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14 und sind sehr kräftig ausgeführt; die Wasserstände sind mit Schutzgläsern versehen. Die Speisevorrichtungen bestehen in einer nach den neuesten Erfahrungen konstruierten Maschinen pumpe und in einem sicher arbeitenden Injektor. Die Speise pumpe kann das Speisewasser bis zu einer Tiefe von zirka sechs Meter saugen. Der Röhrenvorwärmer bringt das Speisewasser auf hohe Temperatur, ohne daß der Abdampf mit dem Speisewasser in Berührung kommt, daher gelangen keine Oelrückstände von der Cylinderschmierung her mit dem Speisewasser in den Kessel. Durch die wirksame Vorwärmung wird eine erhebliche Ersparnis an Brennmaterial, sowie Schonung des Kessels erzielt. Die Rost flächen sind so reichlich bemessen, daß sie die weitgehendste Ausnützung des Heizmaterials und daher einen rationellen Betrieb gewährleisten. Zur Verhetzung von gering wertigen Brennmaterialien, wie lufttrockener Lohe, Torf, Braun kohlen, Sägemehl und Holzabfällen rc. wird je nach Art derselben, Feuerungen in besonderer Konstruktion geliefert. Sollen lediglich Sägespähne verfeuert werden, so werden aus Wunsch Treppen- rost-Feuerungen angebracht. Die Dampfzylinder sind samt den Schieberkasten mit Dampfmantel versehen, der unmittelbar mit dem Dampfraum des Kessels in Verbindung steht. Die nach außen liegenden Wände werden durch sorgfältige Isolierungen, die Cylinder- und Schiebe kastendeckel der größeren Heißdampf-Lokomobilen noch durch be sondere Hauben vor Abkühlung und Wärmeverlusten geschützt. Die Steuerung erfolgt im Hochdruck-Zylinder durch selbsttätige Expansions-Schieber-Steuerung, System Rider bei den größeren Patent-Heißdampf-Lokomobilen im Niederdruck-Zylinder mittels Doppelschiebersteuerung. Der Regulator ist nach den neuesten Prinzipien und ganz besonders einfach gebaut. Die Dampfkolben werden mit ganz besonderer Sorg falt hergestellt, da deren dauernd guter Zustartd und dichter Schluß von großer Wichtigkeit ist; aus besonders dauerhaftem Material bestehen die selbstdichtenden Kolbendichtungsringe. Die Kolbenkörper werden auf den stählernen Kolbenstangen warm aufgezogen und außerdem mittels kräftiger Muttern, welche noch besonders gesichert sind, festgehalten. Die Kolbenstangen, aus Stahl gefertigt und geschliffen, sind bei den größeren Lokomobilen durchgehend, d. h. sie sind nochmals im Hinteren Zylinderdeckel geführt und werden hier mittels Stopfbüchse abgedichtet; die Schieberstangen, Zapfen rc. sind gleichfalls von Stahl, ebenfalls gehärtet und geschliffen. Die Kurbelwellen, von Stahl geschmiedet, sehr kräftig und aus einem Stück hergestellt, sind bei den größeren Loko mobilen dreifach gelagert. Die Lagerschalen bei den Compound- und größeren Hochdruck-Lokomobilen sind mit Lokomotiv-Weiß- metall ausgegossen und bei allen Lokomobilen mit selbsttätiger Kettenschmierung versehen. Die neue Kurbelwellenlagerung „Patent Lanz" mit Kettenschmierung D. R. P. 137010, bildet in Ver bindung mit der Lanz'schen Strebestangenverbindung einen ganz wesentlichen Vorzug dieser Lokomobilen. Die Strebe stangen nehmen die beim Arbeiten der Maschine auftretenden Kräfte in sich auf, welche sonst der Kessel auszuhalten hätte; dadurch wird der Zusammenbau der Maschine außerordentlich stabil und der Kessel wesentlich entlastet und geschont. Die Luftpumpen-Kondensation, nach bewährten Prinzipien gebaut, läßt sich bei Compound-Lokomobilen überall da anwenden, wo genügend Wasser zur Verfügung steht und dieses nach Gebrauch fortwährend wieder frei ablaufen kann. Der stündliche Wasserverbrauch beträgt je nach der Größe der Lokomobile für eine Pferdestärke und Stunde ca. 200—250 Liter. Wo nicht genügend Wasser vorhanden ist und doch die Vorteile der Kondensation gewünscht werden, werden neuerdings mit Erfolg sogenannte Rückkühlanlagen angewendet. Die Wirkung der Condensation besteht darin, daß der Dampf, nachdem derselbe in beiden Zylindern gearbeitet hat, durch Vermischung mit kaltem Wasser niedergeschlagen und ver dichtet wird. Hierdurch entsteht ein stark luftverdünnter Raum hinter dem Kolben des Niederdruckzylinders, welcher auf diesen saugend wirkt, während gleichzeitig auf dessen Vorderseite der Dampf drückt. Dies hat eine vermehrte Arbeitsleistung der Maschine zur Folge, ohne daß mehr Dampf, resp. Heizmaterial aufzuwenden wäre; oder bei gleichem Kraftbedarfe einen geringeren Verbrauch an Dampf und Heizmaterial und zwar ca. 20 o/g. Die Schwungräder sind sauber abgedreht und dienen in der Regel zur Uebertragung der Kraft mittels Riemen; die Kränze sind deshalb sehr breit gehalten. Die stationären Patent-Heißdampf-Lokomobilen erhalten zwei Schwungräder von gleicher Größe; anormale, den jeweils bestehenden Antriebsver- hältniffen angepaßte Schwungräder werden gegen Berechnung des Mehrpreises angefertigt. Die Schmiervorrichtungen sind überall nach der besten Art für Oel eingerichtet, zweckmäßig und leicht zu über wachen. Die Schmierung der patentierten Hauptlager geschieht selbsttätig durch umlaufende Schmierkette, die der Schieber und Kolben erfolgt mittels einer selbsttätigen Oelpumpe, welche zu verlässig und sparsam arbeitet. Bei der hier angewandten selbsttätigen Rider-Expansions steuerung wirkt der Regulator unmittelbar auf die Verstellung des zweiten dreieckig geformten Expansionsschiebers, welcher bei den kleineren Maschinen als Flachschieber, bei den größeren da gegen als Rundschieber ausgebildet ist, indem er diesen hebt oder senkt, bezw. verdreht, je nach der Belastung der Maschine. Dadurch werden die schrägen Dampskanäle am Hauptschieber früher oder später geschlossen und auf diese Weise stets nur so viel Dampf hinter den Kolben gelassen, als die Maschine braucht. Die Feder-Regulatoren sind äußerst empfindlich und rasch wirkend, sodaß der Gang der Lokomobilen auch bei stark wechselndem Kraftbedarf gleichmäßig bleibt, was besonders bei elektrischen Antrieben von Wichtigkeit ist; ihre Bauart ist einfach, sodaß sie nicht leicht außer Ordnung kommen können. Der An trieb des Regulators erfolgt bei allen Lokomobilen mit selbsttätiger Expansionssteuerung durch Schraubenradantrieb, nicht durch Riemen. Die Schieber, welche ebenso wie die Dampfkolben zu den wichtigsten Teilen der Lokomobile gehören, sind auf Grund mehr als 25 jähriger Erfahrung ganz besonders sorgfältig und aus vorzüglichstem Material hergestellt. Sie sind derart konstruiert, daß der Flächendruck klein bleibt und daher die Reibung ein zulässiges Maß nie überschreitet, sodaß bei regel mäßiger Schmierung mit gutem Oele keine Abnützung eintritt. Bei den größeren Lokomobilen sind außerdem die Schieberflächen am Zylinder mit abnehmbaren, leicht auswechselbaren Platten aus besonders widerstandsfähigem Material aufgefüttert. Alle Schieberflächen und Schieberplatten sind auf Spezial maschinen genau geschliffen. Ein Trockenlaufen der Schieber ist bei sachgemäßer Wartung ebensowenig zu erwarten als bei einer Sattdampf- Lokomobile, wohl aber bietet die stets dicht bleibende Schiebersteuerung den anerkannten Vorteil einer wesentlich besseren und sparsameren Dampfverteilung. Auszug aus den Prüfungsergebnissen der Lanz'schen stationären Heißdampf-Co mpound- Lokomobile Marke LV 60 No. 16724 mit Condensation geliefert an die Firma Reebstein L Co., Engen (Baden). Versuch vorgenommen am 21. November 1005 von Mr. Charles de Herbais de Thun und Mr. I. Vaneck, Brüssel. Normal- leistung Maximal leistung Dauer des Versuches 477 Min. 10 Min. Bremsleistung während des Versuches . . 64,5 PS. 106 PS. Füllungsqrad 18°/° max. Mittlere Tourenzahl pro Minute .... 156 161 Dampfdruck im Kessel 11,15 Atm. 11 Atm. Dampferzeugung pro (Z m Heizfläche u. Stunde 11,80 Lg. „ mit 1 Kilo Steinkohle . . 9,22 „ Kohlenverbrauch Pr. Stundeu. Bremspferdestärke 0,642 „ Dampfverbrauch „ „ „ „ Mittl. Temperatur d. Abgabe vor dem Ueberhitzer 5,93 „ 295 °Cels. „ „ des Heißdämpfes am Zylinder 246 M. Da Ruhrkohlen der Zeche Roscnblumen- delle verheizt wurden, deren Heizwert ca. 7800 Calorien beträgt, so ergibt sich bei Reduktion des Heizwertes auf 7500 Calorien ein Kohlenverbrauch von ca. 0,668 Lg.