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131 XI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 15. 1893/94. leitung, welche zwischen den zwei äußeren Leitungen verläuft, von denen die eine vom positiven Pole des einen Generators und die andere vom negativen Pol des zweiten ausgeht. Die Potential differenz zwischen den zwei äußeren Leitungen ist, von Verlusten abgesehen, gleich der Potentialdifferenz zwischen den auf Spannung geschalteten Klemmen der beiden Generatoren, sie ist also, wenn diese wie gewöhnlich gleich sind, doppelt so groß wie die eines der Generatoren. Die Spannungsdifferenz zwischen der neutralen Mittel leitung und einer der äußeren Leitungen ist also halb so groß, wie die zwischen den äußeren Leitungen selbst. Schaltet man also einen empfangenden Apparat zwischen die neutrale Mittelleitung und eine äußere Leitung, so steht er unter der halben Spannung des ganzen Systems und behält dabei seine volle Selbständigkeit. Wenn der Verbrauch in den Apparaten zu beiden Seiten der ausgleichenden Mittelleitung derselbe ist, so geht der Strom direkt über die Apparate, die mit der einen äußeren Leitung verbunden sind, zu denen, welche zwischen die Mittelleitung und der anderen äußeren Leitung geschaltet sind. Wenn aber die Belastung auf der einen Seite der Mittelleitung größer ist, als die auf der andern, wenn also der Verbrauch ungleich verteilt ist, so kehrt der Ueber- schuß des Stromes von dem am meisten belasteten äußeren Drahte über den Mitteldraht nach der Quelle zurück; mit anderen Worten, die Strommenge der Leitung, welche am wenigsten belastet ist, ver hält sich wie im vorigen Fall (der gleichen Belastung); ihr Strom geht von da durch die empfangenden Apparate über die andere äußere Leitung und der Ueberschuß des Stromes der anderen äußeren Leitung geht allein in die Mittelleitung. Der große Uebelstaud dieses Verteilungssystems besteht wesent lich darin, daß man zwei Dynamos nötig hat. Bei dem System, welches wir hier beschreiben wollen, ist eine neue Anordnung ge troffen, welche es möglich macht, drei Leitungen von einer einzigen Dynamo abzuschalten und zwar so, daß keine Funken an der An schaltungsstelle der neutralen Leitung entstehen. Diese Anordnung besteht in Folgendem : In der beistehenden Figur 1 erkennt man die Armatur einer Gleichstromdynamo, welche zwischen den Polen n und s eines Feld magnetes rotiert. Um die Figur möglichst einfach zu halten, ist der Kollektor weggelassen, während die Bürsten an der Armatur selbst schleifen. An die zwei Bürsten sind zwei Kabel L, und L 2 ge schaltet, welche die zwei äußeren Leitungen des Dreileitersystems bilden. Nach dem oben Gesagten muß man, um ein Dreileitersystem herzustellen, einen neutralen Punkt an dem Generator hersteilen oder aufsuchen, an den man die Ausgleichs-(Mittel-)leitung schalten kann. In der Herstellung dieses neutralen Punktes liegt der ganze Erfindungsgedanke des neuen Systems. Statt zwei Dynamos in Reihe zu schalten, verbindet man zwei diametral einander gegenüberliegende Stellen a und b der Armatur bewickelung mit den beiden Enden der Bewickelung einer Spule D, welche eine große Selbstinduktion und einen geringen Ohmschen Widerstand hat. Während der Drehung der Armatur wird zwischen a und b eine E. M. K. hervorgerufen und zwar eines Wechsel stromes; weil aber der Selbstinduktionskoeffizient des Systems einen Fi fr- 3. großen Wert hat, so fällt der Wechselstrom in der Spule D sehr gering aus; für die Stromstärke gilt die Gleichung: E 1= 1/ R 2 + co 2 L 2 Dabei bedeutet: E die maximale elektromotorische Kraft, I die maximale Stromstärke, R der Widerstand des Kreises, L der Selbstinduktionskoeffizient des Systems, 2tz 0 = 7^ die Winkelgeschwindigkeit. Ferner sollen bedeuten: e und i die E. M. K. und die Stromstärke zur Zeit t, sowie cp die Phasendifferenz zwischen E. M. K. und Strom Dann ist: e = E sin cot i = I sin (cot + cp) und e = Ri + L % = E sin cot dt Aus 1) ergiebt sich: di = ioI cos (cot + cp) dt und aus 2) sowie aus dem Werte von di: e = E sin cot — RI sin (cot + p) + Lwl cos (<nt + cp) (1 (2 (3 Hieraus findet man weiter : e = E sin cot = (R cos cp — w L sin cp) I sin cot 4- (R sin cp + o>L cos cp). I cos cat (4 Wenn aber diese Identität durchweg soll bestehen können, so muß: E sin cot = (R cos cp — wL sin cp) I sin cot (5 und: R sin cp + wL cos cp — 0 (6 Aus 6) folgt: o)L «ST =~ k- Erhebt man die Werte in 5) und 6) auf das Quadrat, so erhält man: E 2 sin 2 cot = [R 2 cos 2 cp—2 RLw cos cp sin cp + w 2 L 2 sin 2 cp] I 2 sin 2 cot (I 0 = [R 2 sin 2 p+2 RL(ü cos cp sin cp + w 2 L 2 cos 2 cp] I 2 sin 2 cot und addiert man Glied für Glied, so wird: 1= E 1/ R 2 + ‘L 2 Man kann also stets die Stromstärke beliebig herabsetzen, indem man nur die Selbstinduktion L der Spule D erhöht, was leicht er reicht wird, dadurch, daß man die Spule auf einen Eisenkern wickelt. Der Punkt 0 in der Mitte der Spule hat als Potential das Mittel aus den Potentialen der übrigen Teile der Bewickelung; dabei