehnung gewinnt, um so größere Mißstände werden an den Tag treten, und wir sind davon überzeugt, daß jeder Hausbesitzer es mit Freuden bemerken wird, sobald Telephonarbeiter auf seinem Dache nichts mehr zu thun haben. Berliner Elektrizitätswerke. Nach dem Geschäftsbericht für 1892|93, dessen Ergebnisse wir noch näher mitteilen, habenneben der technischen Vervollkommnung der Anlagen Preisrückgänge der Betriebsmaterialien die Produktionskosten des Stromes verringert. Dieselben stellten sich um 15,6 pCt. pro indizirte Pferde stärke niedriger als im Vorjahre. Um noch ökonomischeren Betrieb zu erzielen, wurde in der Zentrale Mauerstraße an Stelle dreier Dampf- und Dynamomaschinen von je 250 Pferdestärken eine Dampf-Dynamo von 1200 H. P. aufgestellt. Vor Jahresschluß wurde mit der Ausführung des Projekts zur Beleuchtung des Tiergarten-Viertels begonnen. Eine Unterstation mit Akkumulatorenbetrieb wurde errichtet, in welcher tagsüber elektrische Energie aus den Zentralen auf gespeichert. wird, welche Abends mit direkt erzeugten Strömen zugleich den Verbrauchsstellen zufließt. Zur Unterbringung der Akkumulatoren wurde auf dem Grundstücke in der Königin Augustastraße 36, das die Gesellschaft für Mk. 234,150 ankaufte, ein Hochbau errichtet. Bereits am 28. August konnte die Stromlieferung beginnen; bisher sind mehr als 11,000 Normallampen angemeldet, deren Inbetriebsetzung teilweise schon erfolgt ist. Die Gesamtkosten der Anlage betragen Mk. 1,350,000, wovon etwa die Hälfte in der vorliegenden Bilanz zum Ausdrucke kommt. Das Grundstückekonto hat sich durch den erwähnten Ankauf von Mk. 5.93 Mill. auf Mk. 6.16 Mill. erhöht; das Kabelnetz steht mit Mk. 6.83 Mill. (1891/92 Mk. 6.81 Mill.) zu Buch, während die Maschinen anlage sich von Mk. 4.36 Mill. auf Mk. 3.82 Mill. ermäßigt hat. An die Stadt Berlin wurden im verflossenen Jahre als Abgaben aus dem Bruttoerträge Mk. 337,111, und als vertragsmäßiger Gewinnanteil Mk. 91,670, zusammen Mk. 428,781 abgeführt. Das Hypothekenkonto hat sich um Mk. 170,000 erhöht und beträgt jetzt Mk. 1.03 Mill. Im laufenden Jahre hinzugekommene Anmeldungen, sowie die aus den drei ersten Monaten vorliegenden Betriebsergebnisse, welche eine Zunahme gegen die entsprechenden Monate des Vorjahres aufweisen, berechtigen, wie die Verwaltung äußert,zu der Erwartung einer weiteren gedeih lichen Entwicklung des Unternehmens. Ende September waren im Betrieb ungefähr 96,000 Ampere, während die Kapazität der Stationen bei den neu getroffenen Einrichtungen sich auf 130,000 Ampere beläuft. Ein neues elektrisches Schweissverfahren. Unter den elektrischen Schweißverfahren haben diejenigen von El. Thom son und Benardos eine beschränkte Einführung in die Praxis erhalten. Das erstere wird in Amerika, das letztere in Rußland benutzt; indessen haben beide Prozesse keine ausgedehnte Verbreitung gefunden, und über die Brauchbarkeit ist so wenig in die Oeffentlichkeit gedrungen, daß die Erfolge keine bedeutenden zu sein scheinen. Bei dem Verfahren von Thomson werden Ströme von sehr hoher Strom stärke benutzt, um die betreffenden Hitzegrade zu erhalten. Diese Ströme von Tausenden von Ampere erzeugt Thomson durch Wechselstrommaschinen und Umsetzung in Transformatoren. Um Verluste möglichst zu vermeiden, müssen die Leitungen sehr stark gewählt werden. In Folge dessen wird die Anlage teuer. Benardos benutzt zur Erhitzung den elektrischen Lichtbogen, welcher zwischen den betreffenden Metallstücken als einem Pol und einem Kohlenstab als anderem Pol erzeugt wird. Durch die sehr hohe und kaum regulierbare Temperatur tritt ein teilweises Verbrennen ein, so daß eine so hergestellte Schweißkraft sehr mangelhaft ist. Beide Verfahren haben wegen der Theuerheit und Unvollkommenheit nur beschränkte Anwendung gefunden. Neuerdings ist ein Verfahren von den Herren Lagrange und Hoho in Brüssel angewendet worden, welches eine größere Zukunft zu haben scheint. Die in einem Leiter der Elektrizität in der Zeiteinheit erzeugte Wärme menge ist nach dem Jouleschen Gesetze durch die Gleichung gegeben W = J 2 w, wenn J der durch den Widerstand w fließende Strom ist. Die Wärmemenge ist also direkt proportional dem Quadrate der Stromstärke und dem Widerstande. Um eine hohe Temperatur zu erzielen, ist entweder J sehr groß zu wählen, dann muß w klein sein, oder w ist sehr groß zu wählen, dann wird J klein sein, falls wir in beiden Fällen an der Erzeugungsstelle dieselbe Spannung aufwenden. Während nun die früheren Verfahren mit hohen Stromstärken arbeiteten, beruht das neue Verfahren auf der Anwendung eines hohen Widerstandes und kleiner Stromstärke. Denken wir uns eine elektrolytische Zelle, bestehend aus einem, mit ange säuertem Wasser gefüllten Glase, in welchem zwei Elektroden aus Platinblech stehen. Die Platte, an welcher der Strom eintritt, bezeichnet man als Anode, die Aus trittsstelle als Kathode. An jener wird Sauerstoff, an dieser der Wasserstoff bei der Zersetzung des Wassers entwickelt. Leiten wir durch diese Zelle einen Strom, so bemerken wir zunächst an den beiden Elektroden keine Aenderung. Erst wenn die Spannung zwischen den Blechen 1 • 5’ V übersteigt, sehen wir Glasbläschen an den Elektroden auftreten. Es ist also eine gewisse Spannung nötig um überhaupt die Zerlegung des Wassers einznleiten. Wird die Spannung erhöht, so wird die Gasentwickelung eine stetig heftigere, die Plattenoberflächen sind dicht mit Gasbläschen bedeckt, welche der Flüssigkeit ein milchiges Aussehen geben. Aendert man den Versuch insoweit ab, daß man als Kathode statt des Platinbleches einen Platindraht von etwa 0.5 mm Durchmesser 5—10 tief in die leitende Flüssigkeit eintaucht, so wird sich der an der Anode eintretende Strom auf der Platte ausbreiten, den Flüssigkeitswiderstand überwinden, sich an dem Platindraht als Kathode sehr stark verdichten und austreten. Führt man den Versuch in derselben Weise durch wie zuvor, so ist anfangs keine Gas entwickelung bemerkbar; bei genügender Spannung tritt dieselbe auf und steigert sich mit der Spannung. Immer heftiger wird die Gasentwickelung immer dichter wird der Platindraht von Wasserstoffblasen umhüllt und schließlich ist der Prozeß ein so heftiger, daß keine Flüssigkeit mehr an den Platindraht heran treten kann, da er sich in einer Wasserstoffhülle befindet. Id diesem Moment bemerken wir ein starkes Abfallen des bisherigen Stromes ; denn der Wider stand der Gashülle ist ein außerordentlich hoher für den Durchgang des Stromes. Wir haben in dem Produkt J,w einen kleinen Werth für J, aber einen sehr hohen Wert für w. Die Folge davon ist, daß die Wärmeentwickelung' in der Gashülle beim Stromdurchgang eine sehr hohe wird. Deshalb tritt ein Glühen des Platindrahtes in der Flüssigkeit auf, sobald sich die vollkommene Gashülle gebildet hat. Die Wasserstoffschicht nimmt die Temperatur von mehreren Tausend Graden an und bringt bei einer Spannung von etwas über 100 V den Draht unter Wasser nicht allein zum Glühen, sondern auch zum Abschmelzen. Wissentlich ist dieser Versuch schon vor einigen Jahren ausgeführt worden, indessen haben die Herren Lagrange und Hoho das große Verdienst, denselben practisch verwertbar gemacht zu haben. Nehmen wir z. B. eine größere Wanne und hängen auf die eine Seite ein Metallblech (z. B. Blei) von einigen Quadratdecimetern Oberfläche als Anode, füllen die Wanne mit einer leitenden Flüssigkeit (z. B. Potaschelösung), verbinden den anderen Pol einer Stromquelle mittelst einer Zange mit einem Stück Rund eisen von 3—10 mm Durchmesser und tauchen diesen 10 mm tief in die Lösung ein, so gelingt der Versuch bei einer Anwendung von 110 V vollkommen und man kann das Eisen mit Leichtigkeit zum Abtropfen bringen. Will man stärkere Eisenstücke bis zur Schweißglut bringen, muß man entsprechend hohe Spannun gen anwenden und darauf achten, daß die Stromdichte an der Cathode so gi oß ist, daß eine vollkommene Hülle von Wasserstoff sich um das Metall lagert. Die auftretenden Ströme haben die Stärke von wenigen Ampere. Der große Vorteil dieses neuen Verfahrens gegenüber dem bisherigen beruht auf der sehr vollständigen Wärmekonzentration an der Stelle, wo die Wärme nutzbar gemacht werden soll. Zwar wird die glühende Wassevstoffschieht auch Wärme an das Bad abgeben; indessen ist diese Erwärmung wegen der schlechten Wärmeleitungsfähigkeit gegenüber derjenigen des Metalles äußerst gering. Nimmt man statt des Eisenstabes ein Stück Kohle, wie sie in den Bogenlampen verwendet wird, so kommt auch diese zu heller Weißglut und brennt spitz zu. Hiermit ist die Temperaturerzeugung von etwa 4000° bewiesen. Zur Herstellung von Nieten hat dieses neue Verfahren sicherlich eine große Zukunft, und nach den Behauptungen der Erfinder soll die Ersparnis gegenüber der Herstellung im Schmiedefeuer 60pCt. betragen. Es ist gelungen, Metalle zusammenzuschweißen, die man bisher nicht mit einander vereinigen konnte. Einen ganz besonderen Vorteil bietet dabei der Wasserstoff, welcher jederzeit die Oberfläche rein erhält. Schließlich läßt sich durch Regulierung der Spannung die Wärmeentwickelung sehr genau einstellen, wodurch ein weiterer Vorteil gegenüber den früheren Verfahren gegeben ist. Auch zum Härten ist der Prozeß anwendbar und zwar lassen sich mit Leichtigkeit ganz bestimmte Stellen einer Oberfläche härten. Es ist nur nötig, gewisse Stellen mit einem nicht leitenden Stoffe wie Lehm, Thon u. s. f. zu überziehen, sodaß der Strom nur an den frei gelassenen Stellen Zutritt findet. Auch braucht das betreffende Stück bis zur Vollendung der Luft nicht weiter ausgesetzt zu werden, da ein Oeffnen des Stromkreises an irgend einer Stelle genügt, um das Versuchsstiick in dem Bade als Härteflüssigkeit zu lassen. Ob das neue Verfahren auch für metallurgische Zwecke anwendbar ist, bleibt noch abzuwarten. Jedenfalls bietet dasselbe durch die Schnelligkeit, durch die Einfachheit der Regulierung und die Sauberkeit große Vorteile und Er- eichteruugen vor den bisher üblichen Prozessen. Dr. Th. Wedding. (Allg. Berg- u. Hütten-Anzeiger.) Elektrische Lokomotiven-Beleuchtung. Wie man der „B. N. Z.“ schreibt, hat die Gesellschaft des Jura Neuchatellois eine Neuerung eingeführt: sie stattet die Lokomotiven mit elek trischem Licht e aus. Probeweise ist eine Maschine mit dem erforderlichen Einrichtungen versehen worden; die drei Laternen an der Front der Maschine enthalten Bogenlampen, die mit ihren Strahlen das Geleise über 200 m weit erleuchten. Besonders bei den Fahrten durch die Tunnels ist die Neuerung von großem Werte. Bei der am 28. Oktober 1883 stattgehabten Probefahrt von Wien nach Rekawinkel und zurück war nur eine elektrische Lampe (von Sedlaczek) an der Zugmaschine angebracht und funktionirte diese vom Lokomotivführer gehandhabte und beaufsichtigte Lampe in vorzüglichster Weise. Eine Vorrichtung zur Kontrole der Arbeiter. Von Robert Habes in Aachen. Vorrichtungen zur Kontrole der Arbeiter sind in allen Fabriken und größeren Werkstätten sehr wünschenswerte Einrichtungen. Herr Robert Habes hat sich eine solche patentieren lassen — D. R. P. No. 67183 —- welche, selbst weitgehenden Ansprüchen genügt. In beliebig festgesetzten Zeiten werfen die Arbeiter ihre Kontrolmarken durch eine Oeffnung in einen Sammelkasten. Zunächst gelangen die Marken in einen kleinen Wagen, der auf geneigter Bahn sich abwärts bewegt, aber durch eine elektrische Vorrichtung, mit der eine Uhr in Verbindung steht, in seiner Bewegung auf-