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XI. Jahrgang. 82 „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 9. 1893/94. tischen Signal-Apparat Die Schaltapparate, welche mit Sicherungen verbunden sind, gestatten ein Einzel- und Parallelschalten aller 4 Dynamos, sowie ein be liebiges Ein- und Ausschalten der 10 Stromkreise, in welche die ganze Anlage geteilt ist. Unter der Schalttafel sind die 4 zum Kuppeln eingerichteten Neben schluss-Regulatoren aufgestellt. Die Leitungen der 10 Stromkreise sind von der Hauptschalttafel aus bis zu ihrem Bestimmungsorte unterirdisch verlegt und bestehen aus einfachen, mit geteertem Band umwickelten Bleikabeln, welche in mit Sand gefüllte Thon kanäle eingebettet wurden. Letztere liegen in Gräben von ca. 60 cm Tiefe und 30 cm Breite. Diese Leitungen sind für einen maximalen Verlust von 6 pCt. berechnet und wurden der Betriebssicherheit halber so angeordnet, daß jede Leitung eines Stromkreises aus 4 Kabeln besteht, 2 für die Hin- und 2 für die Rückleitung, von denem jedoch 2 zusammen den für erwähnten Verlust nötigen Querschnitt haben. In jedem Gebäude, in dem die Leitung eines Stromkreises endigt, ist eine Schalttafel mit bequem ausschaltbaren Hauptsicherungen montiert. An diesen Schalttafeln sind die Leitungen der Gebäude-Installationen angeschlossen. Die Leitungen in den Gebäuden sind durchweg in Holzleisten verlegt, mit Ausnahme der Küchen- und Kellerräumlichkeiten, in denen die Drähte auf Por zellan montiert wurden, oder Bleikabel zur Anwendung gekommen sind. Ge sichert sind die Leitungen in jeder Etage durch eine doppelpolige Hauptblei sicherung. Außerdem ist in die Leitung jedes einzelnen Zimmers eine einpolige Sicherung eingeschaltet. Sämtliche Sicherungen sind in den Gängen montiert, o daß um erstere zu ersetzen, die Zimmer nicht betreten werden müssen. Alle größeren Zimmer haben 2—5 Lampen, von denen 1, resp. 3 in der Mitte des Zimmers und eine in der Nähe des Bettes angebracht sind, Die Lampen eines Zimmers sind stets mit Umschalter versehen, so daß abwecbslungsweise eine Lampe am Bett mit der- resp. mit denjenigen in der Mitte des Zimmers brennen kann. Besondere Erwähnung verdient die Beleuchtung der Speisesäle in den Hotels Quellenhof und Hof Ragaz. In ersterem, welcher eine Länge von 18 m, eine Breite von 13 m und eine Höhe von ca. 8 m hat, sind an der Decke gleich mäßig verteilt und in 6 Gruppen abstellbar 30 Beleuchtungskörper angebracht, von denen jeder eine Glühlampe ä 50 und 4 solche ä 16 Kerzen enthält, so daß in dem Saale eine Leuchtkraft von 3420 Kerzen erzeugt werden kann. Im Speise saal des Hotel Hof Ragaz, der eine Länge von 19 m, eine Breite von 18 in und eine Höhe von ca. 7 m hat, sind 2 große Leuchter mit je 7 50 herzigen Glüh lampen, ein Leuchter mit 3, und 10 Ampeln mit je 16 herzigen Glühlampen montiert. In 2 Gruppen abstellbar sind die großen Leuchter, sowie die 10 Ampeln. Die Bogenlicht - Beleuchtung umfaßt, wie eingangs erwähnt, 42 Bogen lampen, von denen 14 ä 12 Ampere zur Beleuchtung der Balmbofstraße in Ragaz, 8 ä 12 Ampere zur Beleuchtung der Anlagen vor den Hotels und die übrigen zur Beleuchtung des Kursaals und der Gartenanlagen dienen. Die Anlage darf als eine äußerst gelungene bezeichnet werden, denn sie ist bis in alle Einzelheiten dem gegenwärtigen Stande der Technik angepaßt. Da die Besitzer der Kuranstalten, die Gebrüder Simon, vor den Kosten nicht zurückschreckten, sondern in jeder Beziehung nur das Beste und Vollkommenste wünschten, und ferner auch am Bau des Werkes regen Anteil nahmen, konnte eine Anlage entstehen, die ihresgleichen sucht. Die Turbinen lieferte die Aktien-Gesellschaft vormals J. J. Ri et er & Cie. iu Töss - Winterthur. Der gesamte elektrische Teil der Anlage war der Maschinenfabrik Oerlikon übertragen. Die Kabel stammen aus der Kabel-Fabrik in Cortaillod und die Beleuchtungskörper aus der kunstge werblichen Werkstätte des Herrn Paul Stotz in Stuttgart. Z. f. E. Elektrische Beleuchtung von Bukarest. Die'Bukarester Gaskompanie (eine französische Gesellschaft) hat mit der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vormals Schuckert und Co. in Nürnberg einen Vertrag betreffs Ausführung der Bukarester Zentrale abgeschlossen, nachdem ihr auch die Konzession für die elektrische Beleuchtung erteilt worden ist. Neuenhain. Der dortige Gemeinderat ist mit dem „Taunus-Elektrizitäts werk“ zu Soden wegen Beleuchtung der Ortsstraßen in Unterhandlung getreten. Für jedes Glühlicht sollen pro Jahr 15 Mk. gezahlt werden, da man der Ueber- zeugung ist, daß sich die neue Beleuchtungsart nicht höher stellen wird als auch die Petroleumbeleuchtung, außerdem ein viel intensiveres Licht verbreitet. Die Aufstellung der Leitung wird bald erfolgen. Eine elektrische Stadt. Laut amerikanischen Berichten verdient der Ort Great Falls in Montana U. S. die Auszeichnung, die „elektrische Stadt“ genannt zu werden. Drei Meilen oberhalb des Ortes, bei Black Eagles Falls, hat man quer über den Missouri einen starken Damm aufgeworfen, um das Wasser des Flusses zur Kraftstation zu leiten, welche sich mit ihren Turbinen und Dynamos neben dem Flußbett befindet. In Great Falls werden nicht nur die Straßenbahn wagen mit Elektrizität gefahren und beleuchtet, sondern auch zugleich geheizt; in jedem Waggon befindet sich ein „Radiator“, der die beste Dampfheizung über trifft. Elevatoren, Druckerpressen, Krahne und alle sonstigen in Great Falls vorhandenen Arten von Maschinerie werden durch das allgegenwärtige Fluidum in Gang gehalten, sogar elektrische Wasserschöpfer und Steinklopfer kann man sehen; ein ganz gewöhnlicher Anblick auf der Straße vor Neubauten ist ein elektrischer Mörtelmischer, mit einem Leitungsdraht verbunden, der von der nächsten besten Leitungsstange herabgeführt ist. Die Restaurants kochen natür lich mit Elektrizität, die Fleischer hacken ihre Würste und Hamburger damit, die Colonialwarenhändler benützen sie zum Kaffeemahlen, die Schneider um Bügeleisen heiß zu machen und die Hausfrauen treiben ihre Nähmaschinen mit Elektrizität. Die Oefen und Herde stehen verlassen; kein Rauchwölkchen ent strömt der Esse, statt der rußigen Feuer hat man elegante elektrische Brat- und Backnäpfe, die man im Wohnzimmer wie Hutschachteln nebeneinander aufstellen kann, ebenso die elektrischen Kessel, Töpfe und Theekannen; nur ein Druck auf einen Knopf und in 10 Minuten siedet das Wasser im Innern dieser Gefäße, ohne daß auch nur ihre Außenwand sich fühlbar erwärmte. Berliner Elektrizitätswerke Geschäftsjahr vom 1. Juli 1892 bis 30. Juni 1893. Eine erfreuliche Steigerung des Konsums und weitere Verbesserungen des Betriebes haben die finanziellen Erträge des verflossenen Geschäftsjahres be friedigend gestaltet. Die Zahl der Verbrauchsstellen ist von 1782 auf 2100, die der angeschlossenen Normallampen von 136,000 auf 164,000 gestiegen, während die Stromabgabe eine Vermehrung von 45,9 auf 53 Millionen Amperestunden erfahren hat. Hierin ist der Selbstverbrauch, der von 765,000 auf 541,000 Amperestunden eingeschränkt werden konnte, nicht eingeschlossen. Nachfolgende Tabelle zeigt den Fortschritt der Stromlieferung in den Betriebsjahren vom Dezember 1885 bis 1. Juli 1893: Stromiieferung 15. Aug. bis Dez. 1885 1886 1887/88 1888/89 1889/90 1890/91 1891/92 1892/93 Privatbeleuchtung- Normallampen- B renn stunden 635 800 5 052 024 11932 000 19 563 000 41850 000 59 240000 80 5*4 000 88810000 Strassenbeleuchtg. Normallampen- Brennstunden 50 890 104 682 332 674 361052 363 438 361808 359 608 Für gewerbliche Zwecke Kilo wattstunden. 12 956 69591 274 457 186 611 238042 Unsere Statistik zeigt, daß das Verhältnis der angeschlossenen Lampen zum Verbrauch auch bei der Vermehrung sich nicht wesentlich geändert hat. Für Stromliefernngen, Grundtaxen und Elektrizitätsmessermieten wurden Mk. 3,570,696.52, also Mk. 287,050.90 mehr als im Vorjahre eingenommen, trotzdem der neue Tarif mit der ermäßigten Grundtaxe seit Januar a. c. in Kraft getreten war Bemerkenswerte Fortschritte hat die Verwendung elektrischer Kraft ge macht. Die Zahl der angeschlossenen Motoren ist bis zum 30. Juni von 121 mit 500 P. S. auf 232 mit 785 P. S. gestiegen. Seit Beginn des neuen Geschäftsjahres sind weitere 51 Motoren mit 192 HP neuinstalliert bezw. angemeldet worden. Wie im Vorjahre haben neben der technischen Vervollkommnung der Anlagen Preisrückgänge der Betriebsmaterialien die Produktionskosten des Stromes verringert; dieselben stellten sich bei: Feuerungsmaterial .... um 22,7 °/ 0 Schmiermaterial „ 43,4 °/„ Gehältern und Löhnen ... „ 18,3 °/ 0 und diversen Ausgaben . . „1,1 °/„ zusammen um 15,6 °/ 0 pro indizierte Pferdestärke niedriger, als im Vorjahre. Um noch ökonomischeren Betrieb zu erzielen, haben wir in unserer Zentrale Mauerstraße an Stelle dreier Dampf- und Dynamomaschinen von je 250 Pferdestärken eine Dampfdynamo von von 1200 H. P. aufgestellt. Ein entsprechender Ersatz der in dieser Station allein noch übrigen drei kleinen Maschinen (150 P. S.) bleibt späterer Zeit Vor behalten, während die Demontage der gleichen Zahl entbehrlich gewordener Maschinen dieser Type in der Markgrafenstraße, die wir zu angemessenen Preisen veräußern konnten, bereits erfolgte. Neben üblichen Erweiterungen des Leitungsnetzes, durch die u. a. auch die Landesausstellung in den Beleuchtungsbereich gezogen wurde, haben wir noch vor Jahresschluß mit der Ausführung des Projektes zur Beleuchtung des Tiergartenviertels begonnen. Technisch wie wirtschaftlich erschien hier die Errichtung einer Unter station mit Akkumulatorenbetrieb berechtigt. In dieser wird tagsüber elektrische Energie aus den Zentralen aufgespeichert, welche Abends mit direkt erzeugten Strömen zugleich den Verbrauchsstellen ihres Bereichs zufließt. Zur Unterbringung dieser Akkumulatoren errichteten wir einen Hofbau auf dem Grundstück in der Königin-Augustastraße 36, das wir für Mk. 234,150 käuflich erwarben. Die Arbeiten wurden derartig gefördert, daß bereits am 28. August die Stromlieferung beginnen konnte, zu der wir erst zum Oktober uns verbindlich gemacht hatten. Die ^Richtigkeit unserer Vorausberechnungen über den Lichtbedarf dieser Stadtgegend ist bereits durch die Thatsache bestätigt, daß mehr als 11,000 Normallampen angemeldet sind, deren Inbetriebsetzung teilweise schon erfolgt ist. Die Gesamtkosten dieser Anlage, sowie sonstige Vergrößerungen des Leitungsnetzes und der Maschinen-Anlagen betragen ca. Mk. 1,350,000; hiervon kommt etwa die Hälfte des Betrages im Materialien- Konto dieser Bilanz schon zum Ausdruck. Durch Ankauf des erwähnten Hauses hat sich das Grundstück-Konto auf Mk. 6,161,037 erhöht; das Kabelnetz steht mit einem wenig höheren Wert nämlich mit Mk. 6,835,169 gegen das Vorjahr zu Buche, und die Konten der Maschinen-Anlagen haben eine Minderung von Mk. 4,361,026 auf Mk. 3,819,889 erfahren. Das Kautions- und Effekten-Konto umfaßt Mk. 423,300 in 3’/j °/ 0 Berliner Stadtanleihe Scheinen, Mk. 25,000 in 4 °/ t Reichsanleihe. Mk. 2,000 in 4 °/ 0 Prcuß. Konsols. Diesem Konto sind für den Erneuerungsfonds 36,200 Mk. 3'/ a °/ 0 Neue Berliner Stadt-Anleihe-Scheine zugeflossen; dagegen sind 26,000 Mk. 4°/ 0 Obliga tionen der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft, dem Beamten-, Krankenkassen- und Pensionsfonds gehörig, auf ein entsprechend bezeichnetes neues Konto über tragen, welches mit 34,000 Mk. Nom. der gleichen Werte aus den vorjährigen Zuwendungen sich nunmehr auf 60,000 Mk. Nom. beläuft. Das Materialien-Konto schließt mit Mk. 728,426.11, d. h. einem Mehr von nahezu */ 2 Million Mk., wie bereits erwähnt, infolge der bei Schluß des Geschäfts jahres in Angriff genommenen Arbeiten.