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1893/94.- XI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 6. bleibe nicht unerwähnt, daß mit diesem Unternehmen — gleichwie in den dreißiger Jahren mit dem Bau der Leipzig-Dresdener Eisenbahn — Sachsen den anderen deutschen Staaten mustergiltig und rühmlichst vorangeht. Möge die Zukunft dieses neuen und hoffnungsreichen Unternehmens von gleichem Segen wie jenes begleitet sein — woran nach Lage der Sache nicht mehr zu zweifeln ist. Elektrische Waggonbeleuchtung. Die General-Inspektion der österreichischen Ei senbahnen hat am 3. Dez. an die Verwaltungen der nicht im Staatsbetriebe stehenden Eisenbahnen folgenden Erlaß betreffend die Einführung von Probezügen mit elektrischer Waggonbeleuchtung gerichtet: „In den letzten Jahren sind auf ausländischen Bahnen wiederholt Fälle vorgekommen, in welchen bei Entgleisungen und Zusammenstößen Personen führender Züge Explosionen, be ziehungsweise Entzündungen des zur Coupebeleuchtung mitgeführten Gases statt fanden und hierdurch die Folgen solcher Unfälle einen höchst bedauerlichen Um. fang erreichten. Die jüngst in L i m i t o nächst Mailand stattgehabte Eisenbahn- j Katastrophe, bei welcher gleichfalls als Folge eines solchen Vorkommnisses eine j große Anzahl Reisender den Tod in den Flammen fand, weist neuerlich auf die unleugbare Vorzüge hin, welche mit der elektrischen Beleuchtung der Personen wagen gegenüber der Gasbeleuchtung in derlei Unglücksfällen beim Eisenbahn betriebe verbunden sind. Daß eine umfassendere Anwendung der Elektrizität zu dem gedachten Zwecke noch nicht piatzgreifen konnte, dürfte wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen sein, daß diesbezügliche Versuche bisher nur ganz ver einzelt vorgenommen wurden. Angesichts der mit einer möglichst baldigen und allgemeinen Einführung der elektrischen Wagenbeleuchtung verbundenen Er höhung der persönlichen Sicherheit des reisenden Publikums so wie auch im Hinblicke auf die demselben durch diese Einrichtung gebotene Annehmlichkeit wird die geehrte Verwaltung dringendst eingeladen, einschlägige Versuche durch Einführung der elektrischen Beleuchtung von Probezügen ehestens vorzunehmen, und sieht die General-Inspektion einer Berichterstattung hierüber mit großem Interesse entgegen.“ Die Telephonlinie Berlin Elbing-Königsberg beträgt 760 Kilometer und ist somit die längste derartige direkte Verbindung. Beim Betriebe ergab sich, daß für solche Entfernungen der Bronzedraht von 3 Millimeter Stärke wegen des immerhin hohen elektrischen Gesamtwiderstandes der Leitung keine unter allen Umstände ausreichende und sichere Verständigung gewährleistete; zur Erzielung einer guten Sprechfähigkeit wurde deshalb die Doppelleitung nach Königsberg aus 4,5 . Millimeter, die beiden Doppelleitungen nach Frankfurt, sowie nach Köln aus 4 Millimeter starkem Bronzedraht hergestellt. Beide neue Drahtsorten sind aus dem gleichen Material wie die bisher verwendeten Bronzedrähte von 2 und 3 Millimeter Durchmesser. Nachdem die Fernsprechverbindung Berlin- Kö'nigsberg bis Elbing in Betrieb ist, wird der Verkehr mittels des Fernsprech netzes durch die im Bau begriffenen Verbindungen Berlin-Köln und Berlin- Frankfurt demnächst eine weitere wesentliche Ausdehnung gewinnen. Die Ver bindung Berlin-Köln geht bereits ihrer Vollendung entgegen; die Eröffnung steht demnächst bevor. Die Anlage Berlin Köln gewinnt für technische Kreise in sofern an Interesse, als hierbei auch für die Unterwasserführung ein sogenannter Luftraumkabel mit Papierisolierung angewendet wird, ein Versuch, welcher anderwärts noch nicht gemacht worden ist. Das in den Strom zu versenkende Kabelstück von ungefähr 225 Meter Länge enthält drei Doppelleitungen. J ede von ihnen besteht aus einem verzinnten und einem unverzinnten Kupferdraht von 3,8 Millimeter Durchmesser, welche mit einem Papierstreifen verseilt und mit einem Papierband umwickelt sind. Der sechsadrige Leitungsstrang ist mit im prägniertem Baumwollenband bewickelt und demnächst mit zwei Bleimänteln umpreßt. Unter dem äußeren Bleimantel, von letzterem durch eine asphaltierte und mit Kompound überzogene Papiersckicht getrennt, liegt die Bewehrung, welche aus zwei Lagen eiserner, sogen. Profildrähte besteht. Die innere Lage enthält 26, die äußere 31 solcher Profildrähte. Zum Schutze gegen Beschädigung ist das Kabel mit eisernen Muffen umgeben und in den Grund des Stromes ein gebaggert. Der Phonopore-Telegraph ist seit verschiedenen Jahren auf den Telegraphenlinien der größten Eisenbahnen in England und auf einigen im Auslande im Betriebe. Wenn der gewöhnliche Telegraph und der Phonopore-Telegraph auf derselben Linie eingeschaltet sind, so arbeiten sie unabhängig von einander, als wenn sie auf ver schiedenen Drähten eingestellt wären. Es hat sich aber unlängst noch ein anderer Vorteil herausgestellt. Die Drähte auf vier verschiedenen Linien waren gebrochen, sodaß der gewöhnliche Telegraph nicht arbeiten konnte; die Ströme des Phonopore aber sprangen über die Oeffnung, unterhielten die Verbindung, und die Depeschen wurden so durch den Phonopore- Telegraphen allein übermittelt. Schiffssignale mittels elektrischen Lichtes. Der Admiral Grubbe machte vor kurzem interessante Mitteilungen über die Uebertragung von Lichtsignalen auf große Entfernungen. Mittels einer Bogenlampe von 100,000 Kerzenstärken wurde nach einem Berichte des Berliner Patent-Bureau Gerson & Sachse der Lichtstrahl in denjenigen Unterbrechungen, welche die Signalsprache vorschreibt, auf Wolken geworfen. Auf diese Weise konnte ein Schiff, welches sich 90 Kilometer von dem Admiralschiffe entfernt befand, Signale empfangen. Neues galvanisches Trockenelement. Von H. Nehmer in London. In diesem Elemente besteht die negative Elektrode aus einer mit Kohle überzogenen Metallplatte, die von einer Depolarisations masse — Kohle und Braunstein — umgeben ist. Die positive — Zink- — Elektrode ist von der ersteren durch ein Kissen, bestehend aus Gelatine, Gyps, Wasser und Salmiak, getrennt. Das Element wird in folgender Weise angefertigt: Eine Metallplatte, vorzugsweise Eisen, wird mit einem Lack, in welchem fein pulverisierte Kohle enthalten ist, dick bestrichen und dann in einem Ofen getrocknet, sodaß die Fläche der Metallplatten in eine nicht oxydierbare, aber dennoch leitende verwandelt wird. Diese Fläche wird von einer circa 5 mm starken, erwärmten Masse, bestehend aus Kohle, Braun stein, Gelatine und Wasser, ganz öder teilweise umformt. Nach Er kaltung dieser Depolarisationsmasse wird ein circa 5 mm starkes Kissen einer Mischung von Gelatine, Gyps, Wasser und Salmiak da gegen gelegt; an dieses Kissen wird dann ein amalgamiertes Zink gedrückt. Das Ganze wird mit Papier umgeben, fest mit Bindfaden zusammengeschnürt und in eine Isoliermasse getaucht. Rechenschaftsbericht der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft vom 1. Juli 1892 bis 30. Juni 1893. Das Grundkapital beträgt 20 000 000 Mark, der verteilte Reingewinn 1650000 Mark. Die Dividende beläuft, sich auf 8 l / 4 °/ 0 . An Reserven und Rück stellungen wurden hierbei Mk. 5 529479,62 angesammelt und außerdem sind die bei Begründung emittierten Genußscheine, durch deren Beseitigung die Gesellschaft von einer drückenden Last befreit wurde, zurückerworben worden. Ferner sind für Abschreibungen auf Patente M. 587 374,82 „ Inventar „ 118401,71 „ Fabrikseinrichtungen der Fabrik Ackerstraße ...... „ 684084,26 „ „ „ „ Seklegelstraße „ 205.869,23 und Bauzinsen auf die Actien II. Emission im Jahre 1887 . . „ 210000,— M. 1805 730,02 aus den Erträgen verwendet worden. Am 1. Oktober, a. c. betrug der Personenstand in unseren sänmtlipben Betrieben 2898 Beamte und Arbeiter. Das Kapital der elektrotechnischen Unternehmungen, welche von der A. E.-G. ins Leben gerufen worden, an denen sie z. Zt. betheiligt ist und deren Verwaltung sie angehört beträgt gegen M. 75 000 000,—. Die Gesellschaft unterhält z. Zt. Zweigniederlassungen unter eigener Verwaltung in Breslau, Frankfurt a. M., Hannover, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Madrid; Vertretungen in Hamburg, Magdeburg, Rostock, Stuttgart, Budapest, Lodz, London, Lüttich, Paris, St. Petersburg, Warschau und Bukarest. Das Geschäftsjahr 1892/93 ist für das..Unternehmen kein ungünstiges gewesen. Der Absatz der Fabrikate ist, insbesondere auch im Auslau.de, gestie gen ; die Verwendung der Elektrizität als Betriebskraft hat weitere Fortschritte, namentlich im Transportwesen gemacht. Es sind bis jetzt 14 Straßenbahnen mit einer Länge von 150 km und 228,Motorwagen, teils im Bau, teils im Betrieb. Im Einzelnen ist Folgendes hierüber zu berichten : Stadtbahn Halle. Die bereits im vorigen Geschäftsbericht .erwähnte Erweiterung dieses Unternehmens, welche im verflossenen Geschäftsjahr zur Ausführung gelangte, bat sich für die VerkebrsentWickelung sehr günstig gestaltet.' Die Einnahmen für das Kalenderjahr sind von M. 198 000,— auf M. 319000,— gestiegen. Für das verflossene Geschäftsjahr hat die Stadtbahn Halle eine Dividende von 7 1 /, °/ 0 auf das investierte Kapital erbracht, obgleich die neuen Linien nur erst neun Monate und 10 Tage im Betriebe waren. Die in Halle noch bestehende ältere Straßenbahn hat sich zur Aufgabe des Pferde betriebes entschlossen und ist wegen Einführung des elektrischen Betriebes mit uns in Verbindung getreten. Elektrische Straßenbahn Breslau. Der für Rechnung der Ac.tien- Gesellschaft „Elektrische Straßenbahn Breslau“ von der A. E.-G. ausgeführte Bau ist beendet; die Bahn hat Mitte Juni ihren Betrieb eröffnet. Der Verkehr auf derselben entspricht den gehegten Erwartungen. Stadtbahn Kiew. Die Stadtbahn-Gesellschaft hat auf Grund der bei der ersten elektrisch betriebenen Strecke gemachten günstigen Erfahrungen die allgemeine Einführung des elektrischen Betriebes auf weiteren 7 km Bahnlänge beschlossen und uns die Lieferung der gesammten elektrischen Einrichtung, sowie eines Parkes von 22 Motorwagen übertragen. Die inzwischen eingetretenen deutsch-russischen Zollschwierigkeiten haben die A. E.-G. nicht genötigt, vom. Vertrage zurückzutreten. Essener Straßenbahn. Für Rechnung des Konsortiums Herrn. Back stein und Darmstädter Bank hat die A. E.-G. den gesamten maschinellen und elektrischen Teil auszuführen. Der Bau der beiden Hauptlinien ist beendet, die Linien sind am 23. August in Betrieb gegeben. Zwei Erweiterungslinien befinden sich zur Zeit im Bau. Straßenbahn Chemnitz. Der Bau der elektrischen Einrichtungen, für sämtliche Linien geht seiner Vollendung entgegen, die Inbetriebsetzung steht Ende des Jahres zu erwarten. Dortmunder Straßenbahn. Der elektrische Betrieb wird ein gerichtet auf den bisher mit Pferden betriebenen Linien und auf der Außenstrecke bis Fredenbaum und Kronenburg. Im Frühjahr 1894 wird die neue Betriebsweise eingeführt. Elektrische Straßenbahn Christiania. Die Aktieselskabet Kristiania elektrisk sporwei hat der A. E. G. die gesamte elektrische und maschinelle Einrichtung ihrer Bahn mit Einschluß des rollenden Materials über tragen. Die Lieferungen und Leistungen sind in wenigen Monaten beendet und der Betrieb wird im Laufe des Winters eröffnet werden. Straßenbahn Lübeck. Nach Einholung einer neuen Konzession für die Einrichtung des elektrischen Betriebes unter Erlangung einer Konzessions dauer von 30 Jahren hat die Lübecker Pferdebahngesellschaft ihr Unternehmen an die A. E. G. käuflich abgetreten. Die A. E. G. führt den gesamten Neubau