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Band XVII. Nr. 10. Chemnitz, den 10. Februar 1907. Der Jnsertionspreis beträgt ^ pro viergespattene Petitzeile oder deren Raum 30 Ps. Bei Wiederholungen Rabatt. Deutsche Beilagen, von denen d.r Geschäftsstelle ein Probeexemplar einzusenden ist, werden unter genauer Angabe der Auslage billigst berechnet. ^ Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift Fachblatt des Freien Maschinisten- und Heizer-Bundes Deutschlands, Sitz Chemnitz (vsrnials Sächsischer verband). Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3.60 Mk. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Post-Zeitungs Preisliste Seite 91.) Ulle Zahlungen und Sendungen, welche sich auf den Anzeigenteil beziehen, sind an die Geschäftsstelle: Ernst Pilz, Ehemnitz, Fritz Reuterstr. 27, redaktionelle Berichte an die Redaktion: Julian Ara lapp, LH emnitz, lf a rtmannstr. 15,111 zu richten. Schluß der Redaktion am 3. bezw. 18. jede» Monats. Alle Mitteilungen für den Bund sind an den Vorsitzenden Julius Emmerich, Lhenrnitz, Sonnenstr. ll, zu adressieren. Inhalts-Verzeichnis: 1. Zur gefl. Kenntnisnahme an unsere geehrten Inserenten. 2. Ueber Kondensationsanlagen. 3. Hochtourige Dynamo maschinen. 4. Neue Schaltapparate. 6. Die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine. 6. Rechts- und Gesetzeskunde. 7. Explosionen und Unglücksfälle. 8. Verschiedene Mitteilungen. 9. Gewerblich-Soziales- 10. Unterricht. 11. Unsere Beilagen. 12. Fragen. 13. Antworten. 14. Redaktions- brieskasten. 15. Bundes- und Vereinsnachrichten rc. 16- Eingesandt. 17. Berichtigung. Zur gest. Kenntnisnahme an unsere geehrten Inserenten! Infolge Erhöhung der Druckpresse und Herstellungskosten steht sich der ergebenst Unterzeichnete Verlag gezwungen, bekannt zu geben, daß vom 1. Januar 1907 ab der Preis der vierge spaltenen Petitzeile 30 Pfennig beträgt. Die Erhöhung des deutschen Buchdruckertarifes zu Gunsten der Gehilfen zwingt die Buchdruckerprinzipale den Preis für die Herstellung zu erhöhen. Hochachtungsvoll Der Verlag der Deutschen Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift Chemnitz. Ueber Kondensationsanlagen. Unter besonderer Berücksichtigung der neuesten Fortschritte. Von Walter Rappaport. (Nachdr. Verb.) ilH. Zur guten Ausnutzung einer Dampfmaschinen anlage gehört eine Einrichtung zur Behandlung des Abdampfes, eine Kondensationsvorrichtüng, ohne die eine Verbundmaschine heute kaum denkbar wäre, noch viel weniger eine Drei- oder Vierfachexpansionsmaschine. Je höher die Temperatur und der Druck, bei dem der Dampf der Maschine zugeführt wird, und je tiefer die Temperatur und der Druck, mit der er abgeleitet wird, desto mehr Kraft entwickelt die Maschine und desto voll kommener nutzt sie die im Dampf als Wärme und Druck ent haltene Arbeitsfähigkeit aus. Den Enddruck möglichst tief zu machen, ihn unter den atmosphärischen Gegendruck herunter zu ziehen, dazu dient der Kondensator, d. h. eine Vorrichtung, die den Dampf in flüssiges Wasser verwandelt und so ein Vakuum erzeugt. Da gibt es nun zwei prinzipiell verschiedene Wege, den Dampf zu kondensieren. Bei der einen Methode mischt sich der Dampf direkt mit dem kalten Kühlwaffer, bei der anderen schlägt er sich an den äußeren Wänden von Rohren nieder, durch die das Kühlwaffer strömt. Danach hat man zu unterscheiden zwischen Misch- und Oberflächen-Kondensation. Zunächst die erstere. Der einfachste Fall ist natürlich der, daß man den Dampf in ein großes Wasferbassin leitet, doch ist dies nur möglich, wenn Wasser im Ueberfluß vorhanden ist. In Bergwerken z. B. wird man den Abdampf einer unterirdischen Wasferhaltungsmaschine, den man hier um jeden Preis los werden muß, in den Saugwindkesfel der Pumpe leiten. So einfach liegen nun die Verhältnisse in den weitaus meisten Fällen nicht, und man ist daher gezwungen, besondere Kondensationsapparate vorzusehen. Dieselben bestehen aus einer Pumpe, die das Kühlwaffer herbeischafft, der eigentlichen Kondensations-Vorrichtung, der Pumpe, die das Kondensat mit dem Kühlwaffer zusammen fortschafft und einer Luftpumpe, die den Rest des nicht kondensierten Dampfes und vor allem das im kalten Kühlwaffer enthalten gewesene, bei der Erwärmung aber frei gewordene Lustquantum fortschafft. Die Pumpe zum Heranbringen des Kühlwasfers, die sogenannte Kaltwafserpumpe, kann eine Plunger-, Kolben- oder Zentrifugalpumpe sein und kann entweder von der Maschine, deren Abdampf zu behandeln ist, direkt angetrieben werden oder einen eigenen Motor erhalten. Eine sehr einfache Kondensationsvorrichtung ist die von Letoret herrührende. Ein zylindrischer Gußeisenkörper mit einem Rohrstutzen oben, durch den der Dampf eintritt, und einem Stutzen am unteren Ende, der durch eine von einem Gewicht angedrückte Klappe geschloffen gehalten wird, ruht in einem Wasserbassin. Seitlich mündet in ihn ein Rohr, welches Las Kühlwaffer zuleitet und aus dessen Ende das letztere fein ver stäubt dem Dampf entgegenspritzt — daher „Einspritz"-Konden- sation. Der Dampf schlägt sich nieder, sammelt sich im unteren Teil des Behälters und fließt erst ab, wenn er durch sein Ge wicht die Klappe zu öffnen imstande ist, worauf die letztere sich automatisch wieder schließt. Vollständige Kondensation ist auf diesem Wege nicht möglich, auch gibt der Apparat nur ein schlechtes Vakuum, da die Luft ja garnicht entfernt wird; dafür ist er einfach und billig. Ein besseres Vakuum liefert der nunmehr zu beschreibende Kondensator, der wohl von allen derartigen Anlagen die meiste Verbreitung gefunden hat. Er besteht aus einem eigentlichen Kondensationsraum, in den Wasser eingespritzt wird. Von dieser Kammer strömt das Wasser mit der Luft zusammen der darunter liegenden Luftpumpe durch das Säugventil zu und fließt durch das Druckventil ab. Ein solcher Apparat braucht ziemlich wenig Kraft zum Betriebe, dagegen bedeutende Mengen Kühlwaffer — etwa 25 Liter für 1 Kilogramm Abdampf — sodaß die Kalt wasserpumpe einen großen Kraftbedarf hat und ziemlich bedeutende Dimensionen erhält. Ein Kondensator, wie der eben besprochene wird meist an die durchgehende Kolbenstange eines liegenden Dampfzylinders direkt angeschlossen. Die im folgenden zu besprechenden beiden Prinzipien finden in der Praxis meist nur in größeren Betrieben Ver wendung, bei sogenannten Zentral-Kondensationen, d. h. Anlagen, die den Dampf einer ganzen Reihe von Maschinen behandeln. Diese Prinzipien sind die Parallel- und Gegenstrom-Kondensations methoden, von denen die erstere nur selten verwandt wird, einmal weil sie große Kühlwassermengen braucht, und zweitens weil der Kraftbedarf ein weit größerer ist. Aus diesem Grunde soll hier nur die Gegenstromkondensation kurz besprochen werden. Ein derartiger Apparat besteht aus einem Gußeisengehäuse, in welches das Kühlwaffer oben eintritt, während der Dampf von unten nach oben strömt. Das Wasser wird durch Platten und kleine Ueberläufe gezwungen, kaskadenförmig nach unten zu fließen, bietet so dem Dampf eine große, kühlende Fläche dar, übt also eine kräftigere Kondensationswirkung aus und erzielt