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42 die Berichtskarten nicht pünktlich und zum Teil gar nicht ein senden und die zustande gekommenen Ergebnisse doch immer lücken haft sind und bleiben werden auch in Zukunft." Das Kaiser liche Statistische Amt gibt auch hier die Hoffnung nicht auf, daß es der erziehlichen Einwirkung des Verbandes gelingen wird, den Mitgliedern den Wert einer periodischen Arbeitslosenstatistik klar zu machen und sie zu einer regeren Beteiligung zu ver anlassen, daß die Beteiligung des Verbandes an der Statistik auch für die Zukunft gesichert bleibt. Die Statistik der Arbeitslosigkeit in deutschen Fachverbänden umfaßt jetzt 64 Verbände mit zusammen rund 1366000 Mit gliedern. Der allgemeine deutsche Gärtnerverein, der seine Be teiligung zum 1. Oktober zvgesagt hatte, begann erst am 1. Oktober mit den Erhebungen, sodaß die Beteiligung mit dem 1. Januar 1907 einsetzen wird. Der Verband der Ver golder berichtet diesmal zum letztenmal selbständig, weil er zum Holzarbeiterverband Übertritt. Nicht rechtzeitig eingegangen sind diesmal trotz der durch das neue Formular vergrößerten Erhebungsarbeit nur die Nachweisungen von 3 Verbänden (Lylo- graphen, Buchhandlungsgehilfen, Gewerkverein der deutschen Frauen). Acht Verbände haben diesmal noch nach dem alten For mular berichtet. Die Steigerung des Umfanges des von der Statistik er faßten Personenkreiscs ist bei dieser Aufnahme lediglich auf das Wachstum der Verbände zurückzuführen. Der erfaßte Personenkreis betrug diesmal rund 1366000 Personen gegen 1308000 am 30. Juni. Hervorgehoben sei insbesondere die Steigerung im Metall arbeiterverband von rund 304000 auf 317 000 Mitglieder, im christlich-sozialen Metallarbeiterverband von 23 541 auf 25743, im deutschen Holzarbeiterverband von 146379 auf 147 958, im Zentralverband deutscher Brauereiarbeiter von 26035 auf 27195, im Verband der deutschen Buchdrucker von 42396 auf 46 640. Der Unterschied des diesmal zur Anwendung gelangten Erhebungsformulars gegen das frühere geht vor allem in zwei Richtungen. An Stelle des einen Stichtages — des letzten Tages im Quartal — sind drei Stichtage getreten, nämlich der letzte Arbeitstag der 4., 8. und 13. Quartalswoche. Außerdem sind die gesamten Arbeitslosentage einschließlich der Karrenztage er fragt worden, nicht nur wie bisher die Unterstützungstage. Es ist also fortan möglich, die durchschnittliche Dauer der Arbeits losigkeit zu berechnen, nicht nur, wie bisher, die durchschnittliche Dauer der Unterstützung. Dies alles war vorauszuschicken, bevor mit der Besprechung der Resultate der Erhebung vom 29. September 1906 begonnen werden kann. Am 29. September 1906 waren in den berichtenden Organisationen 10560 Mitglieder am Ort und 2498 auf der Reise, im ganzen 13 058 als arbeitslos angemelder. Am letzten Arbeitstag der 8. Woche 7783->-2157 ^9940 Mitglieder, am letzten Arbeitstag der 4. Quartalswoche 8070-s-2358^ 10428. Dre absolut niedrigste Arbeilslosenziffer war also am Schluß der 8. Quarlalswoche, also am 25. August vorhanden. Es waren damals auf die Mitgliederzahl aller Verbände am Monats abschluß berechnet nur 0,7 o/o der Mitglieder arbeitslos gemel det und zwar 0,5 o/o der männlichen und 0,2 o/o der weiblichen Mitglieder. Sowohl am 28. Juli wie am 29. September war der Prozentsatz höher, er betrug am 28. Juli 0,8 (0,9 bezw. 0,3), am 29. September 1,0 (1,1 bezw. 0,7). Gegen Ende September machte sich also ein leises Ansteigen der Arbeits- losenziffer, die immer noch sehr niedrig bleibt, bemerkbar. Im Zusammenhänge mit der bisherigen Entwicklungsreihe stellt sich das Bild, wie folgt: 1903 1904 1905 1906 31. März — 31. März 2,0 31. März 1,6 31. März II 30. Juni 3,2 30. Juni 2,1 30. Juni 1,5 30. Juni 1,2 30. Sept. 2,3 30. Sept. 1,8 30. Sept. 1,4 28. Juli 0,8 30. Dez. 2,6 31. Dez. 2,4 31. Dez. 1,8 25. August 29. Sept. 0.7 1,0 Der Äug ust 1906 wl ird also die ? ,eit der niedrig ten Arbeitslosigkeit während der Vergleichsperiode bedeuten. An sich würde die rohe Gesamtdurchschnittsziffer einen solchen Schluß nicht gestatten, indessen lassen auch die sonst vorliegenden Ver hältnisse annehmen, daß das letzte Quartal ein Zeitraum über aus günstiger Konjunktur war, so daß die Ziffer an sich nichts auffälliges hat im Vergleich zu den früher gefundenen Arbeits losenziffern. Im großen und ganzen weisen aber die einzelnen Stichtermine auffallend wenig Verschiebungen auf, ein Anzeichen, daß im Laufe des Quartals eine Aenderung in der allgemeinen günstigen Konjunktur nicht eingetreten ist. Besondere Beachtung verdienen die niedrigen Ziffern in den großen Verbänden der Industrie. Der Metallarbeiterverband hatte am 29. September eine Arbeits losenziffer von 0,6 o/o, der Holzarbeiterverband von 1,2 o/g. Die Prozentziffer der Fälle von Arbeitslosigkeit, welche die Häufigkeit der Arbeitslosigkeit im Laufe des Quartals dar stellt, stellt sich diesmal auf 5,4 o/g. Stellt man die bisherige Entwicklungsreihe zum Vergleich daneben, so ergibt sich folgendes Bild. Es kamen auf 100 Mitglieder im Quartal Fälle von Arbeitslosigkeit insgesamt: 1903 1904 190ö 1996 im 1. Quartal - 2. - 3. - 4. 8.6 8,2 7,8 7,9 7,9 7,4 8,6 8,6 7,0 7.2 6.3 Danach wäre im 3. Quartal 1906 die niedrigste 6.4 6,1 5.4 Ziffer in der Beobachtungsperiode erreicht gewesen. Mit Rücksicht auf die großen Verschiebungen in der Zahl der Verbände ist es am Platze, nur die gleichen Verbände zu vergleichen. Tut man das, so bleibt das Bild trotzdem das gleiche. Die Ziffer ist dann für das 3. Quartal dieses Jahres 5,9 o/g, im Vorjahr 7,2 o/o, sie ist in diesem Jahr also günstiger. Die diesmalige Erhebung ermöglicht es nun, zum ersten Male eine Berechnung 8er durchschnittlichen Dauer der Arbeits losigkeit zu machen, nicht nur der Unterstützungsdauer. Das neue Formular enthält die Frage nach der Gesamtzahl der Arbeitslosentage einschließlich der Karrenztage. Bezogen auf die Fälle von Arbeitslosigkeit im Quartal erhält man die durch schnittliche Dauer des Arbeitslosenfalls. Die Gesamtzahl der Arbeitslosentage im 3. Quartal, das ersichtlich das Gepräge sehr günstiger Konjuktur trug, war bei den sämtlichen Mitgliedern aller Verbände 410851 Arbeitslosentage am Orte, 134944 „ auf der Reise, insgesamt 545795 Arbeitslosentage. 71351 Fälle von Arbeitslosigkeit am Orte wurden im Quartal gemeldet, danach würde die durchschnittliche Dauer des Arbeitslosenfalls im Gesamtdurchschnitt aller Verbände rund 6 Tage betragen haben. Die Gesamtdurchschnittsziffer wird heruntergesetzt durch die große Zahl von Fällen ganz kurzer Arbeitslosigkeit, 1 oder 2 Tage. Bei den einzelnen Verbänden steigt die durchschnittliche Dauer der gemeldeten Fälle zum Teil viel höher, am höchsten bei den Schiffszimmerern mit 37 Tagen, den Töpfern und Zieglern mit 33 Tagen, den Bergarbeitern (Bochum) und Textil arbeitern mit 22 Tagen, den Buchdruckern (Berlin) und Schuh machern und Lederarbeitern mit 20 Tagen, den Kaufleuten mit 19 Tagen, Bureaubeamten und Lithographen-Bund mit 21 Tagen. Am kürzesten ist die durchschnittliche Dauer des einzelnen Arbeits losenfalles bei den Friseuren 2 Tage, Konditoren (Hamburg) 3 Tage, Holzarbeiterverband 3 Tage, Kupferschmiede 4 Tage, Glaser 4 Tage, Photographen 4 Tage, Schmiede 5 Tage. In diesen Fällen kurzer Arbeitslosigkeit bleibt die Arbeitslosigkeit noch innerhalb der Karrenzzeit, wird also gar nicht unterstützt. Nur sehr wenig Fälle gelangten zur Unterstützung bei den weiblichen Angestellten (4v/o), Handlungsgehilfen (130/„), Photo graphengehilfen (120/o), Buch- und Steindruckereihilfsarbeitern (20v/o), Friseurgehilfen (Mo). Es handelt sich also hier bei der hohen Arbeitslosenziffer, die sich oben fand (19,3v/o am 29. September er.), durchgehends nur um kurze Arbeitslosigkeit von 1—2 Tagen, die gar nicht zur Unterstützung gelangt. Ein niedriger Prozentsatz der unterstützten Fälle findet sich ferner bei den Konditoren (18 a/o), wo die Verhältnisse anscheinend ebenso liegen, den Holzarbeitern, Sattlern und Kupferschmieden. Umgekehrt gelangten fast alle Fälle der Arbeitslosigkeit auch zur