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preis der Kohlenlampe verleiten zu lassen, diese im Betriebe teuere Lampe so allgemein zu verwenden, auch in Fällen, wo die Eigenarten der neueren Lampen deren Anwendung nicht verbieten. — Alte Dampfmaschinen und Dampfkessel. Nach amerikanischen Begriffen gehören Dampfmaschinen und Dampfkessel nach 10—15 jährigem Betriebe ins alte Eisen. Der Kohlenbedarf wird höher, die Kraftausnutzung und Rentabili tät geringer. Trotzdem findet man im Reich noch uralte Dampf kessel und -Maschinen, über deren Zahl genaue Angaben nicht vorliegen. In Preußen stammt die älteste, zurzeit noch arbeitende, Wasserhaltungsmaschine aus dem Jahre 1798. Wenn ich nicht irre, ist die Maschine im Mansfeldischen Bergrevier tätig. In Preußen gab es im Jahre 1868 27 514 Maschinen, von denen 791 30 Jahre und älter waren. Am 1. April 1904 befanden sich davon noch 285 im Betriebe. Rund 400 hatte man ins alte Eisen geworfen, von dem Rest sich aber nicht trennen können. Die älteste, schon oben erwähnte Maschine leistete 12 Pferde stärken. Die zweitälteste 1820 erbaute Maschine brachte es nur auf 8, während 5 in den Jahren 1822—1830 erbaute ins gesamt 125 Pferdestärken besaßen, eine 1830 erbaute sogar 50. Die 1834—1840 erbauten 20 Maschinen leisteten 651 Pferde stärken. Aus den Jahren 1851—1860 stammten noch 1652, aus den Jahren 1861—1870 5964, 1871—1880 sogar 12 364. Etwas besser steht es mit den Dampfkesseln. So gab es in Preußen am 1. April 1904 nur 10 Lokomobilen und be wegliche Dampfkessel, die 40 Jahre und älter waren. Sie leisteten 110 Pferdestärken. 30 Jahre und älter waren 216 Loko mobilen rc. mit 2197 Pferdestärken. Sie sind also wesentlich jünger wie Dampfmaschinen, was wohl mit der schnelleren Ab nutzung zusammenhängt. Trotzdem gab es Ende 1905 in der Rheinprovinz noch ältere Kessel. Im Belgischen arbeitet noch einer, dessen Erbauer längst die kühle Erde deckt; er stammt aus dem Jahre 1846. Ueber 40 Jahre und älter sind hier noch 18 Kessel, 16 Jahre und älter 585. Trotzdem können sich die Besitzer von den Kesseln nicht trennen. Wurden doch nach dem Berichte des Belgischen Revisionsvereins nur 50 alte Kessel ausrangiert, von denen der älteste 48 Jahre, der jüngste 8 Jahre alt waren. Das Durch schnittsalter betrug 24 Jahre. Die Heizfläche bei den ausrangierten Kesseln betrug durchschnittlich 62,5 qm, der Genehmigunqsdruck 6 Atmosphären. C. Eichler. Berufseigenschaften der Heizer und Maschinisten. Die Zeitschrift des Verbandes schweiz. Heizer und Maschi nisten „Dampf" bringt in der ersten Septembernummer über dieses Thema beachtenswerte Auslassungen, die wir unfern Lesern nicht vorenthalten wollen. Sie schreibt: Den Unterschied zwischen den Maschinen- und Kesselwärtern und den übrigen Handwerkern sieht man schon in den Inser tionen der verschiedenen Zeitungen. Wer einen Heizer oder Maschinist sucht, wünscht sich vor allem einen zuverlässigen, nüch ternen Mann, seine Kunstkommt erst in zweiter Linie in Betracht. Umgekehrt ist es aber, wenn jemand einen anderen Handwerker sucht, da verlangt man tüchtige, eingeübte Männer, ob sie zuver lässig sind, kann sich erst später zeigen. Wir sehen also, dem Kessel- und Maschinenbesätze! ist es hauptsächlich daran gelegen, daß das Wärterpersonal rechtzeitig zur Arbeit erscheint, damit die Maschine zur bestimmten Zeit angelasseu werden kann; ferner, daß die Mannschaft im Maschinenhaus Augen und Ohren offen hat, damit sie das Schmieren der Maschine und das Speisen des Kessels nicht übersehen; denn ein Versäumnis in dieser Richtung könnte mit schweren Schaden verbunden sein. Ob der Maschinist dann mehr Oel und Putzzeug als üblich braucht und ob der Heizer mit dem vorgeschriebenen Quantum Kohlen den Dampf halten kann, ferner ob der Schlackenhaufen eigentlich einen Kohlen haufen, vermischt mit Schlacken bildet, wird als minderwertig angesehen und die daraus entstehenden Schäden lassen sich unter Umständen ändern; zeigen aber, ob das Personal etwas gelernt hat. Weil aber jeder Heizer und Maschinist stolz darauf ist, so wenig wie möglich Kohlen und anderes Material zu gebrauchen, werden sich solche Schäden durch den Lehrheizer derselben bald von selbst oder mit einiger Nachhilfe von Seite der Vorgesetzten aufheben. Schwieriger ist die Erziehung eines Mannes zum Heizer oder Maschinisten, der sein ganzes Leben lang den Schlen drian gewöhnt war. Ein solcher wird am Morgen schon zu ganz ungleichen Zeiten, einmal viel zu früh, das anderemal viel zu spät, erscheinen, weil er auch zu Hause keine Ordnung hat. Im Kessel- und Maschinenhaus liegt das Werkzeug in allen Ecken herum, um dasselbe jedesmal, wenn es gebraucht werden soll, erst zu suchen. Der Kessel wird einmal zu wenig, das andere Mal zu viel Wasser haben, die Maschine wird zeitweise jeden Moment geschmiert, dann wieder stundenlang ohne Oel laufen gelassen. Ein solcher Mann wird selbst an prima Stellen nie lange aushalten können, wenn er sich nicht die Zuverlässigkeit und Ordnung angewöhnen kann, denn bald wird ihm mangels dieser Eigenschaft etwas an der Maschine und Hilfsapparaten oder Kessel fehlen, sodaß er den ganzen Tag nicht zum ruhigen Atem kommt, und geht mürrisch und verdrossen, wie er am Morgen gekommen, abends wieder heim. „Eine Dampfanlage gleicht einem lebenden Wesen", sagt Professor K° R. Müller in seinem Buche über Dampfmaschinen. Der Dampfkessel ist bildlich die Lunge, in welcher die Ver brennung von Sauerstoff stattfindet, und wodurch der durch die Röhren fließende Kraftstoff auf seiner ihm vorgeschriebenen Temperatur gehalten wird. Der Kraftstoff geht zum pochenden Herzen, dem Dampfzylinder und übt dort seine ihm inne wohnende Kraft aus. Der Kondenstopf, der unter dem Dampfzylinder steht, ist mit der Niere zu vergleichen: führt der Topf das Wasser nicht ab, so tritt dasselbe zum Herzen der ganzen Dampf anlage, dem Dampfzylinder und eine Katastrophe ist unvermeidlich, wenn der Wärter nicht zur Stelle ist. So aber, wie man ein höheres lebendes Wesen in seiner Konstruktion mit einer Dampfmaschine vergleichen kann, kann man die Bedienung beider in eine Parallele bringen. Ein Pferd, das zu unregelmäßiger Zeit sein Futter erhält, wird selbst bei reichlicher Menge nicht fett werden. Eine Dampf maschine, welche unregelmäßig bedient wird, hat viel durch Defekte zu leiden; es soll daher des Maschinisten erste Pflicht sein, die Maschine regelmäßig zu bedienen, und wird die Er fahrung den Maschinisten mit etwas Hellem Kopf bald lehren, wie sich diese Regelmäßigkeit zu gestalten hat. Unter regel mäßiger Bedienung verstehen wir hauptsächlich das Schmieren vor dem Anlassen und während des Ganges der Maschine. Aber nicht allein das Schmieren an sich ist von Wichtigkeit zur Auf rechterhaltung des Betriebes, sondern mehr noch die Reihenfolge, in welcher die Schmierstellen mit Oel versehen werden sollen. Ein Maschinist, der heute an dieser und morgen am andem Ende der Maschine zu schmieren beginnt, wird stets eine oder mehrere Schmierstellen übersehen und den Betrieb in Gefahr bringen, indem ihm bald ein Lager warm, wenn nicht gar heiß läuft oder mangels an Oel verbiegt sich ein Ventil oder Führungs stange. Der geübte und erfahrene Maschinist beginnt unter allen Umständen stets am gleichen Orte zu schmieren und be endigt dasselbe auch immer am gleichen Schmierloch; dadurch wird derselbe, vorausgesetzt, er habe dies schon mehrere Wochen täglich einige Male gemacht, eine solche Uebung bekommen, daß er selbst bei Zerstreutheit keine Schmierstelle übersehen wird. Die Zuverlässigkeit ist also die Tugend, die vor allem den Kessel- und Maschinenwärtern nicht fehlen soll, dieselbe hilft ihnen über manches Ungemach hinweg und schützt sie vor vielem Unvorhergesehenen; deshalb sind solche Männer stets frohen Mutes, während andere, die diese Eigenschaft nicht be sitzen, täglich sich fragen müssen, was wird es wohl heute wieder für ein Malheur geben. Fachmänner beurteilen die Kunst des Heizers oder Maschi nisten vielfach nach der Reinlichkeit und Ordnung im Maschinen hause, deshalb schon wird sich jeder Wärter angelegen sein lassen, die ihm anvertrauten Objekte auch möglichst rein zu erhalten. Es soll aber damit nicht gesagt sein, die Maschine müsse glänzen wie eine neue Nähmaschine, denn man hat nicht überall das geeignete Putzzeug und die Zeit dazu, um sich solchen Glanz zu leisten. Aber rein soll die Maschine sein. Dies kann der Wärter am ehesten erreichen, wenn er für die