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53 XI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 6. 1893/94. Wir sind überzeugt, daß derselbe der Industrie wertvolle Dienste leisten | wird, welche sich rasch geltend machen werden. Zunächst berührt oder verletzt unser Bleistaub-Akkumulator kein bestehendes Patent. Die Inhaber des D.-R.-Patentes No. 19 026 von Faure, hatten unsere Vor gängerin auf Grund des früheren de Kbotinsky-Akkumulators, bei dem anfänglich die aktive Füllmasse beider Elektroden aus Bleioxyden hergestellt war, zuletzt nur die der positiven Elektrode aus Bleioxyden, die der negativen Elektrode ausschließlich aus unserem metallischen Bleistaub bestand, auf Verletzung des genannten Patentes verklagt. Die vom Landgericht zu Hanau ernannten Sachverständigen Herr Prof. Dr. W. Kohlrausch zu Hannover und Herr Chef-Redakteur Uppenborn zu Berlin, haben s. Zt. in unserer Fabrik Augenschein genommen von der Herstellung der de Khotinsky-Akkumulatoren letzterer Art. Vom Richter über das Verhältnis des Patentes Faure zu den hier her gestellten Elektroden befragt, äußerten sich die Sachverständigen dahin: die positiven Platten werden ebenso hergestellt, wie die positiven Platten des Systems Faure. — Während aber das Letztere beide Platten mit Bleisalzen be handele und eine Verwendung von Bleipulver überhaupt nicht vorsehe, sei die Herstellung der zweiten Art (negativen) Elektroden seitens der Beklagten mittels pulverisierten Bleies, eine von dem Faureschen Verfahren abweichende. Hierdurch ist festgestellt, daß das Fauresche Patent eine Verwendung von Bleipulver überhaupt nicht vorsieht, daß unsere frühere negative Elektrode, weil mittels pulverisierten Bleies hergestellt, nicht unter das Patent Faure fällt, daß selbstredend das Gleiche für unsere positive Elektrode gilt, nachdem wir nunmehr auch diese mittels pulverisierten Bleies herstellen, daß also unser neuer Bleistaub-Akkumulator das Patent Faure nicht berührt. Das Landgericht zu Hanau hat in dem erwähnten Prozeß wegen der früheren de Khotinsky-Akkumulatoren, wie folgt wörtlich erkannt: Die Beklagte ist nicht befugt ohne Erlaubnis der Klägerin gewerbmäßig Akkumulatoren herzustellen, in Verkehr zu bringen oder feilzuhalten, bei welchen sie vor der Anordnung der Platten (Elektroden) in die Elemente der Batterie eine metallische schwammige .Schicht, bestehend aus Blei im Zustande des Ueber- oxydes, Oxydes oder unlöslicher Salze, auf die Platten auftrüge; sie hat sich jener Handlungen bei Meidung einer Strafe von 1000 Mark — Eintausend Mark —■ für jeden Fall einer Zuwiderhandlung zu enthalten. Die Kosten des Rechtsstreites fallen der Beklagten zur Last. Dieses Urteil ist vorläufig vollstreckbar, wenn die Klägerin eine Sicherheit von 25,000 Mark — fünfundzwanzig Tausend Mark — hinterlegt haben wird. Dieses Urteil ist nach Ansicht unserer Rechtsbeistände höchst anfechtbar. Es ist daher Berufung dagegen eingelegt, trotzdem wir an der Berechtigung oder Nichtberechtigung unserer früheren de Khotinsky-Akkumulatoren kein ge schäftliches Interesse mehr haben. Herstellung, in Verkehr bringen oder Feilhalten von Akkumulatoren, bei welchen wir auf die Elektrodenträger pulverisiertes Blei auftragen, sind uns durch das Urteil nicht untersagt. Es kann für die Industrie gewiß nur hoch willkommen sein, einen Akku mulator auf dem Markte erscheinen zu sehen, dessen Berechtigung unbestreitbar ist. Unser Bleistaub-Akkumulator bietet außerdem noch sehr wesentliche Vor teile. Die Formierungsarbeit wird auf den zehnten Teil derjenigen reduziert, welche für Elektroden erforderlich ist, die ausschließlich mit Bleioxyden be deckt sind. Der Grund dafür liegt in der bedeutend größeren Leistungsfähigkeit unseres Bleistaubes, gegenüber derjenigen von Bleioxyden, außerdem bedarf nur unsere positive Elektrode der Formierung. Aus Bleioxyden hergestellt, erfordert gerade die negative Elektrode den Hauptaufwand an Stromarbeit beim Formieren. Unsere Batterien geben nach ihrer Aufstellung und normalen ersten Ladung sofort ihre volle Kapazität. Die Kapazität unseres Bleistaub-Akkumulators ist für das gleiche Volumen von Füllmasse viel größer, als die von Akkumulatoren, deren Füllmasse ausschließlich aus Bleioxyden besteht. — Trotzdem wir unserem Bleistaub beträchtliche Quantitäten von neutralen Körpern beimischen, ergeben Elektroden, mit dem gleichen Volumen dieses Gemenges gefüllt, welches also nur zum Teil aus aktivem Material besteht, dennoch eine größere Kapazität, als solche Elektroden, welche mit dem gleichem Volumen, ausschließlich aus Bieiverbindungen, also nur aus aktivem Material bestehend, bedeckt sind. Diese auffallende Erscheinung erklärt sich daraus, daß die hochgradige Porosität der Elektroden in unserem Bleistaub-Akkumulator den sich erzeugen den Gasen — Sauerstoff und Wasserstoff — in bedeutend höherem Maße den Zutritt ins Innere der aktiven Masse gestattet, als dies bei der ungleich dichteren Struktur von Elektroden, welche ausschließlich mit Bleioxyden bedeckt sind, der Fall sein kann. In unseren hochgradig porösen Elektroden können sich die Gase verdichten. Die chemische Wirkung von verdichteten Gasen ist aber weit kräftiger und rascher. — So darf angenommen werden, daß in unseren porösen Elektroden durch das bessere Eindringen und die stärkere Wirkung der Gase, die Oxydation und Reduktion der aktiven Masse viel vollständiger und rascher sich vollzieht, als in der viel dichteren aktiven Masse, welche aus schließlich aus Bleiverbindungen besteht, — und daß in den Ersteren alles aktive Material zur chemischen Arbeit herangezogen wird, während dies bei Letzteren nur mehr an der Oberfläche der Fall sein kann, wo zugleich durch den Widerstand, den die hier sich bildenden Sulfat-Schichten erzeugen, die Spannung viel früher auf die zulässige Tiefe sinkt, als es, durch die bei gemischten porösen neutralen Körper, im Bleistaub-Akkumulator der Fall sein kann. | Das Gewicht des Bleistaub-Akkumulators ist, bei der gleichen Kapazität, | viel geringer als dasjenige von Bleioxyd-Akkumulatoren. Der Herstellungspreis der Bleistaub-Akkumulatoren ist billiger, als derjenige von Bleioxyd-Akkumulatoren. Wir haben zur Begründung nur auf die vorerwähnten Ersparnisse zu verweisen, welche sich für Erstere aus der kürzeren Dauer der Formierungsarbeit, der weniger kostspieligen Füllmasse und aus dem j Vorteil der größeren Kapazität bei gleichem Volumen ergeben. Für die Dauer des Bleistaub-Akkumulators kann nur die nach Jahren bemessene Zeit die absolute Sicherheit geben. Bis dahin wird indessen diese Frage durch unsere Garantien gedeckt, die wir in der gleichen Weise geben, wie sie für die bekannten älteren Akkumulatoren geleistet werden. Nacli den bisherigen Beobachtungen des Verhaltens unseres Bleistaub- Akkumulators glauben wir berechtigt zu sein Schlüsse zu ziehen, welche auch bei vorsichtigster Beurteilung die Annahme rechtfertigen, daß die Dauer der Bleistaub-Akkumulatoren eine längere sein muß, als der Bleioxyd-Akkumulatoren. Bei der Entladung wird das Bleisuperoxyd in der positiven Elektrode in Bleisulfat überführt. Diese Bildung vollzieht sich zunächst an der Außenfläche der aktiven porösen Masse und ergreift, fortschreitend mit der Entladung, nach und nach die tieferen Schichten der aktiven Masse. — Besteht die Füllmasse ausschließlich aus Bleioxyden, so bilden diese Sulfate geschlossene Schichten, von der Außenseite anfangend. — Der Widerstand, den dieselben erzeugen, bedingt einen Abfall der Spannung des Akkumulators, sodaß die zulässig niedrigste Spannung erreicht wird — die Entladung also eingestellt werden muß — bevor die tiefer liegenden Schichten zur Stromabgabe herangezogen worden sind. — Die aktive Masse besteht alsdann in den äußeren Schichten aus hartem Bleisulfat, in den inneren Schichten aus weichem schwammigen Bleisuperoxyd. Das Ver halten der beiden ganz verschiedenen Körper, mit Bezug auf Widerstand und Ausdehnung, muß nachteilig auf das Festhalten der aktiven Masse wirken und wird Abbröckeln, sowie Herausfallen derselben begünstigen. In der positiven Bleistaub-Elektrode verhindert die beträchtliche Menge des beigemischten neutralen und sehr porösen Körpers, daß die in Bleisulfat überführten getrennten Teilchen von Bleisuperoxyd, geschlossene Schichten bilden können. Dadurch werden die tiefer liegenden Schichten von der Stromabgabe nicht abgeschlossen, sondern in ihrer Gesamtheit zu derselben herangezogen. Dadurch rvird die Füllmasse aus gleicher Struktur bestehen, und Abbröckeln, sowie Herausfallen derselben nicht veranlaßt werden. Außerdem zeigt das Gemenge, aus welchem die aktive Masse in unserem Bleistaub-Akkumulator besteht, sobald es angefeuchtet wird, um in den Elek trodenträger gefüllt zu werden, eine sehr starke Adhäsion. — Ist dasselbe ein gefüllt, so vollzieht sich nach einiger Zeit unter wahrnehmbarer Erwärmung, wobei alle Feuchtigkeit verdunstet, eine auffallende Erhärtung der Füllmasse, deren Gefüge steinhart wird und auch beim Erweichen während des Ladens des Akkumulators fester zusammenhält, als aktive Masse, welche ausschließlich aus Bleiverbindungen besteht. Als Elektrodenträger verwenden wir auch ferner, die durch das D. R.- Patent No. 35 396 geschützten Streifen, aus gepreßtem Blei hergestellt, deren Eigentümlichkeit darin besteht, daß auf einem Mittelstreifen beiderseits Rippen angebracht sind, welche ihrerseits T-förmige Ansätze haben, die in hervorragen der Weise das Herausfallen von Füllmasse verhindern; außerdem wird eine große Kontaktfläche zwischen der wirksamen Masse und dem Bleigerippe gebildet. Die beschriebenen Streifen werden mittels hydraulischen Druckes von 300 Atmosphären hergestellt und erhalten dadurch eine Gleichmäßigkeit der Struktur, welche bei gegossenen Platten nie erreicht werden kann. Von der Gleich mäßigkeit des Materials hängt aber das gleichmäßige Arbeiten des Akkumu lators ab. Nachdem die gepreßten Streifen auf die gewünschte Länge geschnitten sind, werden sie mittels Leitungsstreifen aus Blei in gewissen Abständen von einander in Plattenform zusammengelötet. Jeder Streifen kann sieh beim späteren Arbeiten des Akkumulators selbständig ausdehnen, ohne die übrigen Streifen zu beeinflussen. In der „Elektrotechnischen Zeitschrift,“ Heft 44, Seite 635 be merkt Herr C. Liebenow über Akkumulatoren, bei denen fein verteiltes Blei auf Bleiplatten aufgetragen ist, daß sie eine geringere Kapazität hätten, als solche, welche mit der Faureschen Masse bestrichen sind; selbst bei sehr feinem Bleistaub sei nur eine Kapazität von 85°/ 0 gegenüber den Faureschen erzielt worden. Allerdings hätten die Bleistaub-Akkumulatoren den Vorteil, daß sie sich rascher laden ließen, aber anderseits wieder den Nachteil, daß die Herstellung sehr feinen Bleistaubs ziemlich kostspielig sei. Ob nun die Zufügung einer neutralen porösen Substanz zu dem Bleipulver den von H. Liebenow behaupteten Uebelstand der geringeren Kapazität aufhebt, müssen wir einstweilen dahingestellt sein lassen, bis genauere Meß versuche an den Gelnhausener Akkumulatoren bekannt geworden sind. Da Herr Liebenow den Fehler in der geringeren Porosität des staubförmigen Bleies findet, so ist es ja möglich, daß durch den Zusatz einer porösen Substanz, welche die Gase besser aufnimmt, die Kapazität der Gelnhausener Akkumulatoren die der Faureschen erreicht, namentlich, wenn mehrmals, vielleicht bei nicht zu großer Stromdiente, geladen und entladen wird. Kleine Mitteilungen. Vom Frankfurter Elektrizitätswerk. Im Bezir k s verein Sachsenhausen hielt am 4. Dezember Herr Stadtbaurath Lind- ley vor sehr zahlreicher Versammlung einen Vortrag über das städt- ische Eektrizitätwerk. In eingehender und klarer Weise führte Redner die Gründe vor, die für das Wechselstromsystem und gegen das Gleichstromsystem sprechen. Frankfurt bedarf eines Elektrizi tätswerkes, das die ganze Stadt sicher beherrscht, das einfach funktio- nirt nnd ohne große Kosten ausdehnungsfähig ist. Das ist beim Wechselstromsystem der Fall, das außerdem noch den Vorzug hat, billiger zu sein, als die andern vorgeschlagenen Systeme. Gegen das Gleichstromsystem spricht aber auch noch, daß bei diesem Akkumu-